Freitag, 10. April 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 23. Von Slø nach Svolvær (Lofoten)

Von Slø nach Svolvær (Lofoten)

Wenn die Wetterbeständigkeit doch so groß wäre wie meine Zuversicht und mein Glaube, dass es besser wird und bleibt.
In Sortland habe ich erst einmal meinen Wagen vom Schlamm der letzten Tage befreit und mir danach die Stadt angesehen. Sie sollte einmal den Beinamen, „die blaue Stadt“, bekommen. Um dem Namen gerecht zu werden wurden alle Gebäude blau angestrichen. Der Plan schien nicht aufgegangen zu sein. Im Geschäftsviertel gibt es wohl einige Gebäude die im Blau erstrahlten, viele Häuser aber tragen auch weiterhin weiß, rot, gelb oder grün in ihrem Gesicht. So ist Sortland nichts anderes als ein Ort unter vielen in Norwegen und doch mit eigenem Charakter.

Blick auf die Sortlandbrücke

Die Kirche erhebt groß und ansehnlich auf einen kleinen Hügel ohne wirklich besonders herauszuragen. Das Leben geht auch hier seinen gewohnten Gang. Geschäftige Menschen in den Einkaufsstraßen und unten am kleinen Hafen. So sollte das interessanteste Bild von Sortland der Parkplatz vor dem Supermarkt werden, weil sich genau dort ein fantastisches Wolkenspiel zeigte. Eine riesige Wolkenformation, durch starke Luftströme so zerfasert, dass sie wie riesige weiße Flammen aussehen, stand genau über dem Einkaufszentrum.


Sortlandkirche

Storkmarket (E 10) war mein nächstes Ziel. Man erreicht den kleinen Ort über zwei Brücken, wobei die große Brücke mitten über dem Langøysund einen kühnen Schwung nach rechts macht. Von der kleineren Brücke hatte man wiederum einen schönen Ausblick auf den Ort und dem kleinen Hafen. Dort steht auch die alte Finnmarken, ein Schiff der Hurtigrute. Sie diente neben einem modernen Gebäudekomplex als gleichnamiges Museum.
Das Schiff zu besichtigen reizte mich und so beschloss ich einen Besuch im Museum. Leider befand sich das Schiff gerade in Restauration und war geschlossen, blieb also nur der restliche Teil des Museums. Ich hätte mir das Geld sparen können! Einige nachgestellte Schiffsszenen, diverses Schiffszubehör und einige Modelle der alten und neuen Generation von Hurtigruten Schiffen konnten mich nicht sonderlich begeistern. – Aber die alte Finnmarken wird ja nicht ständig restauriert, so dass sich ein Besuch dann auch wieder lohnt.

Wolkenzauber über Sortland

Ich hatte Zeit und so wählte ich den längeren Weg zum Fährhafen nach Melbu. Ich verließ die E 10 in Storkmarket und folgte der schmalen Straße rechts um die gesamte Insel Hadseløya. An der Südwestküste versprach die Straßenkarte interessante Aussichten auf mein nächstes Ziel, die Lofoten. Der zugezogene Himmel ließ diese Aussichten ein wenig trüb erscheinen. Für zwei Bilder sollte es dennoch reichen. Dabei stieß ich auf zwei Chow Chows. Erinnerungen an meinen Chow Chow Nicki drangen an die Oberfläche meines Bewusstseins. Wunderschöne und vor allem sehr wachsame Tiere. Beide lagen unter einem Wohnmobil französischer Reisender im Schatten. Und vor allem der Größere gab klar zu verstehen wie nah er mich am Gut seines Herrchens dulden wollte.
Wenig später erreichte ich den Fährhafen in Melbu. Die große Anzahl der bereits wartenden Fahrzeuge weckte schon wieder einige Befürchtungen in mir. Als die Fähre dann aber wenig später einlief waren sie gleich wieder weggewischt, sie war verdammt groß.

Die Finnmarken I in Stokmarknes

Die Überfahrt war kurz und ohne Belang. Nach zwanzig Minuten setzte ich meinen Fuß auf die Lofoten. Vier Inseln, wie an einer Perlenkette aufgereiht, gehören dazu. Die nördlichste ist Austvagøya. Auch hier wollte ich eigentlich an der Westküste entlang fahren wovon man mir letztendlich abgeraten hatte. Die Straße sollte denkbar schlecht und die Aussicht wenig reizvoll sein. – Nur einen Tag später erfuhr ich, dass an jenem Küstenstreifen ein gestrandeter Wal gefunden worden war. - Normalerweise lasse ich mich nicht von meinen Plänen abhalten, aber meine Kopfschmerzen wollten da ein Wörtchen mitreden.
Über die E 10 erreichte ich also den ersten und zugleich größten Ort auf den Lofoten, Svolvær. Auf der dreißig Kilometer langen Strecke konnte ich erste Eindrücke sammeln. Hier wirkte die Berglandschaft noch wilder und schroffer als etwa auf den Vesterålen, Manche Berge sahen aus, als hätte ein riesiges Urzeittier seine gewaltigen Krallen daran gewetzt, so zerfurcht waren ihre Flanken.
Überhaupt schien die Inselgruppe nur aus Bergen und Fjorden zu bestehen, aber gerade das machte ihren Reiz aus. Vor allem wenn man sah, wie sich die kleinen Dörfer im Schatten der Giganten duckten. Vom weiten sahen sie oft wie bunte Farbtupfer auf schiefergrauem Grund aus.

