Sonntag, 8. Februar 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 3. Die weiße Küste

Weiße Küste

Fange den Tag niemals ohne Frühstück an, schon gar nicht ohne Kaffee! Mir blieb heute Morgen nichts anderes übrig. Am gestrigen Abend waren bereits alle Geschäfte geschlossen. Kaffee konnte ich auch keinen kochen weil es dazu keine Gelegenheit, sprich Kochstelle gab. Das entspricht aber eher der Ausnahme. Die meisten Campingplätze, sind sie auch noch so klein, haben Kochstellen, sprich kleine Küchen, die in der Regel kostenlos genutzt werden können. Aus diesem Grund hatte ich auch keinen Campingkocher dabei.
So machte ich mich dann erst einmal mit leeren Magen auf den Weg. Über die RV 420 erreichte ich Arendal. Hier fand ich dann auch Gelegenheit meinen Vorrat aufzufüllen. Nach einem schnellen Frühstück und dem Verzicht auf einen Stadtbummel in Arendal ging es über die RV 410, immer an der Küste entlang, weiter nach Tvedestrand. Dieser Küstenstreifen wird auch die weiße Küste genannt. Warum zeigte mir ein kleiner Stadtbummel.
Tvedestrand gehört, wie viele andere Ortschaften und Städtchen in dieser Region zu den weißen Städten. Sie gaben diesem Streifen den Namen.

Enge Gassen in Tvedestad
Das erste was mir denn auch auffiel oder besser, was ich wahrnahm, war der Geruch von frischer Farbe. Überall konnte man Menschen sehen, die dabei waren das Grau des Winters zu überstreichen. Wobei viele der Häuser mit ihren kleinen Fenstern, die manchmal an Puppenstuben erinnerten, bereits im neuen weißen Glanz erstrahlten. Nur ganz wenige Häuser waren noch nicht frisch gestrichen oder in Arbeit. Hier sah man dann ganz deutlich die Spuren des vergangenen Winters. Schäbig schmutziges Grau, an manchen Stellen morsche Holzplanken, die nach Erneuerung schrieen. Dieser Ort ist typisch für die Ostküste, ebenso das noch geringe morgendliche Treiben. Eine Obstverkäuferin wartete mit dem Kopfhörer auf den Ohren auf Kundschaft, aber immerhin schon zu einem Lächeln bereit, während die Ladenbesitzerin einer kleinen Kinderboutique, verschlafen aussehend, ein Schild mit den Öffnungszeiten vor die Tür stellte.


Kopfsteinpflaster, ein Hauch von Nostalgie
Ich ließ mich zu einigen wenigen Bildern hinreißen und hoffte darauf noch interessantere Motive auf den weiteren Weg entlang der weißen Küste zu bekommen.
Nach einer guten Stunde führte mich mein weiterer Weg über die RV 411 und 416 nach Risør. Auch hier führte die Straße häufig direkt an der Küste entlang Manchmal machte sie dann wieder einen Bogen ins Landesinnere und es ging durch dunkle Kiefernwälder. In Risør sollte es eigentlich mit der Fähre weitergehen, diese sah ich aber gerade vermeintlich davonfahren.
Im Zentrum der kleinen Hafenstadt, sie zeigte in etwa das gleiche Bild wie Tvedestrand, machte ich mich auf die Suche nach dem Fähranleger. Fähre ja, aber keine Autofähre! So lautete schließlich die Antwort auf meine Frage danach. Man hatte hier wohl die Möglichkeit mit einem Boot durch die Welt der Schäreninseln zu gleiten, nicht aber überzusetzen, so wie es im norwegischen Straßenatlas und auch auf einer Hinweistafel zu entnehmen war. So blieb mir keine andere Wahl den deutlich längeren Weg über die Straßen zu nehmen. Wenn der Morgen schon nicht so beginnt, wie es hätte sein sollen kann man nicht erwarten, dass der Tag besser wird.
Der weitere Weg führte mich nach Larvik über die schnelle E 18, hier ist stellenweises Tempo Hundert erlaubt! Später nach Drammen. Landschaftlich ganz nett anzusehen aber keineswegs aufregend. So vermisste ich auf meinen weiteren Weg auch nicht unbedingt die Stellen zum Anhalten für etwaige Bilder.


Alles weiß, selbst der Geruch von Farbe verbreitet Sommerstimmung
All die kleinen und größeren Orte im Bereich der weißen Küste haben mit Sicherheit ihren eigenen Liebreiz, sind hübsch anzusehen, strahlen aber gleichzeitig auch so etwas wie Eintönigkeit aus. Nachdem ich Tvedestrand gesehen hatte und die anderen Ortschaften betrachtete wurde ich das Gefühl nicht los, alles sieht aus wie Tvedestrand. Vielleicht hatte ich mir von der Ostküste auch ein wenig mehr versprochen. Ich kenne die Westküste mit ihren aufregenden, von hohen Bergen umrahmten Fjorden, den wilden Wasserfällen, die Gletscher und die Hochebene der Hardangarvidda. Das sind Landschaften die einem mit offenem Mund staunen lassen, das alles fehlte hier ein wenig. Die Landschaft hier war mir ein bisschen zu lieblich. Aber es lag ja noch so vieles vor mir, auch die Westküste, die den Abschluss meiner Reise bilden sollte.


Risøy Hafen - weiße Perle an der Ostküste
Mein Nachtquartier lag wunderschön am Drammenfjord, bei Svelvik an der RV 319. Ein ordentlich gepflegtes Plätzchen, der bei den Einheimischen sehr beliebt zu sein scheint, wie die vielen Parzellen für Dauercamper zeigen. Der Preis für dieses Fleckchen Erde war ein stolzer. Vielleicht auch deswegen, weil man One Night Camper, wie mich, abschrecken wollte.
Von Ruhe konnte auch nicht gesprochen werden. Jene, die hier einen festen Stellplatz hatten, waren fleißig am bohren und sägen, bauten Terrassen oder Zäune um ihre Wohnwagen. Und da es sich nicht um einzelne Arbeiten handelte, sondern beinahe überall gearbeitet wurde, kam ich mir vor wie auf einer Großbaustelle.
Auch vom Fjord drangen laute Motorengeräusche herüber. Ein riesiger Frachter pflügte durch das ruhige Gewässer. Drammen, noch zwanzig Kilometer entfernt, besitzt einen großen Hafen und entsprechende Industrie, zudem war hier der Einfluss Oslos deutlich zu spüren. Die aufkommenden schwarzen Wolken trugen denn auch nicht zur Stimmungsbesserung bei und das Schreien der Möwen klang irgendwie klagend. Einzig der Rottweiler, schräg gegenüber, mochte sich von solcherlei Stimmung nicht anstecken lassen. Verspielt wälzte er sich auf dem Rasen, zerrte übermütig an seiner Leine und macht dadurch, trotz seiner Größe, einen sehr friedlichen Eindruck. Beim Beobachten des Hundes verlor meine missmutige Stimmung dann auch an Gewicht und in mir keimte die Hoffnung auf eine bessere Fortsetzung.


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