Samstag, 6. März 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 17. – Teil 2 – Museumstag (Luftfahrtmuseum Bodø)

Museumstag (Luftfahrtmuseum Bodø)

Über den Streckenabschnitt von Stokmarknes nach Bodø werde ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. Vor drei Jahren hatte ich bereits darüber berichtet. Wiederholungen liegen mir nicht und es soll auch niemand sagen, der schreibt ständig nur übers Wetter. Eine kleine Geschichte muss ich euch dennoch erzählen. Sie ereignete sich während der Überfahrt von Lødingen nach Bognes.


Luftfahrtmuseum Bodø - 9 Zylinder Sternmotor

An Bord der Fähre war eine größere Gruppe von Jugendlichen, überwiegend Mädchen, so um die sechzehn, siebzehn Jahre. Kaum hatte die Fähre abgelegt stürmten sechs von ihnen aufs Vorderdeck. Ich schaute kurz auf und musste Lächeln, ehe ich mich wieder meinem Buch widmete. Sich einmal so fühlen, wie das Liebespaar in dem Film „Titanic“. Das war es, was die Mädchen nach draußen trieb.


Französischer Doppeldecker

Der Ofotfjord war an diesem Morgen ziemlich unruhig und die Fähre schaukelte ganz ordentlich. Ich schlug gerade eine Seite um, als ein lautes Raunen durch die Cafeteria ging. Ich schaute auf und sah gerade noch die Mädchen hereinstürmen. Zwei von ihnen waren klatschnass und die Fahrgäste konnten sich ihr Lachen nicht verkneifen. Einem der Mädchen war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Sie hatte wohl vorne gestanden als sich die Bugwelle über das Vorderdeck ergoss.
Das war es dann wohl mit Titanic. Ab sofort hatte der Film, bei den Kids, bis in die Steinzeit verwirkt. Von wegen Romantik und so, nur eine saublöde, eiskalte Dusche und dazu das Gespött der Mitreisenden. So stellte ich mir die Gedanken der Mädchen vor.
Doch weit gefehlt. Diejenigen, die verschont geblieben waren eilten kurz darauf wieder hinaus. Die ganze Aufmerksamkeit der übrigen Gäste galt ab sofort ihnen. Doch wurde den Spöttern keine zweite Gelegenheit geboten. Die Fähre erreichte den Zielhafen, die Mädchen blieben trocken und konnten wieder lachen.

Finnmark - Kriegsszenerie mit Rentier

Nach fünfstündiger Autofahrt, inklusive der Überfahrt und diverser kurzer Pausen war das Ziel erreicht. Wahrscheinlich wäre es etwas schneller gegangen, wenn da nicht so ein niederländischer Wohnmobilfahrer so seine liebe Müh mit dem Gefährt gehabt hätte. Nein, das Fahrzeug muckte nicht und hatte auch keine Panne, der Lenkinsasse war diesem einfach nicht gewachsen. Durch jeden Tunnel, und es gibt einige auf der Strecke, schlich er im Traktortempo. Nachdem die Fahrzeuge vor mir allesamt an den Schleicher vorbei waren, sah ich den Grund für die Bummelei. Er durchfuhr die Tunnel mittig und wenn ein Fahrzeug entgegenkam, lenkte er vorsichtig nach rechts und wurde noch langsamer. Als dann auch noch ein LKW auftauchte hielt er mitten im Tunnel an!
Hinter der elften Röhre konnte ich ihn überholen, wobei der Fahrer gerade im Begriff war wieder die Mitte der Straße zu benutzen. Ich konnte nur hoffen, dass er auch durch die übrigen Tunnel unfallfrei gekommen ist. Die Tunnel sind verdammt noch mal hoch genug, da eckt man nicht mit dem Wohnmobil an. So ein Fahrverhalten ist einfach nur noch grob fahrlässig und lebensgefährlich obendrein.

Sechszylinder Reihenmotor

Nun aber zum Luftfahrtmuseum. 1994 wurde es eröffnet und die Architekten hatten sich bei der Gestaltung wirklich Gedanken gemacht. Da wird nicht einfach nach Schema F verfahren. „Was? – Ihr braucht ein Museum? – Wie groß? – Gut!“ Und fertig ist ein nichtssagender Betonklotz. Nein, die skandinavische Architektur beeindruckt durch ihre Vielfältigkeit und Ideenreichtum. Das Museum ist ein überdimensionaler Propeller dessen Nabe über der Zufahrtsstraße thront und in seiner Spitze einen Kontrollraum beherbergt.

Der Museumsraum wird dreidimensional benutzt

Im linken „Propellerblatt“ ist die Fluggeschichte des 2. Weltkrieges ausgestellt. Szenen aus der Zeit werden mit lebensechten Puppen dargestellt. Die Bruchlandung einer Messerschmitt in der kargen Landschaft der Finnmark ist zu sehen, wobei nicht einmal die Rentiere fehlen.
Diesmal lasse ich es jedoch nicht zu, dass meine Fantasie in die Zeit abschweift. Dieser Teil der Ausstellung wirkt schon durch seine Umgebung bedrückend genug. Lichtquellen sind nur sehr spärlich verteilt und vermitteln, dass hier ein düsteres Kapitel beleuchtet wird.

Doppelrumpf

Die Ängste und Sorgen werden greifbar und nachvollziehbar. Eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern, die zusammengekauert an einer Keller- oder Bunkerwand lehnt. Beinahe kann man das Weinen der Kinder und die tröstenden Worte der Mutter vernehmen. Diese Szenen wirken so lebendig, dass man geneigt ist, die Kinder trösten zu wollen.

Wasserflugzeug Donier

Die Kriegsflugzeuge, manche wirken wie Ungetüme im dämmrigen Licht, vermögen noch immer Furcht einzuflössen. Auch wenn man diese Zeit nur aus Geschichtsbüchern und Erzählungen kennt. Und so wundert es nicht wenn ein Kleinkind zu weinen beginnt, diesmal keine Puppe oder ein Effekt. Die Eltern haben mit ihm einen dunklen Gang durchschritten, der den Rumpf eines Bombers darstellt. Entsprechende Geräusche, wie Flakfeuer und die dazu gehörenden Lichtblitze aktivieren sich selbsttätig sobald man den Gang betritt. Das ist bei weitem noch nicht alles, aber schließlich wollt ihr auch noch etwas entdecken. Also kehre ich diesem Teil den Rücken zu und begebe mich in den Bereich der zivilen Luftfahrtgeschichte Norwegens.

Zivile Luftfahrt - Wasserflugzeug Ju 52

Wenn ihr mit euren Kindern hierher kommt, dann geht mit ihnen in diesen Bereich. Spielerisch können sie hier etwas über Thermik und andere Dinge zum Thema Fliegen lernen. Aber warum erwähne ich das, ist doch typisch skandinavisch. Die Kinder stehen im Mittelpunkt und das ist gut so.

Blick von oben

Besonders beeindruckend ist ein Wasserflugzeug auf Basis der alten „Tante Ju“ hat (Junkers Ju 52). Sie besteht überwiegen aus Aluminium und glänzt noch heute im Scheinwerferlicht.

Tanksäule Tiger

Hier wirkt alles gleich viel freundlicher, weil heller. Ältere Maschinen der Fluggesellschaften Windboe und SAS dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ebenso wenig wie die Flugsimulatoren, die man ausprobieren kann wenn du den Mut dazu besitzt.

Wasserflugzeuge haben in Norwegen Tradition

Wer hierher kommt sollte Zeit mitbringen, je mehr, je besser. Ich war um 15:30 Uhr hier und bin erst kurz vor Schluss, um 19:00 Uhr wieder gegangen. Solange hat das Museum während der Saison auch am Sonntag geöffnet. Doch Vorsicht, am Samstag schließen die Pforten schon um 17:00 Uhr.

Szene zur Südpolexpedition











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