Sonntag, 22. August 2010

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 31. Teil 1 – Dalen

Dalen

Nachdem ich gestern mehrfach alte Lagerhäuser auf den verschiedenen Höfen gesehen hatte, konnte ich auf dem kleinen Campingplatz in Hjadstad einen Rohbau besichtigen. Die Bauweise hat sich über die Jahrhunderte nicht verändert und zeigt wie gut diese Lagerhäuser gewesen sind.

Rohbau eines Lagerhauses in Hjadstad

Für heute liegt nur ein kurzes Stück Weg vor mir. Zunächst ging es über die E 134 in Richtung Haukeli. Der Himmel hatte sein strahlendblaues Gewand mit einigen weißen Tupfen übergestreift und wieder kletterte das Thermometer rasch auf dreißig Grad.
Auch hier waren immer wieder die Schuppen auf Stelzen zu finden. Diese Bauart verhindert, dass Schnee und Feuchtigkeit an empfindliches Gut, wie Getreide oder Saatgut gelangen kann.


Stabkirche Eidsborg im West- Telemark Freilichtmuseum

Wer sich für olympische Geschichte interessiert, was den Wintersport angeht, der muss entweder nach Lillehammer oder aber nach Morgedal fahren. Der Ort liegt einige Kilometer hinter Seljord. Mein Interesse daran war nicht so groß, stattdessen machte ich Pause auf den nahen Rastplatz. Schnell wurde eine Stunde daraus, was immer dann passiert wenn ich auf nette Menschen treffe. In diesem Fall stammten sie aus Österreich, womit hier gleichzeitig belegt ist, dass auch Österreicher freundlich sein können. Ich hatte ja auch schon andere Erfahrungen gemacht. Kurioserweise hatten wir ab Trondheim beinahe die gleiche Strecke zurückgelegt. Erst in Eidfjord nahmen wir jeder eine andere Route. Meine führte bekanntlich über die RV 7 nach Geilo und weiter über die RV 40 und E 134 hierher. Das Paar war in Eidfjord über die RV 13 nach Süden über Odda, Røldal und Haukeli gefahren, so dass wir uns hier nun begegneten. Auch ihr Urlaub neigte sich dem Ende entgegen, ich mochte noch gar nicht daran denken. Und so hieß es für mich einfach nur die letzten Tage bei diesem herrlichen Wetter genießen und bloß keinen Gedanken an die Heimfahrt verschwenden.



Holzschindeln bis zur Grundmauer

In Ofte verließ ich die E 134 und folgte nun der deutlich schlechteren RV 45 nach Dalen. Einige Kilometer davor liegt der kleine Ort Eidsfjord mit der gleichnamigen Stabkirche und dem Freilichtmuseum „Vest Telemark“. Der Eintrittspreis beinhaltet beide Teile und ist mit 50 NOK nicht zu teuer. Im Preis enthalten war eine kleine private Führung, das heißt, ich war der einzige Gast.


Gedenkstein für die Familie Tveiten am Museumseingang

Wie schon in Uvdal ist auch hier das Fotografieren nicht erlaubt. Hier ging die Sorge um die Wandmalereien noch ein Schritt weiter. Die Kirche hatte kein Licht, abgesehen von zwei kleinen Fenstern. Mit einer Taschenlampe wurden die jeweils angesprochenen Elemente angeleuchtet.

Blick in einen Schlafraum

Die Art der Malereien war ähnlich der in Uvdal, vielleicht nicht ganz so üppig und farbenfroh aber doch bemerkenswert. Dabei handelte es sich auch nicht um die bekannten Rosenmalereien, wie mir die junge Frau versicherte. Geweiht ist diese Kirche St. Nikolaus von Bari. Eine beachtliche Holzstatur des Heiligen ist in der Kirche zu finden. Sie ist etwa 140 Zentimeter hoch, wobei es sich jedoch um eine Nachbildung handelt. Das Original steht in der Altertumssammlung der Universität Oslo.

Detailbild eines gußeisernen Stubenofens

Die vier Eckmasten der einschiffigen Kirche tragen die Namen von vier Männern in Runenschrift. Der Legende nach trug jeder einzelne von ihnen einen der monumentalen Masten zum Bauplatz hin.
Wie viele andere Stabkirchen, so besitzt auch sie einen sogenannten Svalgang. Vergleichbar mit einem umlaufenden Korridor. Im Außenbereich sind die hölzernen Dachschindeln erwähnenswert. Sie reichen bis zum Grundgemäuer hinab.


