Sonntag, 27. Juni 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 26. – Teil 2 – Die Flåmbahn

Die Flåmbahn

Zur Einleitung ein paar knappe Worte zur Geschichte dieser wahrhaft atemberaubenden Bahnlinie.
1909 wurde die Verbindung Oslo – Bergen eingeweiht. Vierzehn Jahre später, 1923, begannen die Arbeiten für die heute weltbekannte Flåmbahn. Sie sollte als Transportmöglichkeit zum Sognefjord genutzt werden.
Nach siebzehn langen und schweren Jahren konnte der Abschnitt 1940 dem dampfbetriebenen Verkehr übergeben werden. Weitere vier Jahre gingen ins Land bis die Strecke elektrifiziert worden war.

Diese Felsenlöcher nennt man auch Tunnel, in Norwegen

Mehr als 20 Jahre Bauzeit für eine Einsenbahnstrecke von zwanzig Kilometer, die durch ebenso viele Tunnel führt und einen Höhenunterschied von 867 Meter überwindet.
Erst wenn du diese Strecke einmal gefahren bist wirst du verstehen was die Wanderarbeiter (Rallare) damals für eine Meisterleistung vollbracht haben. Noch heute zählt dieser Abschnitt zur kühnsten Ingenieurskunst im Eisenbahnbau. Besonders hervorzuheben ist der Wendetunnel, der in Schleifen auf mehreren Ebenen in den Berg hinein und wieder hinausführt. Von den zwanzig Tunneln mussten achtzehn von Hand in den Fels getrieben werden. Jeder einzelne Meter bedeutete einen Monat harte Arbeit unter widrigsten Bedingungen. Heute ist dies kaum noch vorstellbar.


Berekvam, Station der Begegnung


Was damals geschaffen wurde, um das Leben in den Tälern erträglicher zu gestalten, ist heute eine der beliebtesten Attraktionen in Norwegen und dient hauptsächlich dem Vergnügen.
Ich frage mich, ob den Männern damals die Schönheit der Landschaft bewusst war. Wahrscheinlich nicht, sie hatten sicher ganz andere Sorgen.


Der Trollanuten

Nun aber einsteigen, Türen schließen und Vorsicht an der Bahnsteigkante. Das Gespann besteht aus zwei Lokomotiven, eine vorne und eine hinten, fünf Personenwaggons und einem Gepäckwagen. Dieser nimmt die vielen Fahrräder auf, die mit nach oben genommen werden, um von dort wieder ins Tal zu radeln. Sicherheit wird in Norwegen groß geschrieben und so besitzt dieser Zug gleich fünf Bremssysteme.
Wir verlassen Flåm am Aurlandsfjord. Kaum dass er sich in Bewegung gesetzt hat ist die erste Station, Lunde, auch schon erreicht. Weiter geht es nach Håreina und wer sich auf der rechten Seite einen Fensterplatz ergattert hat wird mit einer herrlichen Aussicht auf das Flåmtal belohnt. Der rauschende Fluss, kleine Gehöfte und die Kirche von 1667 bilden den Ausblick.


Myrdalsvingene mit Rallarweg

Doch Vorsicht, wer zu lange schaut verpasst womöglich den Rjoandefossen, der sich 140 Meter senkrecht den Berg hinabstürzt. Danach folgt die Station Dalsbotn. Sechs Kilometer und 200 Höhenmeter vom Ausgangspunkt entfernt. Im Blumenpflücktempo, allerdings sind keine Blumen da, schleicht der Zug die Steigungen und Kurven hinauf. An der Station Berekvam ist die einzige Möglichkeit den entgegen kommenden Zug auf der eingleisigen Strecke passieren zu lassen. Hier sollte man sich nicht zu sehr auf den Zug konzentrieren, sonst entgeht dir der Blick in die Berekvamsschlucht. Bei Blomheller beginnt der gefährlichste Abschnitt der gesamten Strecke, zumindest im Winter. Schuld daran ist der Trolleskedet, der jeden Winter mehrere Lawinen auf die Gleise schmeißt.

Der Kjosfossen mit Regenbogen ...

