Montag, 30. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 17. Teil 2 - Øksfjord Gletscher

Øksfjord Gletscher
Schon gestern war ich ein gutes Stück am Altafjord entlang gefahren und auch heute würde er mich bis zu meinem nächsten Ziel begleiten. Auch wenn dieses am Langfjord lag, was nichts anderes als ein Finger des Altafjord darstellte.
Der Fjord ist sehr groß. Die Straße folgt genau seinem Uferverlauf. So fuhr man von Alta aus einen riesigen 180° Grad Bogen von fünfundzwanzig Kilometer, um dann genau gegenüber der Stadt zu stehen.
Wie schon mehrmals, wurde die Fahrt auch an diesem Fjord niemals langweilig. Wobei ich da nur von meinem Empfinden sprechen kann, andere Menschen mögen das anders sehen.

Kirche bei Kafjord

Jeder Fjord hat sein ganz eigenes Gesicht, sein eigenes Aussehen. Der Porsanger, wie ich ihn bereits beschrieben habe, weitläufig, breit und lang. Am anderen Ende Bergformationen, die im Dunst manchmal nur zu erahnen waren und gleichzeitig entlang der Straße die schroffen und verwitterten Felsen. Andere Fjorde werden von sehr hohen und steilen Felswänden gerahmt, deren Ansicht man nur von Seeseite zu Gesicht bekommt weil dort keine Straßen entlang führen. Wieder andere Fjorde gestatten an seinen Ufern Wiesen zu gedeihen oder grüne Wälder, welche langsam an sanften Hügeln aufsteigen.


Erste Ausblicke auf den Øksfjord

Hier am Altafjord waren die Berge von mittlerer Höhe mit deutlich gezeichneten Vegetationsgrenzen und vielen kleinen Wasserfällen, die aus der Ferne wie kleine weiße Adern aussahen und sich von den Berggipfeln bis ins Tal schlängelten, um sich im Altafjord zu ergießen.
Wie gesagt, jeder Fjord hat sein eigenes Gesicht, seine eigene Sprache und seinen eigenen Anmut. Wenn jemand glaubt, ein Fjord sei wie der andere, oder nach dem dritten Fjord wird es langweilig, der hat entweder nicht richtig hingeschaut oder hat keinen Sinn für die Natur des Landes.
Nach knapp zwei Stunden war mein Ziel erreicht. Unterwegs in Kafjord, dieser Name findet öfter Verwendung, gab es noch eine kleine Kirche zu bewundern, welche 1837 erbaut wurde.


Lachszuchtstation

Auf dem Campingplatz bei Langfjordbotn angekommen, musste ich feststellen, dass die Rezeption erst um fünf wieder öffnete. Dennoch konnte ich mein Zelt aufbauen. „Sie können ja später bezahlen“, sagte mir die nette Frau auf Deutsch, nachdem ich ihr meine Wünsche mitgeteilt hatte.
Wenig später war ich bereits auf dem Weg zum Øksfjord – Gletscher. Der Fjord und eine Ortschaft am Ende der Straße tragen den gleichen Namen. Die schmale Straße (RV 882) quälte sich kurvenreich über einen beachtlichen Bergrücken um sich auf der anderen Seite gleich wieder rasant ins Tal zu stürzen. Gleich danach ist man am Ufer des Fjords und kann erste Blicke auf den Gletscher werfen.

Der Øksfjord Gletscher

Das sollte man allerdings nicht zu häufig tun, die Straße verlangt Aufmerksamkeit, insbesondere der gut vier Kilometer lange Tunnel auf halber Strecke.
Nun hatte ich schon zig Dutzend Tunnel in Norwegen durchfahren, dennoch gab es immer wieder neue Überraschungen. Dieser fiel durch seine Einspurigkeit auf, wobei das Durchfahren keiner Ampelreglung unterlag. Im Inneren gibt es Ausweichbuchten, die gegebenenfalls für den reibungslosen Verkehr sorgten. Ich brauchte jedoch nicht eine davon aufzusuchen weil es schlicht keinen Verkehr gab.
Hinter dem Tunnel war man dem Gletscher dann gleich ein ganzes Stück näher gekommen, dabei wirkte er nicht wirklich imposant. Das mochte allerdings an der Entfernung liegen, die durch den Fjord bedingt nicht geringer wurde. Schaute man durch ein Fernglas oder ein großes Teleobjektiv änderte sich dieser Eindruck. Wie eine überdimensionale Kappe ruhten die gewaltigen Eismassen auf dem Felsmassiv, und mit ein bisschen Fantasie hörte man die Felsen darunter ächzen.

Bei der Last hört man den Felsen ächzen

Wenig später erreiche ich den gleichnamigen Ort, der sich mangels Platz der Länge nach ausdehnt, aber wenig zu bieten hat. Ein kleines Hotel, ein Fähranleger für Sightseeing Touren zu den nahen Inseln, das war es. So hatte der Fuchs, der kurz zuvor meinen Weg gekreuzt hatte und mich dabei mitleidsvoll ansah, vielleicht eher die Bedeutung, dass hier der Hund begraben liegt.
Auf gleichem Weg ging es wieder zurück. Diesmal kamen mir gleich drei Fahrzeuge im Tunnel entgegen, es war Nachmittag und somit Feierabendverkehr.

