Samstag, 31. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 28. Lysefjord

Lysefjord

Bereits am Abend hatte ich nette Leute in der kleinen Pension kennen gelernt. Unter anderen auch einen Norweger älteren Semesters der mit seinem Sohn auf eine Kurzreise war.
Am Morgen trafen wir uns beim Frühstück wieder. Wir unterhielten uns und erzählten von unseren Erlebnissen. Ich von meinen in Norwegen, er von den Seinen Anfang der fünfziger Jahre in Deutschland.
Wir hätten stundenlang reden können doch mir brannte die Zeit unter den Fingernägeln, denn ich musste um 10 Uhr die Fähre für die geplante Lysefjordtour bekommen.
Ich entschuldigte mich dafür das Gespräch beenden zu müssen, wofür Christian jedoch Verständnis zeigte. Zum Abschied gab er mir seine Adresse und die Einladung ihn einmal in seinem Ferienhaus bei Arendal zu besuchen.
Ich denke, dass sich an dieser Stelle mein Urlaub vollends abgerundet hat. Positiver können neue Wege, die man gewagt hat, nicht verlaufen. Ich habe Land und Leute kennen gelernt, Kontakte zu Einheimischen geknüpft und dabei vielleicht sogar so etwas wie Freundschaft gewonnen.
Brücke über dem Lysefjord
Nun aber in Windeseile nach Lauvvik. Die Zeit war schon recht knapp und zwanzig Kilometer lagen noch vor mir.
Ich habe es aber geschafft und das Wetter war einmal mehr auf meiner Seite. So als wüsste da oben jemand das dies der Abschluss meiner Reise sein sollte.
Pünktlich um zehn Uhr legte das Fährschiff ab. An dieser Stelle eine kleine Randbemerkung: Es gibt für diese Tour auch so genannte kleine Kreuzfahrtschiffe. Kosten für die Fahrt etwa 75,-- DM. Die gleiche Tour, das gilt auch für den Service (Nennung der Sehenswürdigkeiten u. s. w.) nur mit dem Unterschied das noch fünf weitere Fähranleger angefahren werden, kosten umgerechnet 25,-- DM. Man muss nicht unbedingt geizig sein, um sich für die Fähre zu entscheiden. Allerdings sollte man etwas mehr Zeit mitbringen. Die dürfte im Urlaub wohl doch vorhanden sein. Also warum mehr Geld für etwas bezahlen wenn man es auch billiger bekommt?


Kleine Bergziegen an den Steilufern des Lysefjords
Start zur Lysefjordtour.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit dirigiert der Kapitän sein Gefährt in eine Felsschlucht bis nur noch ein Meter Wasser zwischen Rumpf und Felsen ist. Unter dem Rumpf befinden sich allerdings noch mehr als dreihundert Meter Wasser!
Kleine Bergziegen in einer Landschaft die kaum Vegetation, dafür umso mehr Wasser und steile Felsen bietet.
Auf Höhe dieser Felsformation befindet sich die tiefste Stelle des Fjordes. 475 Meter Wassertiefe!


In luftiger Höhe (700 m) der Preikestolen


Der Preikestolen! Zu Deutsch, der Predigtstuhl. Woher der Name rührt ist auf den Bildern gut zu sehen. Dieses Felsmassiv steht wie eine Kanzel vor.
Zu Beginn meiner Reise war ich dort oben. Leider blieb mir der Blick auf den Fjord verwehrt. Nun aber trübt nichts die Sicht auf den Felsen.
Fast am Ende des Fjords noch eine besondere Felsformation in etwa 1000 Meter Höhe ist ein riesiger Findling zwischen den Felswänden eingeklemmt. Ganz Mutige sieht man schon mal auf diesen Findling stehen. (Postkarten Motiv)

Zu Beginn meiner Reise stand ich dort oben, ohne Aussicht auf den Fjord
Die Felsnadel rechts auf dem Bild, der Kiragg ist ein beliebter Absprungort für Paragleiter. Wie auch an diesem Tag. Landepunkt ist die kleine Landzunge im Lysefjord.
Am heutigen Tag haben die Springer hervorragende Voraussetzungen. Anders noch vor zwei Tagen, als hier eine junge Frau ums Leben gekommen ist. Der Wind war zu kräftig und hatte sie erfasst und gegen die Felswand geschmettert, erzählt uns der Fährkapitän.
Mit diesen Eindrücken sollte dann zumindest optisch mein Urlaub enden. So wie der Paragleiter davon schwebt so sind auch meine Tage in diesem schönen Land entschwunden.


Der Kiragg - Ein Findling zwischen zwei Felsnadeln
Der nächste Tag entsprach dann ganz meiner Gefühlsregung, die man mit wehmütig bezeichnen könnte.
Passend dazu hatte es in der Nacht zu regnen begonnen und es wollte auch den ganzen Tag nicht mehr aufhören. In meiner Tagesaufzeichnung vermerkte ich dazu; Mein Urlaub ist unwiderruflich vorbei und Norwegen weint. Ich muss schweren Herzens nach Hause. Mit Wehmut denke ich an die schönen Tage zurück, aber da ist ja noch die Hoffnung. Die Hoffnung dass ich eines Tages wieder in dieses schöne Land reise.
Paragliding am Lysefjord
Good bye Norwegen,
du kannst sicher sein,
ich kehre zu dir zurück!

E N D E


Norwegen 2000 - Neue Wege - 27. Am Sørfjord

Am Sørfjord

Am Abend hatte ich beschlossen nicht wieder über die RV 13 weiter Richtung Süden zu fahren sondern mit der Fähre über den Sorfjord überzusetzen und auf der gegenüber liegenden Straße RV 550 meine Fahrt fortzusetzen. Eine gute Wahl wie sich schnell herausstellte.
Das Gebiet am Sørfjord wird ja, wie schon erwähnt, auch der Garten Norwegens genannt. Von der gegenüberliegenden Seite hat man eine herrliche Aussicht auf die Obstplantagen oberhalb der RV 13. Und diese scheinen erst in der Unendlichkeit, bzw. am Fuß zu enden.
Obstplantagen am Sørfjord
Darüber hinaus gibt es einige interessante Stellen entlang der RV 550. Vom Weiten ist bereits ein Wasserfall erkennbar und dieser scheint sich geradewegs über der Straße zu ergießen. Erst wenn man unmittelbar davor ist, wird erkennbar, dass die Straße durch einen Tunnel unterhalb des Wasserfalls weiterführt. Das Besondere daran habe ich leider zu spät gesehen. Im Tunnel gibt es einen kleinen Ausgang der direkt zum Wasserfall führt. Wenn du diesen benutzt stehst du direkt unter dem Wasserfall! Beim nächsten Mal werde ich das ausprobieren!



Damit die Früchte schneller reifen werden die Bäume mit Planen bedeckt
Am Ende des Sørfjord erreicht verbindet sich die RV 550 wieder mit der RV 13. Hier bei Odda gibt es einige Ausblicke auf einen Nebenarm des Folgefonn- Gletschers. Ich belasse es beim Betrachten. Inzwischen habe ich wohl an die 25 Filme gefüllt und mir graut es schon vor den Urlaubsnebenkosten.
So bleibt es auch am Latefossen, zwischen Odda und Skåre, beim Bestaunen. Das Wetter nicht ganz so schön wie auf der Hinreise. Vor allem herrschte ein heftiger Wind der die Wassernebel bis weit auf die Straße drückte.

Wasserfall über der RV 550
Der weitere Weg führte dann wieder über eine andere Route als auf der Hinfahrt. Ich wählte die E 134 in Richtung Haugesund.
Am Akrafjord entlang. Und wenig später dann wieder ein imposanter Wasserfall mit dem bezeichnenden Namen „Langfossen“, was soviel heißt wie, langer Wasserfall.

Ein Tunnel führt unter den Wasserfall
Für diese Schönheit war dann aber auch wieder Bares zu berappen. Toll Plaza und das Ganze für zehn Mark. Aber das geht in Ordnung schließlich hat man einen Parkplatz und eine Unterführung zum Wasserfall gebaut.
Die weitere Strecke war wieder sehr anschaulich aber nicht unbedingt so interessant als dass man sie hätte fotografieren müssen.
Es war noch Zeit und so beschoss ich einen kleinen Stadtbummel in Haugesund zu machen.
Am Stadthafen treffen alt und neu mal wieder aufeinander. Auf der einen Seite ein alter Fischereisegler und dahinter eine Katamaranfähre. Ansonsten scheint Haugesund nicht viel zu bieten zu haben und ich setze meinen Weg fort.



Schon aus der Ferne imposant, der Langfoss an der E 134
Es geht über die E 39 weiter nach Stavanger. Eine Strecke die wieder sehr interessant war und die ich für mich den Inselhüpfer Abschnitt bezeichnete.
Drei Inseln, Ognøya, Austre Bokn und Vestre Bokn, allesamt sehr klein, sind mit Brücken verbunden. Die Straßenführung, wie auch die Brücken waren teilweise so wahnwitzig, dass mir unwillkürlich dieser Begriff „Insel hüpfen“ in den Kopf kam. Die Straßen und Brücken sind schmal, oft nur einspurig, aber es machte Spaß diese Brücken zu „erklimmen“ und gleich wieder, wie auf einer Achterbahn herunter zu fahren und mit dem Schwung der nächsten Kurve zu folgen. Aber Vorsicht, das funktioniert nur mit einem PKW und solange kein Gegenverkehr herrscht. Aber von Verkehr konnte hier keine Rede sein.



Erst recht aus der Nähe
Von Vestre Bokn (Arsvagen) ging es dann weiter zur nächsten Insel nach Rennesøy. Von dort musste man über weitere zwei Inseln Klosterøya und Mosterøya Richtung Stavanger fahren. Und hier haben die Norweger sich dann wieder etwas ganz besonderes einfallen lassen. Einmal den Mastrafjord Tunnel, schon beachtliche 133 Meter unter dem Meeresspiegel und dann den Bylfjord Tunnel mit einer Rekordtiefe von 231 Meter unter dem Meeresspiegel. Obwohl man nichts sieht, außer dass es mit 8% Gefälle zuerst in die Tiefe und mit gleicher Steigung auf der anderen Seite wieder hoch geht, war dieser Abschnitt schon beeindruckend.

Nördlich von Stavanger die Inseln Bokn
Über Stavanger und Sandnes ging es weiter Richtung Lauvvik Ich hatte mich kurzfristig für einen weiteren Programmpunkt entschieden.
Aus dem Grund habe ich dann auch erneut in einer kleinen Pension übernachtet weil der nächste Campingplatz zu weit entfernt war.

Allesamt mit Tunneln und Brücken verbunden







Sonntag, 25. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 26. Durch die Hardangervidda westwärts

Durch die Hardangervidda westwärts

Von Dokka ging es zunächst nach Gol. Hier beginnt auch der Einstieg in die Hardangarvidda. Das Wetter war nach wie vor freundlich, umso überraschender für mich, dass bereits die Hinweistafeln ob der Pass geöffnet war oder nicht, aktiviert waren. Der Pass war offen, warum auch nicht, schließlich hatten wir gerade den 11. August.
Die Stabkirche von Gol existiert im Ort selbst nicht mehr. Das Original steht heute im Freilichtmuseum in Oslo. Ich halte mich auch nicht weiter damit auf den Nachbau zu suchen. Stattdessen geht es direkt in die Hochebene. In Torpo nehme ich mir dann doch die Zeit, die dortige Stabkirche zu besichtigen. Es erübrigt sich die Erwähnung, dass für die Besichtigung auch hier ein Obolus erbracht werden muss. Und wie sollte es anders sein, war auch hier das Fotografieren verboten.

