Sonntag, 26. April 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 26.Nusfjord – oder die Lofoten bei mehr als 31°C

Nusfjord – oder die Lofoten bei mehr als 31°C

War es gestern schon sehr heiß gewesen, so hatte es heute den Anschein, dass eine Steigerung möglich war.
Schon am frühen Morgen, auf dem Weg zurück nach Leknes, stieg das Thermometer rasch an. Erstes Ziel an der RV 818 war der kleine Ort Gravdal. Eigentlich kaum erwähnenswert, wenn nicht gerade dort eine wunderschön restaurierte Drachenkirche stehen würde. Einer der wohl schönsten Kirchen dieser Art, im außerordentlich gutem Zustand, mit frischer roter und weißer Farbe getüncht. Leider ist diese Kirche ein kompletter Neubau. Mehrere Feuersbrünste hatten die alten Kirchen immer wieder in Schutt und Asche gelegt. Der Blick in das Gebäude blieb jedoch verwährt. Ein deutsches Ehepaar, das zur gleichen Zeit dort war, erwähnte, dass dieser Zustand schon seit drei Jahren währte. Sie waren zum dritten Mal dort und immer war die Kirche verschlossen und auch niemand anwesend, der sie hätte öffnen können. Schade!

Ausblick auf Leknes

Ballstad hätte ich mir anschließend sparen können. Dieses Dorf war doch irgendwie nichtssagend. Kaum eine halbe Stunde nach Ankunft setzte ich meine Reise fort. Gleichzeitig war damit Vestvagøya, abgehakt. Einzig eine Wanderung vor dem Nappstraumen Tunnel sollte noch sehr reizvoll sein. Trotz der Hitze beschloss ich, mir diesen Weg einmal anzusehen. Doch daraus wurde dann nichts. Der Parkplatz war mit Baustellenfahrzeugen zugestellt und gesehen hatte ich den Platz auch viel zu spät. Er liegt hinter einer Kurve und gleich darauf ging es schon in den Tunnel hinein. Am Ende des Tunnels musste dann bezahlt werden womit sich eine Rückfahrt erübrigte.


Die Drachenkirche von Gravdal

Nusfjord stand als nächstes an während die Temperatur unaufhaltsam die dreißig Grad Marke überschritt. Das Fischerdorf liegt am äußersten Südostzipfel der Insel Flakstadøya. Schon die Anfahrt war beeindruckend. Die Straße wand sich durch tiefe Bergschluchten. Der Versuch hier Bilder zu machen scheiterte an der bedrohlichen Enge und der dadurch extrem hoch wirkenden Berge. Man bekam die Schluchten einfach nicht gebührend aufs Bild. Ebenso verhinderten sie den freien Zugang der Sonnenstrahlen in die Schlucht, so dass es angenehm kühl war. Das Dorf selbst steht am äußersten Zipfel, dort wo die Berge enden und sich das Meer auftut. Bunte Tupfer am Fuß der grauen Riesen.


Fischgestelle mit Dorschköpfen (Überbleibsel des Stockfischs)

Im Ort selbst herrschten chaotische Verhältnisse. Touristenbusse, Wohnmobile und natürlich die PKW – Fahrer zwängten sich durch die engen Gassen und suchten nach einem Parkplatz. Zu dem war die Hitze hier wieder deutlich zu spüren, was den Aufenthalt noch ein wenig unangenehmer machte. Den schönsten Anblick bot das Dorf von einer Anhöhe, so wie man es von zahlreichen Postkarten kennt. Von dort konnte man es gut überschauen und ließ einen erahnen warum es auf der UNESCO Liste für das Weltkulturerbe steht.

Nusfjord - aus der Ferne wunderschön

In den Gassen verlor sich der Eindruck schnell wieder. Der Touristenrummel und noch mehr die Abzocker am Fischereihafen taten ihr übriges. So nannte sich ein eilig aufgebauter Ausschank „Restaurant“, und verlangte für einen fingerhutgroßen Pappbecher Kaffee beinahe drei Euro. Wer es zahlte dem war nicht zu helfen! Ich fand wenige Meter weiter unterhalb einer Silberschmiede, deren Inhaber wohl nur angekaufte Ware verkaufen wollte und ansonsten lieber sein Bier genoss, ein kleines Café. Hier war der Kaffee nur halb so teuer und wurde trotzdem in einer Porzellantasse serviert.
Nach zwei Stunden war mein Bedarf für den heutigen Tag gedeckt. Zurück über die eng gewundene Straße und dann über die E 10 nach Ramberg. Es war früher Nachmittag, dennoch wollte ich den Tag beenden und noch etwas von der Sonne genießen.


Bunte Häuser am Fuß der Berge

Der kleine Ort Flakstad lag noch vor meinem Ziel und die kleine Kirche lud zu einem Foto ein. Geöffnet war das Haus nur bis fünfzehn Uhr, also wieder kein Blick ins Innere, ich war um zehn Minuten zu spät. Dafür traf ich auf zwei sehr gesellige Nebelkrähen.
Ramberg war nur noch wenige Kilometer entfernt, aber was ich dann vor mir sah, ließ mich den Atem anhalten. Ein kleiner Campingplatz mit riesigem weißem Sandstrand, wie eine Lagune. - Eigentlich war Ramberg ja für einen solchen Strand bekannt. – Also warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück so nah, dachte ich mir und beendete gleich hier meine Fahrt.


Kirche von Flakstad

Das Zelt war schnell aufgebaut und die vielen Menschen im Wasser verleiteten mich dazu ebenfalls den Gang ins Wasser zu wagen. Der Sand, auf dem Weg zum kühlen Nass, war weiß und fein, wie der einer Eieruhr. Das Wasser jedoch war so kalt wie der Nordpol! Innerhalb von Sekunden spürte ich nichts mehr und dabei reichte mir das Wasser gerade mal bis an die Knie. Nein, das war selbst für mich zu kalt. Ich sicherte einige Beweise in Form von Fotos für meine Worte und machte es mir anschließend im Liegestuhl bequem, mit direktem Blick auf diese wunderschöne Lagune.


Lagune auf den Lofoten (Flakstad)

Hinter mir verläuft die Straße in einem weiten Kreisbogen und im gleichen Radius dahinter steht der Stortinden. Die Lagune ist zu etwa dreiviertel von den Bergen umrahmt. Die Berge selbst wirkten bedrohlich, rau, zerklüftet und zerfurcht von der letzten Eiszeit und dem Wind der Jahrtausende. Totes Gestein das nur dann lebte wenn sich Felsbrocken lösten und donnernd ins Tal rauschten.
Am Ende des Strandes lag das silbrig und golden schimmernde Meer. Es scheint reich an Leben und auch großzügig mit dieser Gabe umzugehen, denn inzwischen wehte mir von allen Seiten gegrillter Fischgeruch entgegen.


Die Mitternachtssonne im Dunst

Am frühen Abend bezahlte ich den Stellplatz und brachte in Erfahrung welcher Vogel mich vor wenigen Tagen in Alta so vehement attackiert hatte. Ein sehr wehrhafter Vogel vor dem selbst Raubmöwen Respekt zeigten, wie mir der Platzwart versicherte. Und wo man gerade schon mal im Gespräch war, erfuhr ich, dass er beinahe dreißig Jahre in Bad Piemont gelebt hatte. So wunderte ich mich nicht länger darüber, dass auch hier Deutsch gesprochen wurde.






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