Wir haben für heute nichts zu befürchten, bei strahlendem Sonnenschein setzen wir den Weg fort und erreichen Kårdal. Der Ort bildet die obere Besiedlung des Flåmtals.
Wenig später hält der Zug auf offener Strecke, aber das gehört heute zum Tourismusservice. Hier gibt es den Kjosfossen zu bewundern und dafür kann man sogar aussteigen. Fotos gelingen aber nur wenn man schnell ist. Kaum hat man das Holzpodest betreten durchnässt der kalte Wasserschleier die Kleidung und macht die Objektive blind.
Haltet euch nur nicht zu lange mit dem Wasserfall auf der linken Seite auf und schaut mal rechts aus dem Fenster. Die Wassermassen stürzen unterhalb der Gleise ins Tal. Mit etwas Glück, oder besser mit Sonne und Wassertröpfchen wird dort zwischen den Felsen ein wunderschöner Regenbogen hingezaubert. So etwas hat selbst Alice im Wunderland noch nicht gesehen.



und Duschgarantie

Genug geträumt, alles einsteigen, weiter geht’s. Dabei sollte man sich mit dem Linsenputzen (ich rede hier nicht von dem Gemüse) beeilen. Schon erreichen Pinnelia und haben Blick auf die Baukunst des Wendetunnels. Gleichzeitig ist auch der Rallarweg zu sehen, der in 21 Haarnadelkurven den Myrdalberg hinaufführt. Heute dient die Strecke als Radwanderweg. Mir tun die Beine schon vom Hinsehen weh.


Endstation Myrdal

Danach folgt Finsternis. Nein, nicht wirklich, das Licht in den Waggons schaltet sich automatisch an, während wir den längsten Tunnel auf der Strecke durchfahren.
Nach der Station Reinunga fährt der Zug in die erste Spirale hinein. Die Tunnelwand zum Tal ist wie ein Panoramafenster gestaltet. Die Aussicht bleibt erhalten und reicht weit über das Flåmtal.

Karda- Flåmtalblick

Von Vatnahalsen ist es noch einen guten Kilometer bis zur Endstation Myrdal. Das heißt, von hier geht es natürlich weiter nach Bergen oder Oslo, wenn man das will. Genau eine Stunde Fahrt, wovon jede einzelne Minute mit faszinierenden Eindrücken gespickt sind, ist vergangen. Es folgen zehn Minuten Aufenthalt.Was? Ihr habt nur die Hälfte von dem gesehen, was ich hier erzählt habe? – Macht nichts, es geht ja wieder zurück. Nicht?


Flåmsdalen

Ach ihr nehmt den Zug nach Bergen oder Oslo. Ja dann bleibt nur eins, noch mal wiederkommen und mit der Flåmbahn fahren. Und bringt genug Zeit mit. Ihr könnt dann an jeder Station aussteigen und mit dem nächsten Zug weiterfahren. Macht über den Daumen gerechnet mal acht Stunden bis Myrdal. Wer morgens den ersten Zug nimmt, kommt mit dem Letzten wieder ins Tal. Und dann ist euch wirklich nichts entgangen.
Ich wünsche euch ein unvergessliches Erlebnis!


Flåm






Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 26. – Teil 1 – Wasservariationen

Wasservariationen

Einen Tag Pause hatte mir gut getan. Außer drei kleinen Spaziergängen in der näheren Umgebung hatte ich den vergangenen Tag im Liegstuhl verbummelt.
Mein erstes Ziel heute sollte Flåm sein. Der kleine Ort liegt am Aurlandsfjord und ist etwa zwanzig Kilometer von Gudwangen entfernt. Mehr als dreiviertel der Strecke verbringt man dabei in Tunneln.
Flåm bietet gleich mehrere Gründe für einen Besuch. Der wohl bekannteste dürfte die Flåmbahn sein, aber auch ein Ausflug auf dem Aurlandsfjord ist ein Erlebnis. Wanderer und Radfahrer finden hier eine sehr gute Infrastruktur.
Ich hatte mir vorgenommen einmal bis Myrdal mit der berühmten Eisenbahn zu fahren. Was es auf der Strecke alles zu sehen und bewundern gibt erfahrt ihr im nächsten Bericht „Flåmbahn Spezial“.

Stromschnellen bei Vinje

Flåm ist ein pulsierender Ort. Etliche 10000 Touristen kommen jedes Jahr hierher um eine der obengenannten Attraktionen zu sehen oder mitzumachen. Selbst große Kreuzfahrtschiffe, wie die Rhapsody kommen in den Aurlandsfjord um ihren Fahrgästen etwas besonders zu bieten. Zahlreiche Cafés, Bistros oder Restaurants sind hier auf engsten Raum zu finden. Ebenso wie drei verschiedene Arten von Verkehrsmitteln zu Wasser, auf der Schiene und der Straße.
Am Nachmittag hieß es für mich weiter zu fahren. Die gleiche Strecke wieder zurück wobei ich Gudwangen rechts liegen ließ. Regelmäßige Leser unter euch werden sich sicher an den Reisebericht über den Sogne-, Aurlands- und Nærøyfjord erinnern. Damals hatte ich auch über den Ort Gudwangen berichtet. Ebenso von einem Versuch zu einem Wasserfall bei Stalheimkveiten zu gelangen. Ein Reisebus zwang mich damals gut hundert Meter rückwärts zu fahren, bei einem Gefälle von etwa 12%. Wer so etwas schon mal gemacht hat, weiß um die Bremswirkung.


