Sonntag, 11. April 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 21. - Go West

Go west

Das schöne Wetter des Vortages war keine Eintagsfliege. Ein stahlblauer Himmel als Dach über meinem Kopf, während ich das Frühstück genoss.
Die ersten Eindrücke stammen von der E 6. Das Bild rund um Trondheim hatte sich seit meiner letzten Reise vor drei Jahren verändert. Die Straße hat Autobahncharakter und war in einem Abschnitt gar sechsspurig. Nach wie vor wird hier Maut verlangt, an insgesamt drei Stellen zwischen 15 und 25 NOK. Warum man diese drei Stationen nicht zusammenfasst ist nur schwer zu verstehen.
Wenig später, bei Klett wechselte ich auf die E 39. Damals berichtete ich davon, dass auch hier Mautstationen errichtet werden. Diese sind im Betrieb und haben Selbstbedienung. Hier hatte ich mich auch ein wenig geärgert, weil die Kästen kein Wechselgeld wiedergeben. So kann ich euch nur den Rat geben, schaut dass ihr genügend Zehner und Fünfer im Portmonee habt.

Kirche in Mo / Surnadal

Die Maut wurde an dieser Stelle natürlich nicht nur eingerichtet weil es den Politikern gerade in den Kram passte oder weil der Stadtsäckel leer war. Nein, die gesamte E 39 bis hinter Orkanger war neu gebaut worden und sollte just an diesem Tage, den 30.06. eröffnet werden. Ich durfte noch die alte Straße am Fjord entlang fahren, auf der mir unzählige Oldtimer begegneten. Die neue Trasse verläuft nun oberhalb der alten Strecke und verschwindet häufig in Tunneln. Wie es auf dem neuen Abschnitt mit der herrlichen Aussicht bestellt ist, kann ich nicht sagen. Ich hoffe jedoch, dass der alte Teil, der sich am Fjord entlang schlängelt, erhalten bleibt. Für den Lastkraftverkehr ist die neue Streckenführung ganz sicher eine Erleichterung, ebenso für die Orte, die nun allesamt umfahren und nicht durchfahren werden. Für uns Touristen bedeutet das, die Autobahn verlassen, in den Ort hinein und später wieder auf die Autobahn drauf. Nein, ich habe mich nicht verschrieben, auch die E 39 ist zwischen Klett und Orkanger als solche zu bezeichnen, weil insgesamt vierspurig.

Blick auf den Asskardfjord

So ist zu hoffen, dass die Sehenswürdigkeiten in den Ortschaften nicht am Ende auf der Strecke bleiben.
Bei Fannrem verließ ich die E 39 und folgte der RV 65 durch das Surnatal. Eine grüne Oase mit vielen kleinen Orten und schön gelegenen Berghöfen. Der Vergleich mit Gegenden im Schwarzwald bietet sich an. Die Wälder sind üppig und gedeihen prächtig. Sie bestehen meist aus Nadelgehölz. Laubbäume sind eher in den Ebenen zu finden und auch hier hat die Birke noch die Überhand.

Fjordpferdskulptur in Kristiansund

Fast überall waren die Landwirte die großen Wiesenflächen am mähen. Heu scheint hier ertragreich zu sein, die Flächen sind oft kilometerlang.
Nachdem ich mir schon in Rindal die Füße ein wenig vertreten hatte, folgte ein zweiter Stop in Surnadal. Ein kleiner Bummel durch die Gassen, eine Tasse Kaffee im Straßencafé und schließlich noch hoch zur Kirche, wo gleich nebenan Kälber mit ihren Müttern weideten.

Die Kirche von Kristiansund, etwas zu viel Beton

Bei Batna traf ich wieder auf die E 39 und auf das perfekte Chaos. Die Straße war nur noch eine Anhäufung von Schotter und die Beschilderung lag irgendwo im Straßengraben. Auf die Karte hatte ich vorher auch nicht mehr geschaut, also folgte ich meiner Nase, die geradeaus zeigte. Nach vier Kilometern hatte ich wieder festen Asphalt unter den Reifen und ein Hinweisschild vor Augen. Links, E 39, Trondheim. Von dort war ich gerade gekommen. Also umkehren wieder durch den groben Schotter, der mich um das Wohl meiner Reifen sorgen ließ.

