Samstag, 25. September 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 35. Kristiansand in Bildern

Kristiansand in Bildern

Ein letzter Spaziergang durch Kristiansand bevor es mit der Fähre zurück nach Dänemark geht.

Skulptur Barbarkvinden


Turbinerad vor dem Eingang eines Energierversorgers

Junge auf Bär reitend - Skulptur am Segelhafen


Baumstümpfe als natürliche Blumenkübel


Hafencafé mit Schwänen


Brunnenanlage


Festungsanlage von Kristiansand

Feuerhaus am Marktplatz


Altarbereich im Dom


Orgel über dem Eingangsportal des Doms zu Kristiansand

E N D E







Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 34. Unangenehme Überraschung

Unangenehme Überraschung

Schon vor drei Jahren hatte ich in Kilefjord Station gemacht und der Campingplatz war mir in guter Erinnerung geblieben. Das hatte sich auch nicht geändert, der Service war sogar noch ausgeweitet worden. Frische Brötchen können vorbestellt werden und sogar ein Pizzaservice wird angeboten.
Der letzte Tag sollte eigentlich dazu dienen im Auto ein wenig Ordnung zu schaffen und die letzten Stunden in der Sonne zu verbringen.
Am Abend zuvor hatte ich noch ein Paar aus Soest kennen gelernt. Sie hatten die Hütte neben meiner gemietet. Beide waren mit den Motorrädern unterwegs und bei der Ankunft passierte es, die Frau fuhr in ein kleines Schotterloch und konnte die Maschine nicht mehr halten, sie stürzte um. Zum Glück war nichts Ernstes passiert, ich half das Motorrad wieder aufzurichten und wir wechselten noch einige Worte.

Eingang zum Mineralienpark Hornnes

Am Morgen trafen wir erneut zusammen unterhielten uns wieder angeregt darüber wie schön das Land war. Ihr Urlaub begann gerade erst und für die Frau war es die erste Tour mit dem eigenen Motorrad. Nach einer Stunde verabschiedeten wir uns und ich wollte meinen Liegestuhl aus dem Auto holen, als mir eine Veränderung an der Hecktür auffiel. Mein Autokennzeichen war nicht mehr vorhanden. Die Spuren deuteten auf eine gewaltsame Entfernung hin. Hatte ich gestern noch darüber sinniert dass die Zeit ein Dieb sei, so hatte ich es nun mit wahrhaften Dieben zu tun, die meinen letzten Tag auf den Kopf stellten.


Die Parkanlage mit zahlreichen Skulpturen

Zunächst meldete ich den Vorfall bei dem Platzwirt. Dort erfuhr ich, dass ich nicht das einzige Opfer war. Einem Niederländer wurde ebenfalls das Kennzeichen gestohlen. Der Platzwirt versprach den Fall an die Polizei weiterzugeben, was er auch tat. Dennoch blieb mir der persönliche Gang zur Behörde nicht erspart. Die Diebstahlmeldung wurde schnell und unkompliziert aufgenommen. Hier erfuhr ich, dass es neuerdings beliebt sei Kennzeichen zu stehlen und damit Straßenrennen zu veranstalten. Dazu muss man wissen, dass auf der RV 9 im Gebiet um Evje gleich mehrere Starenkästen stehen. Am Schluss gab man mir den guten Rat das Formular gut aufzubewahren für den Fall, dass eine Anzeige wegen Geschwindigkeitsüberschreitung folgen sollte. Die Strafen dafür waren nicht gerade von Pappe.
Der ganze Papierkram hat nicht einmal eine Stunde gedauert, was ich wiederum als erfreulich betrachte.

Zahlreiche Mineralien sind in der Mine ausgestellt

Auf dem Rückweg entschloss ich mich dem Mineralienpark bei Hornnes zu besuchen. Schon die kleine Parkanlage mit den zahlreichen Skulpturen und bunten Blumenbeeten ist sehr ansprechend und lädt zum Spazieren gehen ein. Eine der Skulpturen erinnerte mich an eine Geschichte, die ich auf der Busfahrt von Geiranger nach Molde zu hören bekam. Es war die Geschichte von dem Troll und den drei Ziegen.

