Samstag, 3. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 14. Der lange Weg nach Andenes

Der lange Weg nach Andenes

Goodbye Bodø. Ich verzichtete auf die Stadtbesichtigung. Schon jetzt war klar, es gibt genügend Gründe wieder nach Norwegen zu fahren, auch wenn ich in diesem Augenblick noch nicht ernsthaft darüber nachdachte. Der jetzige Urlaub war ja noch keineswegs vorbei. Mein nächstes Ziel war zwei Tagesreisen von Løding entfernt, so sah ich es am morgen noch.
Zunächst führte mich der Weg über die RV 80 nach Fauske. Einige interessante Dinge bot die Strecke, so das Observatorium auf der Insel Øynes im Skjerstadfjord.

Observatorium auf Øynes im Skjerstadfjord (Fauske)
Fauske selbst ist durch seinen weißen Marmor weltweit bekannt geworden. Der Abbau und die Verarbeitungsanlagen bieten denn auch die einzig erwähnenswerte Industrie in der Stadt. Der weiße Marmor selbst wirkt wie ein großes Geschwür an den sonst grauen und schwarzen Felsen. Aber eben ein gutartiges Geschwür.
Ab Fauske geht es über die E 6 weiter. Die nächsten hundert Kilometer bieten nur durch den ständigen Wechsel zwischen hell und dunkel Abwechslung. Ich habe die Tunnel nicht gezählt, aber fünfzehn werden es bestimmt gewesen sein. Das nächste Ziel war gegen Mittag erreicht, Bognes.


Sandstrand am Leirfjord (nördl. Fauske E 6)
Ursprünglich wollte ich nach Skardberget übersetzen und um den ganzen Ofotfjord herum nach Andøya fahren. Fragen sie mich nicht warum ich so geplant hatte. Jedenfalls entdeckte ich hier im Hafen, dass ich gut dreihundert Kilometer Autofahrt einsparen konnte, wenn ich die Fähre nach Lødingen benutzte. So sollte es dann auch nach einer guten Stunde Wartezeit geschehen.
Am Hafen lernte ich einen Bayern kennen, der ebenfalls allein unterwegs war. Schon nach wenigen Worten wurde mir der Mensch immer unsympathischer. Für das Land, das er gerade bereiste hatte er kein gutes Wort übrig. Alles war ihm zu teuer, die langen Wartezeiten an den Fährhäfen seien eine Unverschämtheit und auf die Fahrpläne könne man sich obendrein nicht verlassen. Wenn man so etwas hört muss man sich doch fragen, warum bereist er seit über zwanzig Jahren das Land, wenn alles so schlecht ist.

Fischerhafen bei Kvalnes (RV 82 Andøya)
Doch es sollte noch schlimmer kommen, denn er hegte noch ganz andere Absichten, wie seine Annäherungsversuche sehr schnell zeigten. Glücklicherweise füllte sich der Fährhafen nun zunehmend und unter den Ankommenden war auch ein Ehepaar, das ich einige Tage zuvor schon mal getroffen hatte. Auch sie erkannten mich und wir unterhielten uns gleich über die Erlebnisse, die uns seitdem wiederfahren waren.


Kirche von Kvalnes
Später auf der Fähre versuchte es der Bayer erneut. Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass ich damit nichts zu schaffen habe. Doch dieser Typ hing wie eine Klette an mir, ich sei doch auch allein, war seine Antwort. Mir wurde klar, dass ich den Typen nicht so leicht wieder los werden würde. Ich ging hinunter aufs Autodeck, holte mein Handy und schickte eine SMS mit dem Kennzeichen des Bayern an einen Freund. Danach rief ich ihn an und erklärte ihm die Situation. Noch während des Gesprächs tauchte der unangenehme Geselle auf. Ich sah ihn zuerst im Spiegel und es war klar, dass er nach mir suchte. Ich stieg aus, stellte ihn zur Rede und erklärte ihm was ich gerade gemacht hatte. Danach ließ ich ihn stehen und ging wieder ans Deck um mich mit dem Ehepaar zu unterhalten. Auch ihnen erzählte ich von dem Typ, der sich inzwischen auch eingefunden hatte und uns beobachtete. Ich scheute auch nicht davor zurück einmal kurz auf ihn zu zeigen. Er sollte wissen, dass auch andere Menschen informiert waren.



Blick auf den Vogelfelsen Bleikøya (Westseite von Andøya)
Das Paar hatte das gleiche Ziel und so verabredeten wir den Weg bis Andenes zusammen zurück zu legen.
In Lødingen hatte ich noch einmal den Verdacht, der Bayer hat sein Vorhaben noch nicht aufgegeben. Er verließ die Fähre vor mir, stellte sich dann aber an den Seitenstreifen um mich vorbei zu lassen. Danach folgte er mir. Ich fuhr bis zur nächsten Tankstelle um zu tanken. Er wartete wiederum auf den Seitenstreifen. Der Bursche war hartnäckig und mich packte die Wut. Nachdem ich vollgetankt hatte ging ich über die Straße zu ihm hin. Ich machte ihm deutlich, dass er mich zufrieden lassen sollte, ansonsten würde ich mich auch nicht scheuen die Polizei einzuschalten. Er wollte gerade etwas erwidern, als das Wohnmobil mit dem Ehepaar auftauchte und hinter ihm anhielt. Der Mann stieg aus und fragte ob es noch immer Probleme gäbe. Ich antwortete, jetzt wohl nicht mehr.


Typischer Tunnel in Norwegen (Bleik)
Tatsächlich startete er daraufhin seinen roten VW Bus und fuhr davon. Danach hatte ich ihn gütiger Weise nicht mehr wieder gesehen.
Nach mehr als zwei Stunden Fahrzeit erreichten wir Andenes. Von der Landschaft habe ich nicht wirklich etwas wahrgenommen. Die lange Strecke, mehr als vierhundert Kilometer lagen hinter mir und das unangenehme Zwischenspiel hatte meine Aufnahmefähigkeit für die Schönheiten arg strapaziert.



Küstenlandsschaft vor Bleik
Immerhin konnten wir uns an diesem Abend im WWF- Zentrum noch für die Walsafari am nächsten Tag eintragen, die um siebzehn Uhr beginnen sollte.
Das Ehepaar blieb in Andenes, während ich nach Kvalnes zurückfuhr, um mir dort ein Zimmer für die kommenden zwei Nächte zu nehmen.





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