Samstag, 14. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 12. Teil 2 – Kirkenes und die Vergangenheit

Kirkenes und die Vergangenheit

Etwa zehn Kilometer hinter der Grenze nahm mich die Wildnis Norwegens wieder in Empfang. Ich hatte den kleinen Ort Neiden erreicht Hier erwartete mich ein tosender Wasserfall bei strömenden Regen.
Regenjacke an und raus in die Fluten, um die rauschende Schönheit einzufangen. Anschließend ging es weiter nach Kirkenes. Ich weiß nicht was ich mir von dem Ort versprochen hatte, auf jeden Fall wurde ich enttäuscht.
Vier Tage Aufenthalt waren hier geplant weil ich mich auf die Versprechen im Internet und den Prospekten verlassen hatte. Im Touristikbüro sah die Welt ganz anders aus. Nachdem ich meine Wünsche geäußert hatte, gab es erst einmal Schulterzucken. Langbootsafari mit anschließendem Essen, ja wenn ..., Bärensafari im Pasvik Nationalpark, ja wenn ..., Die Russisch orthodoxe Kapelle Boris Gleb auf einer Insel im Grenzfluss, ja wenn ... Wenn, wenn, wenn, es denn genügend Interessenten für diese Veranstaltungen gab. Selbstverständlich würde man diese Touren auch mit Einzelpersonen durchführen, wenn man denn für die Mindestanzahl einer Gruppe bezahlte.
Ich war natürlich nicht bereit für sechs oder acht Personen zu zahlen nur um diese Veranstaltungen wahrnehmen zu können.

Wasserfall Storfossen bei Neiden

Nachdem ich mich dann noch nach einem Campingplatz erkundigt hatte, den es in Kirkenes ebenfalls nicht gibt, verließ ich etwas zerknirscht das Touristikcenter.
Ich musste einige Kilometer zurück, dort hatte ich einen Platz ausgemacht. Da ich aber schon mal hier war, wollte ich wenigstens das Grenzlandmuseum besichtigen. Der Eintrittspreis war in Ordnung, allerdings für das Gezeigte hätte er keinesfalls höher ausfallen dürfen. Die ganze Ausstellung wirkte lieblos zusammengewürfelt.

Kirche in Neiden, mit Drachenkopfelementen

Mittelpunkt der Ausstellung ist ein russisches Kampfflugzeug aus dem zweiten Weltkrieg, das einzige des Typs Iljusjin IL-2 MR 3, in einem westlichen Museum. Nun, wer sich dafür interessiert, dem kann man das Museum empfehlen. Meine Interessen liegen auf anderen Gebieten und so interessierte mich auch der Kriegsschrott nicht, den man aus dem Fjord gefischt und wahllos in die Schrottecke gelegt hatte. – Erinnerte mich irgendwie an Joseph Beuys und seiner Fettecke oder die alte speckige Badewanne, die er zu Kunstobjekten gemacht hatte. – Vielleicht sollte die Schrottecke ebenfalls ein Kunstwerk darstellen.


Russisches Kampfflugzeug des Typs Iljusjin IL-2 MR 3

Ebenso wenig ansprechend und ohne Kunstwert waren die nachgestellten Kriegsszenen mit Schaufensterpuppen. Ob in einem Schützengraben oder in einer Bunkerstellung, diese Ausstellung sprach mich nicht an. Wie überhaupt Kriegsausstellungen keinerlei Sinne bei mir wecken.
In der oberen Etage eine Ansammlung alter samíscher Gemälde. Nun hatte ich schon einige Bilder in anderen Museen, siehe Drag „ARRAN“, gesehen und muss sagen, auch wenn diese Gemälde, in der Hauptsache Radierungen, älteren Ursprungs sein mögen, gefallen hatte mir nichts davon. Insbesondere fielen mir einige Exponate auf, die mit einem Kugelschreiber gezeichnet worden waren, wie mir scheint mal eben auf die Schnelle, so wie man es schon mal beim Telefonieren zu tun pflegte.
Auf der gleichen Etage, schön stilbrechend, dann noch die Ausstellung der norwegischen Telegrafie. Einige ganz wenige Stücke aus früherer Zeit hinter Glas, den Rest der Geschichte in Bildform auf großen Stoffbannern.

Kriegsfilmszene auf Leinwand

Um das ganze Chaos abzurunden gab es unten, neben dem Kriegsschauplatz noch einen Gang. Hier wurden Alltagsgegenstände, wie Sessel, Tisch, Fotografien, eine alte Kamera und Kleidungsstücke gezeigt. Die Kleidungsstücke erinnerten mich dann ein zweites Mal an Joseph Beuys. Eines seiner Kunstwerke war der berühmte Filzanzug. Hier hatte man auf einen Kleiderständer, man nennt diese Dinge wohl auch als Butler, die Kleidungsstücke angebracht, die „Frau“ in den vierziger oder fünfziger Jahren drunter trug. Nette vergilbte Mieder, Strumpfhalter mit passenden undurchsichtigen aber hautfarbenen Nylons und natürlich einen entsprechenden BH der Größe Doppel D, oder so. Das Ganze wirkte dann umso anschaulicher weil die Räumlichkeiten eine Kühle und Sterilität, wie in einem Schlachthof ausstrahlten, und einen erschaudern ließen.

Kunst?

Das Museum hat mir nicht gefallen, wie meinen Worten unschwer zu entnehmen ist. Es bleibt jedoch jedem selbst überlassen sich ein anderes Bild zu machen. Dennoch hatte ich mich über eine Stunde dort aufgehalten um eben diese Eindrücke wiedergeben zu können.

Als ich wieder auf die Straße trat regnete es noch immer und so wie es aussah, wollte es auch nicht mehr aufhören.
Nach einem guten Mittagessen, es war schon später Nachmittag, fuhr ich auf den einzigen Campingplatz, er liegt in Hesseng an der E6, und mietete mir für zwei Tage eine Hütte.

Gräber mit Rentierflechte, das Bild passte irgendwie zur Stimmung




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