Samstag, 8. August 2009

Norwegen 2005 - Zu Land und Wasser - 01. Unerwarteter Besuch

Einleitung:

Drei Jahre sind seit der letzten Norwegenreise vergangen. Entzugserscheinungen begannen mich zu quälen. Da half es wenig, dass ich in der Zwischenzeit in der Türkei und auf Rügen war. Es waren schöne Zeiten und doch hatte ich immer das Gefühl es fehlt etwas. Und als mir dann im Spätherbst 2004 der Katalog der Hurtigrute ins Haus flatterte war ich wieder infiziert.
Es folgte die Planung und ganz gegen meine Gewohnheiten buchte ich diesmal einen Teil der Reise. Aber auch nur weil es in dem Fall gar nicht anders geht. Zwischen Planung und Abreisetag lag noch ein gutes halbes Jahr, welches jedoch so schnell verging, dass man es kaum zu glauben vermag.
Wenn ihr mögt dann folgt mir auf einer virtuellen Reise durch Norwegen und erlebt all die Geschichten, die mir widerfahren sind. Gute, wie weniger gute Erlebnisse, schließlich bin ich bekannt dafür kein Blatt vor dem Mund zu nehmen.

Weißer Strand in Hirtshals

Unerwarteter Besuch!

Es war also wieder mal soweit. Tausend Kilometer in zwei Etappen lagen hinter mir und gerade läuft meine Fähre nach Kristiansand in den Hafen von Hirtshals ein.
Ich war sehr früh in Flensburg gestartet und entsprechend zeitig vor Ort. Also Zeit für einen kurzen Blick über den Fährhafen hinaus. Hinunter an den Strand, vorbei an den alten Wehranlagen, die im Krieg den Hafen verteidigen sollten. Viel gibt es hier nicht zu sehen, hauptsächlich Industrieansiedlungen und ein Sandstrand, der bei diesem herrlichen Wetter schon Urlaubsgefühle weckt. Wer also Zeit hat, sollte sie gleich mit einem kleinen Spaziergang am Strand nutzen.
Das Einschiffen hatte sich aus welchen Gründen auch immer etwas verzögert. Zeit noch ein wenig durch die langen Fahrzeugreihen zu schlendern und das ein oder andere kuriose oder interessante Gefährt zu bestaunen.


Mantelmöwe am Hafen von Hirtshals

Der Start erfolgte eine halbe Stunde nach Plan. Wie in den Jahren zuvor begann ich auch diesmal mit einem Mittagessen an Bord und wurde gleich positiv überrascht. Die Menüs sind durchweg billiger geworden und das bei gleichbleibender Qualität.


Noch vor der Christian IV läuft die Schnellfähre Silvia Ana ein

Die See war so glatt wie ein frisch gebügeltes Tischtuch. Am Ende der Fahrt sollten wir die halbe Stunde wieder gut gemacht haben. Zuvor blieb Zeit und Gelegenheit für einen kleinen Rundgang und ein erstes Sonnenbad auf dem windgeschützten Achterndeck. Sehr viele Jugendliche und Schüler sind an Bord. Einige von ihnen machten Musik auf der Gitarre, während für die überwiegend jüngeren Kids Animation in der Bar geboten wurde. Die Kinder hatten ihren Spaß bei den Darbietungen, die Erwachsenen waren locker und entspannt und flugs waren vier Stunden Fahrzeit verstrichen.
Wie heißt es so schön, die ersten werden die letzten sein. So auch in meinem und all jener Fall, die mit ihrem Wagen auf dem Oberdeck durften. Kein Problem für mich, mein Ziel lag nur einen Katzensprung von Kristiansand entfernt. Andere hatten sich scheinbar mehr vorgenommen für den ersten Tag, oder besser gesagt Abend, und waren entsprechend ungeduldig.


