Sonntag, 31. Mai 2009

Sommerpause

Liebe Leser,
in den nächsten Wochen wird ruhig auf dieser Seite sein. Das heißt aber keineswegs, dass sich hier nichts mehr tut. Anfang August startet die dritte Episode meiner Norwegen- Reisen. Bis dahin werde ich neue Eindrücke auf den Färöer Inseln und Island sammeln.
Ich wünsche allen eine schöne Urlaubszeit und freue mich euch im August an dieser Stelle wieder begrüßen zu dürfen. Und da die Vorfreude eine der schönsten Freuden ist, hier schon mal ein kleiner Hinweis: Die Hurtigrute wird bei der nächsten Reise eine große Rolle spielen. Ihr dürft gespannt sein!
"Tusen takk" sagt euer Klarus

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 36. Kristiansand, der Abschied

Kristiansand, der Abschied

Das Grau und die Tränen des Abschieds waren gestern, heute lachte mir wieder die Sonne und ließ das Land in seinem Glanz erstrahlen. Ich nutzte die verbleibende Zeit, um einen Stadtbummel in Kristiansand zu machen. Der Dom beeindruckt durch seine architektonische Erscheinung, mit seinem Turm und Türmchen, Ecken, Erkern und Winkeln obwohl sein Äußeres eher schäbig wirkte, durch den einfachen grauen Betonputz. Heute herrschte ja strahlender Sonnenschein und ließ so sein Äußeres ertragen. Im gestrigen Regengrau, so könnte ich mir vorstellen, wirkte er düster und bedrohlich wie eine alte Trutzburg.

Marktplatz von Kristiansand

Der kleine, wunderschön herausgeputzte Park davor, mit seinen bunten und gepflegten Blumenbeeten, unterstreicht das freundliche Bild.


Gepflegtes Äußeres vor dem Dom

Aber nicht nur der Dom, der Park und der Marktplatz mit Brunnen gaben ein freundliches Bild ab. Die ganze Stadt strahlte dieses freundliche Flair aus. Egal ob in den Einkaufsstraßen oder in der sehenswerten Altstadt mit seinen gepflegten Gassen. Die Häuschen wirkten oft niedlich, standen dicht an dicht und die Farbe auf den Holzplanken war häufig frisch aufgetragen und erstrahlte überwiegend in weiß. In der „Radhusetgata“ war dieser Eindruck besonders intensiv. Vor vielen Häusern waren Blumenkästen mit Margariten oder kleinen Buchsbäumchen. Manchmal wuchs auch direkt neben einem Haus eine kleine Birke aus dem Gehweg und vermittelte eine träumerische Idylle obgleich nur wenige Straßenzüge weiter das Leben einer Großstadt pulsierte.

Im Sonnenlicht überzeugt sogar das schlichte Grau

Hier allerdings ohne die oft mieslaunig machende Hektik, die in unseren Großstädten oft zu beobachten ist. Menschen vieler Nationalitäten, was so eine Hafenstadt nun mal mit sich bringt, schlenderten plaudernd, manchmal staunend (Touristen) oder auch telefonierend durch die kleinen Straßen. Die Kinder waren ausgelassen, hüpften und sprangen, oder schleckten mit Genuss ein Eis. Und manche Situation, die dadurch entstand und bei uns oft mit schimpfen und meckern endete, wurde hier lediglich freundlich belächelt.

Sommer in Norwegen, gefüllte Straßencafés

Anderthalb Stunden reichten um den letzten Film mit diesen Eindrücken beinahe gänzlich zu füllen. Dann wurde es auch schon Zeit zum Hafen zurück zu kehren, wo ich auch die letzten Zentimeter Film mit Motiven belichtete.

Altstadt von Kristiansand

Genau in dem Moment, in dem ich im Hafen ankam, lief die Seacloud II ein. Ein großes Dreimastsegelschiff für Kreuzfahrten. Die Segel waren bereits alle eingeholt, dennoch wirkte sie imposant und bot ein wunderschönes Motiv vor der Hafeneinfahrt.


Blumen dürfen nirgendwo fehlen

Während ich die letzten Zeilen schreibe läuft auch die Fähre ein. In Windeseile verlassen die vielen Neuankömmlinge mit ihren Fahrzeugen den Bauch der Christian IV. Und so wird es auch für mich Zeit diesen Bericht zu beenden.

Für alle die nicht laufen wollen oder können, die Stadtbahn

All jene, die aus dem Bauch der Fähre gekommen waren, dürften sich über den schönen Tag gefreut haben. Und wenn man den Worten in einem Reiseführer glauben schenken darf, werden all diese Menschen auch später wieder dem Land die Ehre geben.