Kreuzfahrtschiff Rhapsody in Flåm

Dieses Mal wollte ich ihn mir nicht entgehen lassen. Sein Wasserschleier war weithin zu sehen. Um nicht wieder zu unliebsamen Fahrmanövern gezwungen zu werden entschloss ich zu Fuß die Straße hinauf zu gehen. Kann ja nicht so weit sein, dachte ich. Denkste! Die Straße schlängelt sich in Serpentinen den Berg hinauf. Und obwohl man dem Wasserfall mehrfach sehr nahe kommt, wurde doch ein zwei Kilometer langer Marsch daraus, die später auch wieder zurück gelaufen werden mussten. Die Sonne brannte und trieb mir schnell die Schweißtropfen auf die Stirn. Doch das was man zu sehen bekommt ist die Mühe schon wert.


Eisenbahngeschichte in Flåm

Und anders als mit dem Auto kommen auch noch interessante Smalltalks zustande. Zuerst mit einem norwegischen Paar, das mit ihren zwei Kleinkindern unterwegs war. Sie sind wohl mit ihrem Wagen hochgefahren, hatten aber mehrfach angehalten um die faszinierende Aussicht zu filmen. Bei einem Filmstop kam ich mit dem Mann ins Gespräch und er fand es erstaunlich, das ich den Weg zu Fuß machte und nicht mit dem Auto. „Das machen nur ganz wenige“, sagte er dazu und erzählte, dass er auch ganz gerne einmal nach Dänemark oder Deutschland reisen würde, doch dafür waren seine Kinder noch zu klein. Während wir uns unterhielten kam ein Biker die Straße hinauf. Ich war nicht langsamer als er und irgendwann verließ ihn die Beinkraft und er meinte keuchend: „This is a really hard job!“ Wie wahr, deswegen hatte ich gar nicht mit dem Gedanken gespielt das Fahrrad zu nehmen.


Der Staldalsfossen bei Gudvangen

Mein Ziel lag auch nicht ganz oben beim Hotel. Mich interessierten nur die beiden Wasserfälle. Der eine lag halb links und etwas weiter entfernt, der andere rechts und deutlich näher. Man konnte das Tosen der Wassermassen deutlich hören. Einfach grandios! – Ihr wisst ja, Wasserfälle können mich immer begeistern.
Bergab ging es dann wesentlich einfacher voran, allerdings musste ich nun wieder aufpassen, dass ich nicht zu viel Schwung bekam. Die Busreisenden aus Deutschland hatten es da bequemer, weil nur Ihr Fahrer arbeiten musste.
Auf halber Strecke entdeckte ich einen Trampelpfad, der ein Stück durch den Wald führte und an seinem Ende einen besonders schönen Ausblick auf den Wasserfall bot.


und noch ein beeindruckender Wasserfall

Zurück auf der Straße kamen mir zwei junge Frauen mit ihren Fahrrädern entgegen. Allerdings schoben sie ihre bepackten Bikes. Ihr verlegenes Lächeln und der Gesichtsausdruck sagten alles: „Was haben wir uns da nur angetan?“ – Tja Mädels und ihr hattet noch nicht einmal die erste Spitzkehre hinter euch. Bis zum Hotel waren es noch neun und immer schön steil bergauf. Das galt auch für den deutschen Radfahrer, der da meinte: „Nun weiß ich endlich wofür man 21 Gänge benötigt.“ Ich hoffe ihr hattet eure Freude bei dem Ausflug. Ich hatte sie auf alle Fälle.

Aussicht auf das Tal vor Gudvangen

Bei Oppheim kann man sehen wie stabil so einfache kleine Holzschuppen doch sind. Liegt da doch eine tonnenschwere Felsplatte drauf, ohne dass sich die Balken biegen! – Ist natürlich nur ein Fake. Tatsächlich wurde die Hütte unter der Felsplatte errichtet.
Ist mir heute Morgen gar nicht aufgefallen. So gibt es immer noch etwas zu entdecken, auch wenn man den Weg zweimal fährt.
Auf den Weg nach Voss ist der Tvindefossen anzutreffen. Dieser Wasserfall fließt über eine terrassenähnliche Felswand. Vor drei Jahren waren hier nur Rinnsale zu sehen, wahrscheinlich herrschte gerade Trockenzeit in Norwegen.
In Voss selber stillte ich nur den Durst meines Kangoos, eine Stadtbesichtigung fand ebenfalls vor drei Jahren statt.

