Sonntag, 28. Dezember 2008

Norwegen 2000 - Neue Wege - 1. Nordsee Küstenstraße











Nordsee Küstenstraße

Der erste Tag diente einzig und allein dazu nach Hirtshals zu kommen. Von dort geht die kürzeste Verbindung nach Norwegen. Viereinhalb Stunden bis Kristiansand und mit der Schnellfähre geht das sogar in drei Stunden. Wer nicht soweit fahren will kann natürlich auch ab Kiel mit der Fähre übersetzen, alles eine Sache die jedem selbst überlassen bleibt.
Der erste Tag endete also in Hirtshals nach knapp tausend Kilometern. Übernachtet wurde in einem kleinen Privathaus. Die Schilder Zimmer zu vermieten stehen beinahe an jeder Straßenecke.

Norwegen. Schon oft wurde ich gefragt, wie ich gerade auf Norwegen komme. Natürlich nicht von ungefähr. 1982 war ich das erste Mal dort. Winterurlaub mit viel Langlaufski fahren. Der ganze Dezember war dafür vorgesehen. In einer Skihütte im Hemsedal hatte ich mich eingemietet. Viel ist heute nicht mehr in Erinnerung geblieben. Die langen Tage im Dämmerlicht, die guten Loipen und die kalten Nächte. Eine geplatzte Autobatterie in einer Frostnacht zwischen Weihnachten und Neujahr und die Rückreise, die einer Katastrophe gleichkam.
Der Hafen in Bergen war zugefroren, die Fähre nach Kiel fuhr nicht mehr. Wir, eine kleine Gruppe von Autofahrern, saßen fest. Dann der Tipp, wir sollten uns bis nach Narvik durchschlagen. Ein Schneeräumfahrzeug wurde uns gestellt und dann ging es verdammt abenteuerlich in drei Tagen hoch bis nach Narvik. Vorneweg der Schneeflug, wir dahinter in einer Kolonne von höchstens acht Fahrzeugen. Diese drei Tage sind mir in Erinnerung geblieben, aber doch eher negativ. In Narvik bekamen wir die versprochene Fähre in Form eines Frachtschiffes und zweieinhalb Tage später liefen wir endlich in Kiel ein. Die gesamte Rückreise dauerte genau sieben Tage.
Danach war mein Bedarf an Norwegen erst einmal gedeckt. Andere private Veränderungen ließen mich das Land für lange Zeit vergessen.
1999 kam mir die Idee im Milleniumsjahr etwas Besonderes zu machen. Ich erinnerte mich wieder an Norwegen. Aus der Erinnerung wurde eine Idee, aus der Idee die Planung und nun war ich bereits auf dem Weg in das von mir vergessene Land.

Punkt acht Uhr legte die Christian IV in Hirtshals ab. Gegen dieses Großschiff war die damalige Fähre ein kleiner Ausflugsdampfer. Die Überfahrt wurde sehr kurzweilig. Ich sammelte erste Anregungen in Gesprächen mit anderen Norwegen Reisenden. Ich hatte mir eine feste Reiseroute ausgearbeitet, sollte es aber Möglichkeiten geben, würde ich auch schon mal von der Route abweichen, so mein Plan.
Nach viereinhalb Stunden und einem guten Mittagessen, lief die Fähre in den Hafen von Kristiansand ein. Zeigte sich der Himmel in Hirtshals noch stark bewölkt, so wurden die Reisenden in Norwegen von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Das Ausschiffen verlief ebenso schnell und reibungslos, wie das Einschiffen zuvor. Nur der Zöllner zeigte sich zunächst etwas misstrauisch. Ich saß alleine im Fahrzeug und so erweckte das Stofftier auf meinem Armaturenbrett seinen Argwohn. Papiere interessierten ihn nicht, der Tiger schon. Ich versuchte ihm zu erklären, dass sie mir auf der Reise als Glücksbringer dienen sollten, er aber suchte in meinem Wagen nach den dazu gehörenden Kindern, die es nicht, gab. Erst als ich ihm die Papiere unter die Nase hielt, die er gar nicht sehen wollte ließ er mich schließlich fahren. „Gute Fahrt, und ..., schöner Tiger“, sagte er im gebrochenen Deutsch mit einem wohlwollenden Lächeln. So begann meine Reise durch Norwegen, mit einem freundlichen Menschen gleich zu Beginn.

Der erste Streckenabschnitt sollte mich über die Küstenstraße, der RV 44, bis nach Egersund führen. Hundertfünfzig Kilometer sollten bis zum Abend kein Problem darstellen. Der Trubel durch an- und abfahrende Touristen rund um den Hafen von Kristiansand lag schnell hinter mir. Die E 39 in Richtung Mandal war nur leicht befahren. Eine wahre Wohltat wenn man direkt aus Deutschland kam. An die gemütliche Fahrweise hatte ich mich schnell gewöhnt, nur meine innere Uhr ließ sich nicht so schnell von Hektik auf Gemütlichkeit umstellen. Die ersten Landschaften huschten an mir vorbei, ohne dass ich sie wirklich wahrgenommen hatte. Das erste Foto in Norwegen, bei Mandal, heute belächle ich es. Zeigt es doch ein Verkehrsschild „Warnung vor Elchen“.
Mandal lag denn auch schnell hinter mir, Flekkefjord das nächste Ziel. Hier nahm ich die Landschaft dann zum ersten Mal bewusst wahr. Der herrliche Blick auf den gleichnamigen Fjord beeindruckte mich. Gleichzeitig konnte ich immer noch nicht glauben, mein Vorhaben umgesetzt zu haben. Allein auf eine, über vier Wochen anberaumte, Reise durch Norwegen zu sein. Allein deswegen, weil mein Reisepartner in letzter Minute, wegen dienstlicher Belange, absagen musste.Ab Flekkefjord ging es dann über die bekannte RV 44 weiter. Der Streckenabschnitt gilt als schwierig und für Gespanne und Wohnmobile über sieben Meter als ungeeignet. Den Grund dafür sollte ich schnell kennen lernen. Die Straßenführung ist sehr kurvenreich und unübersichtlich. Hier machte sich die innere Unruhe besonders bemerkbar. Die eine oder andere Kurve wurde viel zu rasant genommen und blieb nur dank des fehlenden Verkehrs ohne Folgen. Ein erneuter Halt, um die Küstenlandschaft zu bewundern und mich selbst zu mehr Gelassenheit und Ruhe aufzufordern, brachte dann die gewünschte Wirkung. Trotzdem, im Nachhinein würde ich sagen, der erste Urlaubstag ist ohne große Eindrücke an mir vorbei gezogen, so wie sich der Himmel immer mehr zugezogen hatte, je weiter ich Richtung Westen kam. In Egersund, meinem ersten Nachtquartier, war er schließlich völlig bedeckt und die Temperatur lag gerade mal knapp über zehn Grad.

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