Sonntag, 22. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 15. Tag – Teil 2 – Gjesvær

Gjesvær

Der weitere Weg bis zum Ort führte durch eine Stein- und Felslandschaft, welche ziemlich schnell an mir vorüberzog. Das Dorf selbst hatte nicht viel zu bieten. Die Menschen leben vom Fischfang und in den drei oder vier Sommermonaten von den Touristen, die sich hierher verirren.
Der Tag war wie gemacht für die Tour. Das Meer lag spiegelglatt im gleißenden Sonnenlicht. Die einzigen Wellen erzeugte das kleine Fischerboot selbst. Wir waren zu sechst, fünf Norweger waren mit mir an Bord gegangen, dazu noch die zweiköpfige Crew.

Gjesvær ein kleiner Fischerort an der Westküste der Insel Magerøy

Schon nach wenigen Minuten hatten wir die erste Kolonie von Papageientauchern und Trottellummen erreicht. Die Lunde, wie die Papageientaucher in der Landessprache heißen, passen vom Aussehen her so gar nicht ins kalte Nordmeer. Mit ihren bunten, großen Schnäbel, ihr schwarz weißes Federkleid und den großen Augen, ordnet man sie eher tropischen Landesteilen zu.
Die Trottellumme sieht ihr ähnlich, was ihr Federkleid betrifft, ansonsten wirkt sie schlanker und vor allem besitzt sie keinen so auffälligen Schnabel, der wiederum gerade verläuft.


Kann man sich einen besseren Tag für en nördlichsten Punkt Europas wünschen?

Der Tordalk, ein weiterer Wasservogel mit schwarz weißer Federpracht unterscheidet sich von der Trottellumme durch einen beinahe spitzen und nach unten gebogenen Schnabel.
Es ist gar nicht so einfach, für einen Laien, die Unterschiede herauszufinden. Da ist es manchmal ganz hilfreich sich entsprechende Plakate anzusehen, wo diese Unterschiede aufgezeigt werden.
Nach ein paar Bildern haben wir uns einem Felsen genähert auf dem hauptsächlich schwarze Kormorane saßen. Der hellgraue Fels als Hintergrund bot einen sehr schönen Kontrast, um die Vögel ins rechte Licht zu setzen.
Auffällig wie sich die verschiedenen Seevögel untereinander akzeptierten. Ein paar Trottellummen hocken auf dem gleichen Felsen. Auf einen anderen Felsen brüteten zwei Dreizehenmöwen während hinter ihnen zwei schwarze Kormorane saßen. Ziemlich dicht beieinander, schon fast auf Tuchfühlung.


Ein Schwarm Papageientaucher

Und dann, einer der Norweger machte mich netterweise darauf aufmerksam, sah ich ihn zum zweiten Mal an diesem Tage. Den König der Lüfte, einen Seeadler. Majestätisch zog er seine Kreise, glitt ganz ohne Hektik durch die Luft und versetzte die übrige Vogelwelt in Panik.


Eine Kolonie schwarzer Kormorane

Seine Schwingen unbeweglich, ließ er sich von den Luftströmungen treiben. Viel ruhiger als ich es in diesem Moment war, doch ein Blick durch die Optik verriet mir, er war viel zu hoch. Diese Begegnung sollte jedoch nicht die einzige bleiben. Zuvor kamen wir an einer riesigen Kolonie Dreizehenmöwen vorbei. Einige Hundert Vögel, wie ich schätzte, hockten dort auf ihren völlig vollgekleckerten Felsen. Irgendetwas schreckte sie plötzlich auf, vermutlich ein weiterer Seeadler, und es passierte das, was sich niemand wünscht, die Möwen kleckerten direkt über uns. Ich blieb glücklicherweise davon verschont, drei der Norweger allerdings standen genau in der Schussbahn. Schadenfreude war in dem Fall fehl am Platze, ich reichte den Betroffenen meine Tempotücher.


Friedliche Nachbarschaft

Nachdem wir den Möwenfelsen umrundet hatten tauchten gleich mehrere Seeadler am Himmel auf. Immerhin war bei diesen Sichtungen sogar schon die Federzeichnung zu erkennen. Ich machte einige Bilder und hoffte inständig, dass sie dies auch später wiedergeben würden. Ein anderes Problem mit diesem großen Objektiv war das Verwackeln, was ich hoffentlich weitgehend im Griff hatte obwohl das Fischerboot auch schon mal ordentlich hin und her schwankte.


Feind im Anflug, eine aufgeschreckte Möwenschar

Ich sagte mir, falls die Bilder nichts geworden waren, so war es doch ein bleibendes Erlebnis, diese Tiere unter freiem Himmel gesehen zu haben. Bei all den anderen Vögeln die ich beobachten konnte war es doch etwas ganz anderes. Wer einmal die Schwingen eines Seeadlers über sich gesehen hatte, sein ruhiges und gleichmäßiges Gleiten und Kreisen, der wird es wohl nicht mehr vergessen.
Gut zwei Stunden dauerte die Tour und die fünfundfünfzig Euro dafür brauchte ich nicht bereuen. Zurück im Hafen nahm ich mir vor noch ein wenig mehr Geld im Ort zu lassen und dort zu essen. Gedünsteter Lachs, eine sehr gute Portion, mit Kartoffeln und Gurkensalat.



König der Lüfte, ein Seeadler

Die Einrichtung des kleinen Gasthauses war eher schlicht und einfach. Einige seemännische Gegenstände hingen an den Wänden und im Hintergrund sang Elvis Presley, „Love me tender“, „Heartbreak hotel“, oder „In the ghetto“. Die Einrichtung und die Musik, schon hatte man das Gefühl mitten in den Sechzigern zu sein. Obgleich ich diese Zeit nicht kannte, so stellte ich sie mir vor.
Das Essen war sehr gut gewesen. Eigentlich schon jetzt ein perfekter Tag und doch stand der Höhepunkt noch bevor.


majestätisch gleitet er durch die Luft

Einer der Norweger, an Bord des Fischerbootes, war der Meinung, ich hätte mir keinen besseren Tag aussuchen können. Noch vor zwei Tagen lag das gesamte Kap unter einer undurchdringlichen Nebelwand.

Auf der Suche nach Beute

Sogleich fiel mir mein Urlaub vor zwei Jahren wieder ein und ich stellte mir die Frage: Wie viel Glück darf ein einzelner Mensch überhaupt haben? Schon damals hatte ich in vier Wochen nur ganze drei Tage Regen. – Sicher, inzwischen hatte ich mehr als doppelt so viele Regentage, aber ich wusste von anderen Reisenden, dass sie schon Jahre, manche mehr als zwanzig Jahre zum Nordkap fuhren um einmal die Mitternachtssonne zu erleben. Vielen war es bislang nicht geglückt. Und nun kam ich zum ersten Mal hierher und mir sollte dieses Glück gleich widerfahren.








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