McDonald Deluxe, auch die Preise sind fürstlich

Für mich gibt es dahingehend keine Zweifel. Ich werde immer wieder gerne in dieses Land zurückkehren, da braucht man mich nicht lange zu bitten.

Die Seacloud II im Hafen von Kristiansand

„På gjensyn Norge, jeg komme tilbake!”






Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 35. Hardangerfjord

Hardangerfjord

Heute war Sonntag, Regen und Gewitter hatten sich wieder einmal in Wohlgefallen aufgelöst. Nach einem ausgedehnten Frühstück war auch der letzte Regentropfen von der Zelthaut verschwunden. Von den Sonnenstrahlen in seine Bestandteile aufgelöst. Der heutige Streckenabschnitt sollte mich entlang des Hardanger- und Sørfjords führen. Gleichzeitig musste ich den Abschied von Norwegen einleiten. Seit einigen Tagen begleitete mich ein grässliches Kreischen immer dann wenn ich bremsen musste. Eine Überprüfung am Abend zeigte, dass die vordere linke Bremse extrem stark abgenutzt war und die Bremsbeläge praktisch nicht mehr vorhanden waren. Das war deswegen besonders ärgerlich, weil ich vor Antritt der Reise noch in der Werkstatt war und ausdrücklich darum gebeten hatte die Bremsen vorne zu erneuern wenn diese sich grenzwertig zeigen sollte. Dabei erwähnte ich auch, dass ich rund 10000 km vor mir hatte. Aussage der Werkstatt, die hält auch noch 20000 km. Jetzt hatte ich nicht mal achttausend absolviert und die Bremse war am Ende, sowie mein Urlaub, eine Woche früher als geplant.

Kvanndal, Fähre gerade verpasst

Mit der Fähre geht es von Kvanndal nach Kinsarvik mit Zwischenstopp in Utne. Hier befindet sich das Hardanger Volks- und Heimatmuseum. Reizvolle Ziele, ebenso wie Hardangar- Kathedrale, die Felszeichnungen in Herand oder eine Wanderung zum Gletscherarm am Steinsfjellet. Nun waren sie von meinem Reiseplan gestrichen und werden erst bei meiner nächsten Reise Beachtung finden. Wenig später wurden die Obstplantagen, links und rechts des Sørfjords sichtbar. Riesige Anlagen an den Berghängen, die verdeutlichten warum die Gegend um den Hardangarfjord auch „der Garten Norwegens“ genannt wurde.


Utne, das Folks- und Heimatmuseum

Zu beiden Seiten des Fjords waren die Plantagen zu sehen und alle paar Meter waren kleine Stände aufgebaut und Pappschilder mit der Aufschrift „Møreller“ besagten, hier gab es frische Kirschen zu kaufen. Anstatt „Garten Norwegens“, könnte dieser Abschnitt auch als der längste Marktstand der Welt bezeichnet werden. Das Angebot war zwar etwas einseitig, denn außer „Møreller“ und vereinzelt auch mal „Jødbærer” (Erdbeeren), wurde hier nichts anderes angeboten. Aber wer immer auf diesem Abschnitt unterwegs ist, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Die Früchte sind eine Köstlichkeit.

Obstplantagen so weit das Auge reicht

Neben den Gaumenfreuden gab es den Augenschmaus in Form einer wunderschönen Gegend, mit vielen Wasserfällen, netten kleinen Orten und dem Fjord. Etwa bei Espe war dann auch der Folgefonn Gletscher auf der gegenüberliegenden Seite gut auszumachen. In Odda gönnte ich mir eine erste Pause. Die milde Morgensonne begann die Luft zu erwärmen und ließ die Menschen gut gelaunt durch die Straßen flanieren. Dieser Abschnitt verliert auch bei der zweiten oder Tour nichts von seinem Reiz und das gilt auch für den nun folgenden Abschnitt.

Fähranleger Utne

Weiter ging es über die RV 13 Richtung Skare. Zur Rechten tauchte erneut ein großer Wasserfall auf ehe der gigantische Doppelwasserfall „Latefossen“ auf der linken Seite in Erscheinung tritt. 165 Meter stürzen diese ins Tal, um sich dort mit einem wilden Fluss zu vereinen. Die zahlreichen Touristen auf dem Parkplatz belegen, dass dieser Wasserfall seinen besonderen Reiz hat.


