Samstag, 25. September 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 33. Die Zeit ist ein Dieb

Die Zeit ist ein Dieb

Als ich an diesem Morgen erwachte war mir deutlich vor Augen, dass meine Zeit mal wieder abgelaufen war. Fünf wunderschöne Wochen lagen hinter mir. Jeder einzelne Tag ein Erlebnis wovon keiner in Vergessenheit geraten wird. Die Sonne schien wie an den Tagen zuvor und doch überfiel mich der Schwermut, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Während ich diesen letzten Tag noch einmal Revue passieren ließ fiel mir das Buch von Håkon Nesser ein, welches ich während der Reise gelesen hatte. „Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla“. In einer Szene stellt der Hauptdarsteller eines Tages fest: „Die Zeit ist ein Dieb. Zuerst schenkt sie dir die schönsten Momente und dann nimmt sie uns alles fort.“

Setesdalmuseum

Genauso empfand ich es an diesem Morgen. In meinen Gedanken sah ich die ganze Reise noch einmal vor mir. Bergen, die Tage auf der Hurtigrute. Die Regenzeit entlang der Küstenstraße bis Trondheim und die Begegnungen mit zahlreichen Menschen. Dann die stimmungsvollen Sonnenuntergänge, das Erlebnis mit den Papageientauchern, bis hierher nach Dalen. Und mir wurde klar, ich hatte gar keinen Grund zur Schwermut, ich konnte vollauf zufrieden sein. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf machte ich mich auf den Weg zu meiner letzten Etappe.


Plakat mit Trachten

Aus dem tiefen Tal, in dem Dalen eingebettet liegt, heißt es erst einmal einige Kilometer bergan fahren. Über die RV 45 durch das Fyresdalsheiane. Die Straße ist auch bekannt als Suleskarvegen. Obwohl noch innerhalb der Baumgrenze wird die Landschaft karger und die Straßen schlechter. Kurzwellige Erhebungen, Überbleibsel des letzten Winters, fordern den Stoßdämpfern einiges ab. Kein gutes Terrain für tiefergelegte Sportlimousinen mit Breitreifen wie ein liegengebliebener BMW mit aufgeschlagener Ölwanne beweist.
Wohl eignet sich das Gebiet hervorragend für den Wintersport, wie vereinzelte Skilifte und kleine Bergpensionen entlang des Weges zeigen.


Alte Truhe

Einige Kilometer vor Rotemo geht es wieder bergab ins Tal und damit ist für mich auch die allerletzte Bergetappe abgeschlossen. Mein in die Jahre gekommenes Auto hatte alle Strapazen überstanden und mich auch bei der dritten Tour nicht im Stich gelassen.
In Rysstad gibt es ein kleines Museum, das sich mit der Kulturgeschichte der Region beschäftigt.

Truhe Detail

Es besteht seit 1938 und zeigt alte Trachten, erzählt von Bräuchen und von Arbeitsmethoden. Vermittelt Einblicke im Leben des Schriftstellers Hans Hendrik Holm und erklärt anhand von Modellen den Kraftwerksbau im Setesdal.
Das älteste Stück des Museums ist ein tausend Jahre altes Wikingerschwert, welches in Straume, bei Valle gefunden wurde. Eine durchaus sehenswerte Sammlung zumal das Entree mit 30 NOK sehr gering ausfällt. Wer die Eintrittskarte in den Händen hält muss mutmaßen, dass die Herstellung teurer erscheint.



Valle, Kinderspielplatz und glatte Felsen

Wie gut das Museum besucht wird lässt sich nur schwer sagen. Ich war an diesem späten Sonntagvormittag der einzige Gast und meine Eintrittskarte trug die Nummer 191. Kaffee wurde auch angeboten, doch hätte dieser erst aufgebrüht werden müssen. So viel Mühe wollte ich den beiden Angestellten dann doch nicht abverlangen.

Nebelkrähe auf Spähposten

Bei Besteland, ein schöner Name für einen Ort oder eine Gegend, das dachten sich wohl auch die Kommunalpolitiker, wurde eine Maut fällig. Nichts was einen aufregen müsste. Drei Euro sind schließlich nicht die Welt. Aber es zeigt einmal mehr wie schnell sich etwas ändern kann. Vor drei Jahren war hier jedenfalls noch keine Mautstelle.


Säule bei Reiårsfossen

Bei Reiårsfossen entdeckte ich einen kleinen Antik- Trödelmarkt. Also legte ich eine kleine Pause ein und schlenderte über den Platz. Das Angebot reichte von interessant bis hin zu Kitsch und Schund. Dahingehend unterschied er sich nicht zu Trödelmärkten in unserer Region.
Bei Bygland befinden sich einige Grabhügel aus der Wikingerzeit. Eine Hinweistafel gibt dazu Auskünfte über Funde und Geschichte.

Pferde bei Rysstad

In Byglandsfjord wurde es höchste Zeit für ein Mittagessen. Angebote gibt es reichlich, vom teuren Hotel bis zum einfachen Krø. Ich wählte eines mit großer Terrasse und schönen Blick auf den gleichnamigen Fjord. Das Essen war durchaus genießbar. Die Wirtin wirkte jedoch schmuddelig und war zudem auch reichlich vergesslich. Nach etwa einer halben Stunde fragte sie mich, was ich denn bestellt hätte. Der Familie, einen Tisch weiter, erging es nicht anders. Von vier Essen entsprachen drei nicht dem Bestellten. Also nicht wirklich zu empfehlen.


Abendstimmung in Kilefjord

Etwa fünfzehn Kilometer südlich von Evje war mein Ziel erreicht. Der Campingplatz am Kilefjord sollte meine letzte Station sein, ehe es am Dienstag mit der Fähre nach Dänemark ging.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen