Sonntag, 22. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 15. Tag – Teil 3 – Sonnenglück am Nordkap

Sonnenglück am Nordkap

Wenig später war ich am nördlichsten Punkt meiner Reise angekommen. Die Sonne stand noch hoch über dem Meer und nur vereinzelt zeigten sich kleine Wolken. Trotz des herrlichen Wetters war es sehr ruhig am nördlichsten Punkt Europas. Etwa vierzig bis fünfzig Wohnmobile parkten auf der großen Felsenfläche. Ihre Besitzer saßen in den Klappstühlen und genossen diesen herrlichen Mittsommertag. Der ein oder andere machte daraus gleich einen Festtag und gönnte sich eine Flasche Wein. Ich nutzte die Zeit für einen ersten Rundgang.
Rechts neben der Nordkaphalle steht die Skulptur "Kinder der Erde". Sie symbolisiert die Fähigkeit der Kinder Freundschaft und Verständnis über alle Grenzen hinweg leben zu lassen. Errichtet wurde die Skulptur 1989. Seither wird jährlich der "Kinder der Erde Preis" in der Nordkaphalle verliehen. Der Preis wird an Organisationen oder Institutionen vergeben, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern einsetzen.

Die Rentierherden bestimmen dein Reisetempo

Vor dem Haupteingang steht das Oscar Denkmal 1873 von König Oscar II. In der Halle selbst gibt es eine ganze Anzahl von Möglichkeiten. Großbildkino, im Tunnel Schaukästen über die Geschichte des Nordkaps, die St.-Johannes-Kapelle, die Bar- Grotte, Cafés, Restaurant, Souvenirshop, Postamt, Panoramahalle und sogar eine Hochzeitssuite über der Nordkaphalle. Und schließlich draußen die Weltkugel, die zum Symbol für das Nordkap geworden ist.


Die Nordkapkugel im gleißenden Licht der Abendsonne

Nach dem kleinen Spaziergang nutzte ich die verbleibende Zeit noch einige Ansichtskarten zu schreiben. Es war ein herrlicher Tag, der soviel Ruhe und Zufriedenheit bei mir hinterließ. Dieses Gefühl wollte ich meinen Lieben daheim übermitteln.


19:00 Uhr, nur wenige Menschen am Nordkapsymbol

Doch diese Ruhe nahm gegen 22.00 Uhr ein plötzliches Ende. Ich bekam es nicht gleich mit doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es lauter um mich herum geworden war. Ich schaute von meiner Lektüre auf und sah die ersten Massen den Souvenirshop stürmen. Ein zweiter Blick aus dem Panoramafenster ließ mich an meiner Wahrnehmungsfähigkeit zweifeln.
Um die Weltkugel, dem Stahlgebilde, scharrten sich immer mehr Menschen und warteten auf die Mitternachtssonne, die drei Stunden später ihren tiefsten Punkt erreichen sollte. Wo waren sie plötzlich alle hergekommen?

Kinder der Erde

Ich wollte der Sache auf dem Grund gehen und schickte mich an die Halle zu verlassen, was gar nicht so einfach war. Denn schon strömte der nächste Schwall Menschen in die Halle, diesmal handelte es sich um eine japanische Reisegruppe. Vor der Halle war der Teufel los. Reisebus um Reisebus füllte den riesigen Platz vor der Halle. Neben dem Motorenlärm herrschte ein unbeschreibliches Sprachgewirr. Reisende aus aller Herren Länder redeten und gestikulierten wie wild durcheinander! Vorbei war es mit der Ruhe. Plötzlich glich das Nordkap einem riesigen Fischmarkt, auf dem die Marktschreier durch Lautstärke um Kunden buhlten. Nur hieß die Ware hier Mittsommersonne.


Eingang zur Nordkaphalle

Nun war ich ganz froh bereits bei meiner Ankunft Bilder gemacht zu haben, noch ganz ohne die Menschenmassen.


Nordkap, ein Felsmassiv am Rande des Nordmeeres

Was für ein Wahnsinn, der hier um einen Felsen veranstaltet wurde, dachte ich bei mir. Und dabei handelt es sich, geographisch gesehen, nicht einmal um den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Dieser liegt etwa fünfzig Kilometer weiter östlich, aber so war das nun einmal wenn sich die Seefahrer irrten.


Auf steinigem Terrain ein zartes Pflänzchen, die Polarblume

Ich wollte mich später noch draußen tummeln und hoffte trotz des Tumults auf ein paar aufregende Fotos. Aber sollte ich jetzt schon ein Fazit ziehen zwischen Vogelsafari und Nordkap, ich fürchte der tote Felsen hätte da nicht die geringste Chance. Man ist halt hier, um einmal hier gewesen zu sein, trotz der Kosten. Aber vielleicht änderte sich meine Meinung ja noch in der Nacht.

Ort der Ruhe, die Nordkap- Kapelle

Ich fand dieses Lärmen entsetzlich und fragte mich, wie es wohl die Angestellten, die hier täglich arbeiteten und in dem Lärm auch noch Auskunft geben mussten, empfinden mochten. Ich wusste jedenfalls was ich in diesem Augenblick dachte: Einmal Nordkap reicht für das ganze Leben. Wenn irgendwann einmal jemand mit mir zusammen dorthin wollte, gut, aber ich für mich alleine brauche dieses Flair, nein es ist kein Flair, eher schon eine Katastrophe, nicht mehr.


Felsen soweit das Auge reicht

Die Sonne erreichte ihren tiefsten Stand und eine halbe Stunde nach Mitternacht war der ganze Spuk vorbei. Die Meute verschwand wie sie gekommen war, laut artikulierend und dröhnend. Als der letzte Dieselmotor verstummt war konnte man die Stimmung hier oben auch wieder genießen.


Die Stille vor der Invasion

Ich nutzte die Gelegenheit mich noch ein wenig in der Nordkaphalle umzusehen, ein paar Minuten in der kleinen Kapelle zu verweilen und die Stille in mich aufzunehmen.


Menschenmassen als aller Herren Länder










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