Sonntag, 8. Februar 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 5. Teil 1 - Lillehammer - Maihaugen

Lillehammer - Maihaugen

Der vergangene Abend hatte, wie befürchtet Regen gebracht. Die schweren Wolken waren vom kräftigen Westwind über die Berge getrieben worden und sorgten dafür, dass sie auch rechtzeitig eintrafen. Gleichzeitig wurde der große Mjøsa zur Wetterküche. Man konnte zusehen, wie sich zunächst unscheinbare Wölkchen über dem See aufluden und stattlich anwuchsen. Es war nicht schwer zu erraten, was sich da zusammenbraute. Zumal die Bergkette im Osten ein weiterziehen der Regenwolken verhinderte.
Am späten Abend war es dann soweit, die beiden Wolkenfronten prallten aufeinander. Es kam zu zwei, drei elektrostatischen Entladungen und dann öffneten sich die Schleusen. Wütend prasselten große Regentropfen herunter und trommelten wild auf meine Zelthaut. Das Prasseln ließ kurzfristig nach aber nur, wie mir schien, um neuen Atem zu holen, um dann wütender als vorher nieder zu gehen. Dieses Auf und ab wiederholte sich einige Male und dennoch bin ich darüber eingeschlafen.

Stabkirche von Garmo - Im Freilichtmuseum Maihaugen
Der folgende Morgen war wie die bisherigen. Sonnig und freundlich, und die Kraft der Sonne reichte erneut aus, die Zeltplane abtrocknen zu lassen.


Oft gibt es Livemusik, so wie heute in klassischer Form
Lillehammer war nur ein Katzensprung entfernt und mein erstes Ziel am heutigen Tag. Das große Freilichtmuseum „Maihaugen“ stand auf dem Plan. Hier hat man alte, erhaltenswerte Gebäude aus allen Teilen des Landes zusammen getragen und wieder aufgebaut. Die Zeitspanne der Gebäude und Kirchen reicht vom 11.- 20. Jahrhunderts.


Fischerkapelle
So gibt es hier ganze Höfe mit Haupthaus, Stallungen und Gesindelhäusern aus dieser ganz frühen Zeit, die sogar die Geißel der Pest überstanden haben.

Blick in die Schule
Unter den 165 gezeigten Gebäuden ist die Stabkirche von Garmo. An diesem Tag konnte man dort sogar einem kleinen klassischen Konzert lauschen. Diese Kirchen haben den Namen aufgrund ihrer Bauweise erhalten. Die Balken stehen aufrecht nebeneinander. Daher der Begriff Stabkirchen. Eine alte Fischerkapelle, jene aus Fåberg um Mitte des 15. Jahrhunderts, schien den Geruch des Mittelalters in die Neuzeit gerettet haben. Es riecht leicht modrig und mischt sich mit dem Geruch von Weihrauch und niedergebrannten Kerzen. Das Holz hat eine eigene Note und gibt diese in Form von getrocknetem Harz und alter Teerfarbe hinzu.


Ganze Hofanlagen finden sich in Maihaugen wieder
Die moderneren Gebäude stammen aus dem 20. Jahrhundert. Ein Sommerhaus um 1910 mit der Einrichtung aus den 40er Jahren, die Kinck Hütte, nach seinem Besitzer genannt war mir da besonders ins Auge gefallen. Das Haus an sich ist von der norwegischen Schlichtheit geprägt, die man auch heute noch allerorts antrifft. Die Kücheneinrichtung ist unbedingt sehenswert. Sie war hauptsächlich in blau und weiß gehalten, selbst das Porzellan war noch vorhanden, sowie der eiserne Kohle- oder Holzherd dessen Türen und Klappen mit weißer und blauer Emaille überzogen sind und noch immer gut erhalten. Leider sind die meisten Hütten verschlossen, so dass mir nur ein verstohlener Blick durchs Fenster blieb.


wie der Knudson Hof

oder die Fischerhütten. Kaum größer als heutige Hundehütten
Gewöhnlich kennt man so etwas höchstens noch aus kitschigen Puppenstuben, die man den sammelwütigen Deutschen für teures Geld aufschwatzen will.


Küche des Kinckhauses, wie eine Puppenstube
Der Park bietet einen guten Überblick über einen Teil der Geschichte Norwegens. Und wer sich noch etwas mehr Zeit nimmt, kann sich über das ein oder andere Gebäude etwas erzählen lassen. Junge Studenten und Studentinnen, in zeitgenössischer Tracht, stehen dafür zur Verfügung. Die Ausführungen erfolgen in Englisch, oft genug aber auch in Deutsch. Mich hat dieses Freilichtmuseum fasziniert und so war es bereits spät am Mittag ehe ich meinen Weg fortsetzte.

Bahnhofsszene Alt- Lillehammer









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