Aber auch versteinerte Baumscheiben aus den USA

Drei Ziegen weideten auf einer Wiese an einem Fluss. Das Gras war nicht besonders schmackhaft. Die Wiese auf der anderen Seite des Flusses sah viel saftiger und leckerer aus. Doch die Brücke, die über den Fluss führte, wurde von einem bösartigen Troll bewacht. Eines Tages sagte die kleinste der drei Ziegen: "Ich werde jetzt über die Brücke gehen, das Gras hier schmeckt mir nicht mehr." "Aber der Troll", gaben die anderen beiden zu bedenken. "Dann soll er mich doch fressen, ich bleibe jedenfalls nicht länger hier." Und so ging die kleine Ziege mutig auf die Brücke zu.
"Halt Ziege, wenn du die Brücke zu überqueren versuchst werde ich dich fressen." "Aber Troll, was hast du davon? Sieh mich an, ich bin so klein, von mir wirst du doch nicht satt. Lass mich auf die andere Seite und schon bald wird eine größere Ziege kommen, die kannst du dann fressen."
Der Troll überlegte, schaute zu den anderen beiden Ziegen und antwortete: "Also gut, du kannst gehen, aber die nächste Ziege werde ich fressen."


Die Muster für sich sind schon Kunstwerke

So gelangte die kleine Ziege auf die andere Seite des Flusses und konnte fortan das viel saftigere Gras genießen.
"Wie hat sie das nur gemacht?", fragten sich die beiden anderen Ziegen. "Also wenn es die Kleine geschafft hat, dann werde ich es auch schaffen", sagte die mittlere Ziege. "Sei nicht dumm, der Troll wird dich fressen", antwortete die große Ziege. "Dann soll er mich doch fressen, ich bleibe auf keinen Fall länger hier." Und so marschierte die zweite Ziege zur Brücke.
"Halt, dich werde ich jetzt fressen, die kleine Ziege hat es mir versprochen und du bist tatsächlich größer."
"Das stimmt wohl, Troll, aber schau zur Weide. Die Ziege ist noch viel größer als ich. Lass mich auf die andere Seite gehen und du wirst die größte Ziege zum Mahl bekommen."
Wieder überlegte der Troll. Sie hatte ja recht, warum sollte er sich mit ihr begnügen wenn er eine viel größere Ziege bekommen konnte? "Du kannst gehen, aber die dritte Ziege ist mein."



Ins richtige Licht gerückt

Nun war die große Ziege ganz allein auf der ausgetrockneten Weide und sie fragte sich, wie die beiden es wohl geschafft hatten über die Brücke zu kommen. Sie würde es wohl nur erfahren, wenn sie es ebenfalls wagte.
"Ha, jetzt habe ich dich. Bleib stehen, du bist mir als Mahl versprochen", sagte der Troll triumphierend. "Wer hat dir mich als Mahl versprochen?" fragte die große Ziege. "Die beiden anderen Ziegen. Sie sagten, du seiest die größte Ziege, an dir ist am meisten dran und sie haben mich nicht belogen."
"Das ist richtig, Troll, jedoch vergaßen sie zu erwähnen, dass ich auch die stärkste Ziege bin", antwortete diese und stieß den Troll mit ihren Hörnern von der Brücke ins Wasser, wo er zu Stein erstarrte.
So waren die drei Ziegen wieder vereint und der Troll hatte das Nachsehen. Was wieder einmal zeigt, dass Trolle leicht zu übertölpeln sind.

Grubenloren als Schaukästen

Wie gesagt, diese Geschichte stammt nicht von mir ich habe sie nur nacherzählt.
Die Mineralienausstellung selber ist in den Schächten der alten Nickelgrube untergebracht. Die überwiegenden Exemplare stammen aus der Region. Es gibt aber auch Leihgaben aus den USA, wie die versteinerten Baumscheiben. Auch Steinkunst aus aller Welt sind in der Ausstellung zu bewundern. Besonders gelungen finde ich die Umgestaltung der alten Grubenwagen zu Vitrinen. Selbst ein Teil der Gleisanlagen wurden erhalten und somit das Ursprüngliche der Grube bewahrt. Ebenso finden alte Werkzeuge, Maschinen, Hebemittel und die Nachstellung einer Schmiede ihren Platz in der Ausstellung.