Stabkirche von Hol (RV 7)
Die Strecke von Gol nach Eidfjord, durch die besagte Hochebene beträgt etwa 150 Kilometer. Als reine Fahrzeit sollte man durchaus drei Stunden einkalkulieren und mit diversen Stopps können es auch schnell fünf oder sechs Stunden daraus werden. Auch dann, wenn man die Strecke zum zweiten Mal fährt. Langeweile kommt hier nicht auf. Ganz und gar nicht. Die Landschaft ist viel abwechslungsreicher als am Vortag und ich entdeckte Dinge die mir auf der ersten Durchfahrt entgangen sind.


Gleich daneben die neue Kirche
Z. B. der Stausee am Ustevatn. Es war recht windig in der Hochebene und auch die Temperaturen sind plötzlich andere als noch in Gol. Der See ist aufgewühlt und sein Wasser wird in schöner Regelmäßigkeit über die Staumauer gedrückt. Wenig später wurde das Wetter noch unangenehmer. Zu dem Sturm gesellte sich heftiger Regen der, man glaubt es kaum, bereits mit Schnee vermischt war.
Ein Blick auf mein Außenthermometer zeigte noch ganze 3,8° C an und das im August!


Böiger Wind am Ustevatn
Noch etwas das ich auf der Hinfahrt zwar gesehen hatte aber nicht einordnen konnte. Der Sysenvatnet– Stausee.
Auf der ersten Fahrt war mir eine riesige Geröllhalde aufgefallen und ich hatte mich gefragt was diese wohl für eine Bedeutung hat. Jetzt auf der Rückfahrt sollte ich es erfahren. Es handelt sich um einen Stausee. Ein architektonisches Meisterwerk norwegischer Baukunst, so dass es sogar in Reiseführern erwähnt wird.
Um das landschaftliche Gesamtbild nicht zu verschandeln wurde der eigentliche Staudamm, üblicherweise aus Beton gefertigt, mit Felssteinen zugeschüttet. Hört sich simpel an. Nur muss man wissen, dass der Staudamm an die hundert Meter hoch und über sechshundert Meter lang ist.
Würde man nun einen Schnitt durch den Damm machen könnte man sehen das dieser an seinem Fuß über siebenhundert Meter breit ist! Dies alles konnte man einer Hinweistafel entnehmen.
Wie gesagt ein bauliches Meisterwerk und gleichzeitig wieder ein Zeichen dafür wie die Norweger sich für ihre Landschaft und der Natur einsetzen.


immer wieder drückt er das Wasser über den Damm

Ein weiteres Bauwerk von meisterlicher Kunst befand sich am Ende der Hardangarvidda. Dort wo es aus der Hochebene wieder ganz nach unten auf Meeresspiegel Niveau geht.
Ein Tunnel in einem Berg. Eigentlich nichts besonderes, aber dieser hier besitzt zweieinhalb Windungen im Berg! Auch das war mir auf der Hinfahrt nicht aufgefallen, wohl weil es bergauf ging. Talwärts merkt man dies doch recht deutlich, insbesondere dann, wenn man den Kompass beobachtet. Am Ende des Tunnels ist man ganze 500 Meter tiefer als bei der Einfahrt.

Blick auf die Hardangervidda Richtung Nordwesten
Gegen Nachmittag hatte ich Eidfjord erreicht und mir kam die Idee zum Kjæsen hoch zu fahren. Ein Punkt der schon auf der Hinfahrt geplant war, dann aber an meinem Zeitplan scheitert weil ich nicht gewillt war eine halbe Stunde an der Straße, die zum Kjæsen führt, zu warten.
Die Straße ist sehr eng und windet sich in Serpentinen den Berg hinauf. Aus diesem Grund hat man zeitabhängig eine Einbahnstraße daraus gemacht. Zur vollen Stunde talwärts, zur halben hinauf.
Es sollte so sein, dass ich wieder zur falschen Zeit am richtigen Ort war doch diesmal wollte ich mich nicht davon abhalten lassen und beschloss die Fünf Kilometer zu Fuß zu gehen. Rucksack mit Getränken, etwas zu essen und der Regenjacke gepackt und losmarschiert.


Sysenvatnet- Staudamm
Ein Norweger der bereits unten wartete schüttelte nur den Kopf. Dachte er vielleicht ich wüsste nichts von dem Tunnel, der auf dem Weg lag? Ich zeigte auf meine Taschenlampe, grüßte freundlich und ging weiter.
Der Weg führte stramm bergauf und nachdem ich etwa zwei Kilometer zurückgelegt hatte kamen die Fahrzeuge.
Vorneweg der Norweger. Langsam fuhr er an mir vorbei und rief: „Tunnelen!“
Ich hob die Hand zum Gruß und nickte, schließlich konnte ich die Öffnung sehen, ich war noch etwa hundert Meter davon entfernt.
Wie üblich ohne Beleuchtung also schaltete ich meine Taschenlampe ein und ging hinein. Gleich zu Beginn beschrieb der Weg eine scharfe Kurve und nach 30 oder 40 Metern war bereits kein Tageslicht mehr zu sehen. Aber auch das Licht meiner Taschenlampe wurde von der Finsternis, die nun herrschte, regelrecht gefressen. Mit einer MacLite kommt man locker hundert Meter weit. Hier im Tunnel reichte es nicht einmal für fünf Meter! Das schwarze Loch verschlang jeden Funken Licht.
Nach etwa 150 Metern kehrte ich um weil es zu riskant war weiter zu gehen, immerhin sollte der Tunnel 2500 Meter lang sein! Damit war auch mein zweiter Versuch zum Kjæsen zu kommen gescheitert.


architektonisch der Natur angepasst
Wenig später setzte ich meine Fahrt fort und beendete sie auf dem Campingplatz bei Kinsarvik, wo ich bereits auf der Hinfahrt übernachtet hatte. Das Wetter zeigte sich nach wie vor regnerisch was mich dazu veranlasste heute einmal eine Hütte zu nehmen.