Kirche und Langfjord im hellen Sonnenlicht

Am Abzweig zur E 6 hatte gerade eine neue Touristeninformation eröffnet. Ein entsprechendes Schild lud zum Kaffee ein. Das kam mir gerade recht und so gönnte ich eine kleine Pause, die zu einem besonderen Genuss werden sollte. Ich hatte mich schon damit abgefunden heute auf mein warmes Essen zu verzichten als mein Blick auf ein kleines Schild fiel. „Fisksupp met Smørbrød“, stand dort handschriftlich notiert. Ich bestellte einen Kaffee und fragte nach der Suppe.
Die freundliche blonde und leicht füllige Frau lächelte wie eine aufgehende Sonne und versicherte mir in Landessprache, eine Suppe zu servieren. Erst als ich in Englisch zu verstehen gab, dass ich sie nicht ganz verstanden hatte, sprach auch sie in Englisch weiter und war ganz erstaunt, dass ich kein Landsmann war. Das konnte einem schon mal passieren, wenn man sich zumindest mit einigen norwegischen Wörtern zu verständigen versuchte.

Terrassenförmig angelegter Campingplatz, so kann jeder den Ausblick genießen

Sie schien sich geradezu über meine Anwesenheit, vielleicht auch über meine Bestellung zu freuen und war ziemlich redselig. Fragte woher ich kam und wie es mir gefiele, während sie in der nur teilweise einsehbaren Küche hantierte.
Ich gab bereitwillig Auskunft und genoss derweil den guten schwarzen Kaffee. Nach einer guten viertel Stunde bekam ich dann auch mein Essen. Was auf der Karte nicht unbedingt überzeugend klang, Fischsuppe mit Brot, war dann eine Fischsuppe, wie ich sie wohl noch kein zweites Mal gegessen hatte. Hier kam nicht nur der Geschmack oder der Geruch einer Fischsuppe gleich. Hier konnte man sagen, wo Fischsuppe draufsteht da ist auch Fisch drin!
Neben großen Fischstücken und frischen Krabben waren noch frisches Zwiebellauch und ebenso frische Tomatenstückchen enthalten, dazu war die Suppe selbst mit Schmelzkäse zubereitet. Die gesamte Komposition machte den wunderbar dezenten Geschmack aus. Das frisch gebackene, grobkörnige Brot und Butter rundeten das positive Bild ab. Alles zusammen schmeckte so gut, dass mir dazu nur folgender Satz eingefallen war: „So schmeckt Norwegen!“

Morgens um drei am Langfjord

Der Preis war mir im ersten Moment recht hoch erschienen, im nach hinein muss ich jedoch sagen, die Portion war mehr als ausreichend, so dass ich schon leichte Probleme hatte. Und man muss bedenken, hier gaben sich die Touristen nicht eben die Türklinke in die Hand. Alles zusammen und die schon sprichwörtliche Freundlichkeit, war es mehr als wert. Ich bedankte mich und schrieb mich ins Gästebuch ein.
Die bereits erwähnte Freundlichkeit setzte sich dann auf dem Campingplatz fort. Weil ich ja allein und nur mit kleinem Zelt unterwegs war brauchte ich nur achtzig anstatt der hundert Kronen zu zahlen. Und wie gesagt, sie sprach unaufgefordert deutsch, gab nützliche Tipps und machte auf den Lebensmittelladen hundert Meter weiter unten aufmerksam, falls man noch etwas benötigte.

Den Rest des Abends verbrachte in meinem Liegestuhl, schrieb diese Zeilen und ließ meine Blicke manchmal über den Langfjord schweifen, der ruhig in der Abendsonne lag. Zwar ärgerte mich hin und wieder eine Mücke, doch die waren hier so selten, wie die Autos, die unterhalb auf der E 6 vereinzelt dahinzogen.





Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 17. Teil 1 – Alta Museum

Alta Museum

Heute Morgen wurde ich durch lautes plätschern geweckt. Als ich mein Zelt öffnete, musste ich einen Augenblick überlegen wo ich dieses gestern aufgebaut hatte. Der Anblick, der sich mir bot, ließ die Vermutung aufkommen ich hätte es direkt im Fjord und nicht auf dem Zeltplatz errichtet.
Vor mir tat sich eine Seenlandschaft auf und ich fragte mich insgeheim warum sich ausgerechnet hier die Schleusen so weit öffnen mussten. Da es noch sehr früh war, schloss ich das Zelt wieder, aller Katastrophen trotzend, und kuschelte mich in meinen Schlafsack. Während ich langsam wieder in den Schlaf glitt lauschte ich dem dumpfen und trommelnden Stakkato auf der Zeltplane, welches von einem melodischen plitsch, plitsch, plitsch, in schneller Folge begleitet wurde.

