Sonntag, 31. Mai 2009
Sommerpause
Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 36. Kristiansand, der Abschied
Das Grau und die Tränen des Abschieds waren gestern, heute lachte mir wieder die Sonne und ließ das Land in seinem Glanz erstrahlen. Ich nutzte die verbleibende Zeit, um einen Stadtbummel in Kristiansand zu machen. Der Dom beeindruckt durch seine architektonische Erscheinung, mit seinem Turm und Türmchen, Ecken, Erkern und Winkeln obwohl sein Äußeres eher schäbig wirkte, durch den einfachen grauen Betonputz. Heute herrschte ja strahlender Sonnenschein und ließ so sein Äußeres ertragen. Im gestrigen Regengrau, so könnte ich mir vorstellen, wirkte er düster und bedrohlich wie eine alte Trutzburg.
Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 35. Hardangerfjord
Heute war Sonntag, Regen und Gewitter hatten sich wieder einmal in Wohlgefallen aufgelöst. Nach einem ausgedehnten Frühstück war auch der letzte Regentropfen von der Zelthaut verschwunden. Von den Sonnenstrahlen in seine Bestandteile aufgelöst. Der heutige Streckenabschnitt sollte mich entlang des Hardanger- und Sørfjords führen. Gleichzeitig musste ich den Abschied von Norwegen einleiten. Seit einigen Tagen begleitete mich ein grässliches Kreischen immer dann wenn ich bremsen musste. Eine Überprüfung am Abend zeigte, dass die vordere linke Bremse extrem stark abgenutzt war und die Bremsbeläge praktisch nicht mehr vorhanden waren. Das war deswegen besonders ärgerlich, weil ich vor Antritt der Reise noch in der Werkstatt war und ausdrücklich darum gebeten hatte die Bremsen vorne zu erneuern wenn diese sich grenzwertig zeigen sollte. Dabei erwähnte ich auch, dass ich rund 10000 km vor mir hatte. Aussage der Werkstatt, die hält auch noch 20000 km. Jetzt hatte ich nicht mal achttausend absolviert und die Bremse war am Ende, sowie mein Urlaub, eine Woche früher als geplant.
Sonntag, 24. Mai 2009
Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch 34. Teil 2 - Voss
Von Gudwangen ging es weiter Richtung Süden. Bei dem Versuch einen weiteren grandiosen Wasserfall zu erreichen musste ich gut hundert Meter rückwärts bergab fahren weil mir auf der einspurigen Straße ein Reisebus entgegen kam. Beim Rückwärtsfahren war die Bremswirkung eh schon gering, ich hatte das Gefühl überhaupt keine mehr zu haben, zu dem begann sie auch noch kräftig zu stinken. Einen zweiten Anlauf nahm ich nicht und fuhr weiter nach Voss.
Der sparsame Umgang mit Filmmaterial wurde einmal mehr auf eine harte Probe gestellt. Den Stadtbummel krönte ich dann mit einem Essen in einem kleinen aber feinen Restaurant, das mich in zweierlei Hinsicht überrascht hat. Zum einen waren die Preise für norwegische Verhältnisse sehr günstig, und der zweite Grund ist schon beinahe eine Kuriosität. – Ich fand keinen Hinweis zu den Toiletten also fragte ich kurzerhand danach. Man gab mir auch bereitwillig Auskunft und flüsterte mir auch noch einen Code zu. Den hatte ich zwar verstanden, aber ich wusste noch nicht so recht was ich damit sollte.
Wenig später verließ ich nach dem guten Essen diesen Ort um zwanzig Kilometer weiter mein Lager aufzuschlagen. Unterwegs ist mir dann noch ein weiterer Wasserfall, beinahe hätte ich gesagt, über den Weg gelaufen, aber das war vielleicht gar nicht so verkehrt.
Mittlerweile bekomme ich wieder alles, nur nichts gutes auf dem Campingplatz. Zuerst hat es ein paar Mal kräftig gedonnert und nun kommt auch noch alles Nasse zu erden gestürzt. Mir scheint, das Wetter treibt dieses Jahr so seine Spielchen mit mir.
Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 34. Teil 1 - Drei Fjorde
Nachdem es am Abend geregnet hatte, blieb es in der Nacht weitgehend trocken. Als ich gegen acht Uhr das Zelt verließ fand ich eine verschleierte Landschaft vor. Der Fjord hinter mir versteckte sich hinter dichtem Nebel, die Berge am anderen Ufer zeigten jedoch ihre Spitzen, die von der Sonne beleuchtet wurden.
Der Campingplatz selbst lag noch im dunklen Schatten des Berges direkt vor mir. Seine bewaldeten Hänge hatten sich ebenfalls verschleiert. Die feuchten Tücher lasteten schwer auf den Bäumen. Zur Linken weitere Erhebungen über denen sich schon das zaghafte Blau des Himmels zeigte während große weiße Wolken etwas tiefer die Berghänge verhüllten.
Je später es wurde und je höher die Sonne stieg, umso leuchtender wurde die Umgebung. Kaum trat die Sonne aus dem Schatten des Berges, und die Sonnenstrahlen trafen auf den Dunst, konnte man sehen wie sich die Nebelschleier verflüchtigten. Die Sonne stillte ihren Durst an den Nebel- und Tautropfen!
Das leuchtende Grün des Fjords wurde sichtbar, die Berghänge versteckten sich nicht länger hinter den Nebelschleiern und mein Zelt wurde innerhalb weniger Minuten getrocknet. Für die heutige Fjordtour schien sich genau das richtige Wetter anzukündigen.
Altes Segelschiff in Kaupanger
Die Schiffstour begann mit einem kleinen Missverständnis. Der Fahrkartenverkäufer wollte mir kein Ticket verkaufen, weil die Fähre wohl so klein war. Merkwürdig daran war nur, ich stand in der ersten Reihe als vierter, die zweite Reihe hatte aber bereits Fahrkarten. Lange Rede kurzer Sinn, ich bekam mein Ticket und konnte mitfahren.
Die Fähre war wirklich klein und als auch noch zwei Reisebusse auf die Fähre fuhren wurde es am Oberdeck, durch die vielen Reisenden verdammt eng.
Das erste Highlight gab es bei Indre Frønningen in Form einer Katamaranfähre. Mitten auf dem Fjord wurden die Maschinen gestoppt, unsere Fähre kreiste langsam und die Schnellbootfähre legte bei uns an! Keinesfalls eine Touristenshow sondern Alltag. Sozusagen eine Haltestelle mitten auf dem Fjord. Drei Passagiere stiegen um und nach zehn Minuten ist alles vorbei. Logisch dass die Touristen trotzdem applaudieren.
Die optische Enge und die daraus resultierende Bedrohlichkeit wurden durch die strahlende Sonne, den wolkenlosen Himmel und dem gleißenden Wasser wieder relativiert.
Bevor wir anlegten bot uns der Tourist mit Hang zur Tierdressur noch ein besonderes Finale und zeigte uns gleichzeitig wie klug auch diese Möwen sein mögen.
Sonntag, 17. Mai 2009
Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 33. Teil 2 - Gletscherlandschaft Jutonheimen
Zunächst begeisterte mich der wilde Gletscherfluss Bøyda, der inzwischen wieder „Bøvre“ heißt.
Dieser reißende Fluss konnte nicht nur mit der Driva mithalten, er übertraf sie teilweise in seiner ungestümen Art. Der Bøvre tost Abhänge hinunter und lässt wilde Wasserfälle entstehen, die umso wilder werden, je weiter man in die Bergwelt vordringt. Rasende Stromschnellen, die scheinbar keine Zeit verlieren wollen, auf ihren Weg zum Vågåvatnet.
Links und rechts der Straße tauchen gigantische Wasserfälle auf, die den Fluss zusätzlich nähren und sich mit den tosenden Wassermassen verbündeten.
Dank an den Straßenerbauern, die genau dort einen großen Parkplatz errichtet haben.
Ein Stück vor diesem gigantischen Wasserfall liegt das Gehöft „Elveseter“, im Baustil der Berghöfe. Heute Hotelanlage und Stand der „Saga Säule“. Stolze 33 Meter hoch wird auf ihr ein Querschnitt der norwegischen Geschichte, vom ersten vereinten Reich 872 bis zur Reichsversammlung im Jahre 1814, dargestellt. Diese Säule steht erst seit 1992 dort, wurde aber bereits vor dem zweiten Weltkrieg vom Bildhauer W. Rasmussen entworfen und sollte ursprünglich in Oslo vor dem Storting aufgestellt werden. Eine dunkle Ahnung beschlich mich, die besagte, am Ende des Tages würde ich kein Fotomaterial mehr haben. Der letzte meiner Filme liegt in der Kamera und zeigt von mal zu mal weniger verfügbare Bilder an.
Beinahe unmerklich war ich auf 1200 Meter Höhe angekommen und der erste Gletscher wurde sichtbar. Noch entfernt und zaghaft lugte er zwischen anderen Bergen hindurch, aber schon dominant genug für ein Bild.
