Sonntag, 22. August 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 31. Teil 2 – Elche und Biber

Elche und Biber

Elche beobachten und das mit garantiertem Erfolg. Und warum bin ich dann der einzige Gast an diesem Abend?
Es war nicht zu übersehen, dass der Scout von Adventure- Tours die Safari gerne ausfallen lassen hätte, was ich sogar verstehen konnte. Als Gegenleistung wollte ich eine Garantie, dass die Tour am Samstagabend auf alle Fälle stattfindet. Er überlegte kurz und entschloss sich dann auch für mich alleine zu fahren. Er wollte sich schließlich keine Kunden vergraulen, die so großes Interesse zeigten wie ich, wobei er auf meine Fotoausrüstung deutete.


Zunächst musste sich das reichlich betagte G- Modell die steile Serpentinenstraße hinaufquälen. Kaum hatten wir den Abschnitt hinter uns und fuhren auf einer Nebenstraße, als sich auch schon der erste Elch zeigte. Er war ein ganzes Stück weit weg und der hinter ihm beginnende Wald bot ihm eine gute Tarnung. Danach tat sich lange Zeit gar nichts. Der Fahrer erklärte mir das Ausbleiben damit, dass es noch zu früh und zu hell sei. Das mag so stimmen, aber die Abfahrzeiten gibt schließlich der Veranstalter und nicht der Kunde vor. In der Zwischenzeit erzählte er mir, dass das Gebiet für seinen Bimsstein bekannt ist. Das hier gewonnene Material wird nach ganz Europa geliefert. Und er erzählte von den vorherigen Touren, die alle ausgebucht gewesen sind. Die fehlende Nachfrage heute konnte er sich nicht erklären.



Das änderte sich, als nacheinander mehrere Fahrzeuge mit holländischen Kennzeichen auftauchten und uns langsam folgten. Sie erhofften sich wohl auf diese Weise erfolgreich zu sein. Den ein oder anderen schüttelten wir dadurch ab, dass er Wege benutzte wo ein PKW einfach scheitern musste.



Etwa eine Stunde waren wir durch die Gegend um Steindal gefahren. Inzwischen war es immer dämmriger geworden. Elche zu sehen war eine Sache, sie bei dem verbleibenden Restlicht noch zu fotografieren eine andere.
Nach einem Blick auf seiner Uhr sagte der Fahrer plötzlich: „Auf der nächsten Wiese werden wir Elche sehen.“


Ehrlich gesagt glaubte ich schon nicht mehr so recht daran, aber er sollte recht behalten. Endlich kam ich dazu Bilder zu machen, aber das vierhunderter Teleobjektiv war mit seiner schwachen Lichtstärke bereits überfordert.
Nach mehr als zwei Stunden hatten wir insgesamt acht Elche gesehen. Einige waren dann noch nah genug, um sie mit dem deutlich besseren Zweihunderter aufnehmen zu können.

Mein Fazit: Adventure- Tours ist auf alle Fälle kundenfreundlich und der Preis ist angemessen. Nicht gefallen hat mir die Tatsache, dass nur vom Wagen aus fotografiert werden konnte. Das Motorengeräusch hatte potentielle Motive oft schon vorzeitig verscheucht. Die Tiere sind im Juni / Juli sehr schreckhaft weil dann Jagdsaison ist. Die beste Zeit für Elche beobachten ist der August. Die Tiere sind dann deutlich ruhiger und die männlichen Exemplare tragen ihr ausgewachsenes Geweih.


Ob es nun eine geführte Tour sein muss um Elche zu Gesicht zu bekommen sollte jeder für sich entscheiden. Nur, wenn man es auf eigene Faust machen will, dann sollte man nicht warten bis das Safarifahrzeug losfährt, um sich an deren Fersen zu heften. Das ist dem Veranstalter gegenüber nicht fair.


Am Abend nach der Telemarkkanaltour musste ich mir noch ein wenig die Füße vertreten. Beinahe zehn Stunden mehr oder weniger nur sitzen ist nichts für mich. Gleich beim Campingplatz in Dalen gibt es einen Naturpfad. Nicht besonders lang, gerade richtig für einen Spaziergang mit der Möglichkeit auf dem Weg Biber zu beobachten.


Die fleißigen Nager haben sich dort am Fluss häuslich niedergelassen, wie gleich mehrere Bauten zeigen. Etwas Geduld sollte man schon aufbringen und wenn man kein Glück hat kann man auch so einiges über die Natur in diesem Gebiet erfahren. Auf fünfzehn Hinweistafeln gibt es Informationen zu Pflanzen, Tieren und der Energiegewinnung durch Wasserkraft. Diese Tafeln berichten in Landessprache, doch am Beginn des Weges gibt es einen Schaukasten dem man ein Merkblatt in Englisch, Deutsch oder Niederländisch entnehmen kann. Eine wirklich gute Idee, wie ich finde.