Kirche von Utne

Ich Skare verließ ich dann die RV 13 und folgte der E 134 Richtung Haukeligrend. Landschaftlich eine sehr reizvolle Gegend. Leider bekam ich nicht wirklich etwas davon mit, denn das Kreischen machte sich zeitweise sogar während der Fahrt bemerkbar und forderte meine ganze Konzentration. Wahrscheinlich war der Bremssattel fest.

Howden, die nahende Gewitterfront

In Haukeligrend wechselte ich auf die RV 9. Hatte das Wetter bis hierher noch gehalten so zogen nun wieder schwere Gewitterwolken auf. Und es sollte nicht lange dauern bis diese sich mit einem gewaltigen Tosen entleerten. Bei Howden war der Regen so stark, dass binnen Minuten die Straßen unter Wasser standen und jedes Weiterfahren lebensbedrohlich wurde. Ich hielt an einer Bushaltestelle und wartete. Nach etwa dreißig Minuten war der Spuk vorbei. Die tiefhängenden Wolken lösten sich langsam auf und die Landschaft wurde nach und nach wieder sichtbar. Ich setzte meine Fahrt fort und suchte mir en letztes Nachtquartier in der Nähe von Bygland.





Sonntag, 24. Mai 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch 34. Teil 2 - Voss

Voss

Von Gudwangen ging es weiter Richtung Süden. Bei dem Versuch einen weiteren grandiosen Wasserfall zu erreichen musste ich gut hundert Meter rückwärts bergab fahren weil mir auf der einspurigen Straße ein Reisebus entgegen kam. Beim Rückwärtsfahren war die Bremswirkung eh schon gering, ich hatte das Gefühl überhaupt keine mehr zu haben, zu dem begann sie auch noch kräftig zu stinken. Einen zweiten Anlauf nahm ich nicht und fuhr weiter nach Voss.

Flusslauf bei Tvinne

Das Wetter war Grund genug für einen Stadtbummel. Ein wunderschönes kleines Städtchen, das nicht wegen seiner Häuser, die beinahe untypisch aus Stein gebaut waren, sondern eher wegen der Lebendigkeit auffiel, was natürlich auch am Wetter gelegen haben mag. Menschen flanierten durch die Einkaufsstraße und von einem Berg, hoch über der Stadt segelten Paragleiter ins Tal. Nicht einfach so, Ziel war es, eine Plattform auf einen See zu erreichen. Einigen gelang es, andere wurden dabei nass.


und der Wasserfall

In der alt ehrwürdigen Kirche, teils aus Felsgestein und der Turm aus Holz gefertigt, gaben sich mal wieder zwei Menschen das Jawort.
Der sparsame Umgang mit Filmmaterial wurde einmal mehr auf eine harte Probe gestellt. Den Stadtbummel krönte ich dann mit einem Essen in einem kleinen aber feinen Restaurant, das mich in zweierlei Hinsicht überrascht hat. Zum einen waren die Preise für norwegische Verhältnisse sehr günstig, und der zweite Grund ist schon beinahe eine Kuriosität. – Ich fand keinen Hinweis zu den Toiletten also fragte ich kurzerhand danach. Man gab mir auch bereitwillig Auskunft und flüsterte mir auch noch einen Code zu. Den hatte ich zwar verstanden, aber ich wusste noch nicht so recht was ich damit sollte.

Paragleiter über Voss

Als ich jedoch vor der Tür stand, begriff ich und kam mir gleichzeitig wie in einem James Bond Film vor. Neben der Tür war eine Tastatur angebracht. Ich gab den Code ein und konnte die gekachelten Nebenräume betreten. – Grandios, die Toiletten gesichert wie Fort Knox!

oder im kühlen Nass

Im Restaurant selbst gab es noch einige Vitrinen in denen Pokale und auch Olympiamedaillen ausgestellt waren. Sogar eine Goldmedaille von 1998. Auch die Fotos einer Skifahrerin und eines Skifahrers, die ich aber beide nicht kannte. Ich vermute mal, die beiden waren in Voss zu Hause.
Wenig später verließ ich nach dem guten Essen diesen Ort um zwanzig Kilometer weiter mein Lager aufzuschlagen. Unterwegs ist mir dann noch ein weiterer Wasserfall, beinahe hätte ich gesagt, über den Weg gelaufen, aber das war vielleicht gar nicht so verkehrt.

