Samstag, 3. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 13. Polarkreis und Saltstraumen

Polarkreis und Saltstraumen

In dieser Nacht gab es keine Jugendlichen, die ihre Disko kurzerhand auf den Seitenstreifen der E 6 verlegt hatten. So konnte ich gut erholt meine Reise in Richtung Norden fortsetzen. Wie weit ich nach Norden vordringen werde, ist noch nicht abzusehen. Das Nordkap habe ich gedanklich schon gestrichen. Ich lag zwei Tage hinter meinem ursprünglichen Plan und der Rückweg über Schweden sollte mir auch noch einige schöne Erlebnisse bringen. Aber das lag alles noch in der Zukunft. Heute stand erst einmal die Polarkreisüberschreitung auf dem Programm. Gegen elf Uhr verließ ich den Platz, nachdem ich mir mit allem sehr viel Zeit gelassen hatte, schließlich war ich im Urlaub und nicht auf der Flucht.

Eingang der Polarkreisstation
Eine gute Stunde Fahrzeit bis zur Polarkreisstation musste schon einkalkuliert werden. Diese Station ist ausschließlich für uns Touristen errichtet worden. Und wie überall an solch magischen Punkten gab es auch hier ein kleines Museum im Gebäude, das hauptsächlich etwas über die Flora und Fauna, sowie den geologischen Verhältnissen der Region aussagte. Wichtig war natürlich auch das Postamt, denn wann konnte man schon mal Postkarten vom Polarkreis versenden? Zugegeben, ich nutzte diese Gelegenheit ebenfalls, da es mal wieder Zeit wurde ein Lebenszeichen von mir zu geben. Zwar hatte ich mein Handy dabei und benutzte es regelmäßig, doch so eine Karte hatte doch etwas Bleibendes.



Statue mit Wappen aller Kommunen
Die Berge, die weitläufig die Straße säumten waren fast alle schneebedeckt. Und die Birken, die hier wuchsen, standen gedrungen, so als wären sie furchtbar alt. Die langen Winter sind schuld daran, sie verhindern, dass die Bäume in die Höhe wuchsen. Landschaftlich ähnelt die Gegend der Hardangervidda. Nur niedrige Bodengewächse, klein wachsende Birken und vor allem Moosflechten auf dem kargen Gestein. Nachdem ich mich lange genug umgesehen hatte, entschied ich mich dafür auch gleich hier zu essen. Die Preise auf der Speisekarte lagen durchweg im günstigen Bereich und das, was es dafür gab sah ausgesprochen gut aus. Ich las die Speisekarte, die auch in deutscher Sprache aushing und entschied, dass es Zeit für eine Premiere war. Ich war nun schon gut zwei Wochen in Norwegen, hatte mich aber bisher nicht an eine spezielle Fleischsorte heran getraut. Das sollte sich heute ändern und so bestellte ich Rentier Geschnetzeltes. Kartoffel und buntes Gemüse, sowie Preiselbeeren wurden dazu gereicht. Ich muss sagen, es hat vorzüglich geschmeckt. Gleichzeitig ärgerte ich mich ein wenig darüber nicht schon früher den Versuch gewagt zu haben. Der Geschmack des Fleisches ähnelt ein wenig unserem Rehfleisch mit einer leichten Wildnote. Wenn sie in Norwegen sind probieren sie es einfach. Ich kann es nur empfehlen.

Nordlandskulptur bei Misvær (RV 812)
Am frühen Nachmittag setzte ich die Fahrt in Richtung Rognan fort. Die Landschaft, wie ich sie beschrieben habe, war nun mein ständiger Begleiter. Abwechslung bot die Eisenbahnlinie, die scheinbar völlig wahllos mal links und mal rechts der E 6 entlang führt. Oder aber die Zelte der Samis auf den Parkplätzen, die ihre Handwerkskunst, Rentierfelle und hier und da auch schon Kitsch anboten.
Bei Kvæl, rechts neben der E 6 ist eine Nordland Skulptur, es gibt insgesamt dreiunddreißig von fünfzehn verschiedenen Künstlern in der besagten Region, zu besichtigen. Es handelt sich dabei um ein Steinmonument, das einen Halbkreis beschreibt und damit die Polarkreis Region repräsentieren soll.