Ganz schön schwer, bei Oppheim

Kurz vor Granvin, dort wo die Serpentinen ins Tal führen, noch ein Wasserfall und immer wieder in verschiedenen Variationen. Den hier kann man eigentlich nur fotografisch einfangen wenn du gegen einige Verkehrsregeln verstößt. Wobei den besten Platz die erste scharfe Linkskurve bietet. Aber überzeugt euch davon, dass weder Gegenverkehr noch Fahrzeuge von oben kommen. Kommen Busse oder LKW dann nichts wie weiter fahren. Ach ja, im Falle eines Tickets könnt ihr euch nicht auf mich berufen!


Der Tvinnefossen vor Voss

Von Bruravik aus ging es mit der Fähre einmal mehr über den Hardangerfjord, der auch mal seine raue Seite zeigte, nach Brimnes. Was nicht weiter verwunderlich war, denn seit dem Voss hinter mir lag zogen immer dichtere Wolken auf. Es sah verdammt nach Regen und Gewitter aus. Nein, ich beschwere mich ja gar nicht, schließlich hatte ich einen wunderschönen Tag verbracht.


Kleiner Skulpturenpark in Eidfjord

In Eidfjord sollte dieser Tag schließlich enden. Auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. So schmücken zahlreiche Skulpturen den Vorplatz der Gemeindeverwaltung. Stehen geblieben sind allenfalls die Preise für Übernachtung. Ein kleines gemütliches Zimmer mit Kühlschrank und Kochgelegenheit für dreißig Euro. Da lässt es sich doch beruhigt schlafen.


Musik in Marmor









Samstag, 5. Juni 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 24. – Akku leer

Akku leer

Als ich heute Morgen mein Zelt verließ, hatten die drei Norweger neben mir schon ihre erste Angeltour hinter sich. Auch egal, ich hatte Urlaub und es war Sonntag obendrein.
In Skei gleich die erste Überraschung. Der Gaularfjell- Pass war gesperrt. Zwar waren es bis dorthin noch an die hundert Kilometer, doch hier im Ort gab es die letzte Möglichkeit der Umgehung. Der Grund für die Sperrung blieb derweil im Dunkeln. Also blieb mir nichts anderes übrig, als meine Route zu ändern und der RV 5 zu folgen, was denn auch nicht ohne Folgen blieb.

Der Bøyabreen

Meine dunkle Erinnerung flüsterte mir, dass da etwas gewesen war, vor fünf Jahren. Und als ich wenig später den Bøyabreen auf der linken Seite sah, war ich mir ganz sicher gleich wirst du zur Kasse gebeten. Aber wenn ich schon mal hier war, wollte ich mir den Gletscher auch ansehen. Das ein oder andere Bild musste natürlich auch sein, einfach um zu sehen ob in den fünf Jahren das Eis weiter zurück gegangen ist.
Damals gab es außer dem Parkplatz nichts weiter. Heute gibt es gleiche mehrere Parkplätze und ein großes Café mit Andenken Shop dazu. Mit böser Zunge könnte man ja sagen: „Solange sich das Eis noch nicht verflüssigt hat, kann man den Touristen das Flüssige aus der Tasche ziehen.“


Englische Oldtimer auf der Urnes- Fähre

Dieser Verdacht erhärtet sich noch, wenn nur wenige Kilometer weiter das neue Gletschermuseum auftaucht. Lobe ich doch immer wieder die skandinavische Architektur, so bleibt mir hier nur den Kopf zu schütteln. Ein hässlicher und schmutziggrauer Kasten aus Beton stellen die Räumlichkeiten des Museums. Der Anblick schmerzt den Augen, viel schlimmer kann man eine schöne Landschaft nicht verschandeln. Wie es von innen aussieht und ob es lohnenswert ist kann ich nicht sagen, auf einen Besuch hatte ich verzichtet. Der ein oder andere wird es sich sicher auch zweimal überlegen, besonders wenn er gerade aus südlicher Richtung gekommen ist und die Mautstelle schon hinter sich hat. Schlappe 22 Euro für einen PKW sind fällig. Toll Plaza!


