Samstag, 9. Mai 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 28. Der lange Weg nach Bodø

Der lange Weg nach Bodø

Eigentlich hatte ich diese Nacht genießen wollen, nur schienen meine Zimmernachbarn etwas dagegen zu haben.
Gegen halb drei wurde ich durch lautes Poltern geweckt. Ich brauche einen Augenblick um mich zu recht zu finden. Dem Poltern folgte Geschrei, dann dumpfe Schläge und wieder Geschrei. Inzwischen war ich hellwach und hörte am Klang der Stimme, dass es sich um einen Betrunkenen handeln musste. Ein Blick aus dem Fenster ließ mich die Feststellung korrigieren, um eine Betrunkene. Ein aufgesprungener Hartschalenkoffer aus dem mich rosafarbene und weiße Dessous anstarrten, lag in einer Pfütze. Daneben machte ich die Fernbedienung des Hotelfernsehers aus.
Ich legte mich wieder ins Bett und wartete. Das Geschrei und Gezeter nahm jedoch kein Ende. Nach fünf Minuten schlug ich gegen die Wand und rief auf englisch: „Shout up your mouth, our I talk to the police and the hotelpersonal!“
Nur Sekunden verstrichen, dann wurden weitere Stimmen vernehmbar. Sie redeten auf die betrunkene Frau ein und brachten sie zur Ruhe. Gegen halb vier konnte ich endlich wieder schlafen.
Aussicht am Gulfjord

Als ich später am Morgen aufstand und aus dem Fenster nach unten schaute, zeugte nur noch eine zerbrochene Wodkaflasche vom nächtlichen Intermezzo. Meine Beschwerde über die nächtliche Ruhestörung wurde an der Rezeption mit Bedauern entgegen genommen, änderte aber nichts am Preis.
Das Frühstücksbüfett war reichlich und vielfältig. Warmes Rührei jedoch bekam anscheinend nur wer pünktlich um halb acht am Tisch saß. Alle anderen mussten mit kaltem Rührei vorlieb nehmen. Auch der Kaffee war völlig unnorwegisch. Ganz dünn gebrüht, erinnerte er mehr an englischem Tee. Abgesehen davon war das Haus in Ordnung


Markante Felsformationen entland der E 6

Zu Sortland ist mir dann aber doch noch etwas eingefallen. Ich erwähnte ja bereits den Versuch diese Stadt ganz in Blau erscheinen zu lassen. Nach der vergangenen Nacht hatte die blaue Stadt nun eine ganz neue Bedeutung bekommen. Und vielleicht hatte man gerade auch aus diesem Grund darauf verzichtet, weil dies dann doch wenig werbewirksam war.

Hafenpromenade von Bodø

Ich schreibe diese Zeilen während ich mal wieder auf eine Fähre warte. Ich war in Lødingen. Der Weg hierher verlief im Regen, doch zeigten sich am Horizont helle Hoffnungsstreifen.
Landschaftlich ist mir dennoch etwas aufgefallen. Da war zunächst am Ende des Gullfjords dieses wunderschön ruhige Bild. Das Wasser des Fjords spiegelglatt und tiefgrün. Am gegenüberliegenden Ufer, am Fuß eines Berghanges einige schöne Häuser inmitten von hohen Tannen. Der Berg selbst zu zwei Dritteln bewachsen. Die Bergspitze schließlich nackter Fels. Um den Fels schmiegte sich eine Wolke, wie ein hellgrauer Schal. Und da die spiegelglatte Wasserfläche das Bild reflektierte, gab es diese Ansicht gleich zweimal.

Die Hafenskyline von Bodø

Die Fähre wurde zu so früher Stunde noch nicht ganz voll, gegen Mittag, so schätzte ich, würde sich das ändern.
Zu sagen, die Strecke sei nichts besonderes, ist wohl nicht ganz richtig. Jeder Abschnitt hatte seinen Reiz, doch ich blieb lieber in der Cafeteria, da es nach wie vor regnete. Nach einer Stunde spie mich das Fährboot am Kai von Bognes wieder aus.

Ankunft eines alten Seglers

Auf der Fahrt Richtung Bodø, immer über die E 6, sind mir noch einige landschaftliche Gegebenheiten aufgefallen. Zunächst hinter Tømmerneset, bei Krågmo, ein eigenwillig geformter alleinstehender Berg. Sein Aussehen erinnerte stark an ein Sattelhorn, jenem Knauf an dem man sich festhalten, oder aber das Lasso befestigen konnte. Weitere Aufmerksamkeit, neben den vielen Tunneln, die nun wieder folgten, konnte man den vielen kleinen Wasserfällen widmen. Ich hatte sie nicht gezählt, fünfzig Stück werden es am Ende wohl gewesen sein. Viele wohl erst durch den Regen der letzten vierundzwanzig Stunden entstanden. Keiner war so imposant, dass er in Reiseführern Erwähnung finden würde und trotzdem boten einige doch einen schönen Anblick. So zum Beispiel ein terrassenförmiger Berg mit langen, aber nicht zu steil abfallenden Stufen. Sie waren etwa sechs Meter breit und führten entsprechend viel Wasser herunter. Gerne hätte ich davon ein Bild gemacht, doch fehlte es mal wieder an Haltemöglichkeiten.

Der Dom von Bodø

Am frühen Nachmittag erreichte ich dann Fauske und der Regen war nur noch ein Gedanke an Gestern. Auf den letzten Kilometern Richtung Bodø musste ich die Sonnenbrille aufsetzen. Stahlblauer Himmel und kaum ein Wölkchen zu sehen!
Sieben Stunden mehr oder weniger nur Autofahrt, ich lechzte geradezu nach einem Spaziergang. Am Hafen parkte ich meinen Wagen und raus. Das graue Gemüt endlich wieder mit Sonne auftanken!
Mein erster Weg führte mich zu den Kais der Hafenanlagen. Eine Schnellbootfähre nahm Passagiere auf, Rundfahrten wurden angeboten. Etwas weiter herrschte reges Treiben, direkt von den Fischerbooten aus wurden frische Krabben und Fisch an Interessierte Käufer abgegeben. Viele Touristen kauften und verzehrten die frische Ware gleich vor Ort. Überall herrschte buntes Treiben, die Cafés waren beinahe überfüllt und erstaunlicherweise waren die meisten Geschäfte noch geöffnet. Die Supermärkte gar bis zwanzig Uhr. Man bedenke, wir hatten Samstag!

Luftfahrtmuseum, leider geschlossen

In einem Hafenlokal fand eine Hochzeitsfeier statt. Die Erinnerungen für später wurden am Kai festgehalten. Die Braut vor dem Hafenpanorama, wie ein Model, liegend, auf der Kühlerhaube eines glänzenden Cabriolets und vor einer Motoryacht, die man eigens dafür aus dem Wasser gehievt hatte. Ich verzichtete aus Höflichkeit darauf Bilder zu machen. Wäre die Braut in traditioneller Tracht gewesen, so hätte ich vielleicht um Erlaubnis gefragt. Sie trug jedoch ein apricotfarbenes Hochzeitskleid. Auch sehr schön, aber eben gewöhnlich.


Kirche von Bodin 18. Jh.

Auf dem Weg zum Dom gönnte ich mir ein Eis, nicht gerade billig in Norwegen, aber es schmeckte vorzüglich. Die Straßen zum Dom zeigen die Stadt im Umbruch. Überall wird gebaut, renoviert oder abgerissen. Und alle Nebenstraßen waren nackt, ohne ihr Kleid aus schwarz glänzendem Asphalt.
Anderthalb Stunden dauerte mein Rundgang, danach wollte ich noch zum Luftfahrtmuseum. Schon freute ich mich darüber, so wenig Autos auf dem Parkplatz vorzufinden, doch ich freute mich zu früh. Ausgerechnet an den Samstagen ist hier nur bis siebzehn Uhr geöffnet. Schade!

Saltstraumen, Erlebniscenter

So fuhr ich weiter nach Bodin, einem Stadtteil von Bodø. Hier steht eine alte Kirche. Nur schien ich mit Kirchen momentan kein großes Glück zu haben. Das Brautpaar vom Hafen gab sich in den alten Gemäuern das Jawort. Kein Zutritt für Touristen. So begnügte ich mich wieder einmal mit Außenaufnahmen.
Danach wurde es Zeit zum Campingplatz zu fahren. Der Platz war bekannt dafür immer sehr gut besucht zu sein. Schließlich lag er nur wenige Meter von der größten Attraktion der Gegend, dem „Saltstraumen“ entfernt. Dabei handelte es sich um den größten Mahlstrom der Welt.
Ich bekam mein Plätzchen, packte den Liegestuhl aus und genoss einmal mehr das wunderbare Sommerwetter.

Ausblick vom Campingplatz Richtung Süden









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