Samstag, 5. Juni 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 24. – Akku leer

Akku leer

Als ich heute Morgen mein Zelt verließ, hatten die drei Norweger neben mir schon ihre erste Angeltour hinter sich. Auch egal, ich hatte Urlaub und es war Sonntag obendrein.
In Skei gleich die erste Überraschung. Der Gaularfjell- Pass war gesperrt. Zwar waren es bis dorthin noch an die hundert Kilometer, doch hier im Ort gab es die letzte Möglichkeit der Umgehung. Der Grund für die Sperrung blieb derweil im Dunkeln. Also blieb mir nichts anderes übrig, als meine Route zu ändern und der RV 5 zu folgen, was denn auch nicht ohne Folgen blieb.

Der Bøyabreen

Meine dunkle Erinnerung flüsterte mir, dass da etwas gewesen war, vor fünf Jahren. Und als ich wenig später den Bøyabreen auf der linken Seite sah, war ich mir ganz sicher gleich wirst du zur Kasse gebeten. Aber wenn ich schon mal hier war, wollte ich mir den Gletscher auch ansehen. Das ein oder andere Bild musste natürlich auch sein, einfach um zu sehen ob in den fünf Jahren das Eis weiter zurück gegangen ist.
Damals gab es außer dem Parkplatz nichts weiter. Heute gibt es gleiche mehrere Parkplätze und ein großes Café mit Andenken Shop dazu. Mit böser Zunge könnte man ja sagen: „Solange sich das Eis noch nicht verflüssigt hat, kann man den Touristen das Flüssige aus der Tasche ziehen.“


Englische Oldtimer auf der Urnes- Fähre

Dieser Verdacht erhärtet sich noch, wenn nur wenige Kilometer weiter das neue Gletschermuseum auftaucht. Lobe ich doch immer wieder die skandinavische Architektur, so bleibt mir hier nur den Kopf zu schütteln. Ein hässlicher und schmutziggrauer Kasten aus Beton stellen die Räumlichkeiten des Museums. Der Anblick schmerzt den Augen, viel schlimmer kann man eine schöne Landschaft nicht verschandeln. Wie es von innen aussieht und ob es lohnenswert ist kann ich nicht sagen, auf einen Besuch hatte ich verzichtet. Der ein oder andere wird es sich sicher auch zweimal überlegen, besonders wenn er gerade aus südlicher Richtung gekommen ist und die Mautstelle schon hinter sich hat. Schlappe 22 Euro für einen PKW sind fällig. Toll Plaza!


Blick auf Solvern

Von Sogndal fuhr ich gleich weiter nach Solvern und von dort mit der Fähre nach Urnes. Das Auto ließ ich am Hafen zurück. Die Temperaturen kletterten rasch auf die fünfundzwanzig Grad zu und die Kinder im nahen Freibad hatten ihre helle Freude. Überall hörte man ihr Kreischen und das Platschen wenn sie ihre Wasserbomben machten.
Spaß hatten sicher auch die Herrschaften mit ihren schick hergerichteten Oldtimern der englischen Ingenieurskunst. Da war alles vertreten was in besseren Zeiten auf der Insel gefertigt wurde. Triumph TR3, MG, Morgan Plus 8 und Austin Healey. In rot und schwarz glänzten sie in der Sonne und der Motorenklang erzählte von den sportlichen Erfolgen der Marken. Ihr Ziel war wohl nicht die Stabkirche und sicher ist ihnen auch nicht das Benzin ausgegangen, mir dafür die Energie der Akkus.

Die Stabkirche von Urnes

Etwa einen Kilometer vom Anleger entfernt ist die kleine und wohl älteste Stabkirche auf einen Berg zu finden. Erbaut zwischen 1130 und 1150. Sie ist einschiffig mit sechzehn Masten. Besonders hervorzuheben sind die reichen Schnitzereien am ehemaligen Portal. Sie zeigen Tiere, Fabelwesen und Pflanzen. Man spricht auch vom sogenannten Urnes- Stil.
Anders als die meisten noch erhaltenen Stabkirchen ruht diese auf ein Steinfundament. Dadurch wurde verhindert, dass die Holzmasten morsch wurden. Das Kreuz mit Christus, Maria und Johannes, links und rechts davon, stammen aus dem 12. Jahrhundert. Es sind die ältesten noch erhaltenen Schnitzereien in Norwegen. Anfang des 17. Jahrhundert wurde der Chor verlängert. Die Kanzel und die Altartafel stammen aus der Zeit um 1695 bis 1699. Anfang des 20. Jahrhundert wurde die Kirche restauriert und steht heute auf der Liste der Unesco für erhaltenswerte Denkmäler.

Der Hestfjell- Wasserfall

Der ehemalige Glockenturm stand oberhalb der Kirche, er existiert nicht mehr. Ein Besuch ist auf alle Fälle lohnenswert.
Anschließend ging es wieder zurück nach Sogndal. Sehenswert hier die alte Steinkirche und die „Skrivareiki“, eine uralte Eiche. Etwas außerhalb ist eine große rote Kirche zu finden.
Auf den Weg nach Helle kommt man nicht ohne nass zu werden am Kvinnefossen vorbei. Sein weißer Wasserschleier ist weithin sicht- und auch spürbar.
Kapelle in Balestrand

Mit der Fähre fuhr ich weiter nach Dragsvik und Balestrand. Der kleine Ort lädt zum Spaziergang ein. Hinauf zur St. Olav Kirche. Sie ist im Stil alter Stabkirchen 1896 erbaut worden. Ebenso interessant ist das Kvitne- Hotel. Ein beeindruckender Komplex in Holzbauweise. An der Hafenpromenade kann sich jeder davon überzeugen, das Kunst nicht nur etwas für Intellektuelle ist. Und natürlich kann man in Balestrand ausgezeichnet speisen und das nicht nur im vier Sterne Hotel.
Ich wählte ein schick eingerichtetes Café, bestellte gegrillten Lachs und das Auge erfreute sich an dem Dargereichten, wie auch der Gaumen. Der Teller war mit soviel Liebe gefüllt worden, dass es schon beinahe einer Sünde gleichkam davon zu essen. Ja, und es hätte auch nicht viel gefehlt und dieses Stilleben wäre abgelichtet worden. So müsst ihr mit einer Beschreibung vorlieb nehmen.


Alles schmuck und gepflegt

Die Mitte des Tellers zierte das gebratene Stück Fisch. Vor mir zwei sauber geschälte mittelgroße Kartoffeln als Ganzes. Zu meiner Linken einige Gurkenscheiben und darauf vier Achtel Tomatenstücke, sowie ein Achtel Stück Zitrone. Gegenüber der Kartoffeln lagen in Scheiben geschnittene und gedünstete Möhren. Und schließlich zu meiner Rechten Wirsing, Mais und Radieschen mit einem kleinen Löffel Joghurtdressing. Und so wie es aussah schmeckte es dann auch, einfach gut.
Von Dragsvik ging es nun mit der Fähre nach Vangsnes. Die große Fridjov- Statue ist überhaupt nicht zu übersehen. Sie war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm an die Norweger.
Alles Holz, das Balestrand Hotel

Längst hatte ich meinen Zeitplan vollkommen überzogen und mein Tagesziel lag noch in weiter Ferne und bei dem was noch vor mir lag wohl auch nicht mehr zu erreichen. Mal sehen, wie weit ich noch kommen sollte.
In Hopperstad, an der RV 13 bei Vik ist eine weitere Stabkirche zu bewundern. Hier bekam ich für meinen Eintritt weder eine Führung noch Licht. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich bereits spät dran war. Es war kurz vor sechs und um achtzehn Uhr werden die Häuser verschlossen. Viele Details blieben im Verborgenen. Der Urnes- Stil mit zahlreichen Ornamenten aus der Tier- und Pflanzenwelt sind auch hier zu finden.

Kunst an der Uferpromenade

Besonders erwähnenswert sind der Baldachin, um 1300, der ein Ziborium über dem Seitenaltar bildet und mit einer Madonnen- oder Heiligenfigur bestückt ist. In den Holzwänden sind Runeninterpretationen eingeschnitzt. Meist fromme Wünsche der damaligen Bauarbeiter. Aber auch Figuren von Menschen und Tieren.
Erneut musste ich das Fotografieren einstellen, weil sich weitere Akkus weigerten Energie zu liefern. Zudem wurde es auch Zeit weiter zu ziehen. Obwohl ich heute beinahe hundert Kilometer Weg gespart hatte, sollte ich auch diesmal mein Tagesziel nicht erreichen.


Fjorthof- Statue bei Vangsnes

Hatte mich gestern noch das Utvikfjell beeindruckt, so war es heute das Vikafjell, das mich weit über die Schneegrenze hinausführte. Bis dieses Ziel erreicht war bedurfte es einiger Aufmerksamkeit, um die kurvenreiche Straße auch sicher zu erklimmen. Besonders sollte man sich davor hüten allzu nah an den Straßenrändern zu kommen. Viel zu schnell lauft ihr hier Gefahr in den Graben zu rutschen. Und allein kommt ihr da nicht mehr raus. Ganz zu schweigen was da alles kaputt gehen kann. Zudem kommt ihr nur selten jemand vorbei.

Stabkirche Hopperstad

Wie schon zu Beginn meiner Reise auch hier noch Schneewände links und rechts der Straße. Immerhin schrieben wir inzwischen Anfang Juli. Auf dem höchsten Punkt dann noch ein fast gänzlich zugefrorener Gebirgssee.
Die Einheimischen sagen, sind die Bergseen noch derart zugefroren wird der neue Schnee fallen ehe der alte gänzlich geschmolzen.

Eingang mit reichhaltigen Verzierungen

Atemberaubend dann auch die Fahrt ins Tal. Über holprige Straßen mit Engpässen und Haarnadelkurven. Und auf halber Höhe dann direkt an den tosenden Wasserfall vorbei, der die Spitzkehre glatt wie Schmierseife machte.
Für mich wurde es Zeit ein Nachtlager zu finden. Nicht nur die Akkus meiner Kameras waren leer auch ich fühlte mich erschöpft. Die letzten Tage mit den vielen Wanderungen hatten mir doch mehr Kraft gekostet als ich mir eingestehen wollte.

Das Vikafjell mit Blick auf den zugefrorenen Skjelinga Vatnet

In Myrkdalen ist ein ruhig gelegener Campingplatz und da nicht nur die Akkus der Kameras leer sind, entschließe ich mich einen Tag Pause zu machen. Mal einen Tag lang nichts tun, kein Auto fahren und nur vielleicht ein wenig spazieren gehen. Einfach die Seele baumeln lassen, im Liegestuhl liegen und etwas lesen.

Vikafjell













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