Sonntag, 18. Oktober 2009

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 9. Teil 2 – Lofoten und Magic Ice

Lofoten und Magic Ice

Nachdem alle Ausflügler wieder pünktlich an Bord waren stach unser Schiff in See. Und das ist wörtlich zu verstehen, denn nun ging es hinüber zu den Lofoten. Vier Stunden sollte die Überfahrt dauern, genügend Zeit für ein letztes Gespräch mit dem Berliner Paar. In Stamsund, der ersten Station auf den Lofoten, werden sie ihre Reise mit dem Hurtigruten- Schiff beenden.
Auf halber Strecke war die Gebirgskette der Inseln bereits auszumachen. Es hatte den Anschein als ob das Wetter draußen auf See etwas klarer war. Auf jeden Fall war es mal trocken. Wie sagte einer der Mitreisenden beim Blick über die Reling: „Das Beste seit zwei Tagen.“

Anfahrt auf Stamsund

Als wir Stamsund erreicht hatten relativierte sich diese Aussage. Auch hier überall tiefhängende Wolken, die vor nicht allzu langer Zeit ihre feuchte Fracht abgelassen hatten. Der Aufenthalt war nur kurz. Ein Großteil der Passagiere beendete hier die Fahrt. Überhaupt herrscht auf den Schiffen der Hurtigrute ein Kommen und Gehen. Das gilt für Menschen wie für die Güter, die auch heute noch befördert werden.



Stamsund Hafen, gerade groß genug für ein Hurtigrutenschiff

Das nächste Ziel hieß Svolvær. Die Fahrzeit verbrachte ich im Restaurant. Das Thema Lofoten vom Meer gesehen war abgehakt. Der Aufenthalt in der Hauptstadt der Inselgruppe betrug eine Stunde. Das Kriegsmuseum und das „Magic ice“ waren bis 22:00 Uhr geöffnet, wie uns der Reiseleiter kurz vor der Ankunft mitteilte. Eigentlich wollte ich mir nur die Beine vertreten, doch dann machte mich dieses „Magic ice“ doch neugierig. Eisskulpturen sollten hier zu bewundern sein. Jene in Jukkasjärvi (Schweden) hatten mich vor drei Jahren beeindruckt. Nun wollte ich wissen ob das auch hier der Fall war.


Irgendwo hinter dem Grau liegt Henningsvær

Das Gebäude, in dem die Skulpturen untergebracht waren, überzeugte nicht. Ein nicht mehr genutztes Kühlhaus, dazu die Öffnungszeiten auf die Hurtigrute abgestimmt, deuteten mehr auf eine zusätzliche Einnahmequelle, denn einer wirklichen Attraktion hin. Aber das war ja nur der äußere Eindruck. Der Eintritt entsprach jenem in Schweden, mit dem Unterschied, dass der kleine „Aufwärmer“ hier extra zubuche schlug. Ich verzichtete darauf, mich interessierte nur der eisige Inhalt der Halle. Der erste Eindruck war ernüchternd. Die Skulpturen wirkten schlicht, beinahe einfach. Nicht zu vergleichen mit jenen in Schweden. Diese hinterließen durch ihre Detailtreue einen lebendigen Eindruck. Federn waren als solche zu erkennen und die Hundenasen waren kalt und feucht. – Klar, sollte ein Scherz sein. Natürlich waren sie kalt und feucht, schließlich bestanden sie aus Eis.

Einfahrt nach Svolvær, Stockfischgestelle

Den Figuren in „Magic ice“ fehlte das, was man Aha- Effekt nennt. Kunst, das ist mir klar, ist kontrovers und deswegen lasse ich diese Feststellung als solche stehen. Was an dieser Ausstellung sehr wohl seinen Reiz hat, ist das was mit „Magic“ bezeichnet wird. Die Skulpturen werden von innen beleuchtet wobei die Farben dieser Lichteffekte ständig wechseln. Wer sich für derartige Spielereien begeistern kann ist hier ganz sicher richtig. Vergleichbares gibt es in Schweden nicht.
Die eine Stunde Aufenthalt reicht voll und ganz für einen Rundgang in eisiger Atmosphäre. Etwa dreißig Skulpturen sind auf recht kleiner Fläche ausgestellt.


Eisskulpturen "Magic Ice" - Die Bar

Nach einer Stunde verlassen wir Svolvær gegen 22:00 Uhr wieder. Doch der Tag ist noch nicht vorüber, es stehen die nächsten Sehenswürdigkeiten an. Zuerst die Fahrt durch den Raffsund und anschließend in den Trollfjord. So wird auch diese Nacht zum Tag gemacht, was nicht besonders schwer fällt, da bekanntlich auch die Nächte hell sind.

Die Farben wechseln

Der Raffsund war nicht wirklich auffällig. Vielleicht lag es ja auch am Wetter, dass er keine Eindrücke bei mir hinterließ. Die norwegische Musiktruppe, die auf dem Panoramadeck für Livemusik sorgte, hinterließ Eindrücke. Allerdings für meine Begriffe eher solche der negativen Art. Vielleicht lag es ja an meinem Alter, Volksmusik gehört da nicht zu meinem Repertoire.

alles schön bunt und kalt

War ich bei der Durchsage noch von der naiven Vorstellung ausgegangen eine Folkloregruppe in ansprechenden Trachten vorzufinden, welche norwegische Weisen spielte, wurde ich beim Betreten des Saales arg enttäuscht. „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“, schmetterten die Trompeter durch das entsprechend geformte Blech. Gleich darauf folgte: „Tanze mit mir in den Morgen“. Ich tat keines von beiden und flüchtete aufs Außendeck.

Auf den Weg in den Trollfjord

Mein erster Gedanke, als ich durch die Tür trat: "Mein Gott, so viele Menschen sind vor der Musik geflüchtet!" Doch das war nicht der Grund, es gab etwas umsonst. Und dafür sind die Menschen auch schon mal bereit sich kalte Ohren zu holen und sei es auch nur für eine Trollsuppe. Nichts besonderes, diese Suppe besteht aus Kohl, Kartoffeln und Möhren. Trotzdem drohte Deck sieben wegen Überfüllung geschlossen zu werden.



Eng, enger, erdrückend. Die Felswände ragen gleich neben der Bordwand steil empor

Der Trollfjord selbst beeindruckt durch seine Enge. Ein Schiff wie die Richard With stellte schon beinahe das Maximum dessen dar, was in dem Fjord hineinfahren kann. Es fehlte nicht viel und man hätte mit ausgestreckten Armen die steil aufragenden Felswände berühren können. Die dunkelgraue Himmelkulisse sorgte dabei für eine bedrohliche Atmosphäre.
Aber keine Angst, alles blieb friedlich. Weder die Trolle, noch sonstige Wesen störten sich an unser Vorhandensein. Die Suppe wärmte von innen und der Kapitän hatte auch alles im Griff.


Und hier geht es wieder hinaus

Es ist schon weit nach Mitternacht als wir Stokmarknes erreichten. Hundegebell und einige winkende Kinder am Ufer empfingen uns zu später Stunde. Wir sind zu viert an Deck und winken zurück, so hatten die Kinder nicht umsonst gewartet. Ansonsten war es still im Ort. Die alte Finnmarken fristet ihr Rentnerdasein als Museumsschiff und erholte sich von den Strapazen der alltäglichen Besucherströme. Vereinzelt wurden die Lichter in den Häusern gelöscht. Eine Stadt legte sich schlafen. Gar keine schlechte Idee, wie ich fand.

Alles überstanden. Zeit für die Trollsuppe










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