Die alte Wassermühle

In dem kleinen Freilichtmuseum steht unter anderem auch die Fogsstua. Ihr Inneres weißt die eingangs erwähnten Rosenmalereien auf, die weit über die Telemark hinaus bekannt sind. Eine Besichtigung mit Führung sollte um 13:00 Uhr stattfinden, so war noch genügend Zeit die anderen Gebäude in Augenschein zu nehmen.

Kochstelle in der Wassermühle

Die Einrichtungen erzählen vom Leben in der Zeit um 1670 und später. Betten, Schränke, Gebrauchsgegenstände, zumeist aus Holz gefertigt, finden sich hier. Kochstellen, ein Kinderzimmer, ein Handwerksraum mit entsprechenden Werkzeugen. Auch die Landwirtschaft in der Zeit wird nacherlebbar, wenn man sich die alte Egge oder den Pflug, der noch von Menschenhand hinter einem Ochsen oder Pferd geführt wurde, anschaut. Auch eine Wassermühle ist auf dem Gelände gegenüber der Fogsstua zu finden.

Das Mühlenrad

Um 13:00 Uhr wartete ich vergebens darauf das Haus der Rosenmalerei besichtigen zu können. Auf Nachfrage erklärte mir die Kassiererin sie habe keine Zeit und vertröstete mich auf die nächste Stunde mit der Bemerkung, dass auch dort nicht fotografiert werden dürfe. Schade! Mit dieser Einstellung holt man sich ganz sicher nicht mehr Touristen ins Museum. Und zweifellos war das auch nicht im Sinne der Familie Tveiten, die sich maßgeblich für den Erhalt der Hofanlage einsetzte, wie ein Gedenkstein zeigt.
Lohnenswert ist dieses Freilichtmuseum mit Stabkirche allemal, vorausgesetzt die Besichtigung aller Gebäude wird gewährleistet und nicht mit Ausflüchten verhindert.


Typische Lagerhäuser

Nun war es nur noch ein Katzensprung bis Dalen. Die Straße jedoch nahm das Aussehen einer sich windenden Schlange an, die sich in engen Spitzkehren ins Tal hinab schlängelte.

Dalen, wer möchte wird stilecht mit einem Oldtimer vom Bahnhof abgeholt

Auf den ersten Blick ist Dalen mit zwei Attraktionen in Verbindung zu bringen. Die eine ist das Hotel Dalen aus dem 19. Jahrhundert. Ein hölzerner Prachtbau, in dem schon Könige und andere Staatsoberhäupter sehr gut diniert und genächtigt hatten. Zu spät hatte ich erfahren, dass eine Besichtigung von 12:00 bis 17:00 Uhr erlaubt ist, auch wenn man nicht Gast im Haus war. Vielleicht ein andermal.

Rückseite des Dalenhotel

Und dann ist der Ort auch bestens geeignet für eine Telemarkkanal- Schifffahrt. Dies war der eigentliche Grund für mich hierher zu kommen. Dass Dalen darüber hinaus noch einiges mehr zu bieten hat, zeigen die Angebote von Adventure- Tours. Tages- Wochenend- und Wochentouren stehen im Programm. Und das reicht vom Bergsteigen, Rafting, Kanufahren, Reittouren und Elchsafaris.

Abendstimmung am Hafen von Dalen

Die Elch- Tour wollte ich am Abend auf jeden Fall ausprobieren. Bis dahin werde ich noch etwas im Liegestuhl relaxen. Der Campingplatz macht hier jedenfalls schon mal einen sehr guten Eindruck.
Die Schifffahrt auf dem Telemarkkanal konnte ich im kleinen Touristencenter, in der Nähe vom Hotel, buchen. Das alles geschah online und ich hatte zehn Minuten später bereits die Bestätigung.

Wasserspieglungen zaubern Kunstwerke

Am Abend machte ich dann noch einen kleinen Spaziergang zum Hafen. Dort ruhte sich die Hendrik Ibsen von ihrer Fahrt aus. Niemand wollte ihre Ruhe stören, selbst das Plätschern der Wellen schwieg. Die Berge links und rechts des Tinnsjø spiegelten sich in seiner Wasseroberfläche. Die Natur im Licht der untergehenden Sonne zauberte abstrakte Kunstwerke, die nur darauf warteten entdeckt zu werden.

Die alte Hendrik Ibsen, Ruheplatz vor der nächsten Fahrt














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