Sonntag, 4. Oktober 2009

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 8. Good morning Trondheim and Tristesse

Good morning Trondheim and Tristesse

Schon am vergangenen Abend, als wir um 22:00 Uhr in Molde ablegten, war von dem schönen Wetter nicht viel geblieben. Der Himmel hatte sich zugezogen und es sah nach Regen aus. Kurz hinter Molde, nachdem wir die Wasserstraßenbaustelle passiert hatten, begab ich mich in meine Kabine. Nun, so sagte ich mir, wenn es in der Nacht Regen geben sollte dann lässt sich das nicht ändern. Hauptsache am Tage war es wieder trocken.
Die Wirklichkeit sah anders aus. Ich war rechtzeitig aufgestanden, um beim Einlaufen in Trondheim an Deck zu sein. Dort empfing mich die Einsamkeit mit weit geöffneten Armen. Ich, ganz allein auf Deck Sieben. Tief hingen die Wolken über den Trondheimfjord. Die alte Festung und das ehemalige Gefängnis auf der kleinen Insel waren erst auszumachen als das Schiff unmittelbar daran vorbei fuhr. Der Nebel verwischte alle Konturen und ließ die Stadt gespenstisch wirken. Im Hafen selbst lag bereits die Nordlys, die auf Südkurs war.

Schiffstraßenbaustelle im Harøyfjord

Bei dem Wetter konnte ich auf einen Stadtbummel verzichten. Trondheim war ja schon einmal Ziel einer meiner Norwegenreisen. So begab ich mich in aller Ruhe in den Speisesaal und frühstückte ausgiebig. Später setzte ich mich in den Panoramasaal und verfasste den gestrigen Bericht. Hier und da wurde auch schon mal ein kleines Gespräch mit Mitreisenden geführt. Es fällt natürlich auf wenn jemand viel fotografiert und schreibt. Und man soll die Neugier der Menschen, soweit es geht, stillen. So konnte ich ungehindert auch ein wenig Werbung für meine Internetseite und meine Publikationen machen.

Am Ende der Baustelle gibt es wieder freie Fahrt

Um 12:00 Uhr legte unser Schiff wieder ab. Trotz des feinen Nieselregens begab ich mich nach dem Mittagessen, welches ebenso vielfältig war wie das Frühstücksbüfett, wieder an Deck. Nach einer Weile kam ich zu dem Schluss, dass dieser Abschnitt der Reise nicht zu den interessantesten gehörte. Das lag keineswegs nur an dem Wetter. Die Küstenlandschaft wirkte eintönig, es gibt kaum Ortschaften und selbst die Schären haben anderswo mehr Reiz.
Nach etwa vier Stunden Fahrt wurde es dann wieder spannend. Wir näherten uns dem Stokkøya- Sund. Die Wasserstraße ist hier gerade mal zweiundvierzig Meter breit. Nicht wirklich viel, wenn das Schiff selbst schon beinahe dreißzig Meter in der Breite misst. Nachdem wir diesen Abschnitt hinter uns gebracht hatten, sollte es weitere vier Stunden dauern, ehe wir den nächsten Hafen anliefen. Zeit sich ein wenig das Schiff anzusehen und sich mit Mitreisenden auszutauschen.

Trondheim empfängt uns in dunkelgrau

Das Schiff, die Richard With, wurde 1993 in den Dienst der Hurtigrute gestellt. Gebaut wurde es in der Volkswerft Stralsund. Beinahe schon ein verwunderlicher Zufall, dass ich im letzten Jahr dort auch Urlaub gemacht hatte und bei einer Hafenrundfahrt etwas über die Werft erfahren hatte. Doch weiter zu dem Schiff. Bis zu 700 Passagiere finden hier Platz. Es hat insgesamt sieben Decks, vier davon haben Kabinen.
Deck vier dient ausschließlich der Bewirtung. Neben dem Restaurant befindet sich hier auch ein Shop, sowie eine Snackbar für den Hunger zwischendurch, falls es hier so etwas überhaupt gibt und eine Bar. Deck sieben beherbergt den Panoramasaal und eine weitere Bar. Des Weiteren verfügt das Schiff über drei Außendecks, die aber meistenteils verwaist blieben.