Die erste Hälfte des Weges verlief ohne Ereignisse. Einmal verriet ein Platschen, dass ein Biber gerade ins Wasser gegangen war, gesehen hatte ich ihn nicht.
Fast schon am Ende des Weges angekommen sah ich dann doch noch zwei der Burschen am gegenüberliegenden Ufer. Eine zweite Runde war dann etwas erfolgreicher und ich konnte sogar einige Bilder machen.



Insgesamt gesehen ist Dalen ein idealer Fleck für Familien mit Kindern. Der Campingplatz besitzt einen großen Kinderspielplatz mit einem Luftkissen zum Hüpfen und Springen. Schaukeln, Rutschen und eine riesige Sandkiste. Dazu Brötchenservice, ein eigenes kleines Restaurant und ein Sortiment an Lebensmitteln die den Gang in den Ort überflüssig machen. Geführt wird der Platz von Niederländern, das Personal ist durchweg freundlich und die Preise angemessen.










Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 31. Teil 1 – Dalen

Dalen

Nachdem ich gestern mehrfach alte Lagerhäuser auf den verschiedenen Höfen gesehen hatte, konnte ich auf dem kleinen Campingplatz in Hjadstad einen Rohbau besichtigen. Die Bauweise hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert und zeigt wie gut diese Lagerhäuser gewesen sind.

Rohbau eines Lagerhauses in Hjadstad

Für heute liegt nur ein kurzes Stück Weg vor mir. Zunächst ging es über die E 134 in Richtung Haukeli. Der Himmel hatte sein strahlendblaues Gewand mit einigen weißen Tupfen übergestreift und wieder kletterte das Thermometer rasch auf dreißig Grad.
Auch hier waren immer wieder die Schuppen auf Stelzen zu finden. Diese Bauart verhindert, dass Schnee und Feuchtigkeit an empfindliches Gut, wie Getreide oder Saatgut gelangen kann.


Stabkirche Eidsborg im West- Telemark Freilichtmuseum

Wer sich für olympische Geschichte interessiert, was den Wintersport angeht, der muss entweder nach Lillehammer oder aber nach Morgedal fahren. Der Ort liegt einige Kilometer hinter Seljord. Mein Interesse daran war nicht so groß, stattdessen machte ich Pause auf den nahen Rastplatz. Schnell wurde eine Stunde daraus, was immer dann passiert wenn ich auf nette Menschen treffe. In diesem Fall stammten sie aus Österreich, womit hier gleichzeitig belegt ist, dass auch Österreicher freundlich sein können. Ich hatte ja auch schon andere Erfahrungen gemacht. Kurioserweise hatten wir ab Trondheim beinahe die gleiche Strecke zurückgelegt. Erst in Eidfjord nahmen wir jeder eine andere Route. Meine führte bekanntlich über die RV 7 nach Geilo und weiter über die RV 40 und E 134 hierher. Das Paar war in Eidfjord über die RV 13 nach Süden über Odda, Røldal und Haukeli gefahren, so dass wir uns hier nun begegneten. Auch ihr Urlaub neigte sich dem Ende entgegen, ich mochte noch gar nicht daran denken. Und so hieß es für mich einfach nur die letzten Tage bei diesem herrlichen Wetter genießen und bloß keinen Gedanken an die Heimfahrt verschwenden.



Holzschindeln bis zur Grundmauer

In Ofte verließ ich die E 134 und folgte nun der deutlich schlechteren RV 45 nach Dalen. Einige Kilometer davor liegt der kleine Ort Eidsfjord mit der gleichnamigen Stabkirche und dem Freilichtmuseum „Vest Telemark“. Der Eintrittspreis beinhaltet beide Teile und ist mit 50 NOK nicht zu teuer. Im Preis enthalten war eine kleine private Führung, das heißt, ich war der einzige Gast.


Gedenkstein für die Familie Tveiten am Museumseingang

Wie schon in Uvdal ist auch hier das Fotografieren nicht erlaubt. Hier ging die Sorge um die Wandmalereien noch ein Schritt weiter. Die Kirche hatte kein Licht, abgesehen von zwei kleinen Fenstern. Mit einer Taschenlampe wurden die jeweils angesprochenen Elemente angeleuchtet.

Blick in einen Schlafraum

Die Art der Malereien war ähnlich der in Uvdal, vielleicht nicht ganz so üppig und farbenfroh aber doch bemerkenswert. Dabei handelte es sich auch nicht um die bekannten Rosenmalereien, wie mir die junge Frau versicherte. Geweiht ist diese Kirche St. Nikolaus von Bari. Eine beachtliche Holzstatur des Heiligen ist in der Kirche zu finden. Sie ist etwa 140 Zentimeter hoch, wobei es sich jedoch um eine Nachbildung handelt. Das Original steht in der Altertumssammlung der Universität Oslo.

