Montag, 30. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 17. Teil 2 - Øksfjord Gletscher

Øksfjord Gletscher
Schon gestern war ich ein gutes Stück am Altafjord entlang gefahren und auch heute würde er mich bis zu meinem nächsten Ziel begleiten. Auch wenn dieses am Langfjord lag, was nichts anderes als ein Finger des Altafjord darstellte.
Der Fjord ist sehr groß. Die Straße folgt genau seinem Uferverlauf. So fuhr man von Alta aus einen riesigen 180° Grad Bogen von fünfundzwanzig Kilometer, um dann genau gegenüber der Stadt zu stehen.
Wie schon mehrmals, wurde die Fahrt auch an diesem Fjord niemals langweilig. Wobei ich da nur von meinem Empfinden sprechen kann, andere Menschen mögen das anders sehen.

Kirche bei Kafjord

Jeder Fjord hat sein ganz eigenes Gesicht, sein eigenes Aussehen. Der Porsanger, wie ich ihn bereits beschrieben habe, weitläufig, breit und lang. Am anderen Ende Bergformationen, die im Dunst manchmal nur zu erahnen waren und gleichzeitig entlang der Straße die schroffen und verwitterten Felsen. Andere Fjorde werden von sehr hohen und steilen Felswänden gerahmt, deren Ansicht man nur von Seeseite zu Gesicht bekommt weil dort keine Straßen entlang führen. Wieder andere Fjorde gestatten an seinen Ufern Wiesen zu gedeihen oder grüne Wälder, welche langsam an sanften Hügeln aufsteigen.


Erste Ausblicke auf den Øksfjord

Hier am Altafjord waren die Berge von mittlerer Höhe mit deutlich gezeichneten Vegetationsgrenzen und vielen kleinen Wasserfällen, die aus der Ferne wie kleine weiße Adern aussahen und sich von den Berggipfeln bis ins Tal schlängelten, um sich im Altafjord zu ergießen.
Wie gesagt, jeder Fjord hat sein eigenes Gesicht, seine eigene Sprache und seinen eigenen Anmut. Wenn jemand glaubt, ein Fjord sei wie der andere, oder nach dem dritten Fjord wird es langweilig, der hat entweder nicht richtig hingeschaut oder hat keinen Sinn für die Natur des Landes.
Nach knapp zwei Stunden war mein Ziel erreicht. Unterwegs in Kafjord, dieser Name findet öfter Verwendung, gab es noch eine kleine Kirche zu bewundern, welche 1837 erbaut wurde.


Lachszuchtstation

Auf dem Campingplatz bei Langfjordbotn angekommen, musste ich feststellen, dass die Rezeption erst um fünf wieder öffnete. Dennoch konnte ich mein Zelt aufbauen. „Sie können ja später bezahlen“, sagte mir die nette Frau auf Deutsch, nachdem ich ihr meine Wünsche mitgeteilt hatte.
Wenig später war ich bereits auf dem Weg zum Øksfjord – Gletscher. Der Fjord und eine Ortschaft am Ende der Straße tragen den gleichen Namen. Die schmale Straße (RV 882) quälte sich kurvenreich über einen beachtlichen Bergrücken um sich auf der anderen Seite gleich wieder rasant ins Tal zu stürzen. Gleich danach ist man am Ufer des Fjords und kann erste Blicke auf den Gletscher werfen.

Der Øksfjord Gletscher

Das sollte man allerdings nicht zu häufig tun, die Straße verlangt Aufmerksamkeit, insbesondere der gut vier Kilometer lange Tunnel auf halber Strecke.
Nun hatte ich schon zig Dutzend Tunnel in Norwegen durchfahren, dennoch gab es immer wieder neue Überraschungen. Dieser fiel durch seine Einspurigkeit auf, wobei das Durchfahren keiner Ampelreglung unterlag. Im Inneren gibt es Ausweichbuchten, die gegebenenfalls für den reibungslosen Verkehr sorgten. Ich brauchte jedoch nicht eine davon aufzusuchen weil es schlicht keinen Verkehr gab.
Hinter dem Tunnel war man dem Gletscher dann gleich ein ganzes Stück näher gekommen, dabei wirkte er nicht wirklich imposant. Das mochte allerdings an der Entfernung liegen, die durch den Fjord bedingt nicht geringer wurde. Schaute man durch ein Fernglas oder ein großes Teleobjektiv änderte sich dieser Eindruck. Wie eine überdimensionale Kappe ruhten die gewaltigen Eismassen auf dem Felsmassiv, und mit ein bisschen Fantasie hörte man die Felsen darunter ächzen.

Bei der Last hört man den Felsen ächzen

Wenig später erreiche ich den gleichnamigen Ort, der sich mangels Platz der Länge nach ausdehnt, aber wenig zu bieten hat. Ein kleines Hotel, ein Fähranleger für Sightseeing Touren zu den nahen Inseln, das war es. So hatte der Fuchs, der kurz zuvor meinen Weg gekreuzt hatte und mich dabei mitleidsvoll ansah, vielleicht eher die Bedeutung, dass hier der Hund begraben liegt.
Auf gleichem Weg ging es wieder zurück. Diesmal kamen mir gleich drei Fahrzeuge im Tunnel entgegen, es war Nachmittag und somit Feierabendverkehr.

Kirche und Langfjord im hellen Sonnenlicht

Am Abzweig zur E 6 hatte gerade eine neue Touristeninformation eröffnet. Ein entsprechendes Schild lud zum Kaffee ein. Das kam mir gerade recht und so gönnte ich eine kleine Pause, die zu einem besonderen Genuss werden sollte. Ich hatte mich schon damit abgefunden heute auf mein warmes Essen zu verzichten als mein Blick auf ein kleines Schild fiel. „Fisksupp met Smørbrød“, stand dort handschriftlich notiert. Ich bestellte einen Kaffee und fragte nach der Suppe.
Die freundliche blonde und leicht füllige Frau lächelte wie eine aufgehende Sonne und versicherte mir in Landessprache, eine Suppe zu servieren. Erst als ich in Englisch zu verstehen gab, dass ich sie nicht ganz verstanden hatte, sprach auch sie in Englisch weiter und war ganz erstaunt, dass ich kein Landsmann war. Das konnte einem schon mal passieren, wenn man sich zumindest mit einigen norwegischen Wörtern zu verständigen versuchte.

Terrassenförmig angelegter Campingplatz, so kann jeder den Ausblick genießen

Sie schien sich geradezu über meine Anwesenheit, vielleicht auch über meine Bestellung zu freuen und war ziemlich redselig. Fragte woher ich kam und wie es mir gefiele, während sie in der nur teilweise einsehbaren Küche hantierte.
Ich gab bereitwillig Auskunft und genoss derweil den guten schwarzen Kaffee. Nach einer guten viertel Stunde bekam ich dann auch mein Essen. Was auf der Karte nicht unbedingt überzeugend klang, Fischsuppe mit Brot, war dann eine Fischsuppe, wie ich sie wohl noch kein zweites Mal gegessen hatte. Hier kam nicht nur der Geschmack oder der Geruch einer Fischsuppe gleich. Hier konnte man sagen, wo Fischsuppe draufsteht da ist auch Fisch drin!
Neben großen Fischstücken und frischen Krabben waren noch frisches Zwiebellauch und ebenso frische Tomatenstückchen enthalten, dazu war die Suppe selbst mit Schmelzkäse zubereitet. Die gesamte Komposition machte den wunderbar dezenten Geschmack aus. Das frisch gebackene, grobkörnige Brot und Butter rundeten das positive Bild ab. Alles zusammen schmeckte so gut, dass mir dazu nur folgender Satz eingefallen war: „So schmeckt Norwegen!“

Morgens um drei am Langfjord

Der Preis war mir im ersten Moment recht hoch erschienen, im nach hinein muss ich jedoch sagen, die Portion war mehr als ausreichend, so dass ich schon leichte Probleme hatte. Und man muss bedenken, hier gaben sich die Touristen nicht eben die Türklinke in die Hand. Alles zusammen und die schon sprichwörtliche Freundlichkeit, war es mehr als wert. Ich bedankte mich und schrieb mich ins Gästebuch ein.
Die bereits erwähnte Freundlichkeit setzte sich dann auf dem Campingplatz fort. Weil ich ja allein und nur mit kleinem Zelt unterwegs war brauchte ich nur achtzig anstatt der hundert Kronen zu zahlen. Und wie gesagt, sie sprach unaufgefordert deutsch, gab nützliche Tipps und machte auf den Lebensmittelladen hundert Meter weiter unten aufmerksam, falls man noch etwas benötigte.

Den Rest des Abends verbrachte in meinem Liegestuhl, schrieb diese Zeilen und ließ meine Blicke manchmal über den Langfjord schweifen, der ruhig in der Abendsonne lag. Zwar ärgerte mich hin und wieder eine Mücke, doch die waren hier so selten, wie die Autos, die unterhalb auf der E 6 vereinzelt dahinzogen.





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