Nasse Überraschung am Morgen

Um halb acht war es dann aber vorbei mit meinen schönen Träumen und ich wurde unsanft durch etwas Kaltes auf meiner Stirn geweckt. Ich öffnete die Augen und das nächste kalte Etwas traf mich genau auf die Nasenwurzel. Ein Blick nach oben und da sah ich die Bescherung. Nun hatte es der Regen also geschafft. Genau über mir befand sich eine kleine Lüftungsluke und diese war an den Nähten undicht geworden. Nichts Dramatisches aber ein deutliches Zeichen dafür, dass das Zelt dringend einer Behandlung unterzogen werden musste.
Kirche in Alta

Die Seenplatte auf den Platz hatte sich noch vergrößert. Nur etwa zehn Zentimeter trennten das Wasser noch von meinem Eingang. Ein Blick zum Himmel verriet mir, das Zelt musste heute nass einpackt werden. Dennoch ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen und packte alles, was für ein gutes Frühstück wichtig war, in meinem Korb. Die kleine Küche neben den Sanitärräumen bot genug Platz für ein Frühstück im Trockenen.

Eingangsbereich Freilichtmuseum Hjemmeluft Alta

Kurz vor meiner Abfahrt gab ich netten Leuten aus, oder bei Stuttgart kommend, ein paar kleine Tipps. Sie wollten, wie ich später auch, nach Andenes. Ich empfahl ihnen den Weg mit der Fähre über den Gryllefjord, anstatt über den Landweg, welcher gut dreihundert Kilometer länger war. Sie waren zwar mit einem Navigationsgerät ausgestattet, doch diese sind immer nur so gut wie ihre Software. Dankend nahmen sie an und wünschten mir noch einen schönen Urlaub. Da zeigte sich einmal mehr, was ein Navigationssystem wert ist, wenn die entsprechenden Informationen fehlen.

Schon vor 6000 Jahren wurde diese Aussicht bewundert - Altafjord

Die Einkäufe in Alta waren rasch erledigt und so unwahrscheinlich es klingen mag, es hatte aufgehört zu regnen. Langsam bahnte sich die Sonne einen Weg durch die Wolken. Sogleich kam mir eine Idee. Ich wollte zum Alta Museum, also warum sollte ich während meines Besuches nicht die Zeltplane zum Trocknen raushängen? – Gesagt, getan! Während ich mir in den folgenden zwei Stunden die Felszeichnungen im Freilichtmuseum „Hjemmeluft“ ansah, flatterte die Zeltplane im Wind und trocknete.


Das belegen die zahlreichen Felszeichnungen (Rentiere)

Während ich auf den drei Kilometer langen Rundweg war, spielte die Sonne ihre ganze Kraft aus, verscheuchte die letzten dunklen Wolken und trieb mir kleine Schweißperlen auf die Stirn.
Ich glaube wenn ich das einfach nur so erzählte, würde man mir das nicht abnehmen. Gut, den abgesoffenen Campingplatz heute Morgen, und nur zwei Stunden später die Felszeichnungen im Sonnenlicht mit Bildern belegen zu können.

Alltagsszenen

Vor über dreißig Jahren hatte man bei Arbeiten die ersten Felszeichnungen gefunden. 1985 wurden die Funde schließlich in der Liste der UNESCO für das Weltkulturerbe aufgenommen.

Tierzucht

Die Zeichnungen sind etwa zwei- bis sechstausend Jahre alt und zeigen Alltagsszenen aus jener Zeit. Die Bilder sind von einfacher Gestaltung in Strichform. Trotzdem kann man sehr gut unterscheiden. Besonders bei den Tieren sind die wichtigsten Merkmale, (z. B. unterschiedliche Geweihformen), gut dargestellt. Man weiß gleich ob ein Rentier oder vielleicht ein Elch gemeint ist. Menschen werden in verschiedenen Situationen gezeigt. Der Jäger ist leicht an Pfeil und Bogen oder Speer in der Hand zu erkennen, u.s.w.


Holzstege verhindern, dass man auf die kostbaren Funde tritt

Nach zwei Stunden beendete ich meinen Besuch. Diese Zeit sollte man auch dafür einkalkulieren. Wer sich zu dem noch im Museum umschauen will, kann eine weitere Stunde hinzurechnen. Hier werden neben Trachten, Waffen und Kriegserinnerungen, auch Szenen vom Leben vor fünftausend Jahren gezeigt.

Die rote Farbe dient der besseren Erkennbarkeit







Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 16. Die Nacht am Nordkap

Die Nacht am Nordkap

Die Nacht war kein Genuss, zusammengekauert querliegend auf Fahrer- und Beifahrersitz versuchte ich etwas zu schlafen.
Ein Zelt aufbauen war hier unmöglich, und wer beinahe 30 € fürs Parken bezahlt der nutzt das auch aus. In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal die Wohnmobilfahrer beneidet!
Zudem kam in der Nacht auch noch kräftiger Wind, beinahe schon Sturm auf, so dass der Schlaf noch mehr beeinträchtigt wurde.