Steinplatte

Obwohl ich mich nicht so sehr mit Geologie beschäftige hat mich der Mineralienpark begeistert. Zehn Euro Eintritt sind nicht wenig, aber für das Gebotene angemessen. Erst recht wenn man sich für die Vielfältigkeit der Steine und Mineralien interessiert. Und wer damit nun gar nichts am Hut hat, der kann den kleinen Park zumindest für eine Pause und einen Spaziergang nutzen. Das kostet nichts und verschafft Bewegung nach oft viel zu langen Autofahrten.


Löwenskulptur aus Marmor

So endet nun meine Berichterstattung. Morgen geht es nach Kristiansand, dort vielleicht noch ein kleiner Bummel durch die Stadt, von der ich bereits berichtet habe und dann wieder heim. Ich hoffe es hat euch ein wenig Spaß gemacht und wer weiß wo ich mich inzwischen schon wieder rumtreibe. Ihr werdet es erfahren, wenn ihr mögt.

Teichanlage mit en drei Ziegen und dem Troll


Parkanlage am Mineralienpark











Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 33. Die Zeit ist ein Dieb

Die Zeit ist ein Dieb

Als ich an diesem Morgen erwachte war mir deutlich vor Augen, dass meine Zeit mal wieder abgelaufen war. Fünf wunderschöne Wochen lagen hinter mir. Jeder einzelne Tag ein Erlebnis wovon keiner in Vergessenheit geraten wird. Die Sonne schien wie an den Tagen zuvor und doch überfiel mich der Schwermut, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Während ich diesen letzten Tag noch einmal Revue passieren ließ fiel mir das Buch von Håkon Nesser ein, welches ich während der Reise gelesen hatte. „Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla“. In einer Szene stellt der Hauptdarsteller eines Tages fest: „Die Zeit ist ein Dieb. Zuerst schenkt sie dir die schönsten Momente und dann nimmt sie uns alles fort.“

Setesdalmuseum

Genauso empfand ich es an diesem Morgen. In meinen Gedanken sah ich die ganze Reise noch einmal vor mir. Bergen, die Tage auf der Hurtigrute. Die Regenzeit entlang der Küstenstraße bis Trondheim und die Begegnungen mit zahlreichen Menschen. Dann die stimmungsvollen Sonnenuntergänge, das Erlebnis mit den Papageientauchern, bis hierher nach Dalen. Und mir wurde klar, ich hatte gar keinen Grund zur Schwermut, ich konnte vollauf zufrieden sein. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf machte ich mich auf den Weg zu meiner letzten Etappe.


Plakat mit Trachten

Aus dem tiefen Tal, in dem Dalen eingebettet liegt, heißt es erst einmal einige Kilometer bergan fahren. Über die RV 45 durch das Fyresdalsheiane. Die Straße ist auch bekannt als Suleskarvegen. Obwohl noch innerhalb der Baumgrenze wird die Landschaft karger und die Straßen schlechter. Kurzwellige Erhebungen, Überbleibsel des letzten Winters, fordern den Stoßdämpfern einiges ab. Kein gutes Terrain für tiefergelegte Sportlimousinen mit Breitreifen wie ein liegengebliebener BMW mit aufgeschlagener Ölwanne beweist.
Wohl eignet sich das Gebiet hervorragend für den Wintersport, wie vereinzelte Skilifte und kleine Bergpensionen entlang des Weges zeigen.


Alte Truhe

Einige Kilometer vor Rotemo geht es wieder bergab ins Tal und damit ist für mich auch die allerletzte Bergetappe abgeschlossen. Mein in die Jahre gekommenes Auto hatte alle Strapazen überstanden und mich auch bei der dritten Tour nicht im Stich gelassen.
In Rysstad gibt es ein kleines Museum, das sich mit der Kulturgeschichte der Region beschäftigt.