Detailbild eines gußeisernen Stubenofens

Die vier Eckmasten der einschiffigen Kirche tragen die Namen von vier Männern in Runenschrift. Der Legende nach trug jeder einzelne von ihnen einen der monumentalen Masten zum Bauplatz hin.
Wie viele andere Stabkirchen, so besitzt auch sie einen sogenannten Svalgang. Vergleichbar mit einem umlaufenden Korridor. Im Außenbereich sind die hölzernen Dachschindeln erwähnenswert. Sie reichen bis zum Grundgemäuer hinab.


Die alte Wassermühle

In dem kleinen Freilichtmuseum steht unter anderem auch die Fogsstua. Ihr Inneres weißt die eingangs erwähnten Rosenmalereien auf, die weit über die Telemark hinaus bekannt sind. Eine Besichtigung mit Führung sollte um 13:00 Uhr stattfinden, so war noch genügend Zeit die anderen Gebäude in Augenschein zu nehmen.

Kochstelle in der Wassermühle

Die Einrichtungen erzählen vom Leben in der Zeit um 1670 und später. Betten, Schränke, Gebrauchsgegenstände, zumeist aus Holz gefertigt, finden sich hier. Kochstellen, ein Kinderzimmer, ein Handwerksraum mit entsprechenden Werkzeugen. Auch die Landwirtschaft in der Zeit wird nacherlebbar, wenn man sich die alte Egge oder den Pflug, der noch von Menschenhand hinter einem Ochsen oder Pferd geführt wurde, anschaut. Auch eine Wassermühle ist auf dem Gelände gegenüber der Fogsstua zu finden.

Das Mühlenrad

Um 13:00 Uhr wartete ich vergebens darauf das Haus der Rosenmalerei besichtigen zu können. Auf Nachfrage erklärte mir die Kassiererin sie habe keine Zeit und vertröstete mich auf die nächste Stunde mit der Bemerkung, dass auch dort nicht fotografiert werden dürfe. Schade! Mit dieser Einstellung holt man sich ganz sicher nicht mehr Touristen ins Museum. Und zweifellos war das auch nicht im Sinne der Familie Tveiten, die sich maßgeblich für den Erhalt der Hofanlage einsetzte, wie ein Gedenkstein zeigt.
Lohnenswert ist dieses Freilichtmuseum mit Stabkirche allemal, vorausgesetzt die Besichtigung aller Gebäude wird gewährleistet und nicht mit Ausflüchten verhindert.


Typische Lagerhäuser

Nun war es nur noch ein Katzensprung bis Dalen. Die Straße jedoch nahm das Aussehen einer sich windenden Schlange an, die sich in engen Spitzkehren ins Tal hinab schlängelte.

Dalen, wer möchte wird stilecht mit einem Oldtimer vom Bahnhof abgeholt

Auf den ersten Blick ist Dalen mit zwei Attraktionen in Verbindung zu bringen. Die eine ist das Hotel Dalen aus dem 19. Jahrhundert. Ein hölzerner Prachtbau, in dem schon Könige und andere Staatsoberhäupter sehr gut diniert und genächtigt hatten. Zu spät hatte ich erfahren, dass eine Besichtigung von 12:00 bis 17:00 Uhr erlaubt ist, auch wenn man nicht Gast im Haus war. Vielleicht ein andermal.

Rückseite des Dalenhotel

Und dann ist der Ort auch bestens geeignet für eine Telemarkkanal- Schifffahrt. Dies war der eigentliche Grund für mich hierher zu kommen. Dass Dalen darüber hinaus noch einiges mehr zu bieten hat, zeigen die Angebote von Adventure- Tours. Tages- Wochenend- und Wochentouren stehen im Programm. Und das reicht vom Bergsteigen, Rafting, Kanufahren, Reittouren und Elchsafaris.

Abendstimmung am Hafen von Dalen

Die Elch- Tour wollte ich am Abend auf jeden Fall ausprobieren. Bis dahin werde ich noch etwas im Liegestuhl relaxen. Der Campingplatz macht hier jedenfalls schon mal einen sehr guten Eindruck.
Die Schifffahrt auf dem Telemarkkanal konnte ich im kleinen Touristencenter, in der Nähe vom Hotel, buchen. Das alles geschah online und ich hatte zehn Minuten später bereits die Bestätigung.

Wasserspieglungen zaubern Kunstwerke

Am Abend machte ich dann noch einen kleinen Spaziergang zum Hafen. Dort ruhte sich die Hendrik Ibsen von ihrer Fahrt aus. Niemand wollte ihre Ruhe stören, selbst das Plätschern der Wellen schwieg. Die Berge links und rechts des Tinnsjø spiegelten sich in seiner Wasseroberfläche. Die Natur im Licht der untergehenden Sonne zauberte abstrakte Kunstwerke, die nur darauf warteten entdeckt zu werden.

Die alte Hendrik Ibsen, Ruheplatz vor der nächsten Fahrt