Honningsvåg - Seefahrerdenkmal

An diesem Morgen, obwohl ich auch sonst sehr wenig geschlafen hatte, fühlte ich mich unausgeschlafen.
Etwas mürrisch machte ich mich auf den Weg nach Hønnigsvag. Die Fahrt versprach wegen des Windes unangenehm zu werden, doch in dem Punkt sollte ich mich täuschen. Der Sturm herrschte nur oben auf dem Felsplateau. Trotzdem forderte die Fahrt Aufmerksamkeit, es ging meist bergab, die Straßen waren eng und die Abgründe ohne Leitplanken. An mancher Stelle, dort wo die Straße scharf abknickte, sah es oft so aus als würde man direkt auf den Abgrund zufahren. Erst im letzten Moment war der weitere Verlauf der Straße zu erkennen. Und dann gab es auch wieder reichlich Rentiere.
In Hønningsvag war es windstill und wärmer als der äußere Eindruck zunächst vermuten ließ. Wohl hingen dichte Wolken über der Insel und auch über dem angrenzenden Festland aber die Temperaturen mochten bei etwa zwanzig Grad liegen.


Hauptstraße mit bunten Häusern

Wenn ich den Himmel so betrachtete, hatte ich am gestrigen Tag, was den Ablauf betraf, alles richtig gemacht.
Ich nutzte die Zeit für einen kleinen Stadtbummel, ein paar Impressionen auf Film zu bannen. Die bunten Häuser und die kleine weiße Kirche waren ganz nett anzusehen. Hønningsvag, war zum Kriegsende, wie viele andere Ortschaften auch, beim Rückzug der Deutschen zerstört worden.
Anschließend noch ins Nordkap Museum, was ich mir aber hätte schenken können und deswegen erspare ich mir auch darüber zu berichten. Nur soviel, es war mehr als spärlich eingerichtet und befand sich im dritten Stock eines schmucklosen Wohn- oder Büroblocks. Länger als eine viertel Stunde hatte der Besuch nicht gedauert.


Die kleine Kirche

Im Hafen lief gerade die Narvik, eines der Hurtigrutenschiffe, ein. Diese Route war ursprünglich der Garant für die Versorgung der Menschen im Norden. Hurtig brauche ich dabei wohl nicht zu übersetzen, denn es heißt nichts anderes als schnell. Auch heute werden die Schiffe noch für den Transport von Gütern benutzt, doch ist dies eher zweitrangig. Die Hurtigrute lebt heute von dem lukrativen Geschäft der Touristenbeförderung. Die Schiffe gleichen denen der Seekreuzer und die neueste Generation dieser Schiffe kann es mit denen mehr als nur aufnehmen.
Eine besondere Darbietung am Hafen war die Seerettungsübung aus der Luft. Auch so etwas bekommt man nicht alle Tage geboten. Zeigt aber auch, warum die Norweger so einen guten Ruf auf diesem Gebiet haben und steigert gleichzeitig das Vertrauen.

Hurtigrutenschiff "Narvik" im Hafen

Ein Pub in der Nähe erschien mir genau richtig für einen Kaffee. Sein Inneres strahlte eine angenehme Atmosphäre aus und das verlockende Angebot von Toast mit Spiegelei und gebratenem Schinken sowieso.

Seenotrettungsübung vor Honningsvåg

Gegen Mittag kehrte ich der Insel dann endgültig den Rücken zu. Nun hieß es denselben Weg über die E 69 nach Olderdalen zurück. Wieder begleitete mich der Prosangerfjord, diesmal zur Linken, während sich rechts Felsformationen auftürmten. Das Gestein war von der letzten Eiszeit und den langen Frostperioden im Winter gezeichnet und entsprechend brüchig. Einige der Felsen sahen aus, wie übereinander gestapelte, vertrocknete Salamischeiben und manchmal zerbröselten diese Gebilde dann wie altes Knäckebrot und donnerten auf die Straße nieder. An einer Stelle war dies wohl erst vor einigen Tagen geschehen. Dort wo einmal Asphalt war gähnte nun ein tiefes Loch, welches notdürftig aufgeschüttet worden, und man dennoch dem Wasser des Fjords sehr nahe kam.

Felsen, wie ein Salamistapel beim Metzger. Zügig weiterfahren, ehe was runterfällt

Unterwegs kam ich an verschiedene samísche Souvenirshops vorbei. Dort boten sich immer wieder Gelegenheiten samísche Handwerkskunst zu erwerben oder einfach nur ein nettes Gespräch mit den Menschen zu führen.
Und dann kam wieder der Tunnel mit den Baustellen. Diesmal lagen die Rentiere zum Teil sogar im Tunnel. Nicht ganz ungefährlich und die Biester waren auch noch stur. Ehe man sie dazu bewegt hatte die Fahrbahn zu räumen verging eine viertel Stunde. Erinnerte mich irgendwie an eine Sitzblockade.
Ab Olderdalen folgte ich rechts der E 6 Richtung Alta. In Skaidi legte ich eine kleine Pause ein und kam zu einem netten Plausch mit deutschen Motorradfahrern.


Baustelle auf norwegisch, und wenn es dann noch regnet ...

Wenig später setzte ich meinen Weg fort. Irgendwo zwischen Skaidi und Alta wurden mal wieder die Winterschäden auf der E 6 beseitigt. Es ging über Schotter und Matsch weil es genau dort plötzlich heftig zu regnen begann. Ein kurzer Schauer, der vor Alta bereits wieder vergessen war.