Norwegen 2000 - Neue Wege - 25. Lillehammer

Lillehammer

Es war Montag und für den heutigen Tag stand als einziges Ziel Lillehammer auf dem Programm, um mich dabei soweit wie möglich an das Tor zur Hardangarvidda vorzuarbeiten. Obwohl ich schon auf der Hinfahrt durch die Hochebene gefahren bin wählte ich diesen Weg noch einmal weil mir die Gegend gut gefallen hatte. Zudem gab es nicht viele Möglichkeiten, das ein oder andere Teilstück führte zwangsläufig über die gleiche Route.
Von Røros folgte ich zunächst weiter der RV 30. Die Landschaft änderte sich nur wenig. Viele Wald- und Wiesenflächen, sowie landwirtschaftlich genutztes Land prägen diesen Landstrich. Die Orte sind klein und haben oft nur eine kleine, aber feine Landkirche als einzige Sehenswürdigkeit zu bieten.



Kleine Landkirche bei Os (RV 30)

In Os, nur einen Katzensprung von Røros entfernt, bietet als erstes so eine Sehenswürdigkeit. Die Kirche weist vier Schiffe auf, in jede Himmelsrichtung eines mit dem Kirchturm in der Mitte.
Weiter geht es über Tynset nach Alvdal. Die Landschaft ist gleichbleibend und wirkt mit der Zeit ein wenig langweilig. Auch hier lege ich einen kurzen Stopp ein. Das Wetter ist wieder hochsommerlich, wie man es für Mitte August erwartet. Ganz anders das Wetter daheim. Ungemütlich, regnerisch und für die Jahreszeit zu kalt.


und noch eine Kirche in Alvdal
Ab Folldal führt mich die RV 27 weiter Richtung Süden. Die Strecke zieht sich und wird mehr und mehr ermüdend, auch wegen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h.
Flussläufe mischen sich zunehmend in das Landschaftsbild. Bei Tretten erreiche ich endlich die E 6 und komme meinem Ziel, Lillehammer, näher.
Nach beinahe vier Stunden Fahrzeit, inklusive der kurzen Stopps unterwegs, und 250 km erreiche ich Lillehammer.


Ein Reiterhof irgendwo zwischen Alvdal und Folldal
Hier herrscht soviel Verkehr, dass ich überhaupt keine Chance habe in die Stadt zu kommen. Der Grund dafür bleibt für mich im Verborgenen. So bleibe ich im Randgebiet der Stadt, welches wahrlich nicht viel zu bieten hat. Enttäuschend auch das olympische Dorf, welches heute als Wohnsiedlung genutzt wird. Die Wohnhäuser sind ohne jeden Charme und dazu noch aus Stein gebaut. Sie unterscheiden sich in keinster Weise von denen bei uns daheim. Wahrlich kein Grund davon ein Foto zu machen.


und auch die Flusslandschaft ist auf der Strecke zu finden
Aus Unwissenheit und mangels Informationen, der Teil meiner Reise ist bekanntlich improvisiert, entgehen mir Sehenswürdigkeiten wie das Maihaugen- Freilichtmuseum oder die Skischanzen. Ein wenig enttäuscht von der mageren Ausbeute setzte ich nach einem Mittagessen meinen Weg fort.
Über die E 6 am Mjøsavatnet entlang. Nach wenigen Kilometern bleibt der See zurück und ich folge der RV 250 nach Dokka. Am Ende des Tages hatte ich mehr als 300 km zurückgelegt. Weitaus mehr als das was ich mir als Tagessoll vorgenommen hatte. Aber meine Tage waren gezählt, meine Fähre für die Rückreise gebucht und der Weg bis Kristiansand noch weit.

Nur selten wirkt im Osten die Landschaft wild
Am Nachmittag beendete ich den Tag wie immer auf einen Campingplatz. Nachdem ich zwei Tage zuvor den teuersten Platz meiner Reise erwischt hatte fand ich hier das Gegenteil. In Dokka wurde ich vom günstigsten Preis überrascht, ohne dass der Platz dabei weniger zu bieten gehabt hätte als andere Plätze.

Kirche in Lillehammer






Samstag, 10. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 24. Røros

Røros

Das feuchte Wetter, der graue Himmel und der böige Wind scheinen Einfluss auf die Laune der Menschen genommen zu haben. Wohin man schaut mürrische Gesichter. Zwei Augsburger, mit dem Motorrad angereist, ließen sich gar nicht erst auf einen Gruß, geschweige denn auf ein Gespräch ein. Obwohl sie ihren Platz gleich meinem Zelt gegenüber wählten. Nun denn.
Heute waren sie zumindest zu einem leichten Kopfnicken als Gruß bereit. Bevor ich mich auf den Weg machte, präsentierte sich mir noch eine Nebelkrähe. Grund genug den Fotoapparat zu zücken. Und tatsächlich blieb sie auf ihren Platz, ohne bei meiner Annäherung das Weite zu suchen, so wie es zahlreiche gefiederte Artgenossen zuvor getan hatten.

