Samstag, 20. März 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 20. Teil 1 - Trödel und Ritterspiele

Trödel und Ritterspiele

Die Nacht war kalt gewesen, doch das Geräusch, das mich in den letzten Tagen begleitet hatte, war stumm geblieben. So konnte ich endlich wieder das tun, was ich schon seit Tagen vermisst hatte. Unter freiem Himmel frühstücken. Die Musik lieferten der plätschernde Fluss und die kleinen Vögel, die wenig scheu bis dicht an den Tisch kamen, um einige Brotkrumen zu ergattern.
Gut gestärkt machte ich mich auf den Weg nach Namsos. Überall waren die Spuren des Regens, in Form von über die Ufer getretene Flüsse oder überflutete Weiden und Felder zu sehen. Mancherorts sah es aus wie in den Reisanbaugebieten Asiens.

Stiklestad - kath. Kapelle


Die größte Gefahr lauerte jedoch dort, wo sich Felswände neben der Straße erhoben. Hier hatte das Wasser sein unsichtbares Werk verrichtet, sich in die Felsspalten gezwängt und das Gestein gelöst. Die frischen Narben in der Teerdecke erzählten davon. Von den Wasserfällen wurde eine schmutzig braune Brühe ins Tal befördert. Die sonst weißen Wasserschleier waren befleckt und nicht mehr schön anzusehen.


Freilichtmuseum mit Amphibientheater


In Namsos besuchte ich das Felsenschwimmbad „OASEN“, das hat bei mir schon fast Tradition. Zwei Stunden schwimmen, im Whirlpool entspannen und neues entdecken.
Hatte ich vor drei Jahren noch den jämmerlichen Zustand außen, wie innen beklagt, so wurde ich nun angenehm überrascht. Der schäbige graue Beton im Eingangsbereich hatte einen neuen Anstrich bekommen. Die größten Veränderungen gibt es jedoch im Innenbereich. Das Bad wirkt viel heller und dadurch auch freundlicher, dafür sorgt eine neue Beleuchtung. Die morschen Holzpaneele auf der linken Seite, im unteren Teil, sind durch helle Fliesen ersetzt worden. Nur der obere Teil ist noch mit Holz verkleidet, hier kommt ja auch kaum Wasser hin. Auch die alte Wasserrutsche wurde abgebaut und durch eine neue an anderer Stelle ersetzt. Sie befindet sich jetzt hinter dem Sprungturm und endet auch nicht mehr im Schwimmbecken. Dennoch findet sie großen Anklang bei den Kindern. Das alles hat seinen Preis werdet ihr sagen. Sicher, exakt der von vor drei Jahren. Erwachsene zahlen 60 NOK wobei der Eintritt für einen ganzen Tag gilt. Nach tausend Meter und zweimal Whirlpool reicht es für den Morgen.


Freilichtmuseum Stiklestad


Kurz vor dem Ort Asp lädt ein kleines Café zum Verweilen ein. Von Norden kommend liegt es direkt hinter dem Abzweig nach Malm auf der RV 17.
Das junge Mädchen hinter dem Tresen nahm meine Bestellung auf und war sichtlich erfreut, dass auch Touristen einkehrten und zu Mittag essen wollten. Die Zubereitung nahm etwas Zeit in Anspruch, aber dafür konnte man sicher sein etwas Frisches vorgesetzt zu bekommen. Das Mädchen stellte mir eine Karaffe Wasser auf den Tisch und versprach auch das Essen zu bringen. Und so blieb mir Zeit mich etwas umzusehen. Die Theke, wie auch die Kasse stammen aus den Fünfzigern. An den Wänden hängen alte Plakate aus derselben Zeit und auf verschiedenen Regalen, stehen alte Blechdosen, Milchkannen, Geschirr und sonstige Gegenstände. Das Interieur erweckt den Anschein sich in einem kleinen Museum oder einem Geschäft für antike Gegenstände zu befinden. Das ein oder andere kann man vielleicht als Nippes bezeichnen, vieles lässt Sammlerherzen aber auch höher schlagen. Und tatsächlich sind diese Dinge auch verkäuflich, wie ich wenig später feststellte.


Das Wappen von Stiklestad


Nach dem wirklich guten und reichlichem Essen bekam ich auch noch einen Kaffee mit dem schönsten Lächeln des Tages serviert.
Der einzige Wermutstropfen war die Musik, die im Hintergrund dudelte. Zuerst gab es die norwegische Version der Kastelruther Spatzen und danach jene von Truck Stop, was sich noch schlimmer anhörte. Es ist ja schön, dass Norweger Countrymusik mögen, aber sie sollten sie nicht auch noch selber singen!



Die Steinkirche


Auf den Weg nach Steinkjer sehe ich Landwirte, die ihr Hab und Gut betrachten. Auf Knien rutschten sie durch die Erdbeerfelder, fassen beinahe liebevoll zu und hegen die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist. Dem scheint tatsächlich nicht so zu sein, denn wenig später mache ich die ersten Stände am Straßenrand aus.


Eingangsportal


In Steinkjer folgte ich der RV 759 nach Stiklestad. Berühmt wegen ihrer Ritterfestspiele zum Gedenken und zu Ehren von Olav Haraldsson, norwegischer König von 1015 bis 1030.Warum er als „Der Heilige“ bezeichnet wird ist nicht einmal der Infobroschüre zu entnehmen. Und nach allem was man so darüber weiß war er nicht bei allen im Volk beliebt. Mit zum Teil grausamen Methoden ist er nicht nur Feinden gegenüber getreten, auch seinem eigenen Volk um Steuern einzutreiben.

Altar mit Bildnis


Von nicht wenigen wurde er dafür gehasst. Und wie es das Schicksal wollte, beim Versuch sein Land zurück zu erobern wurde er von den eigenen Leuten nieder gemeuchelt. So starb der letzte der norwegischen Missionskönige des Christentums.
Die heutige Kirche steht an dem Platz, wo um 1100 bereits eine Holzkirche gestanden hatte. Der Altar befindet sich dort, wo der Sage nach der König schwer verletzt an der Wand lehnte und dem Tod entgegensah. Dabei, so die Erzählung, sah er eine Erscheinung mit einem Schwert und einer Lilie in den Händen. Dieses Bildnis ist heute über dem Altar zu finden.


Biblische Geschichte an den Seitenwänden


Der älteste Teil der Kirche stammt von 1722 und wurde von einer reichen Kaufmannsfamilie finanziert.
Die kleine Kapelle gegenüber der Stele und oberhalb des Festspielplatzes wurde 1930 zu den 900 Jahrfeiern errichtet. Es hatte schon länger der Wunsch nach einem katholischen Gotteshaus bestanden.

Altar im Vorraum

Das Amphibien- Theater fast 10.000 Menschen, wovon 5.400 einen Sitzplatz finden. Das alljährliche Spektakel findet am 29.Juli (Olavsdag) statt und lockt viele tausend Menschen in die kleine Stadt.
Wenig später bin ich wieder auf der E 6, die ihr Gesicht in den letzten Jahren deutlich verändert hat und mich rasch voran bringt. Am frühen Abend erreichte ich den Campingplatz in Vikhammer, etwa fünfzehn Kilometer vor Trondheim. Ein riesiger Platz direkt am Fjord gelegen.



Kirche in Skatval




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