Ausblick am Altafjord

Direkt am Altafjord, bei Elvebakken, schlug ich mein Nachtquartier auf. Ein sehr schön gelegenes und ruhiges Plätzchen, nur die verschiedenen Seevögel trällerten ihre Melodien. Ich nutzte die warme Abendsonne für einen Spaziergang am Ufer des Fjords. Einer dieser Seevögel, hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Später sollte ich erfahren, dass es sich um einen Austernfischer handelte. Sein Aussehen glich dem eines Tordalk oder einer Trottellumme. Federkleid schwarz weiß, aber die Flügelzeichnung war doch sehr auffällig. Zwischen schwarz und weiß war eine scharf gezogene Linie. Ich pirschte mich mit der Kamera heran und plötzlich begannen die Möwen zu schreien. Dieser Austernfischer mischte sich mit ein und dann geschah etwas womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Dieser verhältnismäßig kleine Vogel, etwa einer Krähe gleichkommend, griff mich im Tiefflug an. Nicht nur einmal, zwei-, drei-, viermal hintereinander! Erst dann kehrte er auf seinen Platz, einen kleinen Findling mitten auf einer Wiese, zurück.


Wehrhafter Austernfischer

Ich kehrte zum Campingplatz zurück um ein größeres Objektiv zu holen. Aber auch damit kam ich nicht nah genug heran, zuvor erfolgten die nächsten Angriffe. Bilder davon zu machen war unmöglich, dieser Vogel war pfeilschnell und ich wusste ja auch nicht wie ernst er es mit den Angriffen meinte. Mit seinem Schnabel wollte ich jedenfalls nicht unbedingt Bekanntschaft machen. Dieser war spitz und bestimmt sechs bis acht Zentimeter lang. So gab ich das Unterfangen auf. Wenig später ergab sich dann doch noch eine Möglichkeit zum Fotografieren, als er sich Futter aus dem Watt holen musste.
Von einer Schweizerin erfuhr ich später am Abend, dass der Vogel hinter dem Findling ein Nest beherbergte. So dienten seine Angriffe einzig der Verteidigung. Als Bodenbrüter muss er so wehrhaft sein, um sich seine natürlichen Feinde, wie Fuchs und Vielfrass vom Leib zu halten.
Das anfänglich gute Wetter schlug langsam um. Ich machte mir da keine großen Gedanken, war ich diese Prozedere doch gewohnt.











Sonntag, 22. März 2009

Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 15. Tag – Teil 3 – Sonnenglück am Nordkap

Sonnenglück am Nordkap

Wenig später war ich am nördlichsten Punkt meiner Reise angekommen. Die Sonne stand noch hoch über dem Meer und nur vereinzelt zeigten sich kleine Wolken. Trotz des herrlichen Wetters war es sehr ruhig am nördlichsten Punkt Europas. Etwa vierzig bis fünfzig Wohnmobile parkten auf der großen Felsenfläche. Ihre Besitzer saßen in den Klappstühlen und genossen diesen herrlichen Mittsommertag. Der ein oder andere machte daraus gleich einen Festtag und gönnte sich eine Flasche Wein. Ich nutzte die Zeit für einen ersten Rundgang.
Rechts neben der Nordkaphalle steht die Skulptur "Kinder der Erde". Sie symbolisiert die Fähigkeit der Kinder Freundschaft und Verständnis über alle Grenzen hinweg leben zu lassen. Errichtet wurde die Skulptur 1989. Seither wird jährlich der "Kinder der Erde Preis" in der Nordkaphalle verliehen. Der Preis wird an Organisationen oder Institutionen vergeben, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern einsetzen.

Die Rentierherden bestimmen dein Reisetempo

Vor dem Haupteingang steht das Oscar Denkmal 1873 von König Oscar II. In der Halle selbst gibt es eine ganze Anzahl von Möglichkeiten. Großbildkino, im Tunnel Schaukästen über die Geschichte des Nordkaps, die St.-Johannes-Kapelle, die Bar- Grotte, Cafés, Restaurant, Souvenirshop, Postamt, Panoramahalle und sogar eine Hochzeitssuite über der Nordkaphalle. Und schließlich draußen die Weltkugel, die zum Symbol für das Nordkap geworden ist.


Die Nordkapkugel im gleißenden Licht der Abendsonne

Nach dem kleinen Spaziergang nutzte ich die verbleibende Zeit noch einige Ansichtskarten zu schreiben. Es war ein herrlicher Tag, der soviel Ruhe und Zufriedenheit bei mir hinterließ. Dieses Gefühl wollte ich meinen Lieben daheim übermitteln.


19:00 Uhr, nur wenige Menschen am Nordkapsymbol

Doch diese Ruhe nahm gegen 22.00 Uhr ein plötzliches Ende. Ich bekam es nicht gleich mit doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es lauter um mich herum geworden war. Ich schaute von meiner Lektüre auf und sah die ersten Massen den Souvenirshop stürmen. Ein zweiter Blick aus dem Panoramafenster ließ mich an meiner Wahrnehmungsfähigkeit zweifeln.
Um die Weltkugel, dem Stahlgebilde, scharrten sich immer mehr Menschen und warteten auf die Mitternachtssonne, die drei Stunden später ihren tiefsten Punkt erreichen sollte. Wo waren sie plötzlich alle hergekommen?

