Samstag, 10. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 23. Trondheim

Trondheim

Für den heutigen Tag habe ich mir Trondheim vorgenommen. Nachdem ich auf der Hinfahrt, auch wegen Zeitmangel, nur daran vorbei gefahren bin, wollte ich der Stadt heute einen Besuch abstatten. Da mir bekannt war, dass kurz vor Trondheim Straßengebühren verlangt werden, beschloss ich auf der anderen Seite des Trondheimfjords entlang zu fahren und später mit der Fähre überzusetzen. Die Kosten, so dachte ich, würden sich in etwa in der Waage halten. Die Landschaft versprach dafür mehr Abwechslung als auf der E 6.
Also nach dem Frühstück wieder Richtung Steinkjer und dann links weiter auf die RV 755. Was die Landschaft angeht hatte ich recht behalten. Herrliche Aussichten auf den Fjord, grüne Wald- und Wiesenhänge auf der Halbinsel Inderøy. Niedliche kleine Ortschaften mit wunderschönen Kirchen. Die Fahrt war ein Genuss, bis zur Skarnsundbrücke Brücke. Das berühmte Schild machte alle meine Hoffnungen zunichte. „Toll Plaza“ stand da in weißen Lettern auf blauem Hintergrund. Dem war ja auch nicht zu widersprechen, nur war bekanntlich an solchen Stellen ein Obolus in Form von Maut fällig. Und Toll hieß eben nicht toll, sondern schlicht und ergreifend Zoll, oder in diesem Falle Mautabgabe. Sei es drum, davon wollte ich mir den Tag nun auch nicht mehr vermiesen lassen. Ich zahlte und genoss die Freiheit und die Stille, die mich umgab.
Skarnsundbrücke am nördlichen Ende des Trondheimfjords
Am frühen Mittag erreichte ich den Fährhafen. Von hier setzte ich nach Flakk über. Ein Campingplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe, so dass mir eine spätere Suche erspart blieb. Pünktlich zur Mittagszeit erreichte ich Trondheim. Ein Parkplatz war schnell gefunden, die Gebühren nicht ohne aber immer noch billiger als ein Ticket fürs Falschparken, falls man mit dem Gedanken spielt die Parkuhr nicht zu füttern.
Der Himmel hatte sich inzwischen zugezogen, die Temperaturen lagen auch nur knapp unter 20° C. Für eine Stadtbesichtigung genau richtig. Weniger gut war der kurze Zeit später einsetzende Nieselregen.


Straße vom Torget (Marktplatz) zum Dom
Vom Torget folgte ich erst einmal der Straße zum Dom. Ein imposantes Bauwerk. Weniger imposant die Menschenmassen, die allesamt aus den gerade eingetroffenen Reisebussen ausschwärmten. Lautstarke Rufe in einem Dialekt, der unschwer einen Sachsen erkennen lässt, hallten über dem Domplatz und verkündeten: „Alles zum Haupteingang und da warten!“
Die Menschen, allesamt wohl Rentner, gehorchten und trotteten zum Hauptportal, während der Rufer zum Kassenhäuschen eilte, um die Karten zu lösen. Ich schaute mir das Treiben eine kurze Zeit lang an. Nein, unter den Voraussetzungen wollte ich keinesfalls den Dom besuchen. Vielleicht etwas später, dachte ich gerade noch, als bereits die nächste Buskarawane eintraf. Der Platz füllte sich Zusehens obgleich die erste Gruppe im Dunkel des Dominneren verschwand.

Nidaros Dom zu Trondheim
I
ch kehrte dem Dom den Rücken zu und schlenderte zurück zum Torget. Es war Markttag und die Händler boten ihre Ware feil. Ein kurzer Blick auf die Auslagen reichte, um zu sagen was in Norwegen gerade geerntet wurde. Soweit das Auge reichte Jødbære (Erdbeeren) und Blumenkohl. Der Marktplatz war ein Farbenmeer in rot und weiß.
Der Nieselregen nahm unangenehm zu, mein Magen meldete sich ebenfalls, zwei Gründe trockene Gefilde aufzusuchen. Ein kleines Lokal mit schmackhaften Speisen war schnell gefunden. Die Preise waren noch vertretbar, wenn auch höher als im ländlichen Bereich. Aber das ist bei uns ja nicht anders.



Yachthafen von Trondheim gegenüber vom Bahnhof
Nach einer guten Stunde setzte ich meinen Rundgang durch die Stadt fort. Nächstes Ziel der Hafen mit seinen alten Lagerhäusern auf Stelzen. In allen Reiseführern als Sehenswürdigkeit angepriesen, wollte ich sie mir ebenfalls ansehen. Der Regen hatte inzwischen ein Einsehen mit mir und stellte seine Tätigkeit vorübergehend ein.




und den historischen Lagerhäusern
Die alten Lagerhäuser sind ihrem ursprünglichen Zweck längst entfremdet worden. In- Boutiquen, Cafés, Bars und kostspieliger Wohnraum sind heute dort untergebracht. Durch diese Veränderungen musste zwangsläufig auch äußerlich etwas geändert werden. Ich spreche von den Stelzen. Früher aus stabilem Buchenholz, werden diese heute weitgehend aus Beton gefertigt. Ein Zugeständnis an die Sicherheit. Und zugegeben, auffallen wird das nur, wenn man genauer hinsieht. Die ersten drei Lagerhäuser stehen auch heute noch auf Holzstämmen, wie in alter Zeit. Die Frage ist nur, für wie lange noch. Für mich haben die Lagerhäuser ihren Reiz durch die Zweckentfremdung bereits verloren. Ein Café ist ein Café, und eine Boutique gibt auch nichts mehr von dem Flair vergangener Tage her. Ein als Wohnblock umgebautes Lagerhaus erst recht nicht. Vielleicht hätte man besser das ein oder andere Museum darin untergebracht und versucht den ursprünglichen Zustand weitgehend beizubehalten, aber so...




Die zum Teil, ganz modern, auf Betonsäulen ruhen
Auf meinen weiteren Weg durch die Stadt verlor ich allmählich den Gefallen. Trondheim hat sicher seine Reize, für mich ist es nur eine Stadt unter vielen. Noch einmal versuchte ich mein Glück beim Dom. Tatsächlich war es verdächtig ruhig auf dem Platz, wenn man einmal von den Tauben absieht. Der Grund für die relative Stille war schnell ermittelt. Das Kassenhäuschen und somit der Dom waren bereits geschlossen. Es war siebzehn Uhr dreißig.
So langsam hegte ich den Verdacht, dass irgendeine Instanz etwas dagegen haben könnte, dass ich die eine oder andere Kirche betrete. – Ist natürlich Blödsinn, aber was geht einem nicht so alles durch den Kopf.



Die Stadtverwaltung ist in einem der größten Holzhäuseer Norwegens untergebracht
So beschoss ich den Tag zu beenden. Das kurze Stück zurück zum Campingplatz und die nächste unangenehme Überraschung. Das Preisniveau passt sich nahtlos dem Stadtniveau an. Es sollte der teuerste Platz meiner gesamten Reise werden.





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