Samstag, 14. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 14. – Von Kirkenes nach Lakselv

Von Kirkenes nach Lakselv

In der Nacht hatte es wieder angefangen zu regnen, so heftig dass ich zunächst gar nicht einschlafen konnte. Als ich am Morgen erwachte war alles wieder dunkelgrau. Schwere Regentropfen trommelten auf das Holzdach und machten wenig Mut für die bevorstehende Tour.
Erstes Ziel Neiden. Vor zwei Tagen war ich bereits durch den Ort gekommen und hatte bei strömenden Regen den Wasserfall fotografiert. Nun sollte die kleine Kirche folgen. Von außen war dies auch kein Problem, im Innern jedoch waren die Handwerker tätig.
Das Äußere sollte mir reichen, war die Kirche doch mit den typischen alten Wikingermerkmalen, den Drachenköpfen an Turm- und Dachfirsten ausgestattet, ähnlich wie sie früher an den Wikingerschiffen am Bug angebracht waren.

Am Varangerfjord

Danach ging es über die E 6 weiter nach Tanabru. Eine abwechslungsreiche Strecke zwischen dem Varangerfjord zur Rechten und den Bergketten zur Linken. Die Berge waren oft nur zu erahnen weil sie von tiefhängenden Regenwolken verhüllt wurden. So war denn doch recht wenig von der Landschaft auszumachen.
Irgendwann hatte der Regen beinahe ganz aufgehört und die Sonne arbeitete kräftig daran durch die dicke Wolkenschicht zu dringen. In Varangerbotn, am Meskefjord, einem Nebenarm des Varangerfjords, fand ich ein kleines Museum der Samís. Dieses Museum hatte die Seesamen zum Thema. Es war nicht besonders groß, zeigte einige Funde, die man im Fjord gemacht hatte und stellte das Leben der Menschen, früher und heute, in einigen Szenen nach. In einem weiteren Raum wurden Bilder und Kunsthandwerk gezeigt. Alles ganz nett anzusehen und eine kleine Abwechslung während einer langen Fahrt.


Kleines Museum der Seesamen in Varangerbotn

Nach einer Tasse Kaffee ging es dann weiter. Tanabru war schnell erreicht. Den Ort hatte man wohl nach der Brücke, die über den „Tana Daetnu“ führt, benannt. So stellte sich die nicht ganz ernst gemeinte Frage: Was war zuerst da, die Brücke oder der Ort?

Eines der Ausstellungsstücke

Viel hatte dieser Ort jedenfalls nicht zu bieten. Das einzige interessante Objekt war der kleine Rastplatz vor der Brücke direkt am Fluss. Zwei Unterstände, mit Bänke und Tische, den samíschen Zelten nachempfunden, bot während der Rast Schutz. Des Weiteren gab es dort eine überdimensionale Angelrute, die wohl auf den Fischreichtum des Flusses hinweisen sollte. Diese etwas ungewöhnliche Gestaltung war allemal sehenswert. Erwähnenswert ist vielleicht noch die kleine Silberschmiede am Ortsausgang. Leicht zu erkennen an den aus Holz gefertigten Rentierfiguren. Wer aber, wie ich, in Kautokeino war, wird an diese Silberschmiede vorbeifahren. Der weitere Weg führte eine ganze Weile an diesem fischreichen Fluss entlang und folgte so zu dem Ort mit dem einfallsreichen Namen Tana (RV 98).

Der Ausstellungsraum

Auch dieser Ort war recht klein. Interessant dürfte hier die kleine Wegkirche sein. Ein recht neues Gebäude aber wer ein wenig die Geschichte kennt, wird wissen, dass es hier kaum Häuser oder Kirchen gibt die viel älter als fünfzig Jahre sind.
Deutsche Soldaten hatten 1945 auf ihrem Rückzug aus Russland so ziemlich alles niedergebrannt, was auf ihren Weg lag. Ein Grund mehr die Freundlichkeit der Menschen hier zu erwähnen und dankbar entgegen zu nehmen.


Tanabru - Der etwas andere Rastplatz

Die Kirche steht immer und für jedermann offen, wie mir die freundliche ältere Dame, die ich dort antraf, mitteilte. Zeit um ein paar Worte zu wechseln nahm ich mir dann auch und erfuhr so, dass sie in Deutschland einige Bekannte hat. Aus diesem Grund konnte sie ein wenig deutsch und verstand auch etwas. Zum Schluss gab sie mir noch ein Faltblatt mit Informationen über die Wegkirche mit.
Die Kirche war erst 1964, also beinahe 20 Jahre nach dem Krieg, gebaut worden. Die alte Kirche fiel 1944 den Kriegswirren zum Opfer.

