Sonntag, 27. Juni 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 26. – Teil 1 – Wasservariationen

Wasservariationen

Einen Tag Pause hatte mir gut getan. Außer drei kleinen Spaziergängen in der näheren Umgebung hatte ich den vergangenen Tag im Liegstuhl verbummelt.
Mein erstes Ziel heute sollte Flåm sein. Der kleine Ort liegt am Aurlandsfjord und ist etwa zwanzig Kilometer von Gudwangen entfernt. Mehr als dreiviertel der Strecke verbringt man dabei in Tunneln.
Flåm bietet gleich mehrere Gründe für einen Besuch. Der wohl bekannteste dürfte die Flåmbahn sein, aber auch ein Ausflug auf dem Aurlandsfjord ist ein Erlebnis. Wanderer und Radfahrer finden hier eine sehr gute Infrastruktur.
Ich hatte mir vorgenommen einmal bis Myrdal mit der berühmten Eisenbahn zu fahren. Was es auf der Strecke alles zu sehen und bewundern gibt erfahrt ihr im nächsten Bericht „Flåmbahn Spezial“.

Stromschnellen bei Vinje

Flåm ist ein pulsierender Ort. Etliche 10000 Touristen kommen jedes Jahr hierher um eine der obengenannten Attraktionen zu sehen oder mitzumachen. Selbst große Kreuzfahrtschiffe, wie die Rhapsody kommen in den Aurlandsfjord um ihren Fahrgästen etwas besonders zu bieten. Zahlreiche Cafés, Bistros oder Restaurants sind hier auf engsten Raum zu finden. Ebenso wie drei verschiedene Arten von Verkehrsmitteln zu Wasser, auf der Schiene und der Straße.
Am Nachmittag hieß es für mich weiter zu fahren. Die gleiche Strecke wieder zurück wobei ich Gudwangen rechts liegen ließ. Regelmäßige Leser unter euch werden sich sicher an den Reisebericht über den Sogne-, Aurlands- und Nærøyfjord erinnern. Damals hatte ich auch über den Ort Gudwangen berichtet. Ebenso von einem Versuch zu einem Wasserfall bei Stalheimkveiten zu gelangen. Ein Reisebus zwang mich damals gut hundert Meter rückwärts zu fahren, bei einem Gefälle von etwa 12%. Wer so etwas schon mal gemacht hat, weiß um die Bremswirkung.


Kreuzfahrtschiff Rhapsody in Flåm

Dieses Mal wollte ich ihn mir nicht entgehen lassen. Sein Wasserschleier war weithin zu sehen. Um nicht wieder zu unliebsamen Fahrmanövern gezwungen zu werden entschloss ich zu Fuß die Straße hinauf zu gehen. Kann ja nicht so weit sein, dachte ich. Denkste! Die Straße schlängelt sich in Serpentinen den Berg hinauf. Und obwohl man dem Wasserfall mehrfach sehr nahe kommt, wurde doch ein zwei Kilometer langer Marsch daraus, die später auch wieder zurück gelaufen werden mussten. Die Sonne brannte und trieb mir schnell die Schweißtropfen auf die Stirn. Doch das was man zu sehen bekommt ist die Mühe schon wert.


Eisenbahngeschichte in Flåm

Und anders als mit dem Auto kommen auch noch interessante Smalltalks zustande. Zuerst mit einem norwegischen Paar, das mit ihren zwei Kleinkindern unterwegs war. Sie sind wohl mit ihrem Wagen hochgefahren, hatten aber mehrfach angehalten um die faszinierende Aussicht zu filmen. Bei einem Filmstop kam ich mit dem Mann ins Gespräch und er fand es erstaunlich, das ich den Weg zu Fuß machte und nicht mit dem Auto. „Das machen nur ganz wenige“, sagte er dazu und erzählte, dass er auch ganz gerne einmal nach Dänemark oder Deutschland reisen würde, doch dafür waren seine Kinder noch zu klein. Während wir uns unterhielten kam ein Biker die Straße hinauf. Ich war nicht langsamer als er und irgendwann verließ ihn die Beinkraft und er meinte keuchend: „This is a really hard job!“ Wie wahr, deswegen hatte ich gar nicht mit dem Gedanken gespielt das Fahrrad zu nehmen.


