Montag, 30. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 16. Die Nacht am Nordkap

Die Nacht am Nordkap

Die Nacht war kein Genuss, zusammengekauert querliegend auf Fahrer- und Beifahrersitz versuchte ich etwas zu schlafen.
Ein Zelt aufbauen war hier unmöglich, und wer beinahe 30 € fürs Parken bezahlt der nutzt das auch aus. In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal die Wohnmobilfahrer beneidet!
Zudem kam in der Nacht auch noch kräftiger Wind, beinahe schon Sturm auf, so dass der Schlaf noch mehr beeinträchtigt wurde.

Honningsvåg - Seefahrerdenkmal

An diesem Morgen, obwohl ich auch sonst sehr wenig geschlafen hatte, fühlte ich mich unausgeschlafen.
Etwas mürrisch machte ich mich auf den Weg nach Hønnigsvag. Die Fahrt versprach wegen des Windes unangenehm zu werden, doch in dem Punkt sollte ich mich täuschen. Der Sturm herrschte nur oben auf dem Felsplateau. Trotzdem forderte die Fahrt Aufmerksamkeit, es ging meist bergab, die Straßen waren eng und die Abgründe ohne Leitplanken. An mancher Stelle, dort wo die Straße scharf abknickte, sah es oft so aus als würde man direkt auf den Abgrund zufahren. Erst im letzten Moment war der weitere Verlauf der Straße zu erkennen. Und dann gab es auch wieder reichlich Rentiere.
In Hønningsvag war es windstill und wärmer als der äußere Eindruck zunächst vermuten ließ. Wohl hingen dichte Wolken über der Insel und auch über dem angrenzenden Festland aber die Temperaturen mochten bei etwa zwanzig Grad liegen.


Hauptstraße mit bunten Häusern

Wenn ich den Himmel so betrachtete, hatte ich am gestrigen Tag, was den Ablauf betraf, alles richtig gemacht.
Ich nutzte die Zeit für einen kleinen Stadtbummel, ein paar Impressionen auf Film zu bannen. Die bunten Häuser und die kleine weiße Kirche waren ganz nett anzusehen. Hønningsvag, war zum Kriegsende, wie viele andere Ortschaften auch, beim Rückzug der Deutschen zerstört worden.
Anschließend noch ins Nordkap Museum, was ich mir aber hätte schenken können und deswegen erspare ich mir auch darüber zu berichten. Nur soviel, es war mehr als spärlich eingerichtet und befand sich im dritten Stock eines schmucklosen Wohn- oder Büroblocks. Länger als eine viertel Stunde hatte der Besuch nicht gedauert.


Die kleine Kirche

Im Hafen lief gerade die Narvik, eines der Hurtigrutenschiffe, ein. Diese Route war ursprünglich der Garant für die Versorgung der Menschen im Norden. Hurtig brauche ich dabei wohl nicht zu übersetzen, denn es heißt nichts anderes als schnell. Auch heute werden die Schiffe noch für den Transport von Gütern benutzt, doch ist dies eher zweitrangig. Die Hurtigrute lebt heute von dem lukrativen Geschäft der Touristenbeförderung. Die Schiffe gleichen denen der Seekreuzer und die neueste Generation dieser Schiffe kann es mit denen mehr als nur aufnehmen.
Eine besondere Darbietung am Hafen war die Seerettungsübung aus der Luft. Auch so etwas bekommt man nicht alle Tage geboten. Zeigt aber auch, warum die Norweger so einen guten Ruf auf diesem Gebiet haben und steigert gleichzeitig das Vertrauen.

Hurtigrutenschiff "Narvik" im Hafen

Ein Pub in der Nähe erschien mir genau richtig für einen Kaffee. Sein Inneres strahlte eine angenehme Atmosphäre aus und das verlockende Angebot von Toast mit Spiegelei und gebratenem Schinken sowieso.

Seenotrettungsübung vor Honningsvåg

Gegen Mittag kehrte ich der Insel dann endgültig den Rücken zu. Nun hieß es denselben Weg über die E 69 nach Olderdalen zurück. Wieder begleitete mich der Prosangerfjord, diesmal zur Linken, während sich rechts Felsformationen auftürmten. Das Gestein war von der letzten Eiszeit und den langen Frostperioden im Winter gezeichnet und entsprechend brüchig. Einige der Felsen sahen aus, wie übereinander gestapelte, vertrocknete Salamischeiben und manchmal zerbröselten diese Gebilde dann wie altes Knäckebrot und donnerten auf die Straße nieder. An einer Stelle war dies wohl erst vor einigen Tagen geschehen. Dort wo einmal Asphalt war gähnte nun ein tiefes Loch, welches notdürftig aufgeschüttet worden, und man dennoch dem Wasser des Fjords sehr nahe kam.

Felsen, wie ein Salamistapel beim Metzger. Zügig weiterfahren, ehe was runterfällt

Unterwegs kam ich an verschiedene samísche Souvenirshops vorbei. Dort boten sich immer wieder Gelegenheiten samísche Handwerkskunst zu erwerben oder einfach nur ein nettes Gespräch mit den Menschen zu führen.
Und dann kam wieder der Tunnel mit den Baustellen. Diesmal lagen die Rentiere zum Teil sogar im Tunnel. Nicht ganz ungefährlich und die Biester waren auch noch stur. Ehe man sie dazu bewegt hatte die Fahrbahn zu räumen verging eine viertel Stunde. Erinnerte mich irgendwie an eine Sitzblockade.
Ab Olderdalen folgte ich rechts der E 6 Richtung Alta. In Skaidi legte ich eine kleine Pause ein und kam zu einem netten Plausch mit deutschen Motorradfahrern.


Baustelle auf norwegisch, und wenn es dann noch regnet ...

Wenig später setzte ich meinen Weg fort. Irgendwo zwischen Skaidi und Alta wurden mal wieder die Winterschäden auf der E 6 beseitigt. Es ging über Schotter und Matsch weil es genau dort plötzlich heftig zu regnen begann. Ein kurzer Schauer, der vor Alta bereits wieder vergessen war.


Ausblick am Altafjord

Direkt am Altafjord, bei Elvebakken, schlug ich mein Nachtquartier auf. Ein sehr schön gelegenes und ruhiges Plätzchen, nur die verschiedenen Seevögel trällerten ihre Melodien. Ich nutzte die warme Abendsonne für einen Spaziergang am Ufer des Fjords. Einer dieser Seevögel, hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Später sollte ich erfahren, dass es sich um einen Austernfischer handelte. Sein Aussehen glich dem eines Tordalk oder einer Trottellumme. Federkleid schwarz weiß, aber die Flügelzeichnung war doch sehr auffällig. Zwischen schwarz und weiß war eine scharf gezogene Linie. Ich pirschte mich mit der Kamera heran und plötzlich begannen die Möwen zu schreien. Dieser Austernfischer mischte sich mit ein und dann geschah etwas womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Dieser verhältnismäßig kleine Vogel, etwa einer Krähe gleichkommend, griff mich im Tiefflug an. Nicht nur einmal, zwei-, drei-, viermal hintereinander! Erst dann kehrte er auf seinen Platz, einen kleinen Findling mitten auf einer Wiese, zurück.


Wehrhafter Austernfischer

Ich kehrte zum Campingplatz zurück um ein größeres Objektiv zu holen. Aber auch damit kam ich nicht nah genug heran, zuvor erfolgten die nächsten Angriffe. Bilder davon zu machen war unmöglich, dieser Vogel war pfeilschnell und ich wusste ja auch nicht wie ernst er es mit den Angriffen meinte. Mit seinem Schnabel wollte ich jedenfalls nicht unbedingt Bekanntschaft machen. Dieser war spitz und bestimmt sechs bis acht Zentimeter lang. So gab ich das Unterfangen auf. Wenig später ergab sich dann doch noch eine Möglichkeit zum Fotografieren, als er sich Futter aus dem Watt holen musste.
Von einer Schweizerin erfuhr ich später am Abend, dass der Vogel hinter dem Findling ein Nest beherbergte. So dienten seine Angriffe einzig der Verteidigung. Als Bodenbrüter muss er so wehrhaft sein, um sich seine natürlichen Feinde, wie Fuchs und Vielfrass vom Leib zu halten.
Das anfänglich gute Wetter schlug langsam um. Ich machte mir da keine großen Gedanken, war ich diese Prozedere doch gewohnt.











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