Kinder der Erde

Ich wollte der Sache auf dem Grund gehen und schickte mich an die Halle zu verlassen, was gar nicht so einfach war. Denn schon strömte der nächste Schwall Menschen in die Halle, diesmal handelte es sich um eine japanische Reisegruppe. Vor der Halle war der Teufel los. Reisebus um Reisebus füllte den riesigen Platz vor der Halle. Neben dem Motorenlärm herrschte ein unbeschreibliches Sprachgewirr. Reisende aus aller Herren Länder redeten und gestikulierten wie wild durcheinander! Vorbei war es mit der Ruhe. Plötzlich glich das Nordkap einem riesigen Fischmarkt, auf dem die Marktschreier durch Lautstärke um Kunden buhlten. Nur hieß die Ware hier Mittsommersonne.


Eingang zur Nordkaphalle

Nun war ich ganz froh bereits bei meiner Ankunft Bilder gemacht zu haben, noch ganz ohne die Menschenmassen.


Nordkap, ein Felsmassiv am Rande des Nordmeeres

Was für ein Wahnsinn, der hier um einen Felsen veranstaltet wurde, dachte ich bei mir. Und dabei handelt es sich, geographisch gesehen, nicht einmal um den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Dieser liegt etwa fünfzig Kilometer weiter östlich, aber so war das nun einmal wenn sich die Seefahrer irrten.


Auf steinigem Terrain ein zartes Pflänzchen, die Polarblume

Ich wollte mich später noch draußen tummeln und hoffte trotz des Tumults auf ein paar aufregende Fotos. Aber sollte ich jetzt schon ein Fazit ziehen zwischen Vogelsafari und Nordkap, ich fürchte der tote Felsen hätte da nicht die geringste Chance. Man ist halt hier, um einmal hier gewesen zu sein, trotz der Kosten. Aber vielleicht änderte sich meine Meinung ja noch in der Nacht.

Ort der Ruhe, die Nordkap- Kapelle

Ich fand dieses Lärmen entsetzlich und fragte mich, wie es wohl die Angestellten, die hier täglich arbeiteten und in dem Lärm auch noch Auskunft geben mussten, empfinden mochten. Ich wusste jedenfalls was ich in diesem Augenblick dachte: Einmal Nordkap reicht für das ganze Leben. Wenn irgendwann einmal jemand mit mir zusammen dorthin wollte, gut, aber ich für mich alleine brauche dieses Flair, nein es ist kein Flair, eher schon eine Katastrophe, nicht mehr.


Felsen soweit das Auge reicht

Die Sonne erreichte ihren tiefsten Stand und eine halbe Stunde nach Mitternacht war der ganze Spuk vorbei. Die Meute verschwand wie sie gekommen war, laut artikulierend und dröhnend. Als der letzte Dieselmotor verstummt war konnte man die Stimmung hier oben auch wieder genießen.


Die Stille vor der Invasion

Ich nutzte die Gelegenheit mich noch ein wenig in der Nordkaphalle umzusehen, ein paar Minuten in der kleinen Kapelle zu verweilen und die Stille in mich aufzunehmen.


Menschenmassen als aller Herren Länder










Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 15. Tag – Teil 2 – Gjesvær

Gjesvær

Der weitere Weg bis zum Ort führte durch eine Stein- und Felslandschaft, welche ziemlich schnell an mir vorüberzog. Das Dorf selbst hatte nicht viel zu bieten. Die Menschen leben vom Fischfang und in den drei oder vier Sommermonaten von den Touristen, die sich hierher verirren.
Der Tag war wie gemacht für die Tour. Das Meer lag spiegelglatt im gleißenden Sonnenlicht. Die einzigen Wellen erzeugte das kleine Fischerboot selbst. Wir waren zu sechst, fünf Norweger waren mit mir an Bord gegangen, dazu noch die zweiköpfige Crew.

Gjesvær ein kleiner Fischerort an der Westküste der Insel Magerøy

Schon nach wenigen Minuten hatten wir die erste Kolonie von Papageientauchern und Trottellummen erreicht. Die Lunde, wie die Papageientaucher in der Landessprache heißen, passen vom Aussehen her so gar nicht ins kalte Nordmeer. Mit ihren bunten, großen Schnäbel, ihr schwarz weißes Federkleid und den großen Augen, ordnet man sie eher tropischen Landesteilen zu.
Die Trottellumme sieht ihr ähnlich, was ihr Federkleid betrifft, ansonsten wirkt sie schlanker und vor allem besitzt sie keinen so auffälligen Schnabel, der wiederum gerade verläuft.


Kann man sich einen besseren Tag für en nördlichsten Punkt Europas wünschen?

Der Tordalk, ein weiterer Wasservogel mit schwarz weißer Federpracht unterscheidet sich von der Trottellumme durch einen beinahe spitzen und nach unten gebogenen Schnabel.
Es ist gar nicht so einfach, für einen Laien, die Unterschiede herauszufinden. Da ist es manchmal ganz hilfreich sich entsprechende Plakate anzusehen, wo diese Unterschiede aufgezeigt werden.
Nach ein paar Bildern haben wir uns einem Felsen genähert auf dem hauptsächlich schwarze Kormorane saßen. Der hellgraue Fels als Hintergrund bot einen sehr schönen Kontrast, um die Vögel ins rechte Licht zu setzen.
Auffällig wie sich die verschiedenen Seevögel untereinander akzeptierten. Ein paar Trottellummen hocken auf dem gleichen Felsen. Auf einen anderen Felsen brüteten zwei Dreizehenmöwen während hinter ihnen zwei schwarze Kormorane saßen. Ziemlich dicht beieinander, schon fast auf Tuchfühlung.


