Sonntag, 8. Februar 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 1. und 2. Anreise

Vorwort:

Zwei Jahre liegt meine letzte Reise nach Norwegen zurück. In den ersten achtzehn Monaten konnte ich dem Virus noch Widerstand leisten, doch mit Beginn der Reisevorbereitungen brach er voll durch und ich konnte es kaum noch erwarten wieder nach Norwegen zu kommen. Niemals zuvor hätte ich mir vorstellen können von einem Land so fasziniert zu sein. Hatte entsprechende Berichte oder Äußerungen von anderen teils mit Erstaunen, teils mit Skepsis gelesen. Und nun war ich selbst mit dem Virus Norwegen infiziert und ich sah keinen Grund mich dagegen zu wehren.
Ein gutes halbes Jahr verbrachte ich damit eine Route auszuarbeiten. In diesem Jahr wollte ich auf alle Fälle das Nordkap erreichen, alles andere würde sich aus dem weiteren Verlauf ergeben.
Am 18.Juni 2002 war es dann endlich soweit. Mein PKW war voll bepackt mit allem was wichtig war. Fahrrad, Wanderstiefel, Zelt u. v. m. waren gut verstaut.
Folgt mir auf meiner Reise durch das wunderschöne Norwegen. Lest über Landschaften, der Tierwelt und den Menschen in diesem Land. Und erfahrt etwas über meine ganz persönlichen Ansichten zu dieser Reise.
Meine Meinung ist ganz sicher nicht immer nur objektiv, aber gerade das macht doch den Reiz einer solchen Erzählung aus.

Euer Klarus
Die Anreise

Am frühen Morgen startete ich von meinem Heimatort im Kreis Neuss am alten Vater Rhein. Ausgerechnet an diesem 18.Juni sollte es der bis dahin heißeste Tag des Jahres werden. Die Entscheidung sehr früh zu starten war eine gute, dennoch wurde die Fahrt ab Hamburg zur Tortour. Staus und Hitze begleiteten mich bis Flensburg. In Skanderborg fand ich dann einen idyllisch gelegenen Campingplatz mit freundlichen Betreibern, die zudem deutsch sprachen. Der Platz lag direkt am großen Mossø-See und verbreitete eine herrliche Ruhe. Nur wenige Gäste campten hier, es ist immer noch Vorsaison.
Später, als ich im Liegestuhl, vor meinem Zelt, lag, war die Luft um mich herum erfüllt von zahlreichen Vogelstimmen. Leider kann ich nicht viele Stimmen unterscheiden, dafür sind meine Kenntnisse auf diesem Gebiet nicht so ausgeprägt. Dennoch genoss ich dieses wunderschöne melodische Konzert, das meine Worte, die ich für diesen Bericht niederschrieb, begleitete.
Aber nicht nur die Luft war erfüllt mit Leben, auch die Wiesen um mich herum waren in Bewegung. Alles Mögliche an Kleintieren krabbelte darauf herum. Käfer, Bienen, Hummeln und sonst was waren in ständiger Bewegung und verursachten ein ständiges Kommen und gehen.
Gleich zu Beginn begegneten mir alte Bekannte. Es waren die Nebelkrähen. Art und Gestalt, wie auch Bewegung und Gehabe sind der einer Saatkrähe ähnlich. Vielleicht sind sie etwas kleiner, das kann aber auch täuschen. Den stolzen, ja beinahe arroganten, Gang ihrer Artgenossen beherrschen sie ebenso, nur unterscheiden sie sich erheblich in ihrem Federkleid. Sie sind nicht einfach schwarz, Brust- und Rückengefieder sind samtig grau. Eine Farbe, die eigentlich Kälte ausstrahlt, bei diesen Tieren jedoch wirkt die Farbe warm und flauschig. Zudem hatte ich den Verdacht, dass diese Tiere verdammt schlau waren. Sicher, es gibt inzwischen wissenschaftliche Beweise dafür, dass sie sich zum Beispiel merken können wo Beute versteckt ist, usw. Mir schien, sie haben noch mehr drauf, wie ich es wiederholt erlebte. Jedenfalls blieben sie nur solange in meiner Nähe, bis ich meine Fotoausrüstung fertig aufgebaut hatte. Dann schauten sie noch einmal in meine Richtung und weg waren sie.
Die Krähen waren verschwunden, statt ihrer gesellte sich ein kleiner Hase zu mir, zumindest wagte er sich bis auf zehn Meter heran. Neugierig blinzelte er zu mir herüber, ehe er es vorzog sich wieder ins höhere Gras zurückzuziehen. Grillen zirpten und einige freche Fliegen erdreisteten sich mich zu ärgern. Ich genoss diesen ersten, langersehnten Urlaubstag, obgleich zehn Stunden anstrengender Fahrt hinter mir lagen. Es war noch immer sehr warm, doch vom See wehte eine kühle Brise heran und ließ die Hitze erträglich erscheinen.
Einige Stunden später, es ging auf Mitternacht zu, hatte sich das Wetter umgekehrt. Aus dieser Stimmung heraus entstand das folgende Gedicht.

Sommergewitter

Mit einem Mal war die Sonne verschwunden,
ihre Hitze hatte die Natur geschunden,
nun brauen sich dunkle Gewitterwolken zusammen,
haben den Himmel schwarzblau, violett verhangen.

