Samstag, 6. März 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 14. Alles schon gesehen und doch vieles neu

Alles schon gesehen und doch vieles neu

Die ganze Nacht hindurch hatte es geregnet und die Außentemperatur war auf fünf Grad Celsius gefallen. In den frühen Morgenstunden kam auch noch Sturm auf, der sich im Nachhinein als vorteilhaft erwies. Er kam von Seeseite und fegte die Wolken tiefer ins Land. Obwohl es sehr frisch war trocknete das Zelt doch ab.
Der heutige Tag sollte mich weiter nach Süden bringen. Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg blieben unbeachtet, waren sie doch Bestandteil meiner Reisen in den Jahren zuvor. Kvalsund hatte nicht wirklich viel im morgendlichen Regengrau zu bieten. Die Brücke über dem Reppafjord ist erwähnenswert, die Richtung Hammerfest in einen Tunnel mündet, ebenso die Kirche. Der weitere Weg nach Skaidi führt am Fluss entlang, der den gleichen Namen trägt wie der Fjord. Einige wenige Ausblicke darauf sind von der Straße aus möglich, doch meistenteils verdecken die dichten Birken die Sicht. Es war stürmisch. Der Wind riss Lücken in die Wolkendecke und das Sonnenlicht reflektierte silbern auf der Wasseroberfläche des Flusses.

Kvalsundbrücke hinter Hammerfest

Ab Skaidi ging es dann Richtung Süden über die E 6 nach Alta. Der gesamte Streckenabschnitt war mir von meiner letzten Reise bekannt, dennoch hatte sich einiges verändert. Die Straße trug ein frisches schwarzes Kleid. Etliche Schutzzäune, die vermeiden sollten, dass Rentiere direkt auf die Straße liefen, waren angebracht worden. Diese verhinderten jedoch nicht vollständig die Begegnungen mit den einheimischen Tieren. Ich ahnte, dass dies die letzten Tiere sein würden, die ich zu sehen bekam und das hieß sogleich Abschied nehmen vom Norden.

Der Reppafjordelv bei Skaidi

In Alta tätigte ich noch einige Einkäufe und überlegte ob ich auch tanken sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Die nächsten Orte waren mit dem Inhalt allemal zu erreichen so dass ich mich dazu entschied später zu tanken. In Talvik ist es jedoch nicht so ohne weiteres möglich Benzin zu bekommen. Dazu benötigst du Tankgutscheine, wobei ich nicht sicher verstanden habe ob diese an Touristen überhaupt ausgegeben werden oder nur für die Einheimischen sind. Jedenfalls war der begehrte Saft weder für gutes Geld noch Kreditkarte zu bekommen. Dieses Erlebnis zeigte einmal mehr, dass man zumindest im hohen Norden jede Gelegenheit zum Tanken wahrnehmen sollte.

Rentiere bei Duoddarsion, vor Alta

Die E 6 führt immer am Altafjord oder einen seiner Nebenarme entlang und bietet zahlreiche reizvolle Ausblicke. Links ragen die Felsen steil empor und zahllose Wasserfälle stürzen als Ganzes oder in Kaskaden zu Tal, um sich mit dem Fjord zu vereinen. Leider bietet dieser Streckenabschnitt nur wenige Möglichkeiten für einen Stopp ohne die anderen Verkehrsteilnehmer zu behindern. So bleibt es bei den Eindrücken, die du während der Fahrt sammelst.
Bei Langfjordbotn wird der Altafjord zum Langfjord. Doch so genau nimmt das wohl niemand. Jedenfalls heißt der Campingplatz hier Altafjord Camping. Ein sehr schöner Platz an den ich nur gute Erinnerungen habe. Ebenso an die kleine Touristenstation am Abzweig nach Øksfjord. Grund genug dort einen Kaffee zu trinken.

Idylle an der E6 bei Kjerringdal

Auch hier Veränderungen, das Personal hatte inzwischen gewechselt und war unfreundlich. Die frischgebackenen Waffeln deuteten in Richtung verkokelt, wobei auch die Einheimischen keine bessere Qualität erwarten durften. Zudem waren die Preise unangemessen hoch. Schade, dass sich der gute Eindruck von vor drei Jahren nicht bestätigte. Veränderungen bedeuten auch in Norwegen nicht immer nur positives.

Panoramablick Gildetun, Lyngenfjord

Danach ging es mit vollem Tank weiter nach Gildetun. Eine kleine Touristenstation oben auf dem Kvænangsfjellet mit überwältigendem Blick auf den Lyngenfjord und der Insel Kvænangen Ein sagenhaftes 180° Panorama, dass jeden Fotografen zur Verzweiflung bringt. Hier hilft kein Superweitwinkel. Wer diese Eindrücke einfangen will muss schon mit einem Fischauge arbeiten. Obwohl ich schon zweimal hier war, kam ich um einen Stopp nicht herum. Die Aussicht hat etwas Magisches und es verhält sich ähnlich wie am Låtefossen, (Odda, Hardangerfjord), ich berichtete davon. Du hast ihn gesehen, womöglich mehrmals und doch kommst du nicht vorbei. Du hältst an, betrachtest den Wasserfall, die Aussicht und erst dann kannst du beruhigt weiterfahren. Vielleicht Einbildung, oder es lag an der klaren Sicht, die bei den ersten Malen nicht gegeben war, ich weiß es nicht.

Kleines Museum am Parkplatz Gildetun

Richtung Süden das schneebedeckte Felsmassiv, das mich an den Krater eines Vulkans erinnert. Überhaupt dind die Gebirgszüge rund um den Lyngenfjord bei Bergsteigern sehr beliebt.


Kirche in Storslett

In Storslett wird es Zeit sich zu stärken, doch bevor ich mir Lachssteaks genehmigte besuchte ich die Kirche der Stadt. Vor drei Jahren war sie verschlossen, diesmal wurde mir der Blick ins Innere gegönnt. Die Ausschmückung ist von einfacher und schlichter Schönheit, so wie das weiße Gebäude selbst. Ich war ganz allein in dem Gebäude und ich muss sagen, dass ich solche Momente durchaus genieße. Die Ruhe in mir aufnehme und eine Kerze des Dankes entzünde. Dank dafür, dass ich auf meinen langen Wegen durch Norwegen stets sicher geleitet werde.

Blick auf den Altar

Auf dem letzten Stück meiner Tagesetappe durchfahre ich eine Dreiwetterzone. Die Sonne schien, gleichzeitig regnete es und über dem Fjord zog Nebel auf. Alles zusammen ergab ein beeindruckendes Bild, das bei Rotsund verewigt wurde. Ab Olderdalen führt die Straße am Kåfjord entlang bis zu seinem Ende. Stellenweise ist der Fjord so schmal, dass du die gegenüberliegende Straße siehst. Doch erst einmal ist am äußersten Ende des Fjordes Feierabend.

Regen, Sonne und Nebel am Rotsund

Unterwegs auf diesem letzten Teilstück stellte ich mir die Frage warum keine Fähre zur anderen Seite fährt. Von Olderdalen wäre das durchaus möglich. Doch wenn dem so wäre käme wohl niemand mehr auf die Idee bis nach Birtavarre zu fahren, um dort zu übernachten. Ungesehen blieben der laut rauschende Wasserfall, der über mehrere Vorsprünge in die Tiefe stürzt, sowie der Fjord im Abendlicht. Dies alles war mir vergönnt, im Liegestuhl unter freiem Himmel bei mildem Sonnenschein. Und dazu Mückenfrei.

Campingplatz in Birtavarre









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