Sonntag, 11. April 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 20. Teil 2 – True colors in Vikhammer

True colors in Vikhammer

Der wunderschöne Ausblick auf den Trondheimfjord, der eigene Badestrand mit feinstem Sand und täglicher Bekanntgabe der Wassertemperatur. Dazu, wie ich wenig später feststellte, eine eigene Eisenbahnlinie, die direkt durch den Campingplatz führt. Da werden die Start und Landungen des nahen Flughafens glatt zur Nebensache. Jeder Zug kündigt sich durch ein lautes Signal ausdauernd an. Das alles hat seinen Preis. 20 Euro pro Nacht und Zelt. Aber ich meine, dafür kann man doch wirklich gutes Geld verlangen, oder?
Während des Tages hatte sich die Sonne immer mehr durchgesetzt und als der Abend hereinbrach war kaum ein Wölkchen am Himmel zu finden. Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Spaziergang am Strand machen, die Abendsonne genießen und Gott für das Licht nach der langen Dunkelheit danken, doch es kam wieder mal anders als gedacht.

Abendstimmung in Vikhammer


Sonne, Meer und Strand lassen die grauen Tage vergessen

Langsam neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen und verwandelte ihn in einen tausendfarbigen Regenbogen. Ich kann mich nicht erinnern den Himmel einmal in dieser Farbenpracht gesehen zu haben, noch dazu am Meer oder Fjord. Aus zwei, drei Bildern, die ich zu machen gedachte wurde eine ganze Stafette und der kleine Spaziergang endete erst nach gut zwei Stunden. Es war eine Zeit des Verweilens, des bewundern und staunen. Sie weckte den Wunsch, diese Momente mit den Augen, den Ohren, ja mit allen Sinnen in sich aufzusaugen. Natürlich war ich nicht allein, immer mehr Menschen kamen an den Strand um dieses Naturschauspiel zu sehen. Wohl bemerkt, ich befand mich bei Trondheim, der Polarkreis lag längst hinter mir. Eine Mitternachtssonne war hier nicht mehr zu finden.

Stimmungsvoll aus jedem Blickwinkel

Dafür gab es hier alles um die Aufnahmen der Abendsonne mit feinen Accessoires zu schmücken. Sei es die Silhouette einer Frau am Wasser, die Umrisse eines Ruderbootes oder der Badesteg. Mit dem Licht im Hintergrund wirkte selbst ein verrostetes Rohr faszinierend. In diesem Augenblick waren die zurückliegenden Regentage wie eine Erinnerung aus grauer Vorzeit. Ganz langsam zog die Dunkelheit über den Fjord, der von Abermillionen goldenen Fäden durchzogen schien, und sie deckte diesen einmaligen Reichtum mit ihrem schwarzen Samttuch zu. Ich kostete jede Sekunde aus und kehrte erst zu meinem Zelt zurück als alle anderen schon längst gegangen waren. Ich fühlte mich wie in einer Fantasiewelt. Diese Farben, das konnte nicht die Wirklichkeit sein, unmöglich.


Die Farben eines Sommerabends

Plötzlich knackte ein Ast im Gestrüpp unmittelbar vor mir und gleich noch einmal. Die Realität hatte mich zurück. Ich ging weiter und schaute angestrengt in die Richtung der Geräusche. Im fahlen Licht einer Laterne machte ich eine stämmige Gestalt aus, die mit dem Rücken zu mir im Gebüsch stand. Es ist manchmal wirklich nicht zu glauben. Keine dreißig Meter von diesem Platz entfernt befindet sich das Pissoir und so ein Oberferkel aus Unna stellt sich in die Büsche. Doch damit nicht genug, genau dort befindet sich eine Trinkwasserentnahmestelle. So wird aus dem Oberferkel eine Obersau. Schön, dass es so aufrechte Deutsche wie euch gibt, die unserem schlechten Ruf durch ein solches Verhalten alle Ehre machen! - Ja, ich meine dich, mit dem lindgrünen Fiat Ducato Kastencamper!
Entschuldigt die harten Worte, aber etwas anderes fällt mir dazu nicht mehr ein. Solche Idioten können einfach jede Stimmung killen!

Ausgekostet bis zum letzten Leuchten

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Platz selber. Die Lage ist einmalig und der hohe Preis wäre durchaus berechtigt wenn die sanitären Anlagen der Größe des Platzes angemessen wären. Ganze zwei Duschen und gerade mal vier Waschbecken stehen zur Verfügung. Dass der Waschraum am frühen Morgen nur noch mit Gummistiefeln zu betreten war verwundert dabei nicht weiter. Das heißt, wenn man überhaupt hineinkam. Ich musste eine halbe Stunde warten um ein freies Waschbecken zu ergattern.
Und was den Zugverkehr angeht, irgendwann um elf Uhr am Abend hatte ich keinen Zug mehr wahrgenommen. Die Nachtruhe ist also keineswegs gefährdet. Der Strand und die Ausblicke machen den Campingplatz unbedingt empfehlenswert.


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