Blick auf Solvern

Von Sogndal fuhr ich gleich weiter nach Solvern und von dort mit der Fähre nach Urnes. Das Auto ließ ich am Hafen zurück. Die Temperaturen kletterten rasch auf die fünfundzwanzig Grad zu und die Kinder im nahen Freibad hatten ihre helle Freude. Überall hörte man ihr Kreischen und das Platschen wenn sie ihre Wasserbomben machten.
Spaß hatten sicher auch die Herrschaften mit ihren schick hergerichteten Oldtimern der englischen Ingenieurskunst. Da war alles vertreten was in besseren Zeiten auf der Insel gefertigt wurde. Triumph TR3, MG, Morgan Plus 8 und Austin Healey. In rot und schwarz glänzten sie in der Sonne und der Motorenklang erzählte von den sportlichen Erfolgen der Marken. Ihr Ziel war wohl nicht die Stabkirche und sicher ist ihnen auch nicht das Benzin ausgegangen, mir dafür die Energie der Akkus.

Die Stabkirche von Urnes

Etwa einen Kilometer vom Anleger entfernt ist die kleine und wohl älteste Stabkirche auf einen Berg zu finden. Erbaut zwischen 1130 und 1150. Sie ist einschiffig mit sechzehn Masten. Besonders hervorzuheben sind die reichen Schnitzereien am ehemaligen Portal. Sie zeigen Tiere, Fabelwesen und Pflanzen. Man spricht auch vom sogenannten Urnes- Stil.
Anders als die meisten noch erhaltenen Stabkirchen ruht diese auf ein Steinfundament. Dadurch wurde verhindert, dass die Holzmasten morsch wurden. Das Kreuz mit Christus, Maria und Johannes, links und rechts davon, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Es sind die ältesten noch erhaltenen Schnitzereien in Norwegen. Anfang des 17. Jahrhundert wurde der Chor verlängert. Die Kanzel und die Altartafel stammen aus der Zeit um 1695 bis 1699. Anfang des 20. Jahrhundert wurde die Kirche restauriert und steht heute auf der Liste der Unesco für erhaltenswerte Denkmäler.

Der Hestfjell- Wasserfall

Der ehemalige Glockenturm stand oberhalb der Kirche, er existiert nicht mehr. Ein Besuch ist auf alle Fälle lohnenswert.
Anschließend ging es wieder zurück nach Sogndal. Sehenswert hier die alte Steinkirche und die „Skrivareiki“, eine uralte Eiche. Etwas außerhalb ist eine große rote Kirche zu finden.
Auf den Weg nach Helle kommt man nicht ohne nass zu werden am Kvinnefossen vorbei. Sein weißer Wasserschleier ist weithin sicht- und auch spürbar.
Kapelle in Balestrand

Mit der Fähre fuhr ich weiter nach Dragsvik und Balestrand. Der kleine Ort lädt zum Spaziergang ein. Hinauf zur St. Olav Kirche. Sie ist im Stil alter Stabkirchen 1896 erbaut worden. Ebenso interessant ist das Kvitne- Hotel. Ein beeindruckender Komplex in Holzbauweise. An der Hafenpromenade kann sich jeder davon überzeugen, das Kunst nicht nur etwas für Intellektuelle ist. Und natürlich kann man in Balestrand ausgezeichnet speisen und das nicht nur im vier Sterne Hotel.
Ich wählte ein schick eingerichtetes Café, bestellte gegrillten Lachs und das Auge erfreute sich an dem Dargereichten, wie auch der Gaumen. Der Teller war mit soviel Liebe gefüllt worden, dass es schon beinahe einer Sünde gleichkam davon zu essen. Ja, und es hätte auch nicht viel gefehlt und dieses Stilleben wäre abgelichtet worden. So müsst ihr mit einer Beschreibung vorlieb nehmen.


Alles schmuck und gepflegt

Die Mitte des Tellers zierte das gebratene Stück Fisch. Vor mir zwei sauber geschälte mittelgroße Kartoffeln als Ganzes. Zu meiner Linken einige Gurkenscheiben und darauf vier Achtel Tomatenstücke, sowie ein Achtel Stück Zitrone. Gegenüber der Kartoffeln lagen in Scheiben geschnittene und gedünstete Möhren. Und schließlich zu meiner Rechten Wirsing, Mais und Radieschen mit einem kleinen Löffel Joghurtdressing. Und so wie es aussah schmeckte es dann auch, einfach gut.
Von Dragsvik ging es nun mit der Fähre nach Vangsnes. Die große Fridjov- Statue ist überhaupt nicht zu übersehen. Sie war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm an die Norweger.
Alles Holz, das Balestrand Hotel

Längst hatte ich meinen Zeitplan vollkommen überzogen und mein Tagesziel lag noch in weiter Ferne und bei dem was noch vor mir lag wohl auch nicht mehr zu erreichen. Mal sehen, wie weit ich noch kommen sollte.
In Hopperstad, an der RV 13 bei Vik ist eine weitere Stabkirche zu bewundern. Hier bekam ich für meinen Eintritt weder eine Führung noch Licht. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich bereits spät dran war. Es war kurz vor sechs und um achtzehn Uhr werden die Häuser verschlossen. Viele Details blieben im Verborgenen. Der Urnes- Stil mit zahlreichen Ornamenten aus der Tier- und Pflanzenwelt sind auch hier zu finden.

Kunst an der Uferpromenade

Besonders erwähnenswert sind der Baldachin, um 1300, der ein Ziborium über dem Seitenaltar bildet und mit einer Madonnen- oder Heiligenfigur bestückt ist. In den Holzwänden sind Runeninterpretationen eingeschnitzt. Meist fromme Wünsche der damaligen Bauarbeiter. Aber auch Figuren von Menschen und Tieren.
Erneut musste ich das Fotografieren einstellen, weil sich weitere Akkus weigerten Energie zu liefern. Zudem wurde es auch Zeit weiter zu ziehen. Obwohl ich heute beinahe hundert Kilometer Weg gespart hatte, sollte ich auch diesmal mein Tagesziel nicht erreichen.


Fjorthof- Statue bei Vangsnes

Hatte mich gestern noch das Utvikfjell beeindruckt, so war es heute das Vikafjell, das mich weit über die Schneegrenze hinausführte. Bis dieses Ziel erreicht war bedurfte es einiger Aufmerksamkeit, um die kurvenreiche Straße auch sicher zu erklimmen. Besonders sollte man sich davor hüten allzu nah an den Straßenrändern zu kommen. Viel zu schnell lauft ihr hier Gefahr in den Graben zu rutschen. Und allein kommt ihr da nicht mehr raus. Ganz zu schweigen was da alles kaputt gehen kann. Zudem kommt ihr nur selten jemand vorbei.

Stabkirche Hopperstad

Wie schon zu Beginn meiner Reise auch hier noch Schneewände links und rechts der Straße. Immerhin schrieben wir inzwischen Anfang Juli. Auf dem höchsten Punkt dann noch ein fast gänzlich zugefrorener Gebirgssee.
Die Einheimischen sagen, sind die Bergseen noch derart zugefroren wird der neue Schnee fallen ehe der alte gänzlich geschmolzen.

Eingang mit reichhaltigen Verzierungen

Atemberaubend dann auch die Fahrt ins Tal. Über holprige Straßen mit Engpässen und Haarnadelkurven. Und auf halber Höhe dann direkt an den tosenden Wasserfall vorbei, der die Spitzkehre glatt wie Schmierseife machte.
Für mich wurde es Zeit ein Nachtlager zu finden. Nicht nur die Akkus meiner Kameras waren leer auch ich fühlte mich erschöpft. Die letzten Tage mit den vielen Wanderungen hatten mir doch mehr Kraft gekostet als ich mir eingestehen wollte.

Das Vikafjell mit Blick auf den zugefrorenen Skjelinga Vatnet

In Myrkdalen ist ein ruhig gelegener Campingplatz und da nicht nur die Akkus der Kameras leer sind, entschließe ich mich einen Tag Pause zu machen. Mal einen Tag lang nichts tun, kein Auto fahren und nur vielleicht ein wenig spazieren gehen. Einfach die Seele baumeln lassen, im Liegestuhl liegen und etwas lesen.

Vikafjell













Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 23. – Eiszeit

Eiszeit

Obwohl ich hundemüde ins Zelt gekrochen bin konnte ich doch nicht gleich einschlafen. Die Eindrücke des vergangenen Tages geisterten durch meine Gedanken. Irgendwann in den frühen Morgenstunden hatte sich der Körper sein Recht genommen, aber nur für zwei oder drei Stunden. Um halb fünf war ich bereits wieder wach. Anstatt mich wieder umzudrehen, wie ich es zu Hause zu tun pflege, verließ ich das Zelt. Ein rotgoldener Sonnenaufgang empfing mich. Grund genug mit der Kamera zum Fjordufer zu gehen, um diese Momente festzuhalten. Schnell war eine halbe Stunde verstrichen, ehe ich die zweite Mütze voll Schlaf nahm.