Der Staldalsfossen bei Gudvangen

Mein Ziel lag auch nicht ganz oben beim Hotel. Mich interessierten nur die beiden Wasserfälle. Der eine lag halb links und etwas weiter entfernt, der andere rechts und deutlich näher. Man konnte das Tosen der Wassermassen deutlich hören. Einfach grandios! – Ihr wisst ja, Wasserfälle können mich immer begeistern.
Bergab ging es dann wesentlich einfacher voran, allerdings musste ich nun wieder aufpassen, dass ich nicht zu viel Schwung bekam. Die Busreisenden aus Deutschland hatten es da bequemer, weil nur Ihr Fahrer arbeiten musste.
Auf halber Strecke entdeckte ich einen Trampelpfad, der ein Stück durch den Wald führte und an seinem Ende einen besonders schönen Ausblick auf den Wasserfall bot.


und noch ein beeindruckender Wasserfall

Zurück auf der Straße kamen mir zwei junge Frauen mit ihren Fahrrädern entgegen. Allerdings schoben sie ihre bepackten Bikes. Ihr verlegenes Lächeln und der Gesichtsausdruck sagten alles: „Was haben wir uns da nur angetan?“ – Tja Mädels und ihr hattet noch nicht einmal die erste Spitzkehre hinter euch. Bis zum Hotel waren es noch neun und immer schön steil bergauf. Das galt auch für den deutschen Radfahrer, der da meinte: „Nun weiß ich endlich wofür man 21 Gänge benötigt.“ Ich hoffe ihr hattet eure Freude bei dem Ausflug. Ich hatte sie auf alle Fälle.

Aussicht auf das Tal vor Gudvangen

Bei Oppheim kann man sehen wie stabil so einfache kleine Holzschuppen doch sind. Liegt da doch eine tonnenschwere Felsplatte drauf, ohne dass sich die Balken biegen! – Ist natürlich nur ein Fake. Tatsächlich wurde die Hütte unter der Felsplatte errichtet.
Ist mir heute Morgen gar nicht aufgefallen. So gibt es immer noch etwas zu entdecken, auch wenn man den Weg zweimal fährt.
Auf den Weg nach Voss ist der Tvindefossen anzutreffen. Dieser Wasserfall fließt über eine terrassenähnliche Felswand. Vor drei Jahren waren hier nur Rinnsale zu sehen, wahrscheinlich herrschte gerade Trockenzeit in Norwegen.
In Voss selber stillte ich nur den Durst meines Kangoos, eine Stadtbesichtigung fand ebenfalls vor drei Jahren statt.

Ganz schön schwer, bei Oppheim

Kurz vor Granvin, dort wo die Serpentinen ins Tal führen, noch ein Wasserfall und immer wieder in verschiedenen Variationen. Den hier kann man eigentlich nur fotografisch einfangen wenn du gegen einige Verkehrsregeln verstößt. Wobei den besten Platz die erste scharfe Linkskurve bietet. Aber überzeugt euch davon, dass weder Gegenverkehr noch Fahrzeuge von oben kommen. Kommen Busse oder LKW dann nichts wie weiter fahren. Ach ja, im Falle eines Tickets könnt ihr euch nicht auf mich berufen!


Der Tvinnefossen vor Voss

Von Bruravik aus ging es mit der Fähre einmal mehr über den Hardangerfjord, der auch mal seine raue Seite zeigte, nach Brimnes. Was nicht weiter verwunderlich war, denn seit dem Voss hinter mir lag zogen immer dichtere Wolken auf. Es sah verdammt nach Regen und Gewitter aus. Nein, ich beschwere mich ja gar nicht, schließlich hatte ich einen wunderschönen Tag verbracht.


Kleiner Skulpturenpark in Eidfjord

In Eidfjord sollte dieser Tag schließlich enden. Auch hier ist die Zeit nicht stehen geblieben. So schmücken zahlreiche Skulpturen den Vorplatz der Gemeindeverwaltung. Stehen geblieben sind allenfalls die Preise für Übernachtung. Ein kleines gemütliches Zimmer mit Kühlschrank und Kochgelegenheit für dreißig Euro. Da lässt es sich doch beruhigt schlafen.


Musik in Marmor









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