Zorniger Wind rüttelt die Baumkronen,
peitscht die See, lässt die Wellen toben,
es zuckt der erste Blitz gefolgt von Donnerschlag.
Nachtdunkel, und für Bruchteile heller Tag.

Die Wolken entladen ihre schwere Fracht,
laut prasselnd der Regen hernieder kracht.
Sogleich beginnt die Erde zu dampfen,
während Regen und Hagel immer lauter stampfen.

Die Geräusche vermischen sich mit Donnergrollen,
hört sich an, als ob sie uns etwas sagen wollen.
Immer heftiger der Regen fällt,
die Wiese vor mir schon viele kleine Seen zählt.

Ganz allmählich wird das Geprassel leiser,
bis es beinahe verstummt, leiser.
Sich schließlich erneut erhebt und poltert,
noch einmal den nassen Boden foltert.

Bis er schließlich ganz verstummt,
ferner Donner hier und da noch brummt
und mäßiger Wind durch die Baumkronen streicht,
während das Grau nach und nach am Himmel weicht.

Und mitten in diese Stille hinein,
bricht ein neues Stakkato herein.
Noch gibt sich der Regen nicht geschlagen,
erneut zeigt der Himmel grau in allen Lagen.

Minuten nur, dann ist es vorbei,
der Natur scheint es einerlei.
Die Stille ist kurz, dann der erste Vogel singt,
auch wenn sein Lied einsam klingt.

Nun erwacht das Leben auf Wiese und Baum,
der Regen gehört dazu wie ein schöner Traum.
Die Überfahrt

Die ganze Nacht hindurch hatte es geregnet, aber als ich gegen sieben Uhr aufstand, schien die Sonne bereits wieder so kräftig, dass das Zelt während meines Frühstücks im Freien vollständig abtrocknete. Meine gefiederten Freunde, die Nebelkrähen, begrüßten mich mit einem spöttischen „Krah, krah!“. Der Kaffee, trotz kochenden Wassers, wurde schnell kalt, trotzdem genoss ich diesen ersten Morgen unter freiem Himmel.
Die anschließende Fahrt zum Hafen verlief ruhig und zügig, ebenso die noch verbleibenden drei Stunden bis zur Abfahrt. Ein heißer Kaffee und das Bestaunen eines Highspeed Rennbootes, dem ich meine ersten Urlaubsbilder gewidmete sorgten dafür. Schließlich sieht man so ein Boot auch nicht alle Tage.

Im Hafen von Hirtshals - Speedboot auf dem Weg nach Norwegen
Später auf der Fähre aß ich zu Mittag und widmete mich danach meiner mitgenommenen Lektüre. Das Buch, „In kalter Absicht“, von Anne Holt einer Norwegerin. Am Anfang, wirkt es sehr abgehackt geschrieben. Aber trotz häufig spartanischer Satzführung nimmt die Spannung von Seite zu Seite zu. Als Kristiansand erreicht war, hatte ich die Hälfte des Buches verschlungen. Ein Mörder hatte drei Kinder getötet und seinen ersten Fehler begannen. Ich ahnte, dass das Buch noch während der ersten Woche in Norwegen bereits verschlungen sein würde.
Es war schon beinahe neunzehn Uhr, als ich endlich aus dem Bauch der Fähre ins Freie fuhr. Endlich hatte ich mein Urlaubsziel erreicht, Norwegische Straßen sangen fortan ihr Lied unter meinen Reifen.


Der ganze Konvoi bestand aus fünf Fahrzeugen
Die kurze Fahrt über die E 18 in östlicher Richtung bis zum Campingplatz in Fevik an der RV 420 verlief ohne Eindrücke. Der Platz selbst liegt sehr abgelegen, etwa drei Kilometer von der Hauptstraße, ist aber sehr gut ausgeschildert.
Eine nette, beinahe zahnlose und weißhaarige Alte nahm mich in Empfang. Mit einer kurzen Handbewegung ihrer knochigen Hände zeigte sie mir das Sanitärhaus und erklärte mit einer weiteren, all umfassenden, Handbewegung, ich könne mir einen schönen Platz aussuchen. Ganz nebenbei deutete sie auch noch zum Himmel und erklärte mir wo morgen früh die Sonne aufgehen würde. Das alles natürlich in Norwegisch und zahnlos genuschelt, aber was sind Worte wenn man sich auch in der Welt der Gesten und Gedanken versteht. So sind halt die Menschen hier in Norwegen. Immer freundlich, so dass man sich gleich heimisch fühlt. Oder gar heimischer als daheim? – Mir kam es manches Mal so vor.


Norwegen - Landschaft bei Fevik
Apropos Wetter! Über mir war ein stahlblauer Himmel, die Sichel des Halbmondes stand über ein paar Tannen und Birken. Vorwitzige kleine Meisen und Amseln hüpften aufgeregt auf der Wiese herum oder überflogen neugierig mein kleines Zelt.
Die kühle, leicht salzig riechende Luft ließ das Meer erahnen, welches östlich hinter den Steinhügeln lag. Außer dem Gesang der Vögel und dem gelegentlichen Rascheln der Blätter im sanften Wind herrschte Stille. Eine wunderschöne, noch sonnige, abendliche Stille!

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