Ein Bild wie aus dem Modelleisenbahnkatalog (Almas Wald)
Mein heutiges Ziel war Røros, gut 200 KM von Trondheim entfernt. Bis zum Mittag sollte das Ziel zu erreichen sein. Auf dem Weg dorthin gab es einige kürzere Stopps. So an der Kirche von Melhus oder später auf der RV 30 in einem Gebiet das mit einem Pappschild als „Almas Wald“ bezeichnet wurde. Tatsächlich hatte die Landschaft ihren besonderen Reiz, der mich zu einem Stopp veranlasste.
Links und rechts der Straße sanfte bewaldete Hügel, rechts neben der Straße ein eingleisiger Schienenstrang und wiederum rechts davon ein kleiner Fluss mit der ein oder anderen Stromschnelle, in dem ein Angler sein Glück versuchte.
An der Stelle, wo die Straße einen neunzig Grad Bogen nach rechts macht versuchte ich dieses Bild der Unwirklichkeit einzufangen. Unwirklich deswegen, weil alles wie aus einem Modelleisenbahn Katalog wirkte. Die Straße, das Gleis, der Fluss, die Wälder, alles wirkte irgendwie künstlich. Und als in dem Moment auch noch der Vorortzug nahte war das Bild von der Modelleisenbahn perfekt.




Røros, bei strahlendem Sonnenschein in der Kirkagata
Die Landschaft blieb bis Røros beinahe gleichbleibend lieblich. Hier noch einmal ein kleiner Wasserfall, bunte Wildblumen am Straßenrand und das Grün der Wälder soweit das Auge reicht.
Pünktlich zur Mittagszeit war das Ziel erreicht und der Sonnenschein hatte sich gegen die grauen Regenwolken durchgesetzt. Das Thermometer war deutlich über die 25° C Grenze gestiegen. Die Parkplatzsuche war nicht ganz so einfach, jedoch der Platz am Bahnhof ist in der Lage die Besucherströme aufzunehmen.
Der erste Eindruck war, hier ist mehr los als am gestrigen verregneten Tag in Trondheim. Die Menschen schlenderten die Hauptstraße entlang. Ihre Gesichter spiegelten Zufriedenheit wider und die Kinder lachten, hüpften und sprangen an der Hand ihrer Eltern. Røros, die dreihundert Jahre alte Kupferbergwerk Stadt war so lebendig wie ein neugeborenes Kind.


Alt und neu nebeneinander
Der Kontrast gefiel mir, die durchaus modern eingestellten Menschen und die alten, durch die UNESCO geschützten Bergwerkshäuser. Auf halben Weg bergan liegt auf der linken Seite die Kirche. Einige Menschen hatten sich dort bereits versammelt und harrten der Dinge, die da kommen mochten. Als ich die Menschentraube erreichte sah ich den Grund für ihr Warten. Zwei Menschen wollten den weiteren Weg ihres Lebens gemeinsam beschreiten. Die Zeremonie fand in der alten Kirche statt. Und die Menschen, meist Touristen, erhofften sich das Paar in traditioneller Kleidung zu sehen. Es blieb bei der Hoffnung. Ein Verwandter näherte sich der wartenden Gruppe und bat darum die Privatsphäre zu respektieren. Das Brautpaar wollte nicht fotografiert werden. Die meisten Menschen in der Gruppe entsprachen dem Wunsch, doch leider gibt es auch immer wieder einige Unverbesserliche unter ihnen, die darauf keine Rücksicht nehmen wollten. „Jetzt sind wir nun mal hier also machen wir auch Bilder“, lautete der uneinsichtige Kommentar. Wie die Geschichte ausgegangen ist weiß ich nicht, ich habe meinen Weg fortgesetzt. Es ist einfach nur schade, dass manche Menschen sich nicht wie solche benehmen können und somit ein Bild im Urlaubsland hinterlassen, das nur von einer Minderheit bestätigt wird.



Dem Rentier ein Denkmal
Am Ende der Kirkegata liegt rechter Hand das Kupferbergwerksmuseum. Zuvor sollte man jedoch der Statue zur linken seine Aufmerksamkeit widmen. Sie zeigt ein Rentier und wurde von den Bergwerksleuten errichtet. Sie drückt den Dank an das Ren aus, das seine Heimat rund um die Kupfermine hatte. Ohne diesen lebenswichtigen Fleischlieferanten wäre es um einiges schwieriger gewesen die Kupfermine vor über dreihundert Jahren zu betreiben. Die Stadt Røros ist erst durch den Bergbau entstanden. Vorher gab es nichts als Wälder und Wiesen. Und alles was benötigt wurde musste mühselig herangeschafft werden.
Eine schöne Geste, wie ich finde, und überlege, wo wohl das Denkmal für das Schwein oder die Kuh bei uns im Land steht.



Die Bergmannshütten bis zu 250 Jahre alt und noch heute bewohnt
Auf einen Besuch des Museums habe ich verzichtet. Das Wetter war viel zu schön um sich durch dunkle Räume zu quälen. Stattdessen ging ich die Bergmannsgata zurück. Hier stehen die ältesten Bergwerkshäuser. Zum Teil älter als 250 Jahre. Grund genug die Stadt Røros als Weltkulturerbe anzusehen.
Längst hatte sich der Menschenstrom in alle Richtungen verteilt. Nur wenige Menschen begegneten mir. Ein Hauch der Vergangenheit und Stille umgaben mich im hellen Sonnenlicht. Und als wollte die kleine Katze diese Ruhe noch unterstreichen, lag sie friedlich in der milden Nachmittagssonne und ließ sich nicht einmal von fotografierenden Touristen stören.



Ein Teil der Kupferhalde, im Hintergrund die Kirche
Nach meinem mehr als zweistündigen Rundgang wurde es Zeit für eine Stärkung. In einer Nebengasse fand ich ein kleines Gasthaus. Dort entschied ich mich für Fjellfisk, was immer das sein mochte. Auf jeden Fall schmeckte es ausgezeichnet, dieser Bergfisch.

Gemütlichkeit an jeder Straßenecke
Am späten Nachmittag verließ ich Røros weiter Richtung Süden. Das landschaftliche Bild des Vormittags hielt weiter an. Alles wirkte irgendwie Miniaturhaft, klein, zerbrechlich und friedlich.