Wegkirche von Tana, erbaut 1964

Gleich hinter dem Ort ging es dann in die Berge. Bei dem Ausdruck Berge musste ich immer schmunzeln, besonders wenn ich die Höhenangaben las. Höchster Punkt 180 Meter über Normalnull, 270 Meter, 370 Meter. Hügel würden wir wohl bei uns sagen. Wenn man dann aber die Schneefelder überall sah, bekam man eine kleine Ahnung davon wie lange hier ein Winter währt und wie kurz die Sommer waren.

Der weite Blick, bei Iffjord

Auf jeden Fall wirkte die Landschaft ziemlich wild, manchmal auch öde. Vor allem die Berge, die vom langen Frost völlig zerfurcht und brüchig aussahen und an manchen Stellen drohten, jeden Augenblick in Teilen auf die Straße zu stürzen. Mit etwas Unbehagen im Bauch hatte ich mir den einen oder anderen Felsen angesehen und war immer ganz froh wenn er hinter mir lag.
Inzwischen war die Wolkendecke in weiten Teilen aufgerissen, das helle Azurblau des Himmels war zu sehen und die Sonne schickte sich an die Luft zu erwärmen. Wobei es keineswegs kalt war, wie ich immer wieder feststellen konnte wenn ich für ein Foto anhielt und hier und da auch schon mal einen Hang hinaufstieg, oder ein Stück des Weges zurückging weil es zuvor keine Haltemöglichkeit gegeben hatte.

Der Adamsfoss am Adamsfjord

Das nächste Motiv war der Adamsfjordfossen am gleichnamigen Fjord, woher er auch immer seinen Namen haben mochte. Auch hier musste ich klettern, weil die Straße geradewegs über den Wasserfall führte. Und wie schon in den letzten Tagen so häufig, entdeckte ich auch hier kleine, beinahe unscheinbare Blumen. Bei den meisten wusste ich nicht einmal um welche es sich handelte.
Ich wusste von der Polarblume, die ich dir bereits beschrieben hatte und von einigen Pollenblüten, danach verließ mich mein Wissen. Aber gerade wenn man durch so ein Ödland, wie es diese Hochebene teilweise war, fährt, fallen die bunten Farbtupfer am Straßenrand umso mehr auf. Es ist einfach bewundernswert wozu die Natur trotz der langen Winter fähig war und diese blauen, gelben und weißen Farbkleckse in die Landschaft zauberte.
Und da sie ebenfalls ein Teil von Norwegen waren, nahm ich sie, in Form von Bildern, mit nach Hause.



Blick auf den zweitgrößten Canyon Europas, Børselv

Etwa beim Adamsfjord hatte sich das landschaftliche Bild wieder geändert. Der Baumbestand nahm zu und das Grün wurde wieder üppiger. Von einem Parkplatz bei Furu hatte man einen herrlichen Blick auf Norwegens zweitgrößten Canyon, dem Børselva. Gleichzeitig gibt es eine Infotafel, die darüber Auskunft erteilt, dass dies die nördlichste Region mit Kiefervorkommen war.


Lakselv, Fjordpferde am Campingplatz

Der Tag neigte sich bereits dem Ende entgegen. Mein heutiges Tagesziel Lakselv (E 6) war nicht mehr allzu weit entfernt, dennoch hatte ich deutlich mehr Zeit gebraucht als ursprünglich kalkuliert. Was allerdings an den vielen Stopps und den damit verbundenen kurzen Spaziergängen lag. Wieder einmal war die Wegstrecke interessanter als es die Straßenkarte wiedergeben wollte.
Auf dem Campingplatz gleich gegenüber dem Brennelvfjord, grasten hinter meinem Zelt, friedlich zwei Fjordpferde.


Alles in Rot am Brennelvfjord (Lakselv)

In der Nacht war ich noch mal aufgestanden. Es war so hell wie seit Tagen nicht mehr und ich konnte nicht richtig schlafen. So nahm ich meine Fotoausrüstung und ging an den Strand des Brennelvfjords einem Nebenarm des Porsangerfjords, um die Mitternachtssonne einzufangen.
Ganz allein war ich dort nicht, ein schon reiferes Paar saß dort in Decken gehüllt und genoss gleichfalls den Anblick der Sonne, die mittig über dem Fjord stand und zusammen mit den Wolken wunderschöne Lichtspiele zauberte.
Eine gute Stunde verbrachte ich dort und machte Bilder vom, sich ständig verändernden Horizont. Gegen drei Uhr kroch ich fröstelnd wieder in meinen Schlafsack.


Wenn die Nacht zum Tag wird, Mitternachtssonne











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