Sonntag, 9. Mai 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 22. – Teil 2 - Ålesund

Ålesund

Auf der Überfahrt nach Vestnes war noch einmal das beeindruckende Panorama der Romsdalalpen und Molde selbst zu sehen. Vierzig Minuten Überfahrt reichten aus um sich auf dem Obereck einen Sonnenbrand zu holen, wenn man nicht ordentlich vorgesorgt hatte. Dabei gaukelte der Wind ganz anderes vor und enthüllte Dinge von Menschen, die diese gar enthüllt wissen wollten. Der wohlerzogene Mann schaut in solchen Fällen diskret zur Seite.


Ålesund - Dom, Seiteneingang

Die E 39 schlängelt sich durch saftig grüne Täler bis nach Ålesund und das Portmonee kann in der Tasche bleiben. Das gilt auch für die Stadt selbst, es sei denn man macht den Fehler, oder ist gezwungen, zum Colorline Stadion abzubiegen. Dann sind 60 NOK für einen PKW zu berappen.

Altarblick mit Wandmalereien

Die Stadt liegt langgestreckt auf mehreren kleinen Inseln verteilt, die allesamt mit Brücken verbunden sind. Dummerweise hatte ich mir vorgenommen auch diese Stadt auf Schusters Leisten zu besichtigen. Ich parkte im Zentrum unweit des Hafens. Hier lag gerade die MS Bremen vor Anker. Ein lohnendes Motiv, wie ich meinte, allerdings hatte ich da noch nicht die Bekanntschaft der Security- Dame gemacht. Ich bekam keine Chance vom Eingang aus ein Foto zu machen. Ich durfte mich nur hinter und nicht an der Absperrung hinstellen. Dann eben kein Foto.

Die Orgel

Nächstes Ziel die Kirche, welche erhöht über der Stadt thront. 1909 war sie, aus Natursandstein fertiggestellt und eingeweiht worden, nachdem die erste Kirche von 1855 einem Feuer zum Opfer fiel. Das Altarbild ist ein Werk von Nicolai Mejdell, es zeigt Jesus beim Gebet im Garten von Gethsemane. Der Taufstein besteht aus italienischem Carara- Marmor und stammt wie das Gebäude auch vom Architekten Sverre Knudson.

Das Taufbecken und der Altar

Für die Freskenmalereien im Chor, deren Motive der immerwährenden Predigt zugrunde liegen, brauchte der Künstler Enevold Thømt mehr als zehn Jahre. Im Jahr 1928 waren die Malereien abgeschlossen. Ebenfalls zu seinen Arbeiten gehören die Glasmalereien an den Fenstern im Kirchenschiff. Die Orgel ist ein Geschenk eines Konsuls und seiner Frau. Sie wurde in der Orgelfabrik Jørgenson gefertigt und 1945 der Kirche übergeben. Sie besitzt 60 Stimmen.

Bunt geht es vor dem Domplatz zu

Obwohl die Kirche über und über mit Gemälden und Bildnissen geschmückt ist, hat man nicht das Gefühl es wirke überladen. Diese Kirche strahlt Würde und Harmonie in der Gestaltung aus.

Auf dem Weg zum Aquarium, Panoramablick auf die Jugendstilstadt

Anschließend machte ich mich auf den Weg zum Atlantikpark. Gut vier Kilometer von der Kirche entfernt. Das Thermometer zeigte sechsundzwanzig Grad. Der Spaziergang wurde so zu einer schweißtreibenden Angelegenheit.

Das Atlantik- Aquarium, Stachelrochen zum Anfassen

Dieser Park bietet Einblicke in das Unterwasserleben des Atlantiks. Insbesondere für Kinder sehr lehrreich und interessant. Speziell auch deswegen, weil es hier Wassertiere zum Anfassen gibt. Kleine Schildkröten, Krebse, Seesterne und sogar Seerochen, die in einem flachen Bassin auf Streicheleinheiten warteten. Die Kinder hatten ihre helle Freude daran, die Eltern wahrscheinlich eher weniger. Das hing aber mit den Eintrittspreisen zusammen. Rund 12 Euro zahlen Erwachsene, Kinder die Hälfte, das ist noch norwegisches Niveau. Dass dann aber alle zusätzlichen Veranstaltungen, wie Robben füttern oder eine kleine Tauchshow extra bezahlt werden müssen, halte ich für schlicht unverschämt. Will man sich wirklich alles ansehen verdoppeln sich die Eintrittspreise ganz schnell.

Blau schimmernde Krebse

Interessant und gut gemacht ist es allemal, das steht außer Frage. So konnte auch ich noch etwas dazulernen. Hatte ich doch das Vergnügen eine Seeforelle kennen zu lernen. So eine Regenbogen- oder Bachforelle kennt man ja, wenn auch meist nur von einem Teller und dann ziemlich tot. Die hier passte keinesfalls auf einen normalen Teller und war in der Lage eine Großfamilie satt zu machen. Immerhin bringen diese Fische bis zu zwanzig Kilogramm auf die Waage und werden über einen Meter lang. Interessant fand ich schließlich auch die kobaltblauen Hummer, die sich lauernd gegenüberstanden. Wahrscheinlich war es gut, dass sich eine Glasscheibe zwischen ihnen befand.

Ålesund Hafenpromenade

Nach einer Stunde hatte ich alle Schaukästen und Aquarien besichtigt. Auf die Extraveranstaltungen verzichtete ich und machte mich wieder auf den Rückweg. Zuvor lief ich aber noch ein Stück in südlicher Richtung einen Berg hinauf. Von dort hat man einen herrlichen Ausblick auf die ganze Stadt und brachte zudem noch einen weiteren Kilometer. Die Zeit lief mir davon, inzwischen war es bereits Nachmittag und ich hatte gerade einmal die Hälfte meiner geplanten Tagesetappe hinter mir. Dennoch ließ ich mir auch den Stadtkern nicht entgehen.

Ein Hauch von Venedig (Venedig des Nordens)

Wie auch die erste Kirche war der überwiegende Teil der Stadt dem Großbrand 1904 zum Opfer gefallen. Typische Holzhäuser sind hier nur sehr wenige zu finden. Dafür schmückt sich die Stadt mit zahlreichen Prachtbauten im Jugendstil, die ihr damit einen besonderen Reiz verleihen. Ganz anders als Kristiansund besitzt diese Stadt ein Gesicht, ein sehr schönes noch dazu.

Eine Stadt mit Flair

Und wenn du dann am Yachthafen vorbeischlenderst und die motorgetriebene Gondel langsam vorbeizieht ist das wie ein Venedig im Norden. Die Hafenpromenade mit ihren vielen kleinen Cafés und Bistros hat an einem so herrlichen warmen Sommertag etwas Mediterranes und lädt zum Verweilen ein. Ich pfiff auf meinen Fahrplan und gönnte mir ein großes Eis.


Erker und Türmchen bestimmen das Straßenbild

Immerhin hatte ich bereits mehr als zwanzig Kilometer zu Fuß zurück gelegt. Da war es doch wohl nicht zu viel verlangt, wenn man sich eine kleine Pause gönnte, oder?
Doch dann hieß es auch hier Abschied nehmen. Schließlich hatte ich noch ein weiteres Ziel für den heutigen Tag ins Auge gefasst. Die Vogelinsel Runde. Wobei ich mir ziemlich sicher war, dass die Papageientaucher sich bis morgen gedulden mussten.

Dazu viele liebevolle Details












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