Harley Davidson auf den Weg in den Urlaub

Noch vor 19:00 Uhr war ich am Zoll vorbei, nicht ohne kontrolliert worden zu sein. Allein Reisende erwecken zumindest mal Argwohn, aber alles in gewohnt freundlicher Manier.
Auf den Weg nach Langenes die gewohnte Hektik des Stadtverkehrs bis man aus dem Hafengebiet heraus ist.
Der Campingplatz ist herrlich gelegen, direkt am Meer mit eigenem Bootshafen und kleinem Freibad in dem die Kinder noch immer tobten. Das Ganze hat natürlich seinen Preis und ist auch nicht unbedingt der Platz für one night Camper. Die sanitären Anlagen sind nur spärlich bestückt, dass heißt in diesem Fall nur eine Dusche. Dafür haben alle Hütten ein eigenes Bad.



Ungewöhnlich - Animationsprogramm auf der Christian IV

Die erste Nacht in fremder Umgebung, sei es ein Hotelzimmer, eine Hütte oder ein Zelt, ist immer etwas besonderes, weil ungewohnt. Die Geräuschkulisse ist eine ganz andere, als du sie von zu Hause kennst. Hier war das Plätschern der Wellen zu hören. Der Abendgesang der Vögel, der anders klingt als daheim, ebenso das Zirpen, brummen und summen der Insekten. Auch das Knarren eines Dreirades oder das ferne Geräusch eines Motorbootes. An all das musste ich mich erst wieder gewöhnen und führte dazu, dass ich nicht sonderlich gut schlafen konnte.


So vergehen die vier Stunden noch schneller

Irgendwann waren mir dann doch die Augen zugefallen. Gegen drei Uhr wurde ich aber von einem völlig ungewohnten Geräusch geweckt. Da war etwas und kratzte an meiner Zeltplane. Sofort war ich hellwach und meine Sinne geschärft. Schnell fand ich heraus, dass dieses Etwas an der Rückseite meines Zeltes war. Eigentlich unmöglich, weil sich dort eine Felswand erhob. Und es bewegte sich. Mal war es auf Kopfhöhe, dann wieder am Fußende. Dieses unbekannte Wesen befand sich zwischen Innen- und Außenzelt. Es konnte also nicht besonders groß sein. Vielleicht ein Eichhörnchen, dass nun nicht mehr wusste wie es wieder in Freiheit gelangen konnte. Meine Neugier war geweckt und auch nicht mehr zu zügeln. Ich öffnete den rückwärtigen Eingang meines Zeltes und sofort versuchte dieses Etwas nach dem Reißverschluss zu greifen. Dieses Verhalten kannte ich nur zu gut! Im nächsen Augenblick wurde mein Verdacht zur Gewissheit. Etwas Kleines, Graugetigertes steckte seinen flauschigen Kopf neugierig durch die entstandene Öffnung. Es war die junge Katze meiner norwegischen Nachbarn.



Trommelwirbel und fliegende Ketten


Noch ehe ich überhaupt in irgendeiner Form reagieren konnte marschierte sie in mein Zelt und machte es sich auf meinem Schlafsack bequem. Und nun? – Ich beförderte sie erst einaml nach draußen, aber das half wenig. Kaum draußen klopfte sie auch schon wieder mit ihren kleinen Pfötchen an und forderte Einlass. Ich öffnete das Zelt erneut und ließ sie herein. Erst ein bisschen Spielen, dann noch etwas Kraulen und schon war das Katzenkind zufrieden und müde. Beinahe. Denn nun beanspruchte sie den Platz direkt neben meinem Kopf. Sie schnurrte zufrieden, nachdem ihr auch der sicher war, und schlief ein.


Ankunft in Kristiansand

Der Kerl ist verrückt, werden ihr jetzt sagen. Aber ganz ehrlich, was sollte ich denn machen, schließlich wollte ich auch noch etwas schlafen, was mir dann auch gelungen ist. Gegen acht Uhr weckte mich die Wärme der Sonne. Der kleine graue Stubentiger lag noch immer neben mir. Wieder ein bisschen Spielen und Kraulen, dann wurden die Kinderstimmen von nebenan hörbar und das Katzenmädchen verabschidete sich mit einem letzten vernehmlichen und, wie mir schien, dankbarem Schnurren.


Langenes - Campingplatz mit Sandsrand und Seeblick





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