Kloster- und Gefängnisinsel im Trondheimfjord

Nach dem Rundgang unterhielt ich mich angeregt mit einem netten Paar aus Berlin. Sie waren ebenfalls mit dem Auto unterwegs. Ihr Ziel war Stamsund auf den Lofoten. Wir tauschten Urlaubserlebnisse aus, später auch unsere Email- Adressen für den Kontakt nach unserer Reise. Für ihre spätere Rückreise gebe ich noch einige Anregungen und Tipps.
Nach weiteren zwei Stunden wird die Seelandschaft wieder interessant. Das Buholmråsa Fyr, etwa in einer gedachten Linie auf Höhe Namsos, markiert einen für die Seefahrer schwierigen Streckenabschnitt. Bis weit aufs offene Meer erstrecken sich zahllose Schäreninseln. Leider bleibt auch hier alles mehr oder weniger im Verborgenen. Bleischwer hängen die dunklen Wolken über Land und Meer. Bleibt die Hoffnung, dass es in der Nacht, wenn wir das Torgatten bei Brønnøysund erreichen vielleicht besser wird.

Die Nordlys (Nordlicht) im Hafen von Trondheim

Zwischenzeitlich hatten wir Røvik erreicht. Zeit sich wieder mal ans Deck zu begeben und nach möglichen Motiven Ausschau zu halten. Es regnet, doch das hat mich noch nie von meinen Vorhaben abgehalten. Dennoch verzichte ich auf einen Landgang. Zudem wird es Zeit für das Dinner, bei dem man sich an einen festgelegten Zeitplan halten muss.

Fahrt durch den Stokkøyasund

Gestern hatte ich bekanntlich auswärts zu Abend gegessen und so lernte ich erst heute meine Tischnachbarn kennen. Beim Frühstück- und beim Mittagsbüfett ist freie Platzwahl. Beim Abendmenü sind die Plätze festgelegt. Es handelt sich um zwei ältere Paare aus Norddeutschland, die diese Reise gemeinsam unternehmen. So bleibt es bei einer knappen Begrüßung und der unvermeidlichen Tatsache, die Gespräche mitverfolgen zu müssen. Und welches Thema passt besser zu einem drei Gänge Menü als Krankheiten? - Anscheinend keines. So gibt es verbal zur Vorsuppe Gallensteine und Gefäßkatheter. Der Hauptgang wird serviert mit Herzklappenoperation und Verdauungsstörungen und als Dessert wird von der letzten schlimmen Erkältung in aller Ausführlichkeit berichtet. Nicht genug damit, nein, die Herrschaften müssen auch an allem was serviert wird etwas auszusetzen haben. "Dat soll Dorsch sein? Den gibt's doch nur in der Ostsee. Wenn dat mal nicht Kabeljau is."

Leuchtturm am Stokkøyasund

Nein, guter Mann, das ist Dorsch und den gibt es beileibe nicht nur in der Ostsee. Wo kommt ihr noch gleich her? Aus Cuxhafen, armes Fischdeutschland. Und wo wir schon mal dabei sind. Die kleinen runden Dinger, diese Honigfarbenen, in der sehr schmackhaften Sahnecreme heißen Moltebeeren und nicht Mullen oder so. Ich muss sagen, ohne meine Tischnachbarn hätte es mir noch einmal so gut geschmeckt. Nur gut, dass ich die Reise in Kirkenes beende. Zehn Tage mit diesen Menschen an einen Tisch und ich werde entweder von ihren Erzählungen krank oder springe freiwillig über Bord und besuche Neptun.

Røvik mit Blick auf das Nordweg- Museum







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