Da lassen sich nicht mal dösende Katzen stören





Norwegen 2000 - Neue Wege - 23. Trondheim

Trondheim

Für den heutigen Tag habe ich mir Trondheim vorgenommen. Nachdem ich auf der Hinfahrt, auch wegen Zeitmangel, nur daran vorbei gefahren bin, wollte ich der Stadt heute einen Besuch abstatten. Da mir bekannt war, dass kurz vor Trondheim Straßengebühren verlangt werden, beschloss ich auf der anderen Seite des Trondheimfjords entlang zu fahren und später mit der Fähre überzusetzen. Die Kosten, so dachte ich, würden sich in etwa in der Waage halten. Die Landschaft versprach dafür mehr Abwechslung als auf der E 6.
Also nach dem Frühstück wieder Richtung Steinkjer und dann links weiter auf die RV 755. Was die Landschaft angeht hatte ich recht behalten. Herrliche Aussichten auf den Fjord, grüne Wald- und Wiesenhänge auf der Halbinsel Inderøy. Niedliche kleine Ortschaften mit wunderschönen Kirchen. Die Fahrt war ein Genuss, bis zur Skarnsundbrücke Brücke. Das berühmte Schild machte alle meine Hoffnungen zunichte. „Toll Plaza“ stand da in weißen Lettern auf blauem Hintergrund. Dem war ja auch nicht zu widersprechen, nur war bekanntlich an solchen Stellen ein Obolus in Form von Maut fällig. Und Toll hieß eben nicht toll, sondern schlicht und ergreifend Zoll, oder in diesem Falle Mautabgabe. Sei es drum, davon wollte ich mir den Tag nun auch nicht mehr vermiesen lassen. Ich zahlte und genoss die Freiheit und die Stille, die mich umgab.
Skarnsundbrücke am nördlichen Ende des Trondheimfjords
Am frühen Mittag erreichte ich den Fährhafen. Von hier setzte ich nach Flakk über. Ein Campingplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe, so dass mir eine spätere Suche erspart blieb. Pünktlich zur Mittagszeit erreichte ich Trondheim. Ein Parkplatz war schnell gefunden, die Gebühren nicht ohne aber immer noch billiger als ein Ticket fürs Falschparken, falls man mit dem Gedanken spielt die Parkuhr nicht zu füttern.
Der Himmel hatte sich inzwischen zugezogen, die Temperaturen lagen auch nur knapp unter 20° C. Für eine Stadtbesichtigung genau richtig. Weniger gut war der kurze Zeit später einsetzende Nieselregen.


Straße vom Torget (Marktplatz) zum Dom
Vom Torget folgte ich erst einmal der Straße zum Dom. Ein imposantes Bauwerk. Weniger imposant die Menschenmassen, die allesamt aus den gerade eingetroffenen Reisebussen ausschwärmten. Lautstarke Rufe in einem Dialekt, der unschwer einen Sachsen erkennen lässt, hallten über dem Domplatz und verkündeten: „Alles zum Haupteingang und da warten!“
Die Menschen, allesamt wohl Rentner, gehorchten und trotteten zum Hauptportal, während der Rufer zum Kassenhäuschen eilte, um die Karten zu lösen. Ich schaute mir das Treiben eine kurze Zeit lang an. Nein, unter den Voraussetzungen wollte ich keinesfalls den Dom besuchen. Vielleicht etwas später, dachte ich gerade noch, als bereits die nächste Buskarawane eintraf. Der Platz füllte sich Zusehens obgleich die erste Gruppe im Dunkel des Dominneren verschwand.

Nidaros Dom zu Trondheim
I
ch kehrte dem Dom den Rücken zu und schlenderte zurück zum Torget. Es war Markttag und die Händler boten ihre Ware feil. Ein kurzer Blick auf die Auslagen reichte, um zu sagen was in Norwegen gerade geerntet wurde. Soweit das Auge reichte Jødbære (Erdbeeren) und Blumenkohl. Der Marktplatz war ein Farbenmeer in rot und weiß.
Der Nieselregen nahm unangenehm zu, mein Magen meldete sich ebenfalls, zwei Gründe trockene Gefilde aufzusuchen. Ein kleines Lokal mit schmackhaften Speisen war schnell gefunden. Die Preise waren noch vertretbar, wenn auch höher als im ländlichen Bereich. Aber das ist bei uns ja nicht anders.



Yachthafen von Trondheim gegenüber vom Bahnhof
Nach einer guten Stunde setzte ich meinen Rundgang durch die Stadt fort. Nächstes Ziel der Hafen mit seinen alten Lagerhäusern auf Stelzen. In allen Reiseführern als Sehenswürdigkeit angepriesen, wollte ich sie mir ebenfalls ansehen. Der Regen hatte inzwischen ein Einsehen mit mir und stellte seine Tätigkeit vorübergehend ein.




und den historischen Lagerhäusern
Die alten Lagerhäuser sind ihrem ursprünglichen Zweck längst entfremdet worden. In- Boutiquen, Cafés, Bars und kostspieliger Wohnraum sind heute dort untergebracht. Durch diese Veränderungen musste zwangsläufig auch äußerlich etwas geändert werden. Ich spreche von den Stelzen. Früher aus stabilem Buchenholz, werden diese heute weitgehend aus Beton gefertigt. Ein Zugeständnis an die Sicherheit. Und zugegeben, auffallen wird das nur, wenn man genauer hinsieht. Die ersten drei Lagerhäuser stehen auch heute noch auf Holzstämmen, wie in alter Zeit. Die Frage ist nur, für wie lange noch. Für mich haben die Lagerhäuser ihren Reiz durch die Zweckentfremdung bereits verloren. Ein Café ist ein Café, und eine Boutique gibt auch nichts mehr von dem Flair vergangener Tage her. Ein als Wohnblock umgebautes Lagerhaus erst recht nicht. Vielleicht hätte man besser das ein oder andere Museum darin untergebracht und versucht den ursprünglichen Zustand weitgehend beizubehalten, aber so...