Ich stand mehr als das ich fuhr, und bei den vielen Stopps bleibt es nicht aus, auch immer wieder auf dieselben Menschen zu treffen. So das Paar aus Segeberg. Wir kamen ins Gespräch, er fragte nach den Vorzügen meines Fahrzeugs. Ich gab bereitwillig Auskunft und bekundete meine Zufriedenheit, vor allem mit dem Platzangebot. Man trennte sich, um wenige Kilometer weiter wieder aufeinander zu treffen. Gemeinsam stellten wir fest, heute gibt es kein wirkliches vorwärtskommen. Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige war, der von dieser „Krankheit“ befallen wurde.
Seit ich in Lom losgefahren war, sind drei Stunden aber gerade mal fünfzig Kilometer vergangen.
Mein Magen knurrt, ich zwinge mich zu einer Pause. Erneut ein Gespräch mit einem Rentnerehepaar aus Karlsruhe. Sie laden mich zu einer Tasse Kaffee ein, ich erfahre, dass sie sind schon mehrmals hier oben gewesen waren und beklagen den geringen Schnee, der oftmals im Juli noch bis an die Straße heranreichte.
Nach diesen zehn Kilometern war es keineswegs vorbei. Im Gegenteil, die Talfahrt erfuhr noch eine Steigerung. Das Gefälle erhöhte sich auf zehn Prozent und weitere vier bis fünf Kilometer. Die Talfahrt wurde zum Rausch der Tiefe. Auf diesem Teilstück gab es dann auch die einzige Möglichkeit für einen Stop mit Aussicht auf das Tal. Der kleine Ort unter mir heißt denn auch bezeichnenderweise „Fortun“. Einige kleine Häuser, eine weiße Kirche, ein Flusslauf, grüne Wiesen und Berghänge. Alles so winzig klein erinnerte mich der Anblick eher an eine Landschaft für eine Modelleisenbahn.
Hier machte sich dann auch der eben erwähnte Rausch bemerkbar. In meinen Ohren brauste es, wie sonst nur nach einem Flugzeugstart. Aber es hat auch einfach Spaß gemacht diese Strecke zu fahren.
Darüber hinaus verschlimmerten sich meine Kopfschmerzen trotz der Schmerztabletten. Eigentlich hätte ich den nächsten Platz anfahren sollen, aber ich brauchte Informationen für die nächste Tagestour, also fuhr ich weiter.
Mein Blick für die Landschaft war durch die geschilderten Umstände getrübt. Eigentlich sah ich nur noch das Ziel vor Augen. Die Straße führte immer am Lustrafjord entlang. Irgendwann tauchte am anderen Ufer dann auch der Wasserfall auf. Auf der Entfernung sah er aus wie eine wehende Gardine vor einem dunklen Fenster. Kurz vor Sogndal ein weiterer gewaltiger Wasserfall. Riesige Wassernebel erzeugend, und doch für ein Foto geeignet, trotz der Bäume und das Wasserkraftwerk, welche die Sicht versperrten.
Wenig später erreichte ich Kaupanger und bekam am Hafen die Informationen, die ich für den nächsten Tag benötigte. Ich checkte auf den kleinen Campingplatz ein, baute mein Zelt auf und genoss den kühlenden Regen nach dieser hitzigen Bergtour.
Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 33. Teil 1 – Stabkirche von Lom
Einmal mehr musste ich feststellen, Autokarten haben keine besonders hohe Aussagekraft was landschaftliche Faszination anging. In Anbetracht dessen, dass heute ein sehr kurzer Abschnitt vor mir lag, wagte ich einen Abstecher nach Vågåmo. Nun waren 250 Kilometer nicht gerade viel, nur sollte man nicht den Fehler begehen und deutsche Maßstäbe anwenden. So brauchte ich beinahe zehn Stunden für den Abschnitt, aber der Reihe nach.
Gleich beim Touristenparkplatz rauscht die Bøyda, ein Gletscherfluss in den giftgrünen Gletschersee „Vågåvatnet“.
Stabkirche Lom
Und das in der Nähe von Lom die Überreste eines Mammuts gefunden worden waren wurde in dem Museum ebenfalls kund getan. Die Nachbildung eines lebensgroßen Mammuts mit Jungtier war dort zu bestaunen.
Leider habe ich manchmal den Verdacht, Museumsbesucher zählen zu den lichtscheuen Erscheinungen. Jedenfalls wurde hier verdammt knauserig mit dem Licht umgegangen. Fotos zu machen wäre reine Verschwendung gewesen. Einzig das Mammut, das wie ein überdimensionales Kuscheltier wirkt, konnte ich ohne Blitzlicht, dessen Benutzung untersagt ist, ablichten.
Gegen Mittag verließ ich den Ort, noch immer nicht ahnend was noch vor mir lag. Hundertdreißig Kilometer, davon achtzig durchs Hochgebirge, das war die Information die ich hatte.