Sonntag, 25. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 26. Durch die Hardangervidda westwärts

Durch die Hardangervidda westwärts

Von Dokka ging es zunächst nach Gol. Hier beginnt auch der Einstieg in die Hardangarvidda. Das Wetter war nach wie vor freundlich, umso überraschender für mich, dass bereits die Hinweistafeln ob der Pass geöffnet war oder nicht, aktiviert waren. Der Pass war offen, warum auch nicht, schließlich hatten wir gerade den 11. August.
Die Stabkirche von Gol existiert im Ort selbst nicht mehr. Das Original steht heute im Freilichtmuseum in Oslo. Ich halte mich auch nicht weiter damit auf den Nachbau zu suchen. Stattdessen geht es direkt in die Hochebene. In Torpo nehme ich mir dann doch die Zeit, die dortige Stabkirche zu besichtigen. Es erübrigt sich die Erwähnung, dass für die Besichtigung auch hier ein Obolus erbracht werden muss. Und wie sollte es anders sein, war auch hier das Fotografieren verboten.

Stabkirche von Hol (RV 7)
Die Strecke von Gol nach Eidfjord, durch die besagte Hochebene beträgt etwa 150 Kilometer. Als reine Fahrzeit sollte man durchaus drei Stunden einkalkulieren und mit diversen Stopps können es auch schnell fünf oder sechs Stunden daraus werden. Auch dann, wenn man die Strecke zum zweiten Mal fährt. Langeweile kommt hier nicht auf. Ganz und gar nicht. Die Landschaft ist viel abwechslungsreicher als am Vortag und ich entdeckte Dinge die mir auf der ersten Durchfahrt entgangen sind.


Gleich daneben die neue Kirche
Z. B. der Stausee am Ustevatn. Es war recht windig in der Hochebene und auch die Temperaturen sind plötzlich andere als noch in Gol. Der See ist aufgewühlt und sein Wasser wird in schöner Regelmäßigkeit über die Staumauer gedrückt. Wenig später wurde das Wetter noch unangenehmer. Zu dem Sturm gesellte sich heftiger Regen der, man glaubt es kaum, bereits mit Schnee vermischt war.
Ein Blick auf mein Außenthermometer zeigte noch ganze 3,8° C an und das im August!


Böiger Wind am Ustevatn
Noch etwas das ich auf der Hinfahrt zwar gesehen hatte aber nicht einordnen konnte. Der Sysenvatnet– Stausee.
Auf der ersten Fahrt war mir eine riesige Geröllhalde aufgefallen und ich hatte mich gefragt was diese wohl für eine Bedeutung hat. Jetzt auf der Rückfahrt sollte ich es erfahren. Es handelt sich um einen Stausee. Ein architektonisches Meisterwerk norwegischer Baukunst, so dass es sogar in Reiseführern erwähnt wird.
Um das landschaftliche Gesamtbild nicht zu verschandeln wurde der eigentliche Staudamm, üblicherweise aus Beton gefertigt, mit Felssteinen zugeschüttet. Hört sich simpel an. Nur muss man wissen, dass der Staudamm an die hundert Meter hoch und über sechshundert Meter lang ist.
Würde man nun einen Schnitt durch den Damm machen könnte man sehen das dieser an seinem Fuß über siebenhundert Meter breit ist! Dies alles konnte man einer Hinweistafel entnehmen.
Wie gesagt ein bauliches Meisterwerk und gleichzeitig wieder ein Zeichen dafür wie die Norweger sich für ihre Landschaft und der Natur einsetzen.


immer wieder drückt er das Wasser über den Damm

Ein weiteres Bauwerk von meisterlicher Kunst befand sich am Ende der Hardangarvidda. Dort wo es aus der Hochebene wieder ganz nach unten auf Meeresspiegel Niveau geht.
Ein Tunnel in einem Berg. Eigentlich nichts besonderes, aber dieser hier besitzt zweieinhalb Windungen im Berg! Auch das war mir auf der Hinfahrt nicht aufgefallen, wohl weil es bergauf ging. Talwärts merkt man dies doch recht deutlich, insbesondere dann, wenn man den Kompass beobachtet. Am Ende des Tunnels ist man ganze 500 Meter tiefer als bei der Einfahrt.

Blick auf die Hardangervidda Richtung Nordwesten
Gegen Nachmittag hatte ich Eidfjord erreicht und mir kam die Idee zum Kjæsen hoch zu fahren. Ein Punkt der schon auf der Hinfahrt geplant war, dann aber an meinem Zeitplan scheitert weil ich nicht gewillt war eine halbe Stunde an der Straße, die zum Kjæsen führt, zu warten.
Die Straße ist sehr eng und windet sich in Serpentinen den Berg hinauf. Aus diesem Grund hat man zeitabhängig eine Einbahnstraße daraus gemacht. Zur vollen Stunde talwärts, zur halben hinauf.
Es sollte so sein, dass ich wieder zur falschen Zeit am richtigen Ort war doch diesmal wollte ich mich nicht davon abhalten lassen und beschloss die Fünf Kilometer zu Fuß zu gehen. Rucksack mit Getränken, etwas zu essen und der Regenjacke gepackt und losmarschiert.


Sysenvatnet- Staudamm
Ein Norweger der bereits unten wartete schüttelte nur den Kopf. Dachte er vielleicht ich wüsste nichts von dem Tunnel, der auf dem Weg lag? Ich zeigte auf meine Taschenlampe, grüßte freundlich und ging weiter.
Der Weg führte stramm bergauf und nachdem ich etwa zwei Kilometer zurückgelegt hatte kamen die Fahrzeuge.
Vorneweg der Norweger. Langsam fuhr er an mir vorbei und rief: „Tunnelen!“
Ich hob die Hand zum Gruß und nickte, schließlich konnte ich die Öffnung sehen, ich war noch etwa hundert Meter davon entfernt.
Wie üblich ohne Beleuchtung also schaltete ich meine Taschenlampe ein und ging hinein. Gleich zu Beginn beschrieb der Weg eine scharfe Kurve und nach 30 oder 40 Metern war bereits kein Tageslicht mehr zu sehen. Aber auch das Licht meiner Taschenlampe wurde von der Finsternis, die nun herrschte, regelrecht gefressen. Mit einer MacLite kommt man locker hundert Meter weit. Hier im Tunnel reichte es nicht einmal für fünf Meter! Das schwarze Loch verschlang jeden Funken Licht.
Nach etwa 150 Metern kehrte ich um weil es zu riskant war weiter zu gehen, immerhin sollte der Tunnel 2500 Meter lang sein! Damit war auch mein zweiter Versuch zum Kjæsen zu kommen gescheitert.


architektonisch der Natur angepasst
Wenig später setzte ich meine Fahrt fort und beendete sie auf dem Campingplatz bei Kinsarvik, wo ich bereits auf der Hinfahrt übernachtet hatte. Das Wetter zeigte sich nach wie vor regnerisch was mich dazu veranlasste heute einmal eine Hütte zu nehmen.




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