Sonntag, 31. Januar 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 13. Teil 2 – Hammerfest

Hammerfest

Ausgangspunkt meines Stadtrundgangs ist der Campingplatz oberhalb der Stadt. Von dort hat man einen herrlichen Blick auf den Skrøysund. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte und bereits mehr als 10 Kilometer zu Fuß hinter mir lagen, beschloss ich mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren. Das Wetter versprach eine schöne Nacht und die Hoffnung auf eine einzigartige Mitternachtssonne zwischen zwei Bergrücken im Sund. Für die Fotos musste die Kompakte herhalten, weil ich nicht soviel Ausrüstung mitnehmen wollte.

Kirche von Hammerfest

Auf dem Weg hinunter in die Stadt traf ich zuerst auf die Kirche. Hammerfest scheint für Kirchen kein guter Ort zu sein. Einstmals besaß der Ort fünf Kirchen, die allesamt dem Feuer zum Opfer fielen. Das neue Gotteshaus wurde 1961 geweiht, nachdem es nach Plänen des Architekten Hans Magnus aus Oslo fertiggestellt war. Für die Glasgemälde, die Bildnisse des christlichen Glaubens darstellen, war der Künstler Jardar Lunde verantwortlich.


Außen abweisender Beton, innen einladende Farben und Klänge

Das Kreuz und die Altarverkleidung bestehen aus Glasmosaik. Aus der ersten Kirche konnte eine Altartafel von 1623 gerettet werden, die heute in der Seitenkapelle zu finden ist. Diese wirkt wie eine eigenständige Kirche und wird neben kirchlichen Veranstaltungen auch als Gemeindesaal benutzt. Die Orgel hat 19 Stimmen und etwa 1800 Pfeifen. Gebaut wurde sie von Jørgensen 1961 in Oslo. Die Holzschnitte an der Empore zeigen die früheren Kirchen von Hammerfest, sowie die Kapelle am Friedhof. Sie ist das älteste Gebäude der Stadt und wurde 1937 erbaut. Alles andere ging in der Feuersbrunst unter, die im Januar 1945 von deutschen Soldaten entfacht wurde.


Blick auf den Skrøysund

Alles in allem hat die evangelische Kirche ein sehr ansprechendes Inneres. Die äußere Gestaltung mit viel Beton wirkt nüchtern und kalt. Das Personal war alles andere als kalt oder abweisend. Obwohl ich die Kirche zur Schließungszeit betrat gewährte man mir ausführliche Betrachtung und erzählte mir einige Details. Vielen Dank für diese christliche Gastfreundschaft.

Möwe im Landeanflug

Mein nächstes Ziel war der Hafen auf der anderen Seite. Hier steht die Meridianstøtten. Eine Weltkugel auf einer Steinsäule, die an der Gradmessung zur Bestimmung von Größe und Form der Erde erinnert. Zwischen 1816 und 1852 hatten norwegische, schwedische und russische Wissenschaftler gemeinsam daran gearbeitet. Die Aussicht auf den Sund und die vorgelagerten Inseln in der untergehenden Abendsonne ist fantastisch. Wären da nur nicht aufkommenden grauen Wolken gewesen, die diesen Anblick trübten.

Die Meridiansäule

Danach ging zurück in die Stadt, die zumindest aus der Ferne einige reizvolle Ausblicke bot. Aus der Nähe betrachtet wirkt Hammerfest nüchtern und zweckmäßig, manchmal sogar kalt, ohne den Reiz, den viele andere norwegische Städte zu bieten haben. Den sogenannten Zickzackweg hinauf zum Salem solltest du keinesfalls auslassen, wenn du schon mal in Hammerfest bist. Allerdings entpuppte sich das Mountainbike in dem Fall als sehr hinderlich. In fünf trampelpfadbreiten Serpentinen mit Steigungen von über 30°, war der Weg hinauf quälend und schweißtreibend. Die Belohnung für die Schinderei ist ein weiter Blick über die Stadt. Neben der weitreichenden Aussicht sind die Überreste einer Geschützanlage zu finden. Und wer sich etwas Gutes zu Essen gönnen will ist im hoteleigenen Restaurant sicher richtig.

Pavillion in Hammerfest

Für den Rückweg wählte ich wieder die Straße und damit den Einsatz des Fahrrades. Durch den Umstand einmal zu früh abgebogen zu sein, konnte ich mich davon überzeugen, dass die Jugend in Hammerfest sich nicht anders vergnügte als daheim. Es gab einen großen Rummelplatz, laute Musik dröhnte durch die Straßen und es roch nach frischem Popcorn und gebrannten Mandeln. Das Fest der Sommersonnenwende hatte auch hier Bestand, wenn auch nicht so ausgelassen wie im Süden. Schließlich gab es hier mehrere Wochen lang keine Nacht.


Hammerfestblick vom Salem

Danach war ich wieder auf dem richtigen Pfad, vorbei an der kleinen katholischen Kirche und hinunter zum Markt. Hier steht das Rathaus, das von zwei riesigen Eisbären flankiert wird und in dem du dir die Mitgliedschaft im Eisbärenclub sichern kannst. Vorausgesetzt du stehst nicht am Abend vor der Tür. Die Skulptur, „Schiff am Hafen“, ist nicht wirklich interessant. Gleich daneben die Büste von Ole Olsen, der in Hammerfest geboren wurde.



Bunte Blumenbeete

Beinahe drei Stunden und zwanzig Kilometer waren vergangen, als ich wieder auf dem Campingplatz eintraf. Der Weg hinauf hatte mir die letzten Kraftreserven geraubt und ich sehnte mich nach einer heißen Dusche und einem guten Abendessen. Zwei Wünsche, die leicht zu erfüllen waren. Der dritte Wunsch vom frühen Abend im Bezug auf die Mitternachtssonne konnte auch durch ein Gebet nicht erfüllt werden. Von Südosten trieben immer mehr Wolken heran und vereinigten sich zu einer undurchdringlichen grauen Masse.



Rathaus Hammerfest und der Eisbären Club

Die Sonne war längst verschwunden und selbst die Berge links und rechts des Sundes waren nicht mehr auszumachen. Und als ich den Waschraum verließ öffneten sich die Himmelsschleusen.


Brunnen vor dem Rathaus mit Vigeland Skulpturen









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