Truhe Detail

Es besteht seit 1938 und zeigt alte Trachten, erzählt von Bräuchen und von Arbeitsmethoden. Vermittelt Einblicke im Leben des Schriftstellers Hans Hendrik Holm und erklärt anhand von Modellen den Kraftwerksbau im Setesdal.
Das älteste Stück des Museums ist ein tausend Jahre altes Wikingerschwert, welches in Straume, bei Valle gefunden wurde. Eine durchaus sehenswerte Sammlung zumal das Entree mit 30 NOK sehr gering ausfällt. Wer die Eintrittskarte in den Händen hält muss mutmaßen, dass die Herstellung teurer erscheint.



Valle, Kinderspielplatz und glatte Felsen

Wie gut das Museum besucht wird lässt sich nur schwer sagen. Ich war an diesem späten Sonntagvormittag der einzige Gast und meine Eintrittskarte trug die Nummer 191. Kaffee wurde auch angeboten, doch hätte dieser erst aufgebrüht werden müssen. So viel Mühe wollte ich den beiden Angestellten dann doch nicht abverlangen.

Nebelkrähe auf Spähposten

Bei Besteland, ein schöner Name für einen Ort oder eine Gegend, das dachten sich wohl auch die Kommunalpolitiker, wurde eine Maut fällig. Nichts was einen aufregen müsste. Drei Euro sind schließlich nicht die Welt. Aber es zeigt einmal mehr wie schnell sich etwas ändern kann. Vor drei Jahren war hier jedenfalls noch keine Mautstelle.


Säule bei Reiårsfossen

Bei Reiårsfossen entdeckte ich einen kleinen Antik- Trödelmarkt. Also legte ich eine kleine Pause ein und schlenderte über den Platz. Das Angebot reichte von interessant bis hin zu Kitsch und Schund. Dahingehend unterschied er sich nicht zu Trödelmärkten in unserer Region.
Bei Bygland befinden sich einige Grabhügel aus der Wikingerzeit. Eine Hinweistafel gibt dazu Auskünfte über Funde und Geschichte.

Pferde bei Rysstad

In Byglandsfjord wurde es höchste Zeit für ein Mittagessen. Angebote gibt es reichlich, vom teuren Hotel bis zum einfachen Krø. Ich wählte eines mit großer Terrasse und schönen Blick auf den gleichnamigen Fjord. Das Essen war durchaus genießbar. Die Wirtin wirkte jedoch schmuddelig und war zudem auch reichlich vergesslich. Nach etwa einer halben Stunde fragte sie mich, was ich denn bestellt hätte. Der Familie, einen Tisch weiter, erging es nicht anders. Von vier Essen entsprachen drei nicht dem Bestellten. Also nicht wirklich zu empfehlen.


Abendstimmung in Kilefjord

Etwa fünfzehn Kilometer südlich von Evje war mein Ziel erreicht. Der Campingplatz am Kilefjord sollte meine letzte Station sein, ehe es am Dienstag mit der Fähre nach Dänemark ging.






Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 32. Telemarkkanal

Telemarkkanal

Um 8:40 Uhr sollte die Hendrik Ibsen den Hafen in Dalen verlassen. Um sieben verließ ich mein Zelt, holte die frischen Brötchen ab, die ich am Abend zuvor bestellt hatte und genoss das Frühstück im Freien. Die Sonne stand an einem fast wolkenlosen Himmel, aber noch fehlte es an Wärme. Es war frisch aber keineswegs unangenehm.
Das kurze Stück bis zum Hafen fuhr ich mit dem Fahrrad. Dort angekommen musste ich feststellen, dass kaum Menschen anwesend waren. Vielleicht zwanzig Passagiere kurz darauf, mit mir zusammen, an Bord.
Die erste Station auf dem Telemarkkanal, Lårdal

