Montag, 29. Dezember 2008

Norwegen 2000 - Neue Wege - 8. Dovrefjell und Moschusochsen

Dovrefjell und Moschusochsen

Hatte ich gestern noch über das schöne Wetter geredet, warum nur? Der Himmel hatte einen dunkelgrauen Mantel übergestreift. Noch war es trocken, aber das war sicher nur noch eine Frage der Zeit. Die Temperatur war ebenfalls merklich zurück gegangen, mein Frühstück im freien ließ ich mir davon aber nicht vermiesen. Das Zelt hatte ich erst einmal abgebaut, da ich noch nicht wusste was ich nach dem Tag noch weiter unternehmen wollte.
Am Treffpunkt wurden die Teilnehmer von einem Scout erwartet. Dieser Scout war weiblich aber das war erst auf den zweiten Blick festzustellen. Blonde, kurz geschnittene Haare, eine Figur, die Ähnlichkeiten mit Dolf Lundgrin aufwies, dessen Intelligenz sie aber sicher bei weitem übertraf. Sie war Studentin und stammte aus Schweden, studierte in Stockholm Tourismus. Die Verständigung erfolgte in englisch.
Zuerst kam die schlechte Nachricht. Sie kam geradewegs aus dem Dovrefjell und es schüttete aus Kübeln, wie ich ihren Ausführungen entnahm. Die gute Nachricht dazu, wer nun die Lust verloren hatte, brauchte auch nicht mitfahren. Unsere Gruppe bestand aus sieben Personen, vier Österreicher, zwei Niederländer und meine Person. Niemand dachte daran sich von ein bisschen Wetter abhalten zu lassen. Alle waren gut ausgerüstet, also konnte es losgehen. Halt, vorher musste noch bezahlt werden. Zweihundertzwanzig NOK, rund fünfundfünfzig DM wurden für diese Tour verlangt. Ich kann es vorweg nehmen, der Preis war angemessen.
Im Dovrefjell- Nationalpark
Mit dem eigenen Auto ging es über die E 6 ins Dovrefjell. Die Fahrzeit war mit einen halben Stunde veranschlagt, der Regen machte die doppelte Zeit daraus. Obwohl die Frau vorneweg fuhr, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Meine Wischer standen auf der höchsten Stufe, gesehen habe ich trotzdem nichts.
Irgendwann ging es links ab, geradewegs auf einen Militärstützpunkt zu. Wir hielten an und wurden von unserem Scout darüber aufgeklärt, dass dieses Gebiet unter Militärschutz steht und es auf den guten Willen des wachhabenden Offiziers ankam ob wir weiter durften oder nicht. Wir durften, anderenfalls hätten wir unser Geld auch zurück bekommen. Über unbefestigte Wege ging es tiefer in den Nationalpark. Die Österreicher mit ihrem Wohnmobil hatten es plötzlich eilig, warum weiß ich nicht so recht, jedenfalls überholten sie mich. Schlamm und kleinere Schottersteine verunstalteten meinen Wagen. Nach einer weiteren viertel Stunde und dem Hinweis eines Offiziers, der eine kleine Gruppe von Tieren ausgemacht hatte, hielten wir und machten uns zu Fuß auf.


Mit Flechten überzogener Quarzstein
Die Gesamtpopulation beträgt etwa hundertzwanzig Tiere. Die einzelnen Gruppen sind zwischen vier und acht Tiere groß. Vor wenigen Minuten hatte es aufgehört zu regnen. Wege gab es keine, wir gingen geradewegs einer gedachten Linie auf den Punkt zu, an dem wir die Tiere vermuteten. Die vier Österreicher bildeten eine eigene Gruppe, überhaupt benahmen sie sich gerade so, als wären sie zu Höherem auserkoren.

Die unterschiedlichen Farben der Moosflechten klassifizieren ihr Alter (dunkel = alt)
Ganz anders das niederländische Paar. Beide sprachen sehr gut deutsch und wir unterhielten uns angeregt. Agnetha, die Schwedin, erzählte etwas über die landschaftlichen Gegebenheiten über die Flora und Fauna. Ihre Ausführungen waren sehr interessant. Riesige, mit Moosflechten überzogene Findlinge oder auch schon mal Quarzsteine lagen auf unseren Weg und verleiteten mich zu einigen Bildern.

und ein weiteres Beispiel
Lemminge huschten durch das flache Gestrüpp und der ein oder andere Greif kreiste über unseren Köpfen. Nach fünfundvierzig Minuten hatten wir die Hügelkuppe erreicht. Etwa hundert Meter in westlicher Richtung stand eine Gruppe von sieben Tieren.


Moschusochsen im Dovrefjell- Nationalpark
Wir blieben nicht unentdeckt. Näher sollten wir uns nicht an die Tiere heran machen, lautete Agnethas Kommentar auf eine entsprechendeFrage. Die Körpermasse der Tiere lässt eine gewisse Trägheit vermuten, doch das täuscht ungemein. Die bis zu siebenhundert Kilogramm schweren Tiere können ganz plötzlich sehr schnell laufen. Bis zu sechzig Stundenkilometer waren keine Seltenheit. Vereinzelt hatte es schon schwere Unfälle gegeben, weil Touristen zu leichtsinnig waren. Wir wollten diesem Beispiel nicht folgen und hielten den Abstand ein.



Ihre Masse täuscht Trägheit vor, doch Vorsicht
Das männliche Tier aus der Gruppe ließ uns nicht aus den Augen, während die anderen in aller Ruhe grasten. Eine Stunde blieben wir vor Ort und machten zahlreiche Bilder, danach kehrten wir zu unseren Fahrzeugen zurück.



Wer die Tiere unterschätzt läuft um sein Leben
Gegen Mittag erreichte ich Dombås, alleine. Die Östereicher und auch das niederländische Paar setzten ihre Reise Richtung Norden fort. Auch mein Weg sollte mich weiter nach Norden führen, aber nicht heute. In Dombås suchte ich gleich wieder das kleine Büro auf, um mich für eine Elchsafari anzumelden. Start war der kommende Nachmittag, was mir zwei weitere Nächte auf den gemütlichen, und trotz der Hauptstraßenlage ruhigen Campingplatz bescherte.





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