Ein Schwarm Papageientaucher

Und dann, einer der Norweger machte mich netterweise darauf aufmerksam, sah ich ihn zum zweiten Mal an diesem Tage. Den König der Lüfte, einen Seeadler. Majestätisch zog er seine Kreise, glitt ganz ohne Hektik durch die Luft und versetzte die übrige Vogelwelt in Panik.


Eine Kolonie schwarzer Kormorane

Seine Schwingen unbeweglich, ließ er sich von den Luftströmungen treiben. Viel ruhiger als ich es in diesem Moment war, doch ein Blick durch die Optik verriet mir, er war viel zu hoch. Diese Begegnung sollte jedoch nicht die einzige bleiben. Zuvor kamen wir an einer riesigen Kolonie Dreizehenmöwen vorbei. Einige Hundert Vögel, wie ich schätzte, hockten dort auf ihren völlig vollgekleckerten Felsen. Irgendetwas schreckte sie plötzlich auf, vermutlich ein weiterer Seeadler, und es passierte das, was sich niemand wünscht, die Möwen kleckerten direkt über uns. Ich blieb glücklicherweise davon verschont, drei der Norweger allerdings standen genau in der Schussbahn. Schadenfreude war in dem Fall fehl am Platze, ich reichte den Betroffenen meine Tempotücher.


Friedliche Nachbarschaft

Nachdem wir den Möwenfelsen umrundet hatten tauchten gleich mehrere Seeadler am Himmel auf. Immerhin war bei diesen Sichtungen sogar schon die Federzeichnung zu erkennen. Ich machte einige Bilder und hoffte inständig, dass sie dies auch später wiedergeben würden. Ein anderes Problem mit diesem großen Objektiv war das Verwackeln, was ich hoffentlich weitgehend im Griff hatte obwohl das Fischerboot auch schon mal ordentlich hin und her schwankte.


Feind im Anflug, eine aufgeschreckte Möwenschar

Ich sagte mir, falls die Bilder nichts geworden waren, so war es doch ein bleibendes Erlebnis, diese Tiere unter freiem Himmel gesehen zu haben. Bei all den anderen Vögeln die ich beobachten konnte war es doch etwas ganz anderes. Wer einmal die Schwingen eines Seeadlers über sich gesehen hatte, sein ruhiges und gleichmäßiges Gleiten und Kreisen, der wird es wohl nicht mehr vergessen.
Gut zwei Stunden dauerte die Tour und die fünfundfünfzig Euro dafür brauchte ich nicht bereuen. Zurück im Hafen nahm ich mir vor noch ein wenig mehr Geld im Ort zu lassen und dort zu essen. Gedünsteter Lachs, eine sehr gute Portion, mit Kartoffeln und Gurkensalat.



König der Lüfte, ein Seeadler

Die Einrichtung des kleinen Gasthauses war eher schlicht und einfach. Einige seemännische Gegenstände hingen an den Wänden und im Hintergrund sang Elvis Presley, „Love me tender“, „Heartbreak hotel“, oder „In the ghetto“. Die Einrichtung und die Musik, schon hatte man das Gefühl mitten in den Sechzigern zu sein. Obgleich ich diese Zeit nicht kannte, so stellte ich sie mir vor.
Das Essen war sehr gut gewesen. Eigentlich schon jetzt ein perfekter Tag und doch stand der Höhepunkt noch bevor.


majestätisch gleitet er durch die Luft

Einer der Norweger, an Bord des Fischerbootes, war der Meinung, ich hätte mir keinen besseren Tag aussuchen können. Noch vor zwei Tagen lag das gesamte Kap unter einer undurchdringlichen Nebelwand.

Auf der Suche nach Beute

Sogleich fiel mir mein Urlaub vor zwei Jahren wieder ein und ich stellte mir die Frage: Wie viel Glück darf ein einzelner Mensch überhaupt haben? Schon damals hatte ich in vier Wochen nur ganze drei Tage Regen. – Sicher, inzwischen hatte ich mehr als doppelt so viele Regentage, aber ich wusste von anderen Reisenden, dass sie schon Jahre, manche mehr als zwanzig Jahre zum Nordkap fuhren um einmal die Mitternachtssonne zu erleben. Vielen war es bislang nicht geglückt. Und nun kam ich zum ersten Mal hierher und mir sollte dieses Glück gleich widerfahren.








Norwegen 2002 - Mein Norwegen Tagebuch - 15. Tag – Teil 1 – Porsangerfjord

Porsangerfjord

Mit dem heutigen Tag wollte ich das nördlichste Ziel meiner Reise, das Nordkap erreichen. Das Wetter schien es wieder gut mit mir zu meinen, nachdem es schon am gestrigen Tag Zusehens besser geworden war. Gleich stellte ich mir die Frage, sollte ich denn mehr Glück haben als all jene, die mir bisher begegnet waren und von Nebel, Sturm und fehlender Aussicht berichteten?

Sonnenbad am Porsangerfjord

Zwei Rentiere aalten sich am Strand des Porsangerfjords in der frühen Morgensonne. Ein herrliches Bild bei blauem Himmel, dem Wasser und die Berge im Hintergrund. Überhaupt bot der Porsanger eine unvergleichliche Aussicht, die nur zu häufig dazu verleitete die Blicke von der Straße zu nehmen. Was natürlich nicht ratsam war. Dann war es schon besser öfter einmal anzuhalten um diese Eindrücke auf sich wirken zu lassen.
Wenig später erblickte ich sogar einen Seeadler über mir, doch gerade an dieser Stelle konnte ich nirgendwo anhalten. So prägte ich mir das Bild nur in Gedanken ein. Und nach drei oder vier Blicken aus dem Seitenfenster war er wieder entschwunden.


und zwischendurch eine kleine Mahlzeit

In Olderdalen machte ich einen kurzen Stopp und gönnte mir einen Kaffee. Zum ersten Mal wurde für die WC-Benutzung Geld verlangt. Verständlich, wenn ganze Busladungen das kleine Café enterten, nur um die besagten Nebenräume aufzusuchen.


Rast in Olderdalen, Stockfischgestell

Nur wenige Kilometer weiter, direkt vor dem vier Kilometer langen Skarvbergtunnel, traf ich auf eine ganze Herde Rentieren. Mitten auf der Straße, vor der Tunneleinfahrt. Es waren wohl an die vierzig oder mehr Tiere. Es dauerte lange Minuten ehe man vorbei kam. Mir konnte es nur recht sein, blieb mir doch genügend Zeit auszusteigen um einige Bilder zu machen.
Der Tunnel war nach dieser Szene die reinste Hölle und zum ersten Mal hatte ich ein mulmiges Gefühl. Im gesamten Tunnel war Baustelle, mit teilweise einspuriger Fahrbahn. Dank des geringen Verkehrs wurde es nicht zum Problem. So spuckte mich auch dieses Höllenloch unversehrt wieder aus.


Vierbeinige Gefahr vor- und in den Tunneln

Mittlerweile war ich an die hundert Kilometer gefahren aber der Porsangerfjord wollte nicht von mir weichen, wobei seine Anwesenheit keineswegs langweilig erschien. Am Ende der Tunnel erstrahlte er stets im hellen Sonnenlicht, breitete sich anderorts soweit aus, dass große Buchten entstanden, die umfahren werden wollten und die Rentiere zu beiden Seiten setzten weitere Akzente in diese klare, reine aber auch wilde Landschaft.


Mittendrin - Es geht nicht weiter? Nicht ärgern, sich einfach unter die Meute mischen

Die schmale Straße kam mir manchmal wie ein Lindwurm vor, die sich am nicht enden wollenden Fjord entlang schlängelte. Kleine Wasserfälle huschten genauso vorbei, wie bunte Blumenwiesen, kleine Fischerdörfer oder die wie Fremdkörper wirkenden Wohnmobile und Reisebusse.
Dann war Kafjord erreicht. Der alte Fähranleger existiert noch. Von hier gingen früher die Fähren zur Insel Magerøy. Nun gibt es nur noch drei kleine Häuser. - Früher, das war vor nicht mal zwei Jahren!

Straßentod - Brüchige Felsen entlang der Straße

Nun schlängelt sich die Straße weiter um den Fjord um in ein tiefes schwarzes Loch zu verschwinden. Der Nordkaptunnel ist beinahe sieben Kilometer lang und führt 212 Meter unter Normalnull zur Insel. Die Länge ist nichts besonderes, mit der Tiefe jedoch hält er einen Weltrekord.

Der Nordkaptunnel - Die Fähre war einmal

Natürlich lassen sich die Norweger solche Bauwerke auch bezahlen. Am Ende des Tunnels war eine Maut fällig Das Nordkap war jetzt noch knapp fünfzig Kilometer entfernt.
In Hønnigsvag, dem ersten Ort auf der Insel, holte ich mir einige Informationen im Touristenbüro. Von freundlichen Bedienstenten bekam ich was ich wollte. Danach war dann auch klar, das Nordkap musste noch ein wenig warten.
Gjesvær, ein kleines Fischerdorf an der Westseite der Insel war mein nächstes Ziel. Das Wetter war so gut, dass ich unbedingt zuerst die geplante Seevogelsafari machen wollte.


Weiße Rentiere spielen in der Mystik der Samís eine besondere Rolle

Der Abzweig nach Gjesvær war schnell erreicht und kaum auf dieser Straße, geschah so etwas wie ein kleines Wunder, wenn es das gibt. Zwei schneeweiße Rentiere, ein Junges mit Mutter, kamen mir geradewegs entgegen. Nach dem Glauben der Samís sind diese Tiere etwas Besonderes und wer weiß, vielleicht ist da etwas dran. Ich konnte diese Gelegenheit nicht vorbei ziehen lassen und griff erneut zur bereitliegenden Kamera. Überhaupt nicht scheu, schaute das Jungtier direkt in die Linse. - Wollte mir ihr Erscheinen vielleicht einen Glückstag verkünden?


und mir begegnen gleich zwei!