Sonnenaufgang auf Runde

Gegen neun wurde ich dann von einem eigenartig monotonen Geräusch geweckt, das mir irgendwie bekannt vorkam. Es waren Regentropfen, die auf die Zelthaut trommelten. Die Wolken vom frühen Morgen hatten sich also durchgesetzt. Der Himmel zeigte sich einmal mehr in mannigfaltigem Grau. Doch nur eine Stunde später veränderte sich das Wetter erneut und die Sonne zeigte sich wieder. Zeit für mich, sich zu neuen Ufern zu schwingen und so verzichtete ich auch auf die Bootsfahrt um die Insel herum. Ein Grund mehr noch einmal wieder zu kommen.


Dammstraße und Brücke, der Weg nach Runde

Heute wartete der Brigsdalbreen auf mich. Dafür musste ich erst einmal zurück nach Eiksund zur Fähre und über die Dammstraße, die das Festland mit Runde verbindet. Diese Konstruktion, mit der kühn geschwungenen Brücke hat beinahe mehr Reiz als die Atlantikstraße.
Glück ist, wenn die Fähre schon abfahrbereit dasteht und du trotzdem noch mitgenommen wirst. In Volda klappte das leider nicht und so blieb Zeit für einen kurzen Bummel durch den Ort. Samstag ist ein beliebter Tag zum Heiraten, ich glaub ich erwähnte es schon, so auch hier. In der Geschäftsstraße, an einem Straßencafé, hielt ein älterer Mann eine Rede oder eine Lesung. Jedenfalls fanden seine Worte großen Anklang beim zahlreichen Publikum. Und am Hafen gab es eine Tauchvorführung, sowie einen Angelwettbewerb für Kinder.


Nackte Betonwände müssen nicht sein, in Volda gesehen

Nach der Überfahrt ging es über die RV 15 und RV 60 nach Stryn. Die schneebedeckten Berge bildeten den schimmernden Kontrast zu den grünen Tälern und dem türkisfarbenen Nordfjord. In Olden lag die Costa Allegro vor Anker. Unglaublich wie viele Kreuzfahrtschiffe in den Fjorden anzutreffen sind. Bei meinen zwei vorherigen Touren war ich wohl immer zum falschen Zeitpunkt am Ort. Vor fünf Jahren, als ich auf dem Dalsnibba war, lag nicht mal eines im Geirangerfjord.

Oldvika bei Olden

In Olden verließ ich dann die Hauptstraße und folgte dem schmalen Asphaltband durch das enge Tal zum Gletscher. Zahlreiche Reisebusse kamen mir entgegen, die mich immer wieder in die Ausweichnischen zwangen. So kam ich nur langsam voran. Die Berge wirkten hier noch beeindruckender, besonders am Ende des Tals wo sie immer mehr zusammenrücken. Dort wo die Straße den Oldenvatnet kreuzt hat man einen schönen Blick auf den Molkevollbreen und natürlich gibt es auch hier zahllose Wasserfälle, die von steilen Felswänden ins Tal stürzen.

Kreuzfahrtschiff Costa Allegra in Olden

Die Parkplätze am Ende des Tals sind allesamt kostenpflichtig. Der Weg zum Brigsdalgletscher ist gut beschildert und mit gewöhnlichem Schuhwerk zu bewältigen. Hier werden keine Kletterkünste verlangt, schließlich verkehren hier auch Pferdegespanne mit denen man sich gemütlich chauffieren lassen kann. – Sagte ich Pferdekutsche? – Ja, liebe Naturfreunde, auch diese Zeit gehört wohl der Vergangenheit an und lässt sich nur noch auf etwas überteuerten Postkarten bewundern. Heute dieseln offene Sechssitzer der Marke John Deere an den wenigen Fußgängern vorbei. Besonders die japanischen Touristen machten Gebrauch von der Beförderungsgelegenheit. Ich finde, auch wenn diese Fahrzeuge grün lackiert sind, sie passen in die Landschaft wie ein Elefant in den Porzellanladen.

Der Fluss Molke am Brigsdalgletscher

Ich benutzte meine Gehwerkzeuge, schließlich sitzt man im Büro mehr als genug herum und bewegt sich zu Hause oft genug zu selten. Der Weg erinnert an den Trollstigen, sozusagen die Serpentinenstraße für Fußgänger. Sollte der erste Teil für erhöhte Flüssigkeitsverluste gesorgt haben, so bietet der gewaltige Wasserfall „Kleivavoss“ für entsprechende Erfrischung. Egal ob man nun will oder nicht, denn trocken kommt niemand über die Brücke! Gleich dahinter hieß es für das schnöde Fußvolk erst einmal beiseite treten. „Machet Platz für die grüne Armada und den Weltmeistern im Fotografieren.“ Seid ihr das wirklich noch, liebe Japaner? – Dann passt auf, dass ich euch nicht eines Tages den Rang ablaufe!

Die Zeit der Pferdekutschen ist auch hier vorbei, die heutigen stinken nach Diesel

Gemütlich ging ich weiter, die warme Luft genießend und die lästigen Fliegen verscheuchend, die einem ständig ums Gesicht schwirrten. Dabei hatte ich heute Morgen noch geduscht!
Dort, wo der Zickzackkurs zu Ende ist bieten sich gleich zwei Ausblicke. Hinunter ins Tal und auf den Verlauf des zurückgelegten Weges und hinauf zum Brigsdalgletscher, der sich blau schimmernd vom grünen und weißen Hintergrund abhebt. Auch wenn du das Ziel schon vor Augen hast liegt noch ein gutes Stück vor dir. Und je näher du ihm kommst, umso deutlicher spürst du ihn. Sein kalter Atem streift deine sonnengewärmte Haut. Schon mehrfach war mir dieses Phänomen begegnet. Und schließlich stehst du am Fuße der eisigen Majestät, die es zulässt auf ihr herumzusteigen. Natürlich nur mit fachkundiger Führung, worauf ich aus bekannten Gründen verzichtete.

Serpentinen zum Gletscher

Das blaue Leuchten in den Gletscherspalten ließ mich näher an ihn herantreten, als ich es zum Beispiel am Svartisen machen würde.
Alles drängelte sich um die blauschimmernden Spalten. Manche kletterten kurzerhand hinein um ein besonders spektakuläres Foto mit nach Hause zu nehmen. Einige junge Spanier taten sich da besonders hervor und Rücksicht schien ihnen ein Fremdwort. Ich stand auf Felsblock und wollte gerade ein Foto machen, als einer von ihnen sich neben mich drängte und mir dabei einen Stoß versetzte, der mich anderthalb Meter tiefer beförderte. Ich weiß bis heute nicht, wie es mir gelang den Sturz abzufangen und gleichzeitig meine Kamera so zu schützen, dass nichts zu Bruch ging. Ich weiß aber, dass ich diesem Rotzlöffel gehörig die Meinung geigte und gegen meine sonstige Art Worte benutzte, die ich hier nicht wiedergeben werde. Ihm war danach die Lust auf das blaue Leuchten gehörig vergangen. Und die bösen Blicke der anderen Spanier interessierten mich nicht im Geringsten. Es kann doch nicht zu viel verlangt sein, dass jeder ein bisschen Rücksicht auf den anderen nimmt, oder?

Der Brigsdalgletscher, schon auf der Ferne imposant

Ich hatte mir wohl nichts gebrochen, auch wenn der linke Fuß schmerzte und dick anschwoll. Zudem war er nass geworden, weil ich mal wieder in einer Pfütze gelandet war. Nach einer Pause und einem kleinen Picknick zur Stärkung trat ich den Rückweg an. Bei den ersten Schritten schmerzte der Fuß, aber das ließ schon bald nach.

Aus der Nähe betrachtet beeindruckend

Auf dem Weg zurück nach Olden noch die Begegnung mit Fjordpferden am Seeufer und auch die alte Kirche vor dem Ort war noch ein lohnendes Motiv.

und faszinierend

Mehr als hundert Kilometer lag mein geplantes Tagesziel noch entfernt, das würde ich wohl heute nicht mehr erreichen. Zwischen Olden und Byrkjelo liegt das Utvikfjell. Eine kilometerlange, steile Passstraße, die schon in früheren Zeiten als Postweg diente. Teile dieses alten Postweges sind für Wanderer wieder hergerichtet worden und sind heute ein beliebtes Ziel. Wer diesen Pass mit einem leistungsschwachen Fahrzeug hinauffährt, kann sich in etwa ein Bild davon machen wie es Mensch und Tier wohl ergangen sein muss.

Fjordpferd am Oldevatnet

Ich fürchtete schon ein wenig um mein kleines Auto. Insbesondere die Kupplung hatte Schwerstarbeit zu leisten und machte sich durch übelriechende Duftnoten bemerkbar.
In Byrkjelo beendete ich den Tag. Ich brauchte eine Dusche, etwas Stärkendes zu essen und vor allem etwas Ruhe. Das alles fand ich auf dem ansprechenden Platz mit eigenem kleinen Freibad und riesigem Spielplatz für die Kinder.


Kirche von Fise bei Olden