Die zum Teil, ganz modern, auf Betonsäulen ruhen
Auf meinen weiteren Weg durch die Stadt verlor ich allmählich den Gefallen. Trondheim hat sicher seine Reize, für mich ist es nur eine Stadt unter vielen. Noch einmal versuchte ich mein Glück beim Dom. Tatsächlich war es verdächtig ruhig auf dem Platz, wenn man einmal von den Tauben absieht. Der Grund für die relative Stille war schnell ermittelt. Das Kassenhäuschen und somit der Dom waren bereits geschlossen. Es war siebzehn Uhr dreißig.
So langsam hegte ich den Verdacht, dass irgendeine Instanz etwas dagegen haben könnte, dass ich die eine oder andere Kirche betrete. – Ist natürlich Blödsinn, aber was geht einem nicht so alles durch den Kopf.



Die Stadtverwaltung ist in einem der größten Holzhäuseer Norwegens untergebracht
So beschoss ich den Tag zu beenden. Das kurze Stück zurück zum Campingplatz und die nächste unangenehme Überraschung. Das Preisniveau passt sich nahtlos dem Stadtniveau an. Es sollte der teuerste Platz meiner gesamten Reise werden.





Sonntag, 4. Januar 2009

Norwegen 2000 - Neue Wege - 22. Rentier von Bola

Rentier von Bola

In der Nacht hatte es leicht zu regnen angefangen, der auch am Morgen noch anhielt. Trotzdem war es keiner dieser trüben Tage, die man bei Regen erwartet. Eine gewisse Stille lag über diesen Flecken Erde. Die Geräusche von der E 6 drangen nur gedämpft bis an den Campingplatz heran. Nach dem Frühstück schaute ich mich noch einmal um, nahm das beruhigende Bild in mir auf, das der Fluss, mit seinen blauen Fingerhut bewachsenen Ufern und der hügeligen Waldlandschaft auf der anderen Seite darbot. Ich atmete tief ein und spürte, dass diese Ruhe voll und ganz Besitz von mir ergriffen hatte. Ich war bereit meinen Urlaub fortzusetzen und mich an den schönen Dingen, die folgen sollten, zu erfreuen.
In Grong wurde es Zeit für einen Tankstopp. Gleichzeitig wollte ich die letzten Erinnerungen in Form von Dreck an meinem Wagen fort spülen. Eine Waschstraße, wie wir sie kennen gibt hier nicht. Handarbeit mit einem Hochdruckreiniger war angesagt. Warum auch nicht. Nach einer halben Stunde blitzte der Wagen im neuen Glanz. Zeitgleich zeigte sich auch die Sonne, zunächst noch zaghaft.
Von Grong fuhr ich weiter über die E 6 bis Vegset. Dort wechselte ich auf die RV 763 um zu meinem ersten Ziel Tagesziel zu gelangen. Die Straße führt am östlichen Ufer des Sausavatnet entlang. Der Verkehr ist hier deutlich geringer als auf der gegenüber liegenden E 6.

Felszeichnung "Rentier von Bola"
Bei Vikran gibt es einen kleinen Abzweig, der zu einem Parkplatz führt. Von dort gelangt man bei einem kleinen Spaziergang zum Rentier von Bola, der wohl berühmtesten Felszeichnung. Der Weg dorthin führt durch einen Wald, an einem kleinen Flusslauf entlang. Nach etwa einer viertel Stunde erreicht man die Felszeichnung. Sie liegt gegenüber dem Weg auf der anderen Seite des Flüsschens. Die Felszeichnung ist sehr ausgeprägt und deshalb gut zu erkennen. Geht man den Weg weiter kommt man zu einer Eisenbahnbrücke, die, wenn ich mich recht erinnere, im zweiten Weltkrieg eine gewisse Bedeutung hatte. In der Nähe der Brücke gibt es weitere, weniger gut erhaltene Felszeichnungen. Erwähnenswert sei hier vielleicht noch der Bär. Geht man diesen Weg weiter kommt man unweigerlich am Ufer des Sees Snåsavatnet aus.
Nachdem ich meine obligatorischen Bilder gemacht hatte, spazierte ich noch ein wenig den Waldweg entlang.
Die Sonne lugte hier und da durch die Wolken und der feuchte Waldboden verbreitete sein würziges Aroma. Die Luft war warm, knapp an die zwanzig Grad. Genau richtig für einen Spaziergang. Dieses Plätzchen ist auch dann empfehlenswert, wenn man sich nicht so sehr für die Felszeichnungen interessiert. Hier kann man auch einfach nur die Natur genießen oder eine Pause auf dem gemütlichen Rastplatz einlegen. Picknicken und den Kindern die Möglichkeit geben sich auf dem angrenzenden Spielplatz auszutoben. Nach gut zwei Stunden verspürte ich Hunger. Es war später Mittag geworden und ich wollte die kleine Hütte nutzen, um etwas zu mir zu nehmen. Viel wurde nicht angeboten, verschiedene Arten Lachs mit Kartoffelsalat. Das reichte mir vollkommen und die Speisen waren durchaus schmackhaft.