Die Hendrik Ibsen wurde 1907 in den Dienst gestellt. Bis 1992 befuhr sie die Gewässer vor Stockholm, entlang der Schärenküste. Danach wurde sie von den Norwegern gekauft und befährt seit 1993 den Telemarkkanal.
Gleich nach dem Auslaufen erfolgten die ersten Informationen und die Passagiere wurden mit den Rettungsmaßnahmen vertraut gemacht.
Der erste Hafen wird nach kurzer Zeit erreicht, es ist Lårdal. Die Gegend zeichnet sich durch südeuropäisches Klima aus. Hier gedeihen Aprikosen, Walnüsse und sogar Apfelsinen.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Ort Bandaksli, dort wird vorwiegend Bimsstein abgebaut.


Hendrik Ibsen mit Schiffsglocke

Weiter ging es über den Bandak nach Spjotsodd. Die Landschaft bietet in diesem Teil nur wenig Abwechslung. Erst kurz vor dem nächsten Ziel wird es wieder spannend, wenn das Schiff durch die enge Fahrrinne fährt. Mühelos kann man durch das klare Wasser bis auf den Grund sehen. Mehr als die berühmte Handbreit Wasser ist da nicht unterm Kiel.
Einige Passagiere steigen zu und weiter ging die Fahrt. An Fjågesund vorbei, einem kleinen Ort mit gerade mal fünfzig Einwohnern, wie den Gästen erklärt wird. Wer weitere Informationen möchte kann dazu eine Broschüre über den Telemarkkanal käuflich erwerben.
Inzwischen hatte die Sonne ihre ganze Kraft entfaltet. Die Jacken, die am Morgen noch nötig waren, verschwanden in den Rucksäcken und wurden durch Sonnencremes ersetzt.


Brücke bei Fjagesund

Inzwischen hatte die Sonne ihre ganze Kraft entfaltet. Die Jacken, die am Morgen noch nötig waren, verschwanden in den Rucksäcken und wurden durch Sonnencremes ersetzt.
Wo auch immer Menschen am Ufer standen, wurde das Schiff von ihnen durch freundliches Winken begrüßt. Mal war es eine kleine Insel auf der sich eine Handvoll Badende eingefunden hatten, oder ein Boot, das an uns vorüberfuhr. Ein anderes Mal winkten uns Kinder aus einem Garten direkt am Ufer zu. Das Leben am Kanal scheint gemütliche Blüten zu tragen.
Kurz vor der ersten Schleuse in Hogge ist ein Teil der wieder hergerichteten Straße von 1853 zu sehen. Sie diente dem Transport von Gütern ehe der Kanal und die Schleusen erbaut worden waren.

Wohnen am Wasser, vor Hogge

Diese und fünf weitere Schleusen werden auch heute noch von Hand bedient. Dass für diese Arbeit nicht nur kräftige Männerhände geeignet sind, ist gleich in Hogge zu beobachten. Da konzentriert sich so mancher Blick weniger auf die Technik, als auf die nette Schleusenwärterin.
Der Kanal wurde in der Zeit von 1887 bis 1892 erbaut und schuf damit eine durchgehende Verbindung vom Innenland zum Meer.
Es folgte die Schleuse Kjeldal. Vor Lunde konnte man sich ein ganz besonders Bild von der Gemütlichkeit am Kanal machen. Ein Ponton mit einer Kunstrasenfläche, mit Tisch und Campingstühle schwamm auf dem Wasser. Die Besitzer konnten vom Garten aus über einen Steg dorthin gelangen.


Ein Teil der alten Transportstraße von 1853, vor Hogge

Vor der Schleuse in Lunde begegneten wir dann der eigentlichen Königin des Telemarkkanals, der Viktoria. Sie fährt schon seit 1882 auf dem Kanal. Zu Beginn mit Dampfkraft, ehe ihr in den fünfziger Jahren ein neues Herz eingepflanzt wurde. Seitdem treibt sie ein Dieselmotor voran. In Lunde wurde das Schiff von einer Musikkapelle am Anleger begrüßt und es stiegen weitere Passagiere zu.
Hier lag auch das dritte Schiff, die Telemarken, des Kanals. Es handelt sich dabei um einen Neubau und genauso langweilig sieht es auch aus.