Blick auf die Saltstraumen Brücke vor Tuv
Einige Kilometer vor Rognan verließ ich die E 6 um über die RV 812, die links abzweigt, wieder zur Küste zu gelangen. Ziel war der Saltstraumen, ein gewaltiger Gezeitenstrudel, der entsteht wenn die Flut Millionen Liter Wasser durch die Landenge presst. In Tuv wechselte ich wieder auf die RV 17, die ich vor zwei Tagen weiter südlich verlassen hatte.
Gleich hinter Saltstraumenbrücke gibt es einen großen Campingplatz. Zum ersten Mal seit Beginn meiner Reise fand ich einen fast voll besetzten Platz vor. Dieses Naturereignis musste schon was besonderes sein, wenn der Platz so gut besucht war.


Blick vom Campingplatz


Doch vor dem Vergnügen stand erst einmal die Arbeit. Ich war seit zwei Wochen unterwegs und nun wurde es Zeit mal Wäsche zu waschen. Keine Angst, ich werde jetzt bestimmt nicht erzählen welches Waschmittel ich bevorzuge, oder kleine Hausfrauen Tipps weitergehen. Ich wollte es nur erwähnt haben, weil das eben auch zu so einer Reise gehört. Alle Voraussetzungen dafür waren jedenfalls auf dem Platz gegeben und die Flut ließ sich an diesem Tag auch bis nach einundzwanzig Uhr Zeit, wie jedermann auf einen Aushang an der Rezeption nachlesen konnte.


Und noch eine weitere Aussicht vom Campingplatz
Dass dieser Strudel auch für Angler ein Paradies darstellte sollte ich wenig später auf der Brücke erleben. Vierzig Meter über dem Wasserspiegel saßen einige Angler um aus der gurgelnden Wassermasse das nächste Abendbrot zu fischen. Nun habe ich keine Ahnung vom Angeln, aber diese Art des Fischens erschien mir etwas abstrakt. Der Erfolg der Angler belehrte mich eines Besseren. Einer der Angler begann plötzlich richtig hart zu arbeiten, da musste sich was gewaltiges am Haken befinden. Ich befand mich zu der Zeit genau auf er anderen Seite und das Wechseln der Straßenseite war nicht möglich, es sei denn man lief die Brücke hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Während ich Fotos von der einlaufenden Flut und der untergehenden Sonne machte, kämpfte der Angler weiter. Eine geschlagene halbe Stunde, dann hatte er seinen Lohn übers Geländer gehievt. Es war wohl ein Lachs, gut und gerne dreißig Pfund schwer, so meine Schätzung.

Sie warten auf ihre Gelegenheit (auf der Saltstraumenbrücke)

Auf dem Campingplatz wurde das Tier gewogen, es waren zweiundvierzig Pfund und gleichzeitig neuer Platzrekord. Und das ist kein Anglerlatein. Kein Wunder also, dass der Angler seinen Fang ausgiebig feierte.


Mitternachtssonne am Saltfjord
Ich nutzte unterdessen die Gelegenheit Bilder von der Mitternachtssonne zu machen. Von der Brücke war dies besonders gut umzusetzen. Die Sonne stand genau über den Horizont, das Wasser leuchtete rotgolden und die Landschaft zeichnete sich im Licht tiefschwarz ab. Solche Bilder kannte ich bisher nur aus Filmberichten, nun waren mir selbst welche gelungen. Gegen ein Uhr kroch ich in mein Zelt, die Petrijünger ließen die letzte geleerte Flasche vom Tisch poltern, ehe ihr Schnarchen über den Platz hallte.








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