Heute Bestandteil des Hurtigruten Museums

In Svolvær selbst ging es zu wie in einer Großstadt. Kein Wunder, von Norden führt die E10 direkt in die Stadt und eine Fährverbindung vom Festland endet ebenfalls hier. So standen die Parkplätze voll mit Wohnmobilen und eine wahre Menschenflut schob sich durch die engen Straßen. Der Ort liegt auf mehrere kleine Inselchen verteilt, die mit Brücken verbunden sind. Die große Kirche aus Stein wirkt nicht sonderlich attraktiv.
Nordwestlich der Stadt liegt der „Jomfrutindan“ (Berg) mit seiner besonderen Felsformation, der „Svolværgeita“. Zwei Felsnadeln, die entfernt an das Gehörn einer Ziege erinnern, sind als Wahrzeichen der Stadt bekannt.
Der Rummel kam mir ein wenig nervig vor, besonders auf dem Marktplatz am Hafen. Hier war der Tourismus unverkennbar und schien sich bis Südamerika herum gesprochen zu haben. Nicht nur, dass auf dem Markt alles erdenkliche an Kitsch verkauft wurde. Das Angebot reichte von nachgemachten Samipuppen bis hin zu Plastikelchen und überteuerten Rentierfellen. Nein, es gab auch einige Indios, welche Andenmusik von einem Kassettenrekorder abspielten während andere das Gedudel mit der Panflöte mehr schlecht als recht nachspielten. Das kann ich zu Hause auch haben und vor allem oft besser. Der Markt hatte keine andere Funktion als die ankommenden Touristen abzuzocken, genug davon gab es, wie man immer wieder sehen konnte. So verließ ich Svolvær schneller als ursprünglich gedacht.

Erste Eindrücke auf den Lofoten, hier Vestpollen

Fünf Kilometer weiter liegt der kleine Ort Kabelvåg. Interessant, auch wegen ihrer Größe, die „Vøgankirke“ oder auch als Lofotkathedrale bekannt. Dieses Gebäude wollte ich mir dann auch von innen ansehen. Ein Pappschild verwies darauf, dass die Besichtigung zu entlohnen war. Umgerechnet zwei Euro. Nicht zuviel, obgleich ich immer noch der Meinung bin, Gotteshäuser sollten unentgeltlich zu besichtigen sein. Nun wird auch hier, wie vielerorts, das Geld für die Erhaltung der Gebäude verwendet, was den Eintritt akzeptabel macht.
Nicht verstehen konnte ich hingegen das Verhalten eines Kirchenbediensteten, der mit etwas Essbarem in der Hand auf mich zukam und mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass er jetzt keinen Besuch duldete, und dass obwohl das Schild auf durchgängige Öffnungszeiten verwies.

Hafenbereich in Svolvær

Auf dem Weg zu meinem Auto durfte ich dann miterleben wie so eine pauschale Norwegen Rundreise vonstatten geht. Um es kurz zu machen verwende ich den Telegrammstil:
Reisebus hält an, Türen auf, 50 Touristen mit Fotoapparaten raus aus dem Bus, Fotos gemacht, wieder rein in den Bus.
Und das Ganze hat nicht einmal fünf Minuten gedauert!
Letzter Punkt vor dem Campingplatz sollte dann noch das Lofotaquarium mit Seehundbecken sein. Danach war mein Bedarf an Abzocke endgültig gedeckt! 10 € Eintritt für ein paar Aquarien und einem Seehundbecken, etwas größer als eine Badewanne, waren schlichtweg unverschämt.
Mag sein, dass ich etwas empfindlicher reagierte als sonst. Meine Kopfschmerzen waren heftiger geworden, aus diesem Grund beendete ich den Reisetag bereits am frühen Nachmittag. Zum Schluss gab es dann doch noch etwas Versöhnliches. Die Platzgebühren bei Ørsnes, unweit von Kabelvåg, waren sehr niedrig. Günstiger war bisher kein anderer Platz mit diesem Niveau. Ich hatte ein schönes Plätzchen gefunden und nachdem es mal kurz geregnet hatte begann sich das Wetter wieder völlig umzukehren.


Der Jumfrutindan mit der Svolværgeita

Zwei Stunden zuvor war noch alles Wolken verhangen, nun zeigte sich im weiten Rund ein strahlendes Blau.
Während ich mich mit einem Paar unterhielt, dass ich vor ein paar Tagen bereits am Langfjord getroffen hatte, vernahm ich immer wieder ein heiseres Kläffen, doch ein Hund war nirgendwo auszumachen. Es dauerte eine ganze Weile bis ich dahinter kam wer da bellte. In dreißig Meter Entfernung hockte eine Dreizehenmöwe auf einem Dachsims. Immer wenn der Hofhund bellte, gab sie Antwort! Sie imitierte das Kläffen der Hunde wie ein Papagei. Es klang schon etwas anders, aber dennoch brauchte man nicht viel Fantasie um ein Hundekläffen herauszuhören. Schon verrückt, die Tierwelt.
Den Rest des Tages verbrachte ich faul im Liegestuhl und genoss den sonnigen Abend.

Die Lofot- Kathedrale bei Kabelvåg








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