in der Felswand gegenüber eines Flusslaufes
Am Nachmittag ging es dann weiter Richtung Steinkjer. Die stille Seenlandschaft zog gemächlich am Seitenfenster vorbei. Manchmal erhaschte ich beim Blick aus dem Fenster die breiten Schwingen eines kreisenden Seeadlers. Bilder der Ruhe.
Das änderte sich, als ich am späten Nachmittag in Steinkjer eintraf. Die Menschen unterlagen einer gewissen Hektik, der Feierabend Verkehr sorgte hier und da für kurze Wartezeiten und auch die Warteschlange an der Supermarktkasse war länger als gewöhnlich. Doch bei weitem nicht mit den Situationen bei uns daheim zu vergleichen. Wahrscheinlich wäre es mir nicht einmal aufgefallen, wäre ich nicht direkt aus der stillen und beschaulichen Gegend am Snåsavatnet gekommen.
Nach dem Einkauf fuhr ich noch ein Stück weit Richtung Trondheim. Unterwegs war mir der Gedanke gekommen dieser Stadt nun doch einen Besuch abzustatten, nachdem ich auf dem Hinweg daran vorbei gefahren war..
Bei Brannan war schließlich Endstation für diesen Tag. Ein gemütlicher Campingplatz stellte die Ruhestätte für diese Nacht dar.


Landschaft bei Inderøy


Norwegen 2000 - Neue Wege - 21. Zurück nach Norwegen

Zurück nach Norwegen

In der vergangenen Nacht habe ich ziemlich schlecht geschlafen. Das hatte aber nichts mit der Rockband, die an Abend auf dem Campingplatz für Livemusik sorgte, zu tun. Vielmehr hielten mich die Überlegungen wach, wie ich meine Reise nun fortsetzen wollte. Schweden war ein herrliches Land, gar keine Frage, deswegen hatte ich ja auch meine Rückreise über Schweden geplant. Anders herum, nach dem gestrigen Vorfall, würde ich die Tage hier wohl kaum noch richtig genießen können. Selbst wenn ich es nicht wollte, würde ich doch ständig auf Kennzeichen achten und sehen was sich hinter mir im Rückspiegel abspielte. Die wesentlichen Dinge bleiben dabei auf der Strecke. Doch welche Alternativen hatte ich? – Nur die eine, zurück nach Norwegen. Auch wenn dadurch die Hälfte meiner Planung hinfällig wurde. Für mich war in diesem Moment nur eines wichtig, neben meiner eigenen Sicherheit, ich wollte auch die restlichen Tage meines Urlaubs genießen können, selbst wenn sie von nun an improvisiert ablaufen.

Schweden R 45 - auf 30 km eine einzige Baustelle
Um wieder nach Norwegen zu gelangen gab es zwei Möglichkeiten, der lange Weg über Kiruna nach Narvik, oder die etwas kürzere Variante von Arvidsjaur über Tärnaby nach Hattfjelldal auf norwegischer Seite. Ich entschied für die zweite Version, die immerhin noch gut dreihundertsechzig Kilometer betrug. Ein verschenkter Urlaubstag, aber immer noch besser als zehn verschenkte Tage.
Über die Fahrt selber gibt es nicht allzu viel zu berichten. Gleich auf dem ersten Teilstück nach Sorsele auf der RV 45 gab es eine Großbaustelle. Auf dreißig Kilometer Länge wurde der Asphalt erneuert. Keinen Grund zur Aufregung, soweit möglich stand die gesamte Fahrbahnbreite zur Verfügung, nur auf den Baustellenverkehr musste man ein wenig acht geben. Es gab deswegen keine Staus oder Sperrungen. Gegen Mittag in Tärnaby gönnte ich mir ein letztes Mittagessen in Schweden.



und so sieht das Auto danach aus
Hatte ich zu Beginn tatsächlich immer wieder mal auf Kennzeichen geachtet, so wurde ich nun, in Grenznähe zu Norwegen, zunehmend gelassener. Die bis dahin knapp dreihundert Kilometer hatte ich in vier Stunden hinter mich gebracht. In Tärnaby nutzte ich nach dem Essen sogar noch die Zeit für einen kleinen Spaziergang. Die Kirche des Ortes wurde gerade von außen frisch renoviert. Die gesamte Farbe war entfernt worden und der natürliche Holzton war sichtbar. Eine Kirche in Naturholz sieht man auch nicht alle Tage, so sollte sie das letzte Motiv von meinem kurzen Schwedentrip werden.



Kirche von Storen - Schweden
Am frühen Nachmittag erreichte ich Hättfjelldal. Den Grenzübertritt hätte ich gar nicht wahrgenommen, wenn nicht ein kleines Schild darauf hingewiesen hätte, so fließend sind die Inlandsgrenzen. Da noch Zeit genug war suchte ich als erstes die Bank auf um die schwedischen Kronen nun wieder in norwegische einzutauschen. Danach machte ich erst einmal ausgiebig Pause bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen in einem kleinen Straßencafé. Anschließend folgte ein Besuch in der Touristeninformation. Hier deckte ich mich mit Info- Material ein. Danach wurde es Zeit den nächsten Campingplatz aufzusuchen, dort wollte ich mir meine weitere Reiseroute überlegen.

Die Kirche in Hattfjelldal wartet auf einen neuen Anstrich
Während der Fahrt zum Campingplatz stellte ich fest, dass ich mich schon wieder viel sicherer fühlte. Ich war viel ruhiger, schaute seltener in den Rückspiegel oder auf die Kennzeichen, mir entgegenkommender Fahrzeuge. Norwegen strahlte eine beruhigende Wirkung auf mich aus.
Der kleine Campingplatz bei Mellingmoen, direkt an der E 6 und am Flusslauf des Namsen tat ein Übriges meine Nerven zu beruhigen. Die alte Dame, die den Campingplatz betrieb zeigte mir lächelnd ihre Zahnlücken während ich das Anmeldeformular ausfüllte.


Pfarrhaus in Tonnes südlich von Steinkjer. Der Weihnachtsbaum wächst auf dem Dach
In dieser Nacht sollte ich wieder gut schlafen. Ich war wieder in Norwegen und fühlte mich geborgen, wie ein Kleinkind in Mutters Schoß.