Schleusentor öffne dich, hier ist noch Muskelkraft gefragt

Die vierte Schleuse ist wohl der interessanteste Teil des Kanals. Bei Vrangfoss sind dreiundzwanzig Höhenmeter zu überwinden. Das geschieht mit insgesamt fünf Schleusenkammern. Auch hier ist durchweg Handarbeit erforderlich. Und vor allem ist das kein Job der nur zweimal am Tag gemacht werden muss. Hinter uns folgten gleich die Telemarken und vor der fünften Schleuse hatten sich etliche Freizeitkapitäne eingefunden, die nach oben befördert werden wollten.
Nach knapp sieben Stunden war mein Ziel, Ulefoss, erreicht. Etwa Dreiviertel der insgesamt 105 Kilometer langen Strecke lag hinter mir. Genug Zeit um sich zu entspannen, besonders während der Fahrt über den Bandak.


Terrasse am Wasser, bei Lunde

Vielleicht ist der Kanal noch reizvoller wenn man die Reise in Skien beginnt. Die Schleusengänge sind nun mal der spannendere Teil der Fahrt. Und wenn das Schiff gehoben, anstatt abgesenkt wird, ist das noch mal so interessant. Wer die Fahrt vom Meer aus beginnt sollte auf jeden Fall vorbestellen. Anders als die Hendrik Ibsen war die Viktoria mehr als gut gefüllt.
Die Hendrik Ibsen war mit kaum mehr als 20 Passagieren an Bord gestartet. Erst in Lunde wurde die Zahl verdoppelt. Dafür dass der Telemarkkanal eines der beliebtesten Ausflugsziele ist und jährlich mehr als 100000 Besucher hat, war das recht mager.

Begegnung mit der Victoria

Dürftig waren auch die Informationen zum Kanal. Dafür gab es reichlich Sicherheitshinweise, was natürlich nicht falsch ist, und die Telemarkbroschüre, die käuflich zu erwerben ist, wurde viermal erwähnt. Die Andenken an Bord waren unverhältnismäßig teuer. So sollte eine einfache weiße Tasse mit dem Schiff im Blaudruck darauf umgerechnet 20 Euro kosten. Die Verpflegung hingegen kann als günstig bezeichnet werden.


Schmale Passage vor der Vrangfoss- Schleuse

Ein weiteres Manko war die fehlende Information zu den Abfahrzeiten der Expressbusse. Laut Fahrplan war mit zwanzig Minuten Aufenthalt zu rechnen. Zu wenig um sich in Ulefoss noch umzusehen. Tatsächlich mussten wir über eine Stunde warten. Die Zeit hätte für einen Rundgang allemal gereicht, man hätte es nur wissen müssen.
Insgesamt ein lohnender Tagesausflug, der in mancher Beziehung noch verbesserungswürdig ist. Wobei die Preise den ein oder anderen abschrecken werden. Die Strecke Dalen – Ulefoss mit Busrückfahrt schlagen bei einem Erwachsenen mit 75 Euro zubuche. Kinder bis drei Jahre sind frei und bis fünfzehn Jahre zahlen die Hälfte. Wer sein Kleinkind im Kinderwagen mitführt wird aber auch zur Kasse gebeten. Rund 10 Euro für das Gefährt sind dann fällig.

Die Vrangfoss- Schleuse von unten gesehen

Die Überlandbusse (Ekspressbusse) sind sehr komfortabel mit Klimaanlage und Toilette. Sie haben somit Reisebusniveau. Hinweise auf Sehenswürdigkeiten gibt es auch, allerdings nur in Landessprache. Das sollte aber nicht als Kritik aufgefasst werden, im Gegenteil. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Linienbusfahrer in Köln, Düsseldorf oder sonst wo auf die Sehenswürdigkeiten hinweisen.

Schleusenkammer Ulefoss