Samstag, 8. August 2009

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 03. Teil 2 - Der Pastor von Årdal

Der Pastor von Årdal

Der Morgen war verstrichen, schon wieder war es Mittag und ich noch keinen Kilometer gefahren. Zeit zur Fähre nach Tau zu kommen. Auch in dem Fall liegt das Parkhaus sehr güntig.
Der Wetterbericht sollte recht behalten, der Himmel zog sich langsam wieder zu. Auf der Überfahrt dann ein Phänomen, das ich so noch nicht gesehen hatte. Eine Art 360° Regenbogen um die Sonne herum. Leider ist es sehr schwer direkt in die Sonne hinein zu fotografieren.

Ein letzter Blick auf Stavanger, von der Fähre nach Tau

Von Tau ein Abstecher nach Solbakk. Dort sind einige Felszeichnungen, die denen in Alta ähneln, zu sehen. Danach ging es weiter nach Årdal. Sehenswert hier die Kirche von 1619. Sie besteht aus drei hintereinander liegenden Schiffen, die durch die spätere Erweiterung der Kirche entstanden sind. Sie ist reichhaltig dekoriert. Blumenranken zieren beinahe jeden Balken, jede Planke. Und wie ich aus erster Quelle dann erfuhr, wurde die neue Kirche genau 300 Jahre später eingesegnet und dann auch benutzt. Obgleich sie bereits drei Jahre zuvor fertig stellt war. Das Geld für die neue Kirche kam von ehemaligen Bewohnern Årdals, die nach Amerika ausgewandert waren.


Felszeichnungen bei Tau

Ich weiß nicht warum, aber häufig wenn ich mir alte Kirchen ansehe kommt jemand und erzählt mir etwas dazu. In diesem Fall war es der pensionierte Pastor, der mir die Geschichte erzählte. Wie die Gemeinde Geld bekam um das alte Bauwerk zu erhalten, diese aber gerne eine neue und größere Kirche davon bauen wollte, was schließlich auch geschah. Und ganz nebenbei erfährt man auch etwas von dem Menschen selbst. Dreißig Jahre war er Pastor auf Svalbard (Spitzbergen) in Longyaerbyen tätig. Seine vier Kinder leben alle im Norden, entgegen dem allgemeinen Trend. Und er hat einen Pfarrer aus Düsseldorf als langjährigen Freund. Als dieser ihn eines Tages in Spitzbergen besuchte hielt er seine sonntägliche Messe ihm zu Ehren in Deutsch, um seinen Gast willkommen zu heißen.


Das Innere der Kirche von Årdal

Da war auch wieder diese Haltung, die ich schon häufiger in Norwegen angetroffen hatte: „Das, was im Krieg geschehen ist war schrecklich. Besonders im Norden und auf Spitzbergen hatten die Menschen unter den Deutschen zu leiden. Doch das ist Geschichte, wir müssen nach vorne sehen. Heute, wenn ich meine Kinder in Troms oder der Finnmark besuche denke ich manchmal an die armen deutschen Soldaten, die gezwungen waren diesen Krieg im Norden zu führen. Ja wirklich, manchmal tun mir diese Männer noch heute leid. Sie konnten diesen Krieg gar nicht gewinnen. Nicht gegen diese harten Witterungsverhältnisse, denen sie nichts entgegen zu setzen hatten.“


300 Jahre alte Malereien lassen die Kirche zu einem Schmuckstück werden

Worte eines norwegischen pensionierten Pastors aus Årdal. Während des Gesprächs hatte der Himmel ganz leise angefangen zu weinen. So war wiederum mehr als eine Stunde vergangen ehe ich mich wieder auf den Weg machte. Aber genau das macht so einen Urlaub aus, auch etwas über die Menschen zu erfahren. Was ist da schon eine Stunde?


Blick auf den Josenfjord (RV 13)

Je weiter ich nach Hjelmeland kam, umso dicker wurden die Regentropfen. Wenig später bildete der Josenfjord eine graue Einheit mit den tiefhängenden Wolken. Der angekündigte Regen war also gekommen.


Die Straßen sind schmal aber wenig befahren

Das hielt mich keineswegs davon ab in Sand zur Lachstreppe zu gehen. Alljährlich kann man dort das Lachsspringen beobachten. Keine neue olympische Disziplin, sondern ein Naturereignis welches die Lachse alljährlich vollbringen, um zu den Laichplätzen zu gelangen. Keine Stromschnellen und keine Wasserfälle halten diese Tiere auf. Auch wenn nur die stärksten und kräftigsten Fische ihr Ziel erreichen. Dies scheint hier besonders beliebt zu sein, so dass man zahlreiche Sitzgelegenheiten geschaffen hat.

Ryfylkemuseum in Sand

Das letzte Stück meines heutigen Weges führte mich am Sandalfjord entlang. Trotz der in graue Watte gepackten Berge eine imposante Landschaft. Besonders der „weiße Riese“, wie ich ihn kurzerhand genannt hatte. Ein Wasserfall, der wie ein weißer Umhang vor der schwarzgrauen Felswand wehte. Einige Meter führt die Straße geradewegs darauf zu ehe du in den schwarzen Schlund eines Tunnels eintauchst.


Lachstreppe mit Zuschauerplätzen (Sand)

Endstation ist das Touristencenter in Sauda. Während ich das Zelt aufbaute war der Regen gnädig gewesen. Nun sitze ich im Auto, schreibe diesen Bericht und dicke Regentropfen trommeln unermüdlich ihr schweres Lied aufs Blechdach.

Grau und verregnet endet der Tag am Saudafjord








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