Der Stadtpark

In Halsa angekommen, hatte ich die Fähre gerade verpasst. So nutzte ich die Zeit mit einem leckeren Eis. Genau in diesem Moment erreichte mich eine freudige Nachricht von meinem Patenkind, deren Einzelheiten ich für mich behalte.
Bei Bergsøya wurde dann die nächste Maut fällig. Der Freifjord- Tunnel wollte noch bezahlt werden. Wer diesen Streckenabschnitt ins Auge fasst, sollte vorher noch einen Blick in die Geldbörse werfen. Fünf Mautstellen und eine Fähre bis Kristiansund, das läppert sich.

Hafenblick auf alte Kirche

Die nächsten drei Stunden gehörten dann der Stadt. Entlang der Hauptstraße gibt es einige Parkplätze, die zwar Gebühren kosten, du aber sicher sein kannst dein Auto nach dem Rundgang auch vorzufinden. Das hatte sich ein französischer Tourist wohl auch nicht erträumt, einmal seinen Wagen am Haken eines Abschleppwagens an sich vorbeifahren zu sehen. Einige Meter lief er noch hinterher, vergebens. So blieb ihm wohl nur der Weg zur Polizei.

Die Vesterålen der Hurtigrute im Hafen von Kristiansund

Ich wählte den Platz ein Stück hinter der Kirche. Von dort durch einen kleinen Skulpturenpark bis zur neuen, ja schon ultramodernen Kirche. Der Baustil ist gewöhnungsbedürftig, für meinen Begriff zu viel Beton. Dennoch passt sie nahtlos ins Stadtbild, vielleicht auch deshalb weil der Stadt ein Gesicht fehlt. Das typisch Norwegische sucht man hier vergeblich. Die Häuser sind überwiegend aus Stein gefertigt. Diese Stadt könnte auch in Deutschland zu finden sein. Sie wirkt unscheinbar und ohne großen Reiz. In den Parkanlagen lungern Stadtstreicher herum, trinken Bier und leben in den Tag hinein. Immerhin pöbeln sie niemanden an oder betteln um Geld.

Kleine Stabkirche in Kvernes

Ein Großteil des Hafengebietes ist Baustelle. Viele Häuser werden hier renoviert oder gleich von Grund neu aufgebaut. Insgesamt ist die Stadt recht laut und hektisch, besonders am Fährhafen. Dort liegt gerade ein älteres Schiff der Hurtigruten vor Anker, die Vesterålen.
Von Bremsnes ging es weiter nach Kvernes. Hier befindet sich eine von 28 Stabkirchen. Sie zählt zu den schlichteren Bauwerken, was die äußere Gestaltung angeht. Das Innere blieb mir vorenthalten, die Pforten waren geschlossen. Dafür entschädigt die Aussicht auf den Gjemnessund mit seiner überspannenden Hängebrücke.

Fjordblick mit Gjemnessundbrücke im Hintergrund

Bei Karvåg wollte ich mein Nachtlager aufschlagen, doch der angepriesene Campingplatz ist nicht aufzufinden. Lediglich eine Entsorgungsstation für das Abwasser der Wohnmobile befindet sich an der Tankstelle. So war ich gezwungen noch ein Stück weiter zu fahren. Der Weg führt über die sogenannte Atlantikstraße. Ein Streckenabschnitt von acht Kilometer, der einige kleine Inseln mit Brücken verbindet. Eine von ihnen windet sich wie ein Schlangenkörper. Erst links, dann hoch über den Sund und wieder nach rechts. Die anderen Brücken, wie auch der Streckenverlauf sind eher unspektakulär. Immerhin hüllt die Sonne das Meer in ein silbernes Gewand und verleiht der Küste etwas Herrschaftliches.

Die Atlantikstraße schlängelt sich über vorgelagerte Inselchen

Für Angler scheint der Ort ein guter Platz zu sein. Gleich hinter der großen Brücke standen sie und hielten ihre Ruten ins Wasser.
Insgesamt war der Streckenabschnitt etwas zu lang und ich war froh in Bud auf einen guten Campingplatz gestoßen zu sein, der mir noch zwei Stunden Gemütlichkeit im Liegestuhl gönnte. Danach wurde es deutlich kühler und die Müdigkeit verlangte nach Ruhe für den Körper.

Blick von der Atlantikstraße









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