Steinkirche von Voss

Manch einer hätte beim Anblick wahrscheinlich gesagt: „O ist der schön!“ und wären dann weiter gefahren weil man sich auf einer talwärts führenden Serpentinenstraße befand. Mag ja sein, ich nicht! Denn wo ein Wille ist, da ist auch immer ein Weg.

und noch einmal von der Seite

Frech, wie ich war, hielt ich in einer Kurve! Kamera genommen, ausgestiegen, einen guten Platz gesucht und fertig. Ich will doch nicht nur Bilder wie aus einem Reiseführer machen, und dafür muss man schon mal was riskieren!
Mittlerweile bekomme ich wieder alles, nur nichts gutes auf dem Campingplatz. Zuerst hat es ein paar Mal kräftig gedonnert und nun kommt auch noch alles Nasse zu erden gestürzt. Mir scheint, das Wetter treibt dieses Jahr so seine Spielchen mit mir.

Wasserfall vor Nesheim kreuzt die Straße






Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 34. Teil 1 - Drei Fjorde

Drei Fjorde

Nachdem es am Abend geregnet hatte, blieb es in der Nacht weitgehend trocken. Als ich gegen acht Uhr das Zelt verließ fand ich eine verschleierte Landschaft vor. Der Fjord hinter mir versteckte sich hinter dichtem Nebel, die Berge am anderen Ufer zeigten jedoch ihre Spitzen, die von der Sonne beleuchtet wurden.
Der Campingplatz selbst lag noch im dunklen Schatten des Berges direkt vor mir. Seine bewaldeten Hänge hatten sich ebenfalls verschleiert. Die feuchten Tücher lasteten schwer auf den Bäumen. Zur Linken weitere Erhebungen über denen sich schon das zaghafte Blau des Himmels zeigte während große weiße Wolken etwas tiefer die Berghänge verhüllten.
Je später es wurde und je höher die Sonne stieg, umso leuchtender wurde die Umgebung. Kaum trat die Sonne aus dem Schatten des Berges, und die Sonnenstrahlen trafen auf den Dunst, konnte man sehen wie sich die Nebelschleier verflüchtigten. Die Sonne stillte ihren Durst an den Nebel- und Tautropfen!
Das leuchtende Grün des Fjords wurde sichtbar, die Berghänge versteckten sich nicht länger hinter den Nebelschleiern und mein Zelt wurde innerhalb weniger Minuten getrocknet. Für die heutige Fjordtour schien sich genau das richtige Wetter anzukündigen.

Altes Segelschiff in Kaupanger


Die Schiffstour begann mit einem kleinen Missverständnis. Der Fahrkartenverkäufer wollte mir kein Ticket verkaufen, weil die Fähre wohl so klein war. Merkwürdig daran war nur, ich stand in der ersten Reihe als vierter, die zweite Reihe hatte aber bereits Fahrkarten. Lange Rede kurzer Sinn, ich bekam mein Ticket und konnte mitfahren.
Die Fähre war wirklich klein und als auch noch zwei Reisebusse auf die Fähre fuhren wurde es am Oberdeck, durch die vielen Reisenden verdammt eng.


Kleine Stabkirche von Kaupanger

Von Kaupanger ging es über den Lærdalfjord. Die Bergwelt war schön anzusehen aber nicht wirklich aufregend. Zudem stand eine Dunstglocke über den Bergen, so dass die Sicht ein wenig getrübt wurde.
Das erste Highlight gab es bei Indre Frønningen in Form einer Katamaranfähre. Mitten auf dem Fjord wurden die Maschinen gestoppt, unsere Fähre kreiste langsam und die Schnellbootfähre legte bei uns an! Keinesfalls eine Touristenshow sondern Alltag. Sozusagen eine Haltestelle mitten auf dem Fjord. Drei Passagiere stiegen um und nach zehn Minuten ist alles vorbei. Logisch dass die Touristen trotzdem applaudieren.

Blick auf den Lærdalfjord

Die Sonne marschierte inzwischen stetig zum höchsten Stand und brannte dabei gnadenlos. Trotz Sonnenmilch im Gesicht und auf den Armen spürte ich, wie die Haut sich nach kurzer Zeit spannte. Schatten bot das Oberdeck nicht gerade viel, zudem begann es langsam interessant zu werden. Wir erreichten den Aurlandsfjord. Links und rechts rückten die Berge zunehmend näher. Nach einer guten Stunde war der Abzweig zum Nærøyfjord erreicht und jetzt wurde es erst richtig dramatisch. Zu beiden Seiten rücken die Bergwände noch enger zusammen, stiegen gut tausend Meter steil empor und gleichzeitig wand sich der Fjord wie eine Schlange. Oft sah man zu allen vier Seiten nichts als Berge. Nichts für Menschen mit Klaustrophobie. Einige Wasserfälle tauchten auf, und was viele überraschte hier gab es Ansiedlungen am Ufer des Fjords ebenso wie hoch oben auf den Gipfeln.

Bitte umsteigen! Fährhaltestelle auf den Lærdalfjord

Kurzfristig wurde die Landschaft zur Nebensache. Einer der Touristen begann unsere fliegenden Begleiter mit Nüssen zu locken. Binnen weniger Minuten waren an die zwanzig Möwen zur Stelle und vollführten akrobatische Kunststückchen. Das faszinierte nicht nur die überwiegend deutschen Touristen, auch Italiener, Schweden und Norweger waren von den Darbietungen angetan. Und manche Flugmanöver waren so atemberaubend, dass die Leute sogar applaudierten, erwischte die Möwe einen Nusskern im Flug. Und das passierte gar nicht mal so selten weil sich gleich mehrere Möwen mit Geschrei in die Tiefe stürzten.


Blick in den Aurlandsfjord

So gingen auch hier wieder etliche Bilder verloren, wobei ich auch immer versuchte die Landschaft mit einzufangen, die jetzt auch immer aufregender wurde.
Die optische Enge und die daraus resultierende Bedrohlichkeit wurden durch die strahlende Sonne, den wolkenlosen Himmel und dem gleißenden Wasser wieder relativiert.


Akrobaten der Lüfte. Gar nicht scheue Seemöwen

Unzählige Wasserfälle, mal kleine Rinnsale, silbrig schimmernde Fäden flüsterten sich leise ins Tal. Andere, groß und laut donnernd verloren auf dem langen Weg ins Tal, sechs- manchmal achthundert Meter an Kraft. Die Wasserschleier, vom Wind verweht, von der Sonne verdunstet, blieb oft nicht mehr als ein tröpfelnder Rinnsal.


Wasserfälle aller Facetten im Aurlandsfjord

Vielleicht denkt der ein oder andere jetzt: „Wie oft will er mir noch von Wasserfällen erzählen? Irgendwann muss doch mal gut sein.“ Mag sein. Ich hörte unterwegs auch Menschen sagen: „Ein Fjord ist wie der andere, die Berge gleichen einander und auch die Täler unterscheiden sich nur wenig voneinander.“ Wer die Landschaft so sieht, der hat sie nicht gesehen. An anderer Stelle erwähnte ich bereits, dass jeder Fjord sein eigenes Gesicht hat und so trägt auch jeder Wasserfall ein anderes Gewand. Dieser Reiz verleitet mich auch immer wieder dazu, zur Kamera zu greifen um die Vielfältigkeit zu dokumentieren.

Ständige Begleiter

Am Ende der zweieinhalbstündigen Tour brennen meine Lippen, die Haut auf der Nase spannt sich und die Arme sind gerötet. Die Berge sind wieder ein Stück zurück gewichen und geben ein kleines grünes Tal preis. Hier hat das Meer seine Grenzen und wir Touristen unser Ziel erreicht.
Bevor wir anlegten bot uns der Tourist mit Hang zur Tierdressur noch ein besonderes Finale und zeigte uns gleichzeitig wie klug auch diese Möwen sein mögen.


Ein letzter Blick in den Nærøyfjord

Kurz lockte er wieder ein paar Möwen in dem er einige Nusskerne warf. Schnell fanden sich die gefiederten Begleiter wieder ein. Nun gab sich der Mensch nicht mehr damit zufrieden die Nusskerne zu werfen. Nein, er legte sie auf der ausgestreckten Hand. Und was machen die Möwen? – Nach kurzem Zögern und abtasten kamen sie auf die Hand und holten sich die Nuss. Nach der ersten folgten auch die anderen, nicht einmal, gleich zehn oder zwanzig Mal wiederholte sich das wahrhaft schöne Schauspiel. Am Ende der Tour war auch dieser Film gefüllt, wie hätte es auch anders sein sollen.


Endstation Gudwangen









Sonntag, 17. Mai 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 33. Teil 2 - Gletscherlandschaft Jutonheimen

Gletscherlandschaft Jutonheimen

Zunächst begeisterte mich der wilde Gletscherfluss Bøyda, der inzwischen wieder „Bøvre“ heißt.
Dieser reißende Fluss konnte nicht nur mit der Driva mithalten, er übertraf sie teilweise in seiner ungestümen Art. Der Bøvre tost Abhänge hinunter und lässt wilde Wasserfälle entstehen, die umso wilder werden, je weiter man in die Bergwelt vordringt. Rasende Stromschnellen, die scheinbar keine Zeit verlieren wollen, auf ihren Weg zum Vågåvatnet.
Links und rechts der Straße tauchen gigantische Wasserfälle auf, die den Fluss zusätzlich nähren und sich mit den tosenden Wassermassen verbündeten.

Lairdal - Einstieg in die Gebirgswelt Jutonheimen

Einer dieser Wasserfälle schien direkt auf ein Gehöft zu stürzen, laut und tosend selbst aus Entfernung noch wahrzunehmen. Oder ein anderer gigantischer Fall, der sich bereits am Berggipfel gabelte und in zwei gigantischen Stürzen ins Tal donnert. Beide treffen auf den Bøvre wo er selbst einen atemnehmenden Wasserfall bildet.
Dank an den Straßenerbauern, die genau dort einen großen Parkplatz errichtet haben.

Elvesæter - Siegessäule

Ein Stück vor diesem gigantischen Wasserfall liegt das Gehöft „Elveseter“, im Baustil der Berghöfe. Heute Hotelanlage und Stand der „Saga Säule“. Stolze 33 Meter hoch wird auf ihr ein Querschnitt der norwegischen Geschichte, vom ersten vereinten Reich 872 bis zur Reichsversammlung im Jahre 1814, dargestellt. Diese Säule steht erst seit 1992 dort, wurde aber bereits vor dem zweiten Weltkrieg vom Bildhauer W. Rasmussen entworfen und sollte ursprünglich in Oslo vor dem Storting aufgestellt werden. Eine dunkle Ahnung beschlich mich, die besagte, am Ende des Tages würde ich kein Fotomaterial mehr haben. Der letzte meiner Filme liegt in der Kamera und zeigt von mal zu mal weniger verfügbare Bilder an.

Hofanlage Elvesæter

Ich zwinge mich zu rationalisieren. War ich doch gerade mal zwanzig Kilometer von Lom entfernt und schon neun Bilder waren gemacht. So blieben weitere Wasserfälle, wie lange Brautschleier erscheinend, ohne Beachtung. Auch der Fluss wurde fortan mit Missachtung meinerseits bedacht. Doch meine Zurückhaltung hielt nur zehn weitere Kilometer.
Beinahe unmerklich war ich auf 1200 Meter Höhe angekommen und der erste Gletscher wurde sichtbar. Noch entfernt und zaghaft lugte er zwischen anderen Bergen hindurch, aber schon dominant genug für ein Bild.

heute Hotelanlage

Und von jetzt an wurde es richtig schlimm. Noch ein gutes Stück vom höchsten Punkt entfernt, lauerte hinter jeder Kurve, hinter jeder Bergkuppe ein neues bewegendes Panorama. Die Gletscher rückten immer näher, vom „Jutonheimen“, einem der bekanntesten Gletscher Norwegens, konnte man gar das bläuliche Schimmern erkennen. Und während dieser Gletscher noch in seiner monströsen Gestalt das Landschaftsbild beherrschte, tauchte schon der nächste Urzeitgigant auf, der „Sognefjellet“.
Ich stand mehr als das ich fuhr, und bei den vielen Stopps bleibt es nicht aus, auch immer wieder auf dieselben Menschen zu treffen. So das Paar aus Segeberg. Wir kamen ins Gespräch, er fragte nach den Vorzügen meines Fahrzeugs. Ich gab bereitwillig Auskunft und bekundete meine Zufriedenheit, vor allem mit dem Platzangebot. Man trennte sich, um wenige Kilometer weiter wieder aufeinander zu treffen. Gemeinsam stellten wir fest, heute gibt es kein wirkliches vorwärtskommen. Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige war, der von dieser „Krankheit“ befallen wurde.


Doppelwasserfall

Dann war der höchste Straßenpunkt erreicht, er liegt bei knapp 1500 Meter. Sieben über 2000 Meter hohe Berge wirken von hier gar nicht mehr so dramatisch, oder eben doch wieder dramatisch durch ihre beinahe schon greifbaren Gletscher.
Seit ich in Lom losgefahren war, sind drei Stunden aber gerade mal fünfzig Kilometer vergangen.
Mein Magen knurrt, ich zwinge mich zu einer Pause. Erneut ein Gespräch mit einem Rentnerehepaar aus Karlsruhe. Sie laden mich zu einer Tasse Kaffee ein, ich erfahre, dass sie sind schon mehrmals hier oben gewesen waren und beklagen den geringen Schnee, der oftmals im Juli noch bis an die Straße heranreichte.


und nochmal etwa 300 m unterhalb der Straße

Danach ging es weiter, die Dramatik der Berglandschaft ließ langsam nach. Die Gletscher blieben zurück und der Weg führte zunächst sachte Richtung Tal. Bei einem weiteren Stop treffe ich wieder die Segeberger und gebe ihnen meine Internetadresse weil sie Interesse daran zeigten.
Vom Parkplatz aus konnte ich mir einen Überblick davon verschaffen, was nun vor mir lag. Einige der unzähligen, nun folgenden, Serpentinen und Spitzkehren zeigten sich unter uns. Wie ein riesiger Lindwurm schlängelt sich die Straße durch die Gebirgswelt. Eigentlich ein Foto wert, doch ich bekam die ganze Dramatik nicht aufs Bild und so verzichtete ich darauf.

Jutonheimen mit seinen zahlreichen Gletschern

Der erste Streckenabschnitt zehn Kilometer mit acht Prozent Gefälle waren schon wahnsinnig. Man kam sich wie ein Rallyefahrer vor. Dritter Gang, bremsen, einlenken, Gas geben. Viertelkurven, Spitzkehren, links herum, rechts herum und dabei stetig bergab.
Nach diesen zehn Kilometern war es keineswegs vorbei. Im Gegenteil, die Talfahrt erfuhr noch eine Steigerung. Das Gefälle erhöhte sich auf zehn Prozent und weitere vier bis fünf Kilometer. Die Talfahrt wurde zum Rausch der Tiefe. Auf diesem Teilstück gab es dann auch die einzige Möglichkeit für einen Stop mit Aussicht auf das Tal. Der kleine Ort unter mir heißt denn auch bezeichnenderweise „Fortun“. Einige kleine Häuser, eine weiße Kirche, ein Flusslauf, grüne Wiesen und Berghänge. Alles so winzig klein erinnerte mich der Anblick eher an eine Landschaft für eine Modelleisenbahn.
Hier machte sich dann auch der eben erwähnte Rausch bemerkbar. In meinen Ohren brauste es, wie sonst nur nach einem Flugzeugstart. Aber es hat auch einfach Spaß gemacht diese Strecke zu fahren.

Hinter jeder Biegung neue Ausblicke

Wenig später hatte ich den kleinen Ort erreicht und befand mich wieder auf Meeresspiegelhöhe. Mein Zielort lag noch immer gut fünfzig Kilometer entfernt und so verzichtete ich darauf eine Nebenstrecke zu fahren, die neben einen Wasserfall noch eine Stabkirche bietet.
Darüber hinaus verschlimmerten sich meine Kopfschmerzen trotz der Schmerztabletten. Eigentlich hätte ich den nächsten Platz anfahren sollen, aber ich brauchte Informationen für die nächste Tagestour, also fuhr ich weiter.
Mein Blick für die Landschaft war durch die geschilderten Umstände getrübt. Eigentlich sah ich nur noch das Ziel vor Augen. Die Straße führte immer am Lustrafjord entlang. Irgendwann tauchte am anderen Ufer dann auch der Wasserfall auf. Auf der Entfernung sah er aus wie eine wehende Gardine vor einem dunklen Fenster. Kurz vor Sogndal ein weiterer gewaltiger Wasserfall. Riesige Wassernebel erzeugend, und doch für ein Foto geeignet, trotz der Bäume und das Wasserkraftwerk, welche die Sicht versperrten.

Blick auf Fannaråkbreen

Wie bereits geahnt war der Film voll ehe der Tag zu Ende, so dass ich für morgen erst einmal Nachschub besorgen musste. Dreißig Filme waren gefüllt und Filmmaterial in Norwegen nicht gerade preiswert.
Wenig später erreichte ich Kaupanger und bekam am Hafen die Informationen, die ich für den nächsten Tag benötigte. Ich checkte auf den kleinen Campingplatz ein, baute mein Zelt auf und genoss den kühlenden Regen nach dieser hitzigen Bergtour.


Blick auf Fortun









Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 33. Teil 1 – Stabkirche von Lom

Stabkirche von Lom

Einmal mehr musste ich feststellen, Autokarten haben keine besonders hohe Aussagekraft was landschaftliche Faszination anging. In Anbetracht dessen, dass heute ein sehr kurzer Abschnitt vor mir lag, wagte ich einen Abstecher nach Vågåmo. Nun waren 250 Kilometer nicht gerade viel, nur sollte man nicht den Fehler begehen und deutsche Maßstäbe anwenden. So brauchte ich beinahe zehn Stunden für den Abschnitt, aber der Reihe nach.

Statue und Kirche "Kristin Lavransdatter" in Sel

Zunächst führte mich die E 6 Richtung Otta. Neben der Hauptstraße liegt der kleine Ort Sel. Eine kleine Kirche und eine Statue von Kristin Lavransdatter sind dort zu besichtigen. Es gibt auch eine Familiensaga zu Lavransdatter, geschrieben von Sigrid Undset, die 1928 der Nobelpreis für Literatur erhielt.


Stabkirche von Vågåmo

Einmal von der E 6 runter zeigte mir ein Blick in die Straßenkarte, dass es eine Abkürzung nach Vågåmo gibt. Was die Karte nicht verriet war die Tatsache, dass es sich um eine unbefestigte Straße handelte, die zunächst steil bergan und später über Serpentinen ebenso steil bergab führt. Auf diese Weise hatte ich zwar gut zwanzig Kilometer Strecke gespart, zeitlich jedoch keinen Vorteil erzielt. Nass geschwitzt erreichte ich Vågåmo. Zeit mir ein wenig die Füße zu vertreten und ein frisches T- Shirt anzuziehen.

Landschaft bei Vågåmo

Interessant hier die alte Stabkirche von 1673 und der ursprüngliche Kirchturm von 1150. Weniger interessant das Innere weil auch hier fotografieren verboten war. Aus dem Ort heraus bin ich dann noch einem Hinweisschild zu einer Sehenswürdigkeit gefolgt. Mit dem Erfolg, dass die Straße in einem mautpflichtigen Privatweg endete. Ich kehrte um und fand einen Platz für eine schöne Panorama Aufnahme. Danach kehrte ich zurück nach Lom, entlang des smaragdgrünen Vågåvatnet. Seine Farbe hat er von den Gletscherflüssen des Jutonheimen.

Gletscherfluss Bøyda in Lom

In Lom steht wohl eine der schönsten Stabkirchen überhaupt. Nur die von Borgund in Søgn ist damit vergleichbar. Die Stabkirche von Lom ist im zwölften Jahrhundert errichtet worden. Drachenköpfe, kleine Erker, der Hauptturm mittig und ein weiterer Rundturm an der Seite kennzeichnen dieses Bauwerk. Selbst die Schindeln auf dem Dach sind aus Holz gefertigt. Von oben betrachtet zeigt der Grundriss der Kirche ein Kreuz.

Das Schmelzwasser der Gletscher färbt den Fluss smaragdgrün

Umrahmt wird die Kirche von einer umlaufenden Mauer aus Schiefergestein und einem hölzernen Eingangsportal. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass auch hier ein Entree für die Besichtigung fällig ist. Dummerweise bekomme ich trotzdem keinen Zutritt. Aus mir nicht bekannten Gründen sind die Pforten verschlossen.
Gleich beim Touristenparkplatz rauscht die Bøyda, ein Gletscherfluss in den giftgrünen Gletschersee „Vågåvatnet“.

Eingangsportal der Stabkirche in Lom

Der Ort selbst bietet einiges. Hotels und Pensionen, sowie viele der Wohnhäuser sind im Stil der Stabkirche gehalten. Grobe Holzbalken aufeinander geschichtet, mit schützender Teerfarbe getüncht, die ein düsteres Aussehen vermitteln und hohes Alter vortäuschen. Auch gibt es hier Museen. Eines, das Fjellmuseum, besuchte ich. Es vermittelt Aufschlüsse über die Berg- und Gletscherwelt in dieser Gegend, die noch vor mir lag. Sieben der höchsten Berge Norwegens liegen allein in diesem Abschnitt.

Stabkirche Lom


Und das in der Nähe von Lom die Überreste eines Mammuts gefunden worden waren wurde in dem Museum ebenfalls kund getan. Die Nachbildung eines lebensgroßen Mammuts mit Jungtier war dort zu bestaunen.
Leider habe ich manchmal den Verdacht, Museumsbesucher zählen zu den lichtscheuen Erscheinungen. Jedenfalls wurde hier verdammt knauserig mit dem Licht umgegangen. Fotos zu machen wäre reine Verschwendung gewesen. Einzig das Mammut, das wie ein überdimensionales Kuscheltier wirkt, konnte ich ohne Blitzlicht, dessen Benutzung untersagt ist, ablichten.
Gegen Mittag verließ ich den Ort, noch immer nicht ahnend was noch vor mir lag. Hundertdreißig Kilometer, davon achtzig durchs Hochgebirge, das war